Sonntagsarbeit

Heute ist wahrlich kein Wetter zum Fahren – es ist nicht einmal ein Wetter für einen Hundespaziergang. Aber eigentlich passt mir das sehr gut in den Kram, denn an der Sportster gibt es noch einiges zu tun.

Harley Sportster 883

Die Schrauberei beginnt mit Kleinigkeiten: Neue Benzin- und Unterdruckschläuche werden montiert. So sehe ich auch mal den Vergaser direkt vor mir. Sehr schön zugänglich.

Harley Sportster 883

Bei der ersten unverbindlichen Begutachtung hat der Tüv-Ingenieur den zu geringen Abstand der hinteren Blinker bemängelt. Damit ist jetzt Schluß.

Harley Sportster 883

Dann montiere ich die verchromten Krümmerabdeckungen, befreie die Cover von schwarzem Lack, lackiere den Luftfilterdeckel und den CDI-Deckel, baue eine Uhr an, lege neue Blinkerleitungen und entferne diverse Spax-Schrauben und schneide wieder richtige Gewinde hinein. Dabei geht tatsächlich der gesamte Sonntag drauf – aber ich lass mir auch Zeit dabei.

Am späten Nachmittag lasse ich mein heutiges Tagwerk Revue passieren.

 

Abarbeiten

….. werde ich so schnell wie möglich die kleine Liste, die mir der TÜV genannt hat. Die meisten Teile dafür habe ich bereits und heute beginne ich mit dem Schrauben.

Sportster 883

Hauptarbeit ist der Austausch des englischen Scheinwerfereinsatzes gegen eine Klarglasversion für Rechtsverkehr. Dazu muss aber das Blinkrelais aus dem Scheinwerfer entfernt werden und einen anderen Platz bekommen. Und dazu wiederum müssen ein paar Leitungen verlegt werden. Also erst einmal Tank und Sitzbank abbauen – was sehr einfach ist, wenn man weiss, wie’s geht.

Sportster 883

Hier ist noch Platz für das Blinkrelais. Und geschaltetes Plus finde ich an den Sicherungsautomaten ebenfalls.

Sportster 883

Am Ende des Tages sind neue Spiegel montiert, ein Rückstrahler angebracht, der Plus-Anschluss der Batterie isoliert …..

Sportster 883

….. und natürlich der Scheinwerfereinsatz ausgetauscht. Und jede Menge Kleinigkeiten wie Dreck und Rost entfernen und diverse Stellen schmieren. Was mir noch nicht recht gefällt, sind die Blinker. Darüber muss ich noch nachdenken.

Erster TÜV-Termin

Nachdem ich gestern direkt einen Termin für heute zur $21 Vollabnahme bekommen habe, mache ich mich gegen Mittag auf den Weg nach Gießen. Auch auf dieser Strecke zaubert mir die Sportster das Grinsen ins Gesicht.

HD Sportster 883

Beim TÜV muß ich nicht lange warten, aber zur Abnahme kommt es Heute nicht. Grund: Dem TÜV liegt kein Datenblatt einer 1988er Sportster vor. Was ich aber bekomme, ist eine email-Adresse, über die ich mir wahrscheinlich selbst das Datenblatt beschaffen kann. Und ich bekomme eine kleine Vorabnahme mit einer Liste der Dinge, die zu tun sind. Diese Liste veranlasst mich dazu …..

HD Sportster 883

….. direkt weiter zu fahren nach Dutenhofen bei Wetzlar. Kleine Stopp bei Allendorf, und dann …..

HD Sportster 883

….. erreiche ich Bernies Harley Shop in Dutenhofen.

HD Sportster 883

Schon erstaunlich, wie viele richtig schöne Harleys es heute gibt. Und seit ich weiß, wie schön Harley-Fahren ist, ärgert es mich sogar ein wenig, dass ich nicht schon vor vielen Jahren damit angefangen habe. Muss ja kein Chopper sein.

HD Sportster 883

Zwischen all den neuen Glitzereisen fällt meine etwas patinierte 883 direkt auf. Aber OK, sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste.

Bernies Harley Shop

In der hervorragend besetzten Service-Ecke bekomme ich fast alle benötigten Ersatzteile direkt mit: Luftfilter, Scheinwerfereinsatz, Fußrasten, Schrauben, Blinkergläser, Spiegel. Macht richtig Spaß, hier einzukaufen.

HD Sportster 883

Die aktuelle Sportster gefällt mir ganz besonders. Dann packe ich die Ersatzteile in den Tankrucksack, baue den Luftfiltereinsatz direkt ein und mache mich auf einen längeren Heimweg.

HD Sportster 883

Heimweg stimmt nicht ganz, denn es geht jetzt nach Ilsdorf zu Reinhard. Weil ich weiß, dass die neu erworbenen Fußrasten nicht richtig passen, benötige ich Drehteile, die prompt angefertigt werden.

Später kommt noch Jürgen mit seiner Thunderbird dazu und es gibt ein Stündchen Moto-Talk. Trotz nicht erfolgter TÜV-Abnahme war das ein recht erfolgreicher Tag.

Die Hürden der Bürokratie

….. genau die sind jetzt zu überwinden. Prinzipiell weiss ich ja, wie so ein Motorrad-Import abzuwickeln ist, aber zur Sicherheit begebe ich mich doch noch mal auf die Zulassungsstellle. Der Weg, die Sportster in Deutschland auf die Straße zu bringen, soll folgendermaßen ablaufen:

  1. Vollabnahme nach $21 beim TÜV
  2. Überprüfung der Abnahme über die Bündelungsbehörde in Marburg – ein rein hessisches Spezialvergnügen
  3. Vorführung der Maschine bei der Zulassungsstelle
  4. Dann normales Zulassungsverfahren mit EVB

Das Gute ist ja, dass ich mit der Grenzversicherung das Fahrzeug mit der englischen Nummer bis Mitte September fahren kann. Jetzt mache ich direkt einen Termin beim TÜV in Giessen für die Vollabnahme aus – morgen um 11:30 soll es losgehen. Dazu muss ich das Motorrad aber noch ein wenig vorbereiten und zumindest den groben Dreck der zweitägigen Regenfahrt entfernen.

Harley Sportster 883

Übel verdreckt ziehe ich die Sportster aus der Scheune.

Harley Sportster 883

Chrom und Alu ist einfarbig grau von der endlosen Regenfahrt. Und natürlich haben wir heute das schönste Wetter – konnte ich nicht ein bisschen davon schon gestern bekommen?

Harley Sportster 883

Ein Stündchen später sieht die kleine Harley schon wieder ganz annehmbar aus.

Harley Sportster 883

Leider muss ich mit einem leicht unguten Gefühl zur morgigen TÜV-Abnahme fahren: Ein Spiegelglas ist angeknackst und die Blinker haben kein E-Zeichen. Wenn das nur gut geht.

Eine Harley aus England

….. oder der Titel der Geschichte könnte auch lauten: „Der lange Weg von amerikanischem Alteisen aus dem Vereinigten Königreich nach Deutschland“. Anfang August waren Reinhard und ich ja schon einmal in England auf einer Einkaufstour in Sachen MG und hatten dabei von der Harley erfahren. Naja, eigentlich hatte ich sie damals schon so gut wie gekauft.

So machen wir uns heute also erneut auf den Weg nach England, um die Harley abzuholen. Unseren Plan, das mit dem MG zu tun, mussten wir ändern, weil das Auto einfach zu klein für zwei Personen plus Gepäck und Motorradbekleidung ist. Statt dessen kommt mein kleiner FIAT zum Einsatz, der das auch locker hin bekommt.

Das entscheidende an der Fahrt ist für mich, dass wir ohne Hänger oder Transporter fahren. Vielmehr soll die Harley die Rückreise aus eigener Kraft und auf den eigenen Rädern schaffen. Ältere Harleys gelten ja nicht gerade als der Inbegriff der Zuverlässigkeit und so könnte aus unserem Plan schnell ein kleines Abenteuer werden.

Lest also die Geschichte zweier alter Männer, die ein archaisches Motorrad über den Kanal bringen wollen.

21. August 2014: Der Aufbruch

22. August 2014: Der Deal

23. August 2014: Ein Motorrad Event

24. August 2014: Entspannen in den Midlands

25. August 2014: A hard rain is gonna fall

26. August 2014: Nur noch 99,8 %

Das war also unser kleines England-Abenteuer.  Bei Petra und Malcolm  war es sehr, sehr angenehm – eben familiär. Das hätten wir bei einem Hotel– oder B&B-Urlaub natürlich nicht gehabt. Deshalb von dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön in die Midlands nach Houghton Regis.