Erst regnets, dann wieder nicht

….. und so geht das den ganzen Nachmittag lang – wohlgemerkt nachdem es bis dahin ununterbrochen geregnet hatte. Aber kaum fasse ich den Plan, noch eben ein Reserverad für s Gespann zu bauen und zu montieren und anschliessend eine kleine Runde mit der grünen Cosa zu drehen, geht dieses Aprilwetter los. Und gerade scheint wieder die Sonne!

Vespa Cosa Gespann

Eigentlich weiss ich es ja: „You get what you payed for“. Das gilt auch für die preisgünstigen verchromten Vespa-Felgen. Beim Anziehen der Muttern der Verbindungsbolzen der beiden Felgenhälften reissen zwei Bolzen an. Eindeutiger Fall von China-Schrott (oder auch Indien-Schrott)! Zu mehr als einem Reserverad kann man den ranzigen Mist wirklich nicht nehmen. Aber ich will ja auch gerade ein Reserverad aufbauen, und so ziehe ich einen Urban Master Snow auf die Drecksfelgen. Optisch ist so ein Chromrädchen aber schon sehr fein.

Vespa Cosa Gespann

Sogar eine Kunststoff-Abdeckung für das Reserverad finde ich noch.

Vespa Cosa Gespann

Der Urban Master Snow ist so fett, dass ich die Seitenbacke kaum noch aufgesetzt bekomme. Aber mit ein bisschen Schieben und Drücken gehts schon. Ach ja: Gerade regnets wieder.

 

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Aartalsee oder Edersee?

Das ist die Frage! Aber egal, welchen See ich heute besuche, es wird mit der dreizylindrigen Engländerin sein. Der Haken an der Sache ist, dass ich so ein Motorrad nicht mehr habe – aber ich kann mir eines ausleihen. Bin ich ja gewohnt: Leihhund, Leihmotorrad, Leih… – na, lassen wir das.

Die Frage nach dem heutigen Ziel, also dem See, könnte aber auch lauten: Aartalgrill oder Cafe Zündstoff. Ich weiß es selber noch nicht, also erst mal los.

Die grüne Cosa

Ein bisschen peinlich ist es schon, gestiefelt und gespornt auf die Vespa zu steigen, um damit zur Engländerin zu gelangen. Und wo befestige ich bei einem Roller den Tankrucksack?

Triumph Trident

Egal, die Vespa bringt mich jedenfalls zur Engländerin. Der Tank ist fast voll und ich kann starten.

Triumph Trident

Ob ihrs glaubt oder nicht, aber jetzt fahre ich mehr als 100 km nonstop. Zuerst in Richtung Aartalsee, aber als ich ihn erreiche, halte ich nicht mal an – proppenvoll das Grillgelände. Also ab hier und dann tief ins Hinterland. Im Dreieck Bischoffen, Gladenbach und Dautphetal ist es traumhaft schön und beinahe menschenleer – auf jeden Fall aber bikerleer.

Triumph Trident

Hier bin ich schon lange, sehr lange, nicht mehr gewesen und hab tatsächlich diese Landschaft aus den Augen verloren – ein Fehler. Mitten im schönsten Bergland kommt mir ein Rudel Großroller entgegen – bestimmt 20 Stück. Krieg ich leider nicht auf die Linse.

Triumph Trident

Irgendwann biege ich ab in Richtung Wetter und komme durch Dörfer, die mich an die Zeit erinnern, als ich Ende der 70er Jahre in diese Gegend gezogen bin. Leider wird bald die Landschaft ein wenig öde.

Triumph Trident

Ich entfliehe der Tristesse, gehe ganz kurz auf die B252, um dann in Ernsthausen abzubiegen in Richtung Rosenthal. Das ist eine wunderbare Strecke, die jetzt durch einen prima Strassenbelag noch besser gweorden ist.

Jetzt bin ich ganz nahe an Frankenberg, und da ist es nicht mehr weit zum Edersee – ein Katzensprung für den agilen Dreizylinder. Aber auch dort komme ich nur in die Nähe von Wasser und gerate in Heerscharen von Bikes. Also erneut zurück und auf Nebenstrecken in den Kellerwald.

Triumph Trident

Der Kellerwald ist eine meiner Lieblingslandschaften, obwohl die kleinen und nicht immer guten Staßen nicht das ideale Terrain für die Triumph sind. Dennoch ziehe ich hier ein paar schöne Runden und bin fast immer in Sichtweite eines der beider Wahrzeichen des Kellerwaldes: Dem Hohen Lohr oder dem Kellerwaldturm.

Triumph Trident

Hier bin ich dem Kellerwaldturm recht nahe. Zu erreichen ist er aber mit einem Motorrad wie der Trident nur sehr schwer. Das lass ich lieber sein. Am Rande des Kellerwaldes finde ich in Gilserberg einen prima Dönerladen, mindestens genauso gut wie der Aartalgrill.

Triumph Trident

Über die Schwalm und das Antrifttal drehe ich allmählich ab in Richtung Heimat. Aber einmal möchte ich heute doch am Wasser gewesen sein und fahre deshalb den einsamen See mitten im Kirtorfer Wald an. Und hier bin ich tatsächlich völlig allein. Na also, geht ja doch.

Triumph Trident

Mittlerweile ist es nachmittag geworden, es bewölkt sich allmählich und es kommen starke Windböen auf. Zeit, sich nach Hause zu machen.

Triumph Trident

Einen letzten Stopp lege ich am Schloss Romrod ein. Hier gibts einen Kaffee und dann nehme ich die letzten 20 km unter die Reifen.

Nach ca. 350 km ist meine Fahrt auf dem Dreizylinder zu Ende. Ein klasse Motorrad mit einem unglaublich agilen Motor. Aber auf Dauer ist die Trident viel zu gefährlich für mich: Der Motor und die Sitzposition animieren mich ständig dazu, schnell zu fahren – zu schnell in vielen Fällen. Da ist die Trident trotz enger Verwandschaft ganz anders als meine gute alte Thunderbird. Schätze, mit einem Bollermotor bin ich auf Dauer besser bedient. Und so lange es Leihmotorräder gibt, ist ja alles gut.

Auf den Pickel

Der Pickel – also das Örtchen Amöneburg – mit seinem sehr hübschen Marktplatz und seinen Cafes ist unser heutiges Nahziel. Wir möchten einfach einen Kaffee trinken und der Sonne dabei ganz nahe sein. Auf dem Pickel kein Problem.

1988er Harley Davidson Sportster

Amöneburg kann man innerhalb von 30 oder auch von 50 km erreichen – wir entscheiden uns für den längeren Weg, denn das ist heue erneut ein Herbsttag vom Feinsten.

1988er Harley Davidson Sportster

Von hier aus haben wir unser Ziel schon vor Augen.

1988er Harley Davidson Sportster

Wir haben auf unseren V-Twins den Amöneburger Marktplatz erreicht. Im Hintergrund sind zwei Harley Big Twins geparkt.

Amöneburg

Im Cafe gibts Kaffee und ganz frischen Pflaumenkuchen, natürlich mit Sahne. Die Harleyfahrer aus dem Hochsauerlandkreis starten gerade ihre Boliden, wir hingegen bleiben noch eine Weile in der Sonne sitzen. Und anschließend geht es noch nach Flensungen ins Eis-Cafe.

 

Nur eine Schweißnaht

Gaaaaanz langsam beginnen die Arbeiten an der Vjatka. Bevor es an dieser Stelle ernst wird, muß der russische Roller erst einmal standfest gemacht werden. Konkret bedeutet das, dass der Hauptständer geschweisst werden, weil der linke Anschlag weg gebrochen ist.

Pack ich also am frühen Nachmittag den Vjatkaständer auf die grüne Cosa und fahre nach Ilsdorf zu Georg. Dort gibt es mehrere Schweissgeräte und auch jemanden, der sie bedienen kann. Aber vorher treibe ich die Cosa ein wenig durch den Vogelsberg – nur so zum Spaß.

Die grüne Cosa

Ein herrlicher Tag in einer herrlichen Gegend – Aufstieg in Richtung Ulrichstein.

Die grüne Cosa

Ruheplätzchen nahe Höckersdorf

Die grüne Cosa

Der September-Himmel über dem Vogelsberg – was für ein Glück, in dieser Landschaft zu leben.

Auf dieser Ausfahrt sammle ich die Erkenntnisse der rund 300 km, die ich bis jetzt mit der grünen Cosa gefahren habe, in einer Todo-Liste. Hier ist sie:

  1. Nochmal nach der Bremshydraulik sehen und das Spiel am Gestänge des Hauptbremszylinders reduzieren.
  2. Die Vergaser-Einstellung überprüfen: Im mittleren Drehzahlbereich, so zwischen 6- und 6500 Umdrehungen läuft der Motor rau.
  3. Nach der Krümmerdichtung sehen.
  4. Der vordere Stoßdämpfer ist hin und muss neu: YSS.
  5. Möglicherweise noch einmal die Benzinleitung besser verlegen oder kürzen. Oder beides.
  6. Das Windschild rapide kürzen und einen Flyscreen daraus machen. Es zieht und rauscht erbärmlich dahinter.

Aber sonst läuft die Cosa prima. Bilde mir sogar ein, dass sie schneller wird. Gut möglich, dass der Vorbesitzer damit nur gebummelt ist.

Vjatka

Der Anfang ist gemacht: Am Ende des Tages ist auch der Vjatka-Ständer geschweißt.

 

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Zementgrau an die Quelle

Bei Kilometerstand 17.900 beginnt offiziell und heute das zementgraue Leben des Cosa Gespanns. Natürlich bin ich vorher, als die Cosa noch rot war, auch schon einige tausend km damit gefahren, aber jetzt beginne ich einfach eine neue Zeitrechnung.

Das Gespann habe ich ja bis auf die kleinen Probefahrten der letzten Tage fast ein Jahr nicht gefahren und nur daran herum geschraubt. Heute jedoch steht eine Fahrt nach Marburg an: Die Quellwasser-Vorräte müssen aufgefüllt werden. Und mit dem Gespann sind dabei endlich alle Platzsorgen vergessen: So viel Leergut, wie in den Seitenwagen passt, kann ich gar nicht bereit stellen.

Und so mache ich mich um 14:00 auf den Weg nach Marburg Schröck, auf den langen Weg, denn ich hatte das Cosa Gespann flotter in Erinnerung. Statt der 75-80 km/h, die ich so als Normtempo im Kopf hatte, fahre ich in der Regel eher 60-65 km/h. Natürlich erreiche ich auch die 80, falle aber auch schon mal auf 40 ab. Klar, ich bewege mich ja auch nicht in der platten Ebene, sondern muss immer wieder etliche Höhenmeter überwinden. So bin ich also schnell wieder auf den Boden der Realität geholt worden, aber auch da habe ich meinen Spaß.

Mit dem neuen YSS-Stoßdämpfer am Vorderrad und den Heidenau K58 hinten und am Boot ist die Straßenlage deutlich besser als vorher. Und vielleicht haben ja auch die eingeschweißten Verstärkungen ein wenig mehr Stabilität gebracht. Und ganz klar muss ich feststellen, dass ich nach der langen Gespann-Abstinenz quasi wieder bei Null beginnend neu lernen muss. Dabei war ich noch nie der geborene Gespannfahrer, aber es macht halt einfach Spaß.

Vespa Cosa Gespann

17.900 – der Beginn eines neuen, diesmal zementgrauen, Lebens. Hier bin ich aber schon ein paar Kilometer gefahren und habe gerade den Wald bei Weitershain hinter mir.

Vespa Cosa Gespann

Es ist ein toller Tag heute zum Motorradfahren: Etwas kühl, keine 20°C, ein bisschen grau, ein bisschen blau und auch mal sonnig. Das ideale Wetter für meine Rollertour.

Vespa Cosa Gespann

An der Quelle angekommen!

Elisabeth-Quelle

Ich beginne meinen Getränke-Job an der immer noch sehr sparsam sprudelnden Quelle.

Vespa Cosa Gespann

Während die PET-Flaschen nacheinander langsam voll laufen, schaue ich wie immer ein wenig in der Gegend herum. Die Luft heut ist unglaublich klar, ich kann locker bis nach Homberg hinein schauen.

Elisabeth-Quelle

Ein wenig kraxele ich hoch in Richtung der Kapellen-Ruine, aber bis ganz nach oben ist es mir zu steil. Irgendwann mach ich das aber auch.

Elisabeth-Quelle

Bestimmt ist der Blick von da oben grandios – falls er nicht durch Bäume und Buschwerk behindert ist. Das alles werde ich aber ein anderes mal heraus finden.

Vespa Cosa Gespann

So, alles erledigt, es geht auf den Rückweg. Eine kurze Rast am Rondienchen, dem besten Aussichtspunkt des Amöneburger Beckens, muss ich mir verkneifen, weil ein LKW den gesamten kleinen Parkplatz blockiert. Mist. Also fahre ich ein paar Kilometer weiter zum Rastplatz an der Obstwiese am Rande von Deckenbach.

Vespa Cosa Gespann

Hier gibt es zwar keinen Panorama-Blick, aber die Aussicht in den Vogelsberg hinein und in der anderen Richtung nach Höingen und in den Ebsdorfergrund ist auch sehr schön. Noch schnell einen Koksriegel und dann reisse ich flott die restlichen Kilometer ab. Für die insgesamt fast exakt 100 km habe ich einschliesslich der Wasserarbeiten 3,5 Stunden gebraucht, aber das ist völlig egal. Den Begriff Eile habe ich in Zusammenhang mit dem Vespa-Gespann aus meinem Kopf gestrichen. Und ausserdem bin ich Rentner.

 

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