Vom Öldruck, einem Traum-Gespann und Bob Dylan

Bereits am Morgen bewahrheitet sich der Wetterbericht nicht, denn da ist kein Regen. OK, ist zwar grau und bewölkt, aber ehrlich: Gibt es besseres Wetter zum Motorrad fahren. Zu allem Überfluss ist die morgendliche Welt plötzlich voller Motorräder.

Nun habe ich zwar noch eine Aktion nach dem Hundespaziergang zu erledigen, aber danach könnte ich mir vorstellen …… aber warten wir’s ab.

Yellow

Gegen Ende unseres anderthalb-stündigen Ausgangs dreht sich Yellow plötzlich um ….. und was hat der Gute entdeckt: Eine Gruppe Harleys aus dem Schwäbischen, die vorbei bollert.

Eis Cafe Capri

Leider gelingt es mir nicht, das Handy schnell genug iin Position zu bringen und die Harleys abzulichten. Auf das Bild gerät lediglich das Eis Cafe Capri, vor dem ich irgendwann meinen patinierten Capri Roller fotografieren möchte, wenn er denn jemals laufen wird.

Anschließend geht es auf einen Kaffee nach Ilsdorf, wo Reinhard mir ein Spezialwerkzeug zum Wechseln des Öldruckschalters an meiner Sportster bohrt, dreht und schweisst. Zu Hause kann ich damit locker den defekten Öldruckschalter ausbauen – aber nicht den neuen einbauen. Der hat nämlich keinen 22er Sechskant, sondern einen 26er. Mist, aber mit etwas Gefrickel bekomme ich den Schalter auch ohne Spezialwerkzeug eingebaut. Mein Fehler, hätte halt beide Teile messen sollen.

Öldruck Sportster

Und schon habe ich eine funktionierende Öldruckanzeige. Das Lämpchen hat von Anfang an nicht funktioniert, was ich zunächst gar nicht gemerkt habe. Als auch eine neu verbaute LED nicht leuchten wollte, war klar: Es ist der Öldruckschalter.

Sportster 883

Mittlerweile ist das Wetter noch besser geworden – eigentlich richtig gut. Also rein in die Klamotten und auf, zunächst in den hohen Vogelsberg.

Sportster 883

Es ist auch mal wieder an der Zeit, am Oldtimer Cafe vorbei zu schauen. Richtig viel los ist nicht, das gute Wetter kam wohl zu unerwartet.

Sportster 883

Eine weitere Sportster ist anwesend, ein neueres Modell als meines mit Riemenantrieb, Speichenrädern und unsichtbaren Interferenzrohren. Der Chopper dahinter ist trotz der Ähnlichkeit keine Harley.

Classic Kawa

Die grüne Kawa habe ich schon öfter gesehen und der Klassiker gefällt mir jedes mal besser.

KTM Racer

Mit diesen extrem sportlichen Fahrmaschinen von KTM hingegen kann ich leider gar nichts mehr anfangen. Bin wohl zu alt dafür geworden.

Electra Glide Gespann

Dann aber läuft der Überhammer ein: Ein Electra Glide Gespann von atemberaubender Schönheit. Der Besitzer erzählt, dass er das Gespann von seinem Vater geerbt hat und seitdem ein überzeugter Gespannfahrer geworden ist. Kein Wunder bei diesem Traum in Blau.

Electra Glide Gespann

Auch von vorn ein gewaltiger und bildschöner Anblick.

Electra Glide Gespann

Hinter dieser Verkleidung kannst Du reisen ohne Ende. Ja, so ein Harley Gespann ist ein Traum, aber den werde ich in diesem Leben nicht mehr verwirklichen können. Ist ja schon erstaunlich genug, dass ich auf meine alten Tage überhaupt noch Harleyfahrer geworden bin.

Electra Glide Gespann

Obwohl ich eigentlich kein Freund von Airbrush Motiven auf Motorrädern bin muss ich zugeben, dass diese hier sehr, sehr gut geworden sind.

Electra Glide Gespann

Mit einem letzten Blick auf den wunderschönen V-Twin des Gespanns verabschiede ich mich von der Electra Glide und auch vom Oldtimer Cafe und mache mich auf den Weg tief in den Main-Kinzig-Kreis hinein.

Sportster 883

Anfangs bin ich auf sehr schlechten Straßen unterwegs – eine gute Gelegenheit, die neuen Stoßdämpfer von Progressive Suspension zu testen. Erster Eindruck: Deutlich besser als die Originalteile, aber nicht perfekt. Denke aber, damit kann ich jetzt leben – erst einmal.

Sportster 883

„The river whispers in my ear“ und “ The heaven never seems so near“ – das singt Bob Dylan in seinem Song „Tell ol‘ Bill“. Und was der alte Bob da singt, empfinde ich heute ganz ähnlich.

Sportster 883

Viel näher kann der Himmel wirklich nicht sein.

Sportster 883

Eine runde Tankfüllung verblase ich im Main-Kinzig-Kreis. Dabei ist der Fahrspaß derart groß, dass ich kaum zum Fotografieren anhalte. Muss mich direkt dazu zwingen.

Falltorhaus

Auf der Heimfahrt schaue ich noch kurz am Falltorhaus vorbei, wo auch nicht sehr viel los ist.

Sportster 883

Eine hübsche Sportster allerdings treffe ich auch hier.

Sportster 883

Das letzte Foto vom Falltorhaus zeigt erneut, was für ein kleines und schlankes Motorrad so eine Sportster ist, wenn sie nicht gerade aufgebrezelt wurde. Dagegen wirkt ja die auch nicht besonders mächtige R75/5 richtig groß.

Neues Werkzeug – neue Arbeit

Manchmal ist es ja wirklich unglaublich: Gestern bestellt – heute angekommen. So kommen bereits heute die bestellten Federbeine von Progessive Suspension. Und damit nicht genug: Auch ein Paket von Louis kommt heute an. Es enthält einen Ratschenkasten mit 12-eckigen Nüssen, die für metrische, zöllige und Sternschrauben geeignet sind. Und die bestellte DOT5 Bremsflüssigkeit ist auch dabei. Da kann ich mir doch gleich den Austausch der Bremsleitungen, zumindest vorn, vornehmen. Also ein Schraubertag.

Sportster 883

Die PS-Federbeine sind flott ausgewechselt. Bei hochgebockter Maschine ist das kein Problem. Gut aussehen tun sie ja, und wenn sie auch noch etwas besser dämpfen als die Originalteile, bin ich zufrieden. Ansonsten muss ich doch noch auf IKON umschwenken.

Sportster 883

Das Austauschen der vorderen Bremsleitung gegen Stahlflexleitungen dauert schon etwas länger. Die Sternschrauben an Ausgleichsgefäß und Bremssattel lassen sich auf jeden Fall mit den neuen Nüssen einwandfrei lösen.

Sportster 883

Nach ein paar Versuchen verlege ich die neue Leitung fast genau so wie die alte – das scheint wirklich der beste Weg zu sein. Jetzt noch DOT5 Bremsflüssigkeit einfüllen und dann noch eben entlüften.

Das Entlüften verläuft zunächst nicht ganz so glatt – habe natürlich auch arg viel Luft im System. Nach einiger Zeit vergeblicher Entlüftungsversuche gehe ich einen anderen Weg und benutze zum ersten mal die Entlüftungspumpe, die ich vor einiger Zeit bei Louis gekauft habe.

Und jetzt geht alles ganz einfach. Die Pumpe holt fast alle Luft aus der Leitung und den Rest mache ich auf die klassische Art mit der Bremspumpe. Voila – das System ist entlüftet und hat gut Druck.

Sportster 883

Jetzt optimiere ich noch die Befestigung des Nummernschildes und erledige noch ein paar Kleinigkeiten. Damit solls auch für heute gut sein.

Ein paar Dinge aber habe ich nach wie vor vor der Brust:

  1. Austausch der hinteren Bremsleitungen
  2. Austausch des Öldruckschalters
  3. Umbau der vorderen Blinker

Hoffe, das war’s dann erst einmal. Denn so gern ich an der Harley schraube: Damit zu Fahren ist noch besser.

Angekommen

….. das könnte man so sagen. Jetzt ist meine Sportster wirklich in Deutschland, in Hessen und am Rande des Vogelsberges angekommen. Warum? Weil ich heute die Harley zugelassen habe.

Morgens regnet es noch und ich bin nicht sicher, ob ich bei dem Wetter losfahren soll. Die Harley muß ich nämlich bei der Zulassungsbehörde vorstellen und auf die korrekte Fahrgestellnummer überprüfen lassen.

Gegen 10:00 hört der Regen auf und die Straßen beginnen zu trocknen. Das bedeutet, dass ich heute doch noch zulassen werde.

Sportster 883 zugelassen

Die Zulassung verläuft erwartungsgemäß völlig unproblematisch. Leider wird das englische Kennzeichen eingezogen und ich muß das Gießener Kennzeichen montieren. Dazu lasse ich mir eben die entsprechenden Löcher bei der Schilderbude neu stanzen. Das coole Outlaw-Bike unter dem Behördenschuppendach ist zwar eigentlich ein NoGo, aber was muß das muß.

Sportster 883

Mittlerweile ist aus dem verregneten Morgen ein sehr schöner Herbsttag geworden: Kühl, windig, leicht bewölkt. Da lass ich es mir nicht nehmen, noch 50 Meilen dran zu hängen, was erneut mit hohem Spaßfaktor verbunden ist – wie immer also.

Sportster Sitzbank

Kaum zu Hause, fängt es wieder an zu regnen. Aber in der Post liegt ein Päckchen von Schrauben-Wegertseder, das u.a. ein paar lange 7/16 Schrauben enthält. Da kann ich jetzt wenigstens die richtigen Blinker hinten anbauen, die neue Sitzbank und den neuen Nummernschildträger montieren und das deutsche Kennzeichen korrekt befestigen.

Bisschen Kleinkram

Die größte Aktion heute ist die Abholung einer Sportster-Sitzbank aus Erlensee. Ausgerechnet Erlensee, wo ich erst am letzten Sonntag gewesen bin. Na, egal.

Aufgrund der Transportkapazitäten mache ich die Fahrt mit dem MG und lasse an diesem Herbsttag das Verdeck komplett ab – auch auf der Autobahn. Und nach der Erlensee-Aktion geht es noch nach Dutenhofen zu Bernie, um den Pingel abzuholen.

Thunderbird & Sportster

Alles ist abgeholt und jetzt kann ich noch ein wenig schrauben. Raus aus der Scheune mit den beiden übergewichtigen, aber bildschönen Mistböcken.

Sportster 883

Zuerst mache ich mich nur an Kleinigkeiten wie dem Anbringen des Harley-Logos auf dem Öltank.

Sportster 883

Oder der kniffeligen Montage der 8ball-Ventilkappen.

Sportster 883

Auch der Austausch des Deckels des Bremsflüssigkeitsbehälters ist keine Herausforderung.

Sportster Sitzbank

Mit dem Austausch der Sitzbank will ich noch ein bisschen warten. Aber neue Blinker will ich montieren und fange frohgemut damit an. Aber heute scheitere ich an dieser Aufgabe! Die Blinker oder die Fender Struts müssen modifiziert wedwn – oder ich besorge lange 5/16 UNC Schrauben. Für diese Variante entscheide ich mich und damit ist die Schrauberei für heute vorbei.

Pingel Benzinhahn

Der Pingel-Benzinhahn ist ein Traum: Massiv wie ein V8-BigBlock, unglaublich leichtgängig und bildschön. Nur montieren werde ich ihn heute nicht, da muss ich erst den Tank etwas leerer fahren. Der Austausch gegen den Original-Hahn erfolgt nur, weil das O-Teil extrem schwergängig ist. Da dürften die Dichtungen gequollen sein. Schaue ich mir aber später an und vielleicht gibt es ja Reparatursätze dafür.

Englisches Leder

Heute soll es passieren: Hab lange gezögert, es hinaus geschoben und geschwankt, aber jetzt ist Schluß. Es geht um englisches Leder, genauer um eine wunderschöne Lederjacke aus der Triumph Kollektion.

Beim letzten Besuch der Fa. Schlaak war diese Jacke in meiner Größe nicht mehr verfügbar, aber man versprach, noch eine zu beschaffen. Kurz vor unserer Englandreise dann der Anruf, dass das gute Stück angekommen sei. Aber erst heute komme ich dazu, nach Ahnatal zu fahren und nach der Jacke zu sehen.

Auch an einem so wichtigen Tag wie heute steht vor allem anderen der Spaziergang mit Leihhund Yellow auf dem Programm – das hat höchste Priorität.

Yellow

Spaziergänge mit Yellow sollen nie dem puren Vergnügen dienen: Sie bestehen zum (geringen) Teil aus harter Arbeit, gnadenlosem Drill und permanenten Übungen. Der Bursche hats aber gut drauf.

Yellow

Dann aber kann getobt werden, entweder wie hier allein oder mit anderen Hunden, wenn wir um diese frühe Stunde schon welche treffen.

Triumph Triples

Um 12:00 dann zu Reinhard und kurze Zeit später ziehen wir mit unseren beiden Dreizylindern in Richtung Norden. Diesmal nehmen wir nicht den ätzenden Weg über die B254, sondern ziehen über Romrod, das Antrifttal und die Schwalm in Richtung Fritzlar. Tatsächlich geht es nonstop bis in die alte Kaiserstadt, wo es am Rande der Stadt den ersten Stop gibt.

Triumph Triples

Noch ist ausschließlich Reinhard im Besitz einer gepflegten Cafe Racer Lederjacke, aber wenn alles gut geht, werde ich in einer Stunde nachgezogen haben.

Triumph Triples

Von Fritzlar geht es dann weiter nach Ahnatal, wo wir im örtlichen Grill einen kleinen Imbiss zu uns nehmen. Ist ein sehr angenehmes Lokal und beim letzten mal wurden wir von einer Lady von betörender Schönheit bedient. Diese Dame ist zwar heute nicht anwesend, aber die heutige Bedienung ist mindestens genau so schön und nett.

Triumph Schlaak

Jetzt auf zum Triumph Dealer Schlaak und die Jacke anprobiert. Passt einwandfrei und diese Jacke ist gekauft. Und ich bereue nicht einen Cent. Natürlich ziehe ich die Triumph Jacke sofort an und verstaue meinen alten Dress im Gepäcknetz. Ach ja: Reinhard nimmt sich doch tatsächlich 3 Paar Triumph-Socken mit.

Triumph Lederjacke

Die Triumph Jacke trägt sich, als würde ich schon ein halbes Leben damit fahren: Weich und geschmeidig.

Triumph Triples

So kommt es also, dass ab Heute zwei ältere Männer mit älteren Dreizylindern höchst elegant durch den Vogelsberg flanieren werden.