Abschied von der ES 250/1

Und jetzt ist es wahrhaftig passiert: Ich habe mich nach 6 Jahren von meinem ES-Gespann getrennt! Klar, ich reite gerade auf einer Welle der Vernunft und so kam eines zum anderen. Dazu die Erkenntnis, dass gerade die ES viel zu wenig bewegt wird. Und dann kommt da ein junger Mann namens Marc und will das Gespann kaufen. In meinem Vernunftsanfall sage ich JA und heute ist es dann soweit: Mit der Überführungsfahrt und einer letzten Regendusche nehme ich Abschied von der ES 250/1.

Der Verkauf meines guten alten Gespannes fällt mir schwer, sehr schwer – noch schwerer als der Verkauf der Junak vor einigen Wochen. Andererseits ist es „alternativlos“, denn ich bin kein Sammler sondern ein Fahrer. Und was habe ich schon für unglaubliche Motorräder verkauft in meinem Leben. Darunter waren etliche, die ich nie hätte verkaufen sollen, aber so ist das Leben. Da reiht sich mein ES-Gespann ein in die Liste von Maschinen wie Honda CB 750 K1, Motobi 250 SS, NSU Supermax, Hoffmann Governeur, die Maicos und und und. Aber dennoch war das ES-Gespann etwas anderes: Damit ist meine Gespannleidenschaft wieder erwacht, damit begann meine Liebe zu MZ, damit habe ich die Langsamkeit des Seins wiederentdeckt und damit habe ich meine nähere und weitere Heimat neu entdeckt. Aber Schluss mit dem transusigen Geplänkel, ich bin auf der Welle der Vernunft, es ist alles richtig so und vor allem: „Lebbe geht weidda“.

Als ich rüber zu Egon gehe und seine Erlebnisse vom MZ-Treffen in Heiligenstadt hören möchte, sehe ich schon die kleine Kreidler des Gespannkäufers - ich ahne das kommende Unheil.

Das ist Marc, der neue Eigentümer des alten Gespannes. Er bekommt erst in diesem Jahr seinen Motorrad-Führerschein und ist trotz seiner jungen Jahre ein begeisterter Oldtimer-Sammler.

Ich habe zugesagt, das Gespann zu überführen und so komme ich zu meiner letzten Fahrt mit der ES 250/1. Nachbarin Ruth tröstet mich mit klugen Worten und macht mir die Trennung damit etwas leichter.

Auf den 20 km zum neuen Heimatort des Gespann regnet es erneut und ich werde zum zweiten mal an diesem Tag ordentlich nass. Dann fahre ich das Gespann in seine neue Behausung, die es mit mit einem schönen alten Kreidler Florett teilt. Noch schnell das Kennzeichen abgeschraubt und das war's. Machs gut, meine alte Emme. Du warst eine treue Begleiterin und hast mich in den 6 Jahren nie, ich betone: nie, im Stich gelassen. Schnieff .......

 

Ein Häuschen am Larbach

Kein Aprilscherz ist das ANgebot einer Arbeitskollegin, sich einmal ihr Häuschen anzuschauen – es soll nämlich verkauft werden. Es liegt in einem Grünberger Ortsteil, in dem wir schon einmal gewohnt haben, es liegt weiter ganz am Rande deas Vogelsberges und nicht wirklich weit von Mücke entfernt. Irgendwie ist das alles durchaus reizvoll und deshalb starte ich an diesem Freitag Nachmittag zu einer Besichtigungsfahrt für ein Häuschen am Larbach.

Das charmante an diesem Objekt ist, dass das Häuschen geografisch noch im Vogelsberg liegt, kommunalpolitisch jedoch zum Kreis Giessen gehört – eine für mich ideale Mischung. Damit würde ich quasi an den Rand der Zivilisation ziehen. Die Frage ist, ob das reicht oder ob es nicht besser wäre, sich direkt etwas in einem richtigen Städtchen zu suchen. Zur ersten Meinungsbildung starte ich zu einer kleinen Gespannfahrt in und durch den Ort Klein-Eichen.

Erste Überraschung: Ich weiss nicht mehr, welches dieser beiden kleinen Häuser zu verkaufen ist. Sicher ist, dass es sich um eines der Häuser handelt, die beide am Ortsrand stehen. Und nett sind sie beide.

Zunächst eine Runde durch den bekannten Ort - ein paar Jahre haben wir hier bereits verbracht und kennen natürlich noch einige Leute hier.

Nicht klären kann ich heute die Frage, ob es sich um dieses Häuschen handelt, zu dem nur ein kleiner Carport gehört .....

..... oder um dieses hier, zu dem immerhin ein recht grosser Holzschuppen gehört. Da werde ich nächste Woche noch einmal Rücksprache halten müssen. So rächt sich meine schlechte Vorbereitung.

Auf der Rückfahrt entdecke in Flensungen eine amerikanische Snackbar - ist mir vorher noch nie aufgefallen. Bin zwar nicht der erklärte Freund von amerikanischem Fastfood, aber trotzdem bekomme ich Lust, hier mal bei einem Kaffee draussen zu sitzen und die Szene zu beobachten.

 

Himmlische Ruhe

Wer ab und zu in diesem Blog liest, der weiss, dass wir seit längerer Zeit wieder auf der Suche nach einem anderen Haus sind. An diesem Wochenende hat meine liebe Gattin mal wieder ein Objekt ausfindig gemacht, und das will ich mir heute ansehen. Das Häuschen befindet sich in einem Wochenendgebiet und verspricht damit auf jeden Fall himmlische Ruhe.

Gegen 10:00 mache ich mich also auf den Weg in einen Grünberger Ortsteil. Bereits das wäre eine erste Verbesserung: Raus aus dem Vogelsberg in den Kreis Giessen. So schön der Vogelsberg als Landschaft ist, so unerfreulich empfinde ich den Vogelsbergkreis als kommunale Körperschaft. Brauche bloss an das Müllchaos vom letzten Jahr zu denken. Aber wichtiger als die Kreiszugehörigkeit ist natürlich das Haus selber und seine Lage.

Ausserhalb der Ortschaft liegt das kleine Wochenendgebiet "Am Steinköppel". Teilweise unbefestigte Wege zeigen mir, dass die Infrastruktur hier nicht perfekt ist.

Das Häuschen selber sieht recht niedlich aus. Und wer meint, das wäre winzig klein, der irrt. Die Wohnfläche ist mindestens 10 qm grösser als in unserem jetzigen Haus.

DIe Zufahrt zum Haus ist recht steil, so steil und rutschig, dass ich meine liebe Mühe und Not habe, den Weg wieder hochzukommen. Aber es gelingt.

Vom Ortsrand Beltershain aus liegt der Steinköppel sehr idyllisch auf einer kleinen Kuppe.

Auch vom Nachbarort Reinhardshain aus gelangt man über Wirtschaftswege zum Wochenendgebiet. Ruhe werden wir dort also ganz sicher bekommen, aber ist es wirklich klug, sich im Alter derart von der Zivilisation zu entfernen? Jetzt beginnt der Prozess der Entscheidungsfindung.

 

Eine kleine Gespannreise

Für das gesamte Wochenende ist ja wunderbares Frühlingswetter vorhergesagt und tatsächlich sieht es bereits um 8:00 ausgesprochen freundlich aus. Dennoch beginne ich den Tag mit ein paar Basteleien in der Werkstatt, um dann um 10:00 einen Auftrag der Gattin entgegenzunehmen: Ich soll ein Haus anschauen, und das versuche ich. Leider scheitere ich aber und so wird aus der Aktion eine kleine Gespannreise.

An der Ausführung meines Auftrages, nämlich der Begutachtung eines Häuschens, scheitere ich dummerweise. Die Beschreibung ist so unklar, dass ich das Haus in dem Gewusel von Gassen und Nebenstrassen einfach nicht finde. Da eine konkrete Adresse fehlt, gebe ich irgendwann auf und fahre einfach mal eben 80 km mit dem guten alten ES-Gespann durch die nähere Heimat. Auch schön!

Der Morgen beginnt jedoch damit, dass ich in meiner Werkstatt ein kleines Regal für spezielle Teile über der Werkbank montiere. Obwohl jede Menge Teile auf dem Regal Platz finden, wird das Chaos in der Werkstatt nicht wesentlich geringer.

Dann montiere ich ein Brett für Sonderwerkzeuge, wovon sich mittlerweile einiges angesammelt hat: Spezialwerkzeuge für MZ, IZH und Enfield finden hier ihren Platz.

Nach der erfolglosen Haussuche gehts ab in die Countryside. Dabei besuche ich Wasserwerke wie hier in Rüddingshausen .....

.... und alte Schlösser in Schweinsberg .....

.... oder auch schlampige Hochsitze im Homberger Umland .....

..... und auch frisch gepflügte Äcker, die mir sagen, dass der Winter wirklich vorbei ist.

Wiederentdeckung der alten Liebe

Durch den Verkauf meiner Junak an diesem Freitag war das eigentlich ein etwas trauriger Tag. Aber wie so oft gibt es auch vom Schlechten das Gute – oder umgekehrt. Etwas überraschend entdecke ich meine alte Liebe zum ES-Gespann wieder. Ich beschliesse, mich intensiver um das gute Stück zu kümmern. Weiterhin beschliesse ich, keinen 5-Gang-Motor einzubauen und so hole ich meine Ersatzmaschine aus dem Ebsdorfergrund. Die soll zerlegt werden und der Motor wird ausgebaut und überholt. Und so führt der Verlust der einen Liebe zur Wiederentdeckung der alten Liebe.

In der letzten Zeit habe ich meinem guten ES 250/1-Gespann eindeutig zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Ehrlich gesagt habe ich sogar schon mal kurz ans Verkaufen gedacht. Welch ein Frevel! Dieses zuverlässige Motorrad, dass mir nie Ärger gemacht hat, will ich verkaufen. Aber das ist vorbei, unsere Beziehung ist so intensiv wie in der ersten Zeit. Um das weiterhin zu demonstrieren, habe ich die alte Ersatz-ES aus dem Ebsdorfergrund geholt und werde daraus Ersatzteile für das Gespann gewinnen.

Der Lacksatz, also Tank, Lampe und Seitendeckel, habe ich bereits vor 3 Jahren abgebaut und Rot lackieren lassen. Seitdem liegen sie im Ersatzteilregal. Und das werde ich in der nächsten Zeit mit weiteren Bestandteilen dieser Maschine machen.

Ruckzuck habe ich den Motor ausgebaut. Der dreht sich sogar noch und dieser Motor wird regeneriert. Die alte Planung, einen 5-Gang-Motor von der TS ins Gespan zu bauen, lasse ich fallen.