Zum Glück hab ich gestern noch bei Ruth und Egon von der Deckenbacher Landwirtschafts-Ausstellung erfahren – sonst wäre das nette Event in diesem Jahr an mir vorbei gegangen. Alte Schlepper, PKW, Motorräder und Mopeds schaue ich mir immer gern an und außerdem will ich an diesem Sonntag sowieso eine größere Runde mit der Sportster drehen.
Die Ausstellung in Deckenbach ist überschaubar, da braucht man keinen ganzen Tag zu verbringen – es sei denn, man begibt sich ins Festzelt und lässt den Ereignissen ihren Lauf. Ist zwar auch reizvoll, aber ich will heut lieber die Harley bewegen.
Direkt nach dem Hundespaziergang mache ich mich also bei angenehmem Wetter auf den indirekten Weg nach Deckenbach – so indirekt, dass daraus glatte 40 Meilen werden. Weil ich in dem kleinen Ort die Zufahrt zur Ausstellung verpasse, tuckere ich mit der Sporty komplett über den Festplatz und mitten durch die Zuschauer. Beim letzten mal wurde ich hier mit meinem Fahrzeug prompt zu den Aussteller-Maschinen bugsiert, aber das passiert heute nicht. War damals auch mit der IZH Planeta und heute erschien meine Sportster den Veranstaltern wohl nicht alt genug. Also begebe ich mich auf den offiziellen Parkplatz.
Als erstes entdecke ich meinen Ex-Kollegen Klaus, seines Zeichens W800-Fahrer. Als Neuigkeit erfahre ich, dass Klaus jetzt Betriebsratsvorsitzender ist. Glückwunsch – zu meiner Zeit gab es in der Firma noch keinen Betriebsrat.
Als nächste begrüße ich Ex-Nachbarin Ruth, die mir gestern den entscheidenden Hinweis auf Deckenbach gegeben hat.
Und wo Ruth ist, ist Egon normalerweise nicht weit. Tatsächlich, da haben wir ihn schon.
Komplizierte mechanische Maschinen aus der Landwirtschaft werden gezeigt und auch vorgeführt.
Einfach schön, diese Maschinen in Aktion zu sehen. Doch ich sehe schon den Zeitpunkt kommen, wo niemand mehr diese alten Apparate bedienen kann. Aber heute klappts noch.
Ein Verdampfer-Motor, also eine Maschine mit Wasserkühlung, wo das Kühlwasser verdampft und nachgeschüttet werden muss.
Der Verdampfer-Motor läuft wie aus dem Bilderbuch.
Eine seltsam anmutende Maschine von Ködel & Böhm: Eine Dreschmaschine, wie ich erfahren kann.
Damit wird die Ködel & Böhm Maschine angetrieben.
Fast zu schön für ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug ist dieser Deutz.
Das legendäre Dieselross – eindeutig mein Lieblings-Traktor.
So sieht also der Fortschritt in der Landwirtschaft aus: Immer größer, immer mehr, Gigantomanie.
Schöne alte Fotos haben die Deckenbächer ausgegraben. Die Herrschaften erinnern sich wohl noch.
Die Ape ist das Maskotchen der Deckenbacher Oldtimerfreunde und hetzt als Kurierfahrzeug über den Platz.
Eine ordentliche Armada an Schleppern sind ausgestellt – leider bin ich dafür kein Fachmann und kann nicht zu jedem Exponat etwas beitragen.
Offensichtlich zwei wunderschöne Leihgaben aus dem Marburger Museum für Polizeifahrzeuge. Damals gab es noch den Lokalpatriotismus und die Polizei fuhr Fahrzeuge made in Hessen: Opel.
Bei den Zweirädern sieht es etwas dünn aus, aber eigentlich ist das hier ja auch eine Schlepper-Show.
Die interessantesten Zweiräder für mich sind diese beiden NSU Quickly, …..
….. die 100er Adler, die ich ja selbst mal restauriert und bewegt habe, und ……
….. natürlich Egons russische Tula Muravej, die fleissige Ameise.
Schöne Fahrzeuge, aber wie gesagt: Ich bin kein Kenner der Schlepper.
Noch nie gesehen: Ein französischer Lizensbau des Lanz Bulldogs?
Lanz konnte auch kleine Fahrzeuge bauen.
Ich denke, jetzt hab ich alles gesehen und deshalb breche ich auf zu einer reinen Vergnügungsrunde mit der Harley. Bye bye Deckenbach, es ist immer wieder nett bei euch.
Nach so viel alter Mechanik verspüre ich jetzt den Wunsch nach alten Gebäuden und fahre daher über den Ebsdorfergrund nach Schloß Friedelhausen.
Ich kann mir keine schönere Kulisse für ein Motorrad vorstellen als diese herrliche neoklassizistische Gebäude mitten im Wald.
Für mich eines der schönsten Schlösser in Hessen.
Lohra, Gladenbach, Kehna – ziellos lasse ich mich durch diese Gegend treiben. Auf der Rückfahrt raste ich genau zwischen der Marburger Spiegelslust und der Amöneburg an einem einsamen Materl. Hier gibt es aufbauende Getränke und einen Powerriegel für mich.
Von hier geht’s dann nonstop heim. Am Ende des Tages habe ich die 100 Meilen locker überschritten. Kurz vorm Ziel begegnet mir noch eine blau-beige Harley, die ich vor einiger Zeit schon mal im Vogelsberg getroffen habe. Irgendwann werden wir Fahrer uns vielleicht auch mal kennen lernen.
Ein Lloyd. Oder „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd“. Aber auch „Ein Lloyd erfreut“. Das sind die bekanntesten Sprüche über eines der erfolgreichsten Nachkriegsautos unserer Republik. Aber natürlich weiss jeder, dass solche böse Zitate nur von der neidischen Konkurenz kamen, die damit den Leukoplastbomber verunglimpfen wollten.
Wie komme ich in diesem Blog auf die Marke Lloyd? Habe ich mir gar einen gekauft? Nein, nichts dergleichen, aber mein Ex-Nachbar Egon hat sich einen Alexander TS ins Haus geholt, und den will ich mir heute ansehen.
Nachdem ich gestern mit der Vespa und heute vormittag zu Fuß beim Hundespaziergang richtig nass geworden bin, starte ich die Fahrt zum Lloyd mit der Falter-Maschine, also dem E-Bike. Und ich warte geduldig, bis der Himmel durchgehend schön blau ist.
Stockhausen, Flensungen, an Ilsdorf vorbei und dann wird abgebogen in die Auen der Ohm. So nett das Wetter hier aussehen mag – das täuscht ein wenig, denn es bläst ein gemeiner und kalter Wind. Aber beim Radeln wird mir schon warm.
Das schönste Stück ist zweifellos der Weg direkt an der Ohm entlang.
Angekommen bei Nachbar Egon sehe ich keine Spur eines Lloyd, erfahre aber, dass heute nur der Motor des Alexander TS im Hause ist. Was ist da los?
Tatsächlich steht da der Viertakt-Twin mit demontiertem Zylinderkopf. Nach der Vorstellung bei der Zulassungsstelle sprang das Wägelchen nicht mehr an und der Verkäufer diagnostizierte erlahmte Ventilfedern als Ursache. Und wahrhaftig zeigen die Kolben des Gleichläufers ganz leichte Spuren der Berührung durch die Ventile. Der Schaden wird aber natürlich vom Verkäufer behoben.
OK, einen kompletten Lloyd krieg ich heute also nicht zu Gesicht – aber vielleicht morgen, bei der kleinen Oldtimerschau in Deckenbach.
Gestern lese ich im Netz der Netze, dass ATU Zweirad-Bekleidung geradezu verramscht – unter anderem Klapp- und Jethelme für unter 20 €. Gut, eigentlich mangelt es mir nicht an Helmen, aber gegen einen weiteren schicken Retro-Helm gäbe es nichts einzuwenden.
Als ich dann gegen 15:00 die Vespa aus der Garage schiebe, fallen ein paar vereinzelte Tropfen, aber die können mich nicht aufhalten. Allerdings fängt es hinter Freienseen richtig zu Schütten an, so dass ich trotz eines gewissen Wetterschutzes die Fahrt nach Gießen zu ATU streiche.
So fahre ich nach Laubach und erledige ein paar kleine Einkäufe, die sowieso auf der Liste standen. Der Regen ist noch stärker geworden und als mich in Laubach ein Vollpfosten beinahe von den Rädern holt, verlasse ich das urbane Umfeld schleunigst.
Auf solchen Straßen allerdings ist auch eine Regenfahrt zu ertragen und macht Spaß.
Und zum zweiten mal im Rollerleben meiner GTS kommt der schützende Regenbezug für die Sitzbank zum Einsatz.
Das Drama mit der grünen Cosa geht weiter in eine neue Runde. Heute gehe ich die Hinterradbremse an und, eigentlich nicht unerwartet, stoße ich auf jede Menge Rost, Dreck, Gammel – und das gepaart mit der gruseligen Unzugänglichkeit zu fast allen Teilen der Cosa. Wie üblich bin ich auch heute kurz davor, den ganzen grünen Krempel hinzuschmeißen. Warum ich es dennoch nicht mache? Keine Ahnung, vielleicht ein Rest von Stolz oder einfach Fatalismus.
Vor der nervigen Schrauberei an der grünen Cosa geht es zum Glück erst mal an die frische Luft zum Hundespaziergang. Dabei lernt Yello eine neue Freundin kennen: Lotta.
Dann noch etwas Positives: Die ersten Teile für das Cosa-Gespann (nicht für die grüne Cosa) sind vom Lackierer zurück. Habe einen RAL-Grauton gewählt, der ein bisschen retrohaft wirken soll.
Zum ersten mal ist das Cozy-Boot glatt und ohne Beulen und Wellen. Und natürlich kommt das Boot nicht an die kleine PK50.
Blech- und Kunststoffteile des Gespannes erstrahlen in zementgrau.
Jetzt aber zurück zur grünen Cosa. Obwohl der Öltank ausgebaut ist, passt der Benzintank nur sehr schlecht in seine Aufnahme. Grund: Für den Ausgleichsbehälter der Bremsanlage habe ich ein neues Stück Schlauch genommen, das ein wenig dicker ist als das Original. Und diese 2 mm reichen aus, dass nichts mehr richtig passt.
Und nun die Hinterradbremse: Überraschenderweise bekomme ich die Bremstrommel ganz gut herunter, aber dahinter sieht es grauenhaft aus. Alles liegt unter einer ekelhaften Schicht aus Dreck, Öl, Bremsflüssigkeit und Rost.
Auch die Trommel ist kein erfreulicher Anblick. Aber bis jetzt sind das alles Dinge, die reparabel sind.
Den Radbremszylinder kann ich zwar gut lösen, aber die Anschlussschraube der Bremsleitung ist total fest und muss los gemeißelt werden. Leider bekomme ich dann die Bremsleitung nicht aus ihrem Schacht gezogen, weil die Leitung mit einer Blechsicherung an der Karosserie sitzt. Und da ist alles zu einer amorphen Rostmasse zusammen gepappt. Also erst einmal reichlich mit Sprühöl fluten.
Für die nächsten zwei Stunden sind das meine einzigen Werkzeuge: Bremsenreiniger, Drahtbürsten und Putzlappen.
Danach kann man zumindest erahnen, dass sich unter all dem Schmodder Aluminium, Blech und Stahl verbergen.
Jetzt reichts mir aber auch mal wieder und so beende ich diesen Arbeitseinsatz an der grünen Cosa. Wenn ich hier weiter mache, dann heisst das auf jeden Fall, dem schlechten Geld noch gutes hinterher werfen. Mindestens der Radbremszylinder, die Bremsleitung und die Beläge müssen hier erneuert werden.
Habe über die ebay Kleinanzeigen ein Paar Harley-Blinker gekauft, wie ich sie an der Sporty montiert habe. Und weil die Blinker in Grünberg angeboten werden, fahre ich heut kurz mit der Vespa, um die Teilchen abzuholen.
Der Verkäufer führt mich in die Garage, um die Blinker zu holen, aber was muss ich da sehen: Zwei moderne Harleys, eine neue Indian Chief und zwei alte Wehrmachts-Indian, die zurück in eine zivile Erscheinung restauriert wurden. So viel V-Twins hab ich in Grünberg nicht vermutet, wirklich nicht.
Naja, wenn ich schon mal ein Fahrzeug angeworfen habe, hänge ich auch noch schnell eine 70 km Runde dran.
Dieses Blinker-Paar hat mir die kleine V-Twin-Sammlung und ein nettes Fachgespräch beschert.