Das ist die Frage! Aber egal, welchen See ich heute besuche, es wird mit der dreizylindrigen Engländerin sein. Der Haken an der Sache ist, dass ich so ein Motorrad nicht mehr habe – aber ich kann mir eines ausleihen. Bin ich ja gewohnt: Leihhund, Leihmotorrad, Leih… – na, lassen wir das.
Die Frage nach dem heutigen Ziel, also dem See, könnte aber auch lauten: Aartalgrill oder Cafe Zündstoff. Ich weiß es selber noch nicht, also erst mal los.
Ein bisschen peinlich ist es schon, gestiefelt und gespornt auf die Vespa zu steigen, um damit zur Engländerin zu gelangen. Und wo befestige ich bei einem Roller den Tankrucksack?
Egal, die Vespa bringt mich jedenfalls zur Engländerin. Der Tank ist fast voll und ich kann starten.
Ob ihrs glaubt oder nicht, aber jetzt fahre ich mehr als 100 km nonstop. Zuerst in Richtung Aartalsee, aber als ich ihn erreiche, halte ich nicht mal an – proppenvoll das Grillgelände. Also ab hier und dann tief ins Hinterland. Im Dreieck Bischoffen, Gladenbach und Dautphetal ist es traumhaft schön und beinahe menschenleer – auf jeden Fall aber bikerleer.
Hier bin ich schon lange, sehr lange, nicht mehr gewesen und hab tatsächlich diese Landschaft aus den Augen verloren – ein Fehler. Mitten im schönsten Bergland kommt mir ein Rudel Großroller entgegen – bestimmt 20 Stück. Krieg ich leider nicht auf die Linse.
Irgendwann biege ich ab in Richtung Wetter und komme durch Dörfer, die mich an die Zeit erinnern, als ich Ende der 70er Jahre in diese Gegend gezogen bin. Leider wird bald die Landschaft ein wenig öde.
Ich entfliehe der Tristesse, gehe ganz kurz auf die B252, um dann in Ernsthausen abzubiegen in Richtung Rosenthal. Das ist eine wunderbare Strecke, die jetzt durch einen prima Strassenbelag noch besser gweorden ist.
Jetzt bin ich ganz nahe an Frankenberg, und da ist es nicht mehr weit zum Edersee – ein Katzensprung für den agilen Dreizylinder. Aber auch dort komme ich nur in die Nähe von Wasser und gerate in Heerscharen von Bikes. Also erneut zurück und auf Nebenstrecken in den Kellerwald.
Der Kellerwald ist eine meiner Lieblingslandschaften, obwohl die kleinen und nicht immer guten Staßen nicht das ideale Terrain für die Triumph sind. Dennoch ziehe ich hier ein paar schöne Runden und bin fast immer in Sichtweite eines der beider Wahrzeichen des Kellerwaldes: Dem Hohen Lohr oder dem Kellerwaldturm.
Hier bin ich dem Kellerwaldturm recht nahe. Zu erreichen ist er aber mit einem Motorrad wie der Trident nur sehr schwer. Das lass ich lieber sein. Am Rande des Kellerwaldes finde ich in Gilserberg einen prima Dönerladen, mindestens genauso gut wie der Aartalgrill.
Über die Schwalm und das Antrifttal drehe ich allmählich ab in Richtung Heimat. Aber einmal möchte ich heute doch am Wasser gewesen sein und fahre deshalb den einsamen See mitten im Kirtorfer Wald an. Und hier bin ich tatsächlich völlig allein. Na also, geht ja doch.
Mittlerweile ist es nachmittag geworden, es bewölkt sich allmählich und es kommen starke Windböen auf. Zeit, sich nach Hause zu machen.
Einen letzten Stopp lege ich am Schloss Romrod ein. Hier gibts einen Kaffee und dann nehme ich die letzten 20 km unter die Reifen.
Nach ca. 350 km ist meine Fahrt auf dem Dreizylinder zu Ende. Ein klasse Motorrad mit einem unglaublich agilen Motor. Aber auf Dauer ist die Trident viel zu gefährlich für mich: Der Motor und die Sitzposition animieren mich ständig dazu, schnell zu fahren – zu schnell in vielen Fällen. Da ist die Trident trotz enger Verwandschaft ganz anders als meine gute alte Thunderbird. Schätze, mit einem Bollermotor bin ich auf Dauer besser bedient. Und so lange es Leihmotorräder gibt, ist ja alles gut.