Gestern Morgen beim Hundespaziergang fing der Tag ja schon beinahe überirdisch schön an – ein Herbsttag vom Feinsten. Klar, da hab ich schon die Ausfahrt mit der Sportster geplant.
Einen Tag später, also heute, ist es bereits am Morgen trüb und grau – dazu spricht der Wetterdienst von einer relativ hohen Regenwahrscheinlichkeit. Gut, mache ich also meine kleine Einkaufsfahrt nach Holzheim mit dem Fiat – ist für den Transport der gut gebrauchten Harley Standrohre sowieso besser.
Es dauert bis fast 15:00, aber dann ertrag ich es nicht länger, werfe die Harley an und mache mich auf in Richtung Giessener Land und Wetterau. Je weiter ich mich vom Vogelsberg entferne, umso schöner wird das Wetter, ja, es ist sogar ein wenig Sonne zu sehen. Da krieg ich doch noch das typische Harley-Grinsen ins Gesicht.
Zwischen Watzenborn-Steinberg und Grüningen sehe ich erstmalig einen Hinweis auf die Grüninger Warte, und der dazugehörige Wartturm ist auch schon zu sehen. Ich biege also ab und gelange über einen asphaltierten Feldweg zur Warte.
Hier klappe ich den Seitenständer aus, stelle die Sportster ab und schaue mich ein wenig um. Aber dann höre ich ein seltsam fremdes Geräusch – und sehe die Harley langsam, aber stetig auf die linke Seite kippen. Gottverdammte Scheiße, was ist da passiert? In meinem gerechten Zorn richte ich den schweren amerikanischen Mistbock ohne Probleme und ganz locker wieder auf. Und dann sehe ich, was passiert ist: Der Ständer ist genau auf ein Loch, vielleicht ein Mauseloch oder ein Wasserloch, gekommen und hat sich kraft des Maschinengewichtes tief hinein gebohrt. Und flapp, lag die Fuhre um. Auf den ersten Blick ist nix kaputt: Spiegel, Kupplungshebel, Blinker – alles noch OK.
Ich sende einen Hilferuf nach Ilsdorf, wo Reinhard sofort bereit ist, den Schalthebel meines Ersatzmotors abzuschrauben und auf die Grüninger Warte zu bringen. Dummerweiser scheitert das daran, dass bei mir niemand zu Hause ist und die Werkstatt öffnen kann.
Die Rettung kommt dann in der Gestalt zweier jugendlicher Moto Crosser, die auf ihren Enduros durchs Feld fahren. Die beiden versprechen, eine geeignete Zange zu beschaffen, mit der dann ein Gang eingelegt werden kann.