Gestern Morgen beim Hundespaziergang fing der Tag ja schon beinahe überirdisch schön an – ein Herbsttag vom Feinsten. Klar, da hab ich schon die Ausfahrt mit der Sportster geplant.
Was für ein Morgen, was für ein Wetter!
Den ganzen langen Gang bkeibt das traumhafte Wetter uns erhalten – aber kaum bin ich zu Hause, wird es grau, nein, dunkelgrau, und es sieht dermassen nach Regen aus, dass ich die geplante Fahrt mit der Sporty sausen lasse.
Einen Tag später, also heute, ist es bereits am Morgen trüb und grau – dazu spricht der Wetterdienst von einer relativ hohen Regenwahrscheinlichkeit. Gut, mache ich also meine kleine Einkaufsfahrt nach Holzheim mit dem Fiat – ist für den Transport der gut gebrauchten Harley Standrohre sowieso besser.
Es dauert bis fast 15:00, aber dann ertrag ich es nicht länger, werfe die Harley an und mache mich auf in Richtung Giessener Land und Wetterau. Je weiter ich mich vom Vogelsberg entferne, umso schöner wird das Wetter, ja, es ist sogar ein wenig Sonne zu sehen. Da krieg ich doch noch das typische Harley-Grinsen ins Gesicht.
Zwischen Watzenborn-Steinberg und Grüningen sehe ich erstmalig einen Hinweis auf die Grüninger Warte, und der dazugehörige Wartturm ist auch schon zu sehen. Ich biege also ab und gelange über einen asphaltierten Feldweg zur Warte.
Hier klappe ich den Seitenständer aus, stelle die Sportster ab und schaue mich ein wenig um. Aber dann höre ich ein seltsam fremdes Geräusch – und sehe die Harley langsam, aber stetig auf die linke Seite kippen. Gottverdammte Scheiße, was ist da passiert? In meinem gerechten Zorn richte ich den schweren amerikanischen Mistbock ohne Probleme und ganz locker wieder auf. Und dann sehe ich, was passiert ist: Der Ständer ist genau auf ein Loch, vielleicht ein Mauseloch oder ein Wasserloch, gekommen und hat sich kraft des Maschinengewichtes tief hinein gebohrt. Und flapp, lag die Fuhre um. Auf den ersten Blick ist nix kaputt: Spiegel, Kupplungshebel, Blinker – alles noch OK.
Alles OK? Keineswegs, denn der Schalthebel aus Aluguß ist in drei Teile zerbröselt. Und jetzt krieg ich keinen Gang mehr herein, jedenfalls nicht mit meinen Bordmitteln. Dazu fehlt mir eine hübsche, kleine Wasserpumpenzange, mit der ich die Schaltwelle etwas bewegen könnte. Mein Engländer bringt mich hier nicht weiter.
Ich sende einen Hilferuf nach Ilsdorf, wo Reinhard sofort bereit ist, den Schalthebel meines Ersatzmotors abzuschrauben und auf die Grüninger Warte zu bringen. Dummerweiser scheitert das daran, dass bei mir niemand zu Hause ist und die Werkstatt öffnen kann.
Die Rettung kommt dann in der Gestalt zweier jugendlicher Moto Crosser, die auf ihren Enduros durchs Feld fahren. Die beiden versprechen, eine geeignete Zange zu beschaffen, mit der dann ein Gang eingelegt werden kann.
Die Wartezeit verkürze ich mir durch das Betrachten der Grüninger Warte. Der schöne alte Turm ist komplett begehbar und bietet einen tollen Blick über das Giessener Land.
Als kurz darauf die beiden Crosser mit der Wasserpumpenzange zurück sind, ist der zweite Gang ruckzuck eingelegt und ich gehe im Mopedtempo auf die Heimfahrt. Natürlich gerate ich jetzt in die Dunkelheit, aber das Licht der Harley ist gut und ausserdem habe ich eine funktionierende Warnblinkanlage. Um 18:00 Winterzeit erreiche ich dann endlich den Heimathafen.