Die besondere Schönheit eines frühen Sommermorgens

Mein Problem der schlechten Gasannahme ist bisher noch immer nicht gelöst, daher gab es am Vortage noch einmal einen verstärkten Basteleinsatz. Eine Probefahrt dazu fand dann nicht mehr statt – die habe ich auf heute verschoben. Um 6:30 bereits startet der Rotax und ich erlebe die besondere Schönheit eines frühen Sommermorgens.

Gestern habe ich dann mit einer Gewaltaktion versucht, das Problem der schlechten Gasannahme zu lösen: Ich habe einen komplett neuen Vergaser (natürlich wieder ein Bing) in 100%iger Werkseinstellung eingebaut. Dazu das Ventilspiel überprüft und alle Ventile ein wenig korrigiert, genauer, reduziert. War nämlich überall ein wenig reichlich. Und als dritte Maßnahme gabs einen neuen Luftfilter nach vorheriger Entfernung einer guten Menge Öls aus dem Luftfilterkasten. Hatte wohl früher ein paar mal zu viel eingefüllt.
Dann mache ich mich früh morgens um kurz nach 6:00 in die Werkstatt und noch vor 6:30 haben wir den Asphalt unter den Rädern. Es ist empfindlich frisch und richtig warm soll es heute den ganzen Tag nicht mehr werden. Dennoch: Herrliches Wetter nach meinem Empfinden. In den Waldgebieten sind die Strassen regelrecht nass, stellenweise hängt dichter Nebel in der Luft und das Visier läuft schnell an.
Der Motor nimmt bereits kalt besser Gas an als bisher – fängt nicht schlecht an. Und nach 15 km hat das Motoröl die 80 Grad erreicht und ich kann drehen. Alles bestens, das Verschlucken und das Ruckeln ist völlig verschwunden. Die Maschine erreicht sofort 130 km/h im 5. Gang. Puh, endlich Erfolg. So können wir den Urlaub in Österreich beruhigt angehen – wenn es doch nur schon soweit wäre.

Kühl, feucht, beschlagenes Visier und wunderbare Farbspiele am Himmel. So eine frühe Fahrt habe ich in diesem Jahr noch nicht gemacht und das war ein Fehler. Es gibt (fast) nichts schöneres als eine Fahrt in den erwachenden Tag hinein.

Die Natur produziert schier unglaubliche Effekte mit ihrer Mischung aus Nebel und Sonne, leider kommt nur sehr wenig davon auf den Bildern herüber. Aber in natura ist es beeindruckend.

Neulich in Kamchatka – oder besser im Kirtorfer Wald. Der kleine See liegt im dichten Nebel und in völliger Stille. Allerdings wecke ich mit meinem Rotax-Bollern einen Gespannfahrer, der mit seinem blauen Russengespann am See campiert hat. Es gibt also noch mehr Leute, die die Einsamkeit suchen – und finden.

Nur wenig später bricht der blaue Himmel durch den Nebel – kurz vorher habe ich auch das erste mal heute die 130er Marke geknackt. Und das sollten echte 130 sein mit dem digitalen Tacho von Nova-MMB. Der Motor nimmt sehr schön das Gas an. Braver Rotax!

Bei Gleimenhain ist plötzlich und unangekündigt die Strasse gesperrt – was ich natürlich ignoriere. Das Unwetter in der vorgestrigen Nacht hat jede Menge Bäume entwurzelt und die Strasse blockiert – aber nicht für eine handliche MZ.

Auf der Strasse nach Speckswinkel hast Du einen Blick auf Neustadt, dass unter seinen eigenen Dunstwolke liegt. Smog fast wie im Ruhrpott, und das im tiefen Hessen. Der Nebel bindet offensichtlich das bisschen Dreck der heimischen Industrie und hält es über dem Ort.

Überall sattes Grün

Ohne Verkehr erreiche ich auch hier wieder die 130 km/h – dann ist die Strasse aber auch schon zu Ende. Das waren nämlich erst 5000 Umdrehungen und da geht noch was.

Schöne Mühle bei Lischeid. Etwas später biege ich auf die B3 ab, etwas, was ich sonst eher vermeide. Aber heute möchte ich schnell fahren. Auf der B3 werden die 130 auch mehrfach überschritten.

Ein paar km weiter reichts aber erstmal mit der Schnellfahrerei und ich winde mich die Serpentinen nach Burgwald hoch. Am Hunbergsturm bin ich um diese Zeit völlig allein – es ist immerhin noch nicht einmal 8:00.

In der klaren und sauerstoffreichen Luft besteige ich den Hunbergsturm sogar – allerdings nicht bis ganz nach oben. Aber deutlich über die Hälfte der Holzstufen habe ich schon hinter mir. Sehr winzig wirkt da meine vereinsamte Silverstar. Aber ich muss weiter – um 9:30 bin ich mit den Heinzelmännchen aus Köln und Hückeswagen verabredet.

Letzter Stop am Kirchhainer Bahnhof – ein schönes Gebäude. Jetzt die letzten 30 km abgerissen, dabei mehrfach die 130 überschritten. Fazit: Test erfolgreich, der Rotax läuft wieder und ich bin kurz nach 9:00 und nach 150 km wieder in Mücke. Jetzt gehts mit den beiden Gästen aus NRW in den Ebsdorfergrund. Aber das ist eine andere Geschichte und dazu werde ich die TS 250/ nehmen.

 

 

Ostbockgeplänkel

Nach der Testfahrt mit der Silverstar rolle ich Kathy, die TS, aus der Werkstatt. Die beiden Gäste Sammy und Jens in ihrem rosa SEAT sind bereit und wir machen uns auf den Weg ins 15 km entfernte Roßberg. Sammys BMW soll von ihrem leichten Klemmer befreit werden und danach gibts noch ein wenig Ostbock-Geplänkel.

Mit quitschenden Pneus folgt mir der rosa SEAT im Ralleystil in den Ebsdorfergrund. Dort bekommen Sammy und Jens sehr schnell den Motor der dicken BMW wieder frei – sicher waren nur die Kolbenringe ein wenig festgerostet. Dann quatschen wir aber noch eine geschlagene Stunde über Ostböcke und ich werde das Gefühl nicht los, dass Jens plötzlich von seinen Planeta-Plänen weggeschwenkt ist – und zwar in Richtung Jupiter-Pläne. Die Jupiter 3 ist aber auch wirklich schick und bei Jens wäre sie sicher in den besten Händen. Ich selbst sollte so klug sein, mich von diesem Projekt zu verabschieden – da ist noch genug anderes in der Pipeline.

Nach über einer Stunde brechen die beiden auf in Richtung NRW und ich beschäftige mich noch ein wenig mit ein paar Planetateilen, die ich in den Rucksack verstaue und mitnehme in die heimische Werkstatt. Dann gehe ich auf eine äusserst indirekte Rückfahrt und der erste Haltepunkt ist die Ruine der Stiftskirche in Wittelsberg.

Über Kirchhain und Niederklein gehts dann an den Gleenbach und weiter nach Kirtorf. Mittlerweile ist die Sonne zwar flächendeckend aus den Wolken gekommen, aber sie wirkt seltsam kraftlos und spendet wenig Wärme. Ist selbst mir ein bisschen zu kühl.

Jetzt bin ich mit der TS an demselben See in Kamchatka, äh bei Kirtorf, wie heute früh mit der Silverstar. Das blaue Russengespann mit dem Camper ist nicht mehr da - ich werd ihn doch nicht aufgeschreckt haben?

Die Planetateile im Rucksack ziehen ganz ordentlich auf die Dauer. Es handelt sich um mehrere Kickstarter, Schalthebel, Radachsen und Tachometer.

Kirch- und Rathausplatz der Gemeinde Gemünden/Felda in Niedergemünden. Der Ort ist sehr hübsch geworden, insbesondere um diesen Bereich herum. Überall neues Verbundpflaster.

Dann zur Rosselmühle in Richtung Burggemünden. Die Mühle ist verlassen und Schilder warnen vor dem Betreten des Geländes. Eltern haften für ihre Kinder.

Das Mühlrad der Rosselmühle arbeitet noch und in Verbindung mit den gewaltigen Regenfällen der letzten Tage ist um die Mühle herum ein erstaunliches Wasserspiel entstanden.

Die TS passt optisch und ideologisch sehr gut in die Arbeitsumgebung einer Mühle. Jetzt mache ich mich aber direkt auf die letzten 15 km nachhause. Bin seit fast 6:00 unterwegs, jetzt ist es beinahe 13:00 und es wird Zeit, sich ein Steak auf die Nuss zu hauen. Ein schöner Morgen, sollte ich öfter so machen. Besser, als lang im Bett zu liegen.