Als Ersatz für die graue Enfield hat sich Marcus eine Cagiva Raptor 650 ausgeguckt, also die mit dem wunderbaren Suzuku SV-Motor. Für den heutigen Samstag ist die Besichtigung eines Raptoren im Schwabenlande unweit von Wüstenrot geplant und ich werde Marcus begleiten – falls alles passt und die Maschine auf eigenen Rädern heimgeführt werden kann. In der Früh um 7:15 machen wir uns auf den Weg.
Die 250 km vergehen wie im Fluge und schon sind wir in Bretzfeld, einem Ort, in dem ich zu aktiven Schützenzeiten mehrmals zum Einklaufen beim Waffen-König. Aber heute geht es um einen grauen Raptoren.
Gerade als wir ankommen, kommt der Besitzer von einer kurzen Testfahrt zurück und wir erfreuen uns am schönen Klang der Maschine. Dann wird geschaut, erzählt, geprüft und probiert. Die Maschine steht sehr ordentlich da, hat noch nicht einmal 20.000 km gelaufen und ist bis auf etwas häßliche Miniblinker und Totenkopf-Aufkleber in originalem Zustand.
Jetzt ist die Zeit für eine Probefahrt gekommen und Markus schlüpft in die Motorrad-Klamotten. Als der Motor gestartet werden soll, versagt die Batterie ihren Dienst und bringt nicht mehr als ein Klicken des Starterelais hervor.
Ist natürlich kein Problem, denn sofort wird der Alfa des Verkäufers vorgefahren, um Starthilfe zu geben. Aber auch jetzt tut sich nicht, der Anlasser dreht nicht.
Jetzt wird ein wenig geschraubt und gesucht, aber erst nach längerer Zeit fällt auf, dass der Verkäufer beide Klemmen des Überbrückungskabels an den Pluspol der Alfa-Batterie geklemmt hat. Oha, ein bisschen peinlich, aber so etwas kann natürlich passieren.
Richig verbunden dreht jetzt die Batterie den Anlasser perfekt durch – nur anspringen will der Raptor noch immer nicht. Bei der folgenden Fehlersuche werden zwei abgefallene Kabel entdeckt und wieder angeschlossen, die Benzinpumpe geprüft und fast alle Steckverbindungen angesehen und gereinigt. Aber es ist alles sinnlos, aus zwei kurzen Hustern gibt der Raptor keine Lebensäusserungen mehr von sich.
Gegen 13:00 ist der Verkäufer entnervt und wir geben auf. Die Maschine kommt am Montag in eine richtig gute Werkstatt und dann muß man weitersehen.
Für 17:00 hat Marcus einen weiteren Besichtigungstermin bei Darmstadt ausgemacht. Das liegt ja quasi auf unserem Rückweg und wir vereinbaren telefonisch, den Besuch auf 15:00 zu verlegen.
Was wir hier vorfinden ist einen Raptor in sehr gutem Pflegezustand mit lediglich 22.000 km, neuer Lackierung, die den Originalton beinahe trifft, wunderbar anspringt und läuft und eigentlich rundum gefällt. Ein paar nicht so hübsche Kleinigkeiten wie der Endurolenker, ein abgefahrener Hinterreifen und etwas merkwürdige Spiegel bieten eine prima Basis für die Preisverhandlungen. Am Ende kauft Marcus den Raptor zu einem äusserst guten Preis und es gibt sogar noch ein paar gute Teile dazu.
Während der Verkäufer und Marcus oben in der Wohnung den Kaufvertrag fertig machen, gehe ich ebenfalls auf eine kleine Testrunde mit dem Raptor. Fährt sich wunderbar, der Motor ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und das Fahrwerk toppt das meiner alten SV deutlich.
Jetzt übernehme ich den Golf, Marcus schwingt sich auf den Raptor und es geht Richtung Heimat. Bis kurz vor Langenselbold bleiben wir zusammen auf der A45 und dann dreht Marcus auf und ist bald verschwunden.
Während ich bis Hungen auf der A45 bleibe, ist Marcus über Nidda gefahren und wir kommen quasi gleichzeitig in Grünberg an.
Das war ja nun ein langer Tag heute, der aber durchaus Spaß gemacht hat – Marcus natürlich besonders. Jetzt muss ein neuer Hinterreifen aufgezogen werden, dann die TÜV-Plakette holen und ummelden. Und dann beginnt der Spaß mit dem Raptor erst richtig.