Ein freier Tag, zumindest ab 11:00 keine Verpflichtungen mehr, die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel, die Temperatur liegt bereits um die 30 Grad. Ich habe Lust auf die Planeta und möchte ein paar kleine Ziele im Vogelsberg anfahren. Nichts gewaltiges – für lange Touren sind bisher Schaltung und Kupplung der IZH noch nicht standfest genug. Es ergibt sich eine leicht morbide Ausfahrt unter dem Motto „Der Vogelsberg, die Planeta und der Tod“.
Die Affinität zum Tod ergibt sich aus mehreren Gründen: Einmal ist eines der heutigen Ziele (mal wieder) der Totenköppel bei Meiches und zum anderem beginnt die Fahrt mit einigen Leichen am Strassenrand. Und weil Leben und Tod sowieso ganz nahe beieinander liegen, wird das Leben heute durch die Planeta verkörpert. Obwohl: So ganz das blühende Leben ist meine gute IZH nicht! Zwar ist die Kupplung mittlerweile halbwegs erträglich, aber zusammen mit dem furchtbaren Getriebe verhindert sie nach wie vor Fahrten durch belebte Orte mit viel Stop and Go und auch leichte Geländeeinlagen werden damit wirksam verhindert. Dabei könnte die IZH das ideale Wandermotorrad für ganz schlechte Wege und sogar querfeldein sein – aber dazu müsste das Getriebe schaltbar werden. Irgendwann werd ichs aber wohl hinbekommen.
Der Tod: Noch vor Elpenrod liegt der Fuchskadaver auf der Strasse und die Fliegen und Maden sind dabei, ihn zu zerlegen. Es gibt weitere tote Tiere auf der Fahrt: Kröten, Marder und Katzen. Der Tod ist an diesem heissen Vormittag allgegenwärtig.
Und auch das war der Tod: Die ehemalige Fleischfabrik in Groß-Felda, im Blick das representative Verwaltungsgebäude. Heute leerstehend und zu verkaufen, aber wer braucht schon eine Wurstfabrik, wenn man billige Wurst aus Polen kaufen kann?
Auf dem Totenköppel bei Meiches - klar, dass dieser Platz etwas mit Tod und Vergänglichkeit zu tun hat. Aber es ist ein Ort, an dem ich mich immer sehr wohl fühle und der eine freundliche Ruhe ausstrahlt.
Neu auf dem Totenköppel ist das Gebilde mit den Namen der Sippen, die hier begraben sind - ein Messingschild für jede Sippe. Und beeindruckend ist der Blick von hier über den auslaufenden Vogelsberg - der Hohe Vogelsberg liegt in der entgegengesetzten Richtung.
Einen hohen Anteil an der ruhigen und stímmungsvollen Atmosphäre auf dem Totenköppel haben die vielen Buchen an diesem Ort.
Jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Thorkuppe, die irgendwo bei Almenrod liegen soll. Zunächst bin ich auf dem falschen Dampfer und fahre nach Frischborn über eine ungewöhnlich schöne Waldstrecke.
Bienenstöcke auf einer Wiese auf der Strasse zwischen Dirlammen und Frischborn - da halte ich mich gern im Hintergrund und komme dem wehrhaften Volk nicht zu nahe.
Hinter Almenrod entdecke ich dann die Thorkuppe bzw. den Weg dorthin. Auf der Thorkuppe befinden sich die Hünengräber einiger germanischer Krieger. Der Weg ist eine Allee aus Buchen und Eichen, leider mit der Planeta nicht befahrbar. Und für einen Aufstieg zu Fuß ist es heute eindeutig zu heiss. Könnte ich im Herbst nochmal versuchen. Auf jeden Fall ein beeindruckender Ort!
Das ist doch wohl eine artgerechte Umgebung für ein russisches Arbeiter-Motorrad: Der Golfplatz in der Nähe des Sickendorfer Schlosses.
Es wird immer heisser und ich suche mir für eine Rast ein halbwegs kühles Plätzchen an einem bewaldeten Fischteich. Die ungewöhnlichen Gebilde im Hintergrund sind Kunst und gehören zum Projekt Erz-Art.
Die Beobachtung des Wolkenspiels bringt meine Gedanken wieder in Richtung Leben. Jetzt fahre ich nach Atzenhain zum BMW-Händler Enders - der hat seit Gestern auch die Vertretung für Honda-Motorräder. Und eine schöne gebrauchte F800 in rot hat er auch. Wie so oft komme ich mal wieder ins Grübeln über meine klapprigen und schwer-schaltbaren Ostböcke. Danach gehts nach Lumda zu Andreas, der mir einige Distanzbuchsen für die Räder der Planeta gedreht hat. Und unseren Deal über einen 125er Tatran-Roller machen wir heute auch fest - noch ein Ostbock mehr. Soviel dazu. Nach fast 200 km bin ich gegen 17:00 wieder zuhause.