Nachdem die Wetterberichte der letzten Tage immer arg falsch waren, schrecken mich die Regenwarnungen für den Sonntag nicht mehr. Später werde ich sehen, dass meine Zweifel berechtigt waren, denn es wird ein schöner, wenn auch kühler Tag. Eigentlich will ich in die Thüringische Rhön, schwenke aber wegen eines ebay-Angebots um und starte ins schöne Nüsttal.
Nach der gestrigen grossen Inspektion am Silverstar Gespann muss ich einfach mal wieder eine Gespanntour mit dem Rotax machen. Trotz heftiger Kopfschmerzen bereits am Morgen bin ich um 8:30 vollgetankt unterwegs. Es ist wirklich recht kühl und es fehlen mir immer so 1 bis 2 Grad zum Wohlfühlen. Man könnte natürlich auch sagen, dass ich einen Tick zu dünn angezogen bin. Ist aber nie so, dass ich richtig friere. Die Scheiß-Kopfschmerzen nerven aber und ich überlege, was ich dagegen tun kann. Und es fällt mir ein: Da helfen nur Shock-Riegel – und die gibts in der Tankstelle in Hünfeld. Ist sowieso meine Richtung und ich glaube fest an die heilende Wirkung des Shock-Riegels.
Wie üblich wird der Vogelsberg komplett durchquert und kurz hinter Schlitz bin ich bereits im Kreis Fulda. Ich nehme sogar die wirklich unschöne Strecke zwischen Schlitz und Hünfeld auf mich - einmal wegen der Shock-Riegel und zum anderen, um mich mit dem Gespann auf unerfreulichen Strecken zu trainieren. Klappt aber heute alles ganz gut. Und hier bin ich schon ganz kurz vor Hünfeld. In 10 Minuten werde ich den ersten Shock-Riegel knabbern.
Und so geschieht es. In Mackenzell, das bereits zum Nüsttal gehört, verputze ich den ersten Riegel. Leider hilft das noch nicht und erst später, als ich mich über einen zweiten Shock-Riegel hermache, verschwinden die Kopfschmerzen allmählich. Ich wusste, dass diese Wunderriegel helfen!!!
An der Hünfelder Tankstelle habe ich ein Geräusch aus dem Rotax gehört, dass mir nicht gefällt. Habe den Zahnriemen in Verdacht und überprüfe an diesem ehemaligen Baustoffhandel im Nüsttal den Riemen. Der ist aber OK, nur die Befestigung des Zahnriemendeckels dreht sich wieder mit. Wird behoben, ist aber natürlich nicht für das Geräusch verantwortlich.
So siehts im schönen Nüsttal aus: Eine Kurve jagt die andere. Heute ist auch der Verkehr recht gering und so macht die Strecke richtig Spass. Nach Spahl und weiter in die Rhön fahre ich aber heute nicht sondern biege ab ins Richtung Hessisches Waldland.
Dies ist nicht Europas grösste Eisenbahnbrücke bei Fraurombach, sondern die nicht ganz so grosse, aber immer noch gewaltige Brücke zwischen Langenschwarz und Unterschwarz. Der Zugverkehr auf der Brücke ist enorm und ebenso enorm sind die gewaltigen Pfeiler. Das schönste für mich aber ist die wunderbare Waldstrecke entlang der Fulda.
Und dann, mitten im Wald, die malerischen Richthof-Werkstätten. Dieser Ort strahlt eine schier unglaubliche Ruhe aus - das wäre so etwas für eine alternde MZ-Wohngemeinschaft. Ein paar potentielle Mitbewohner fallen mir auf Anhieb ein.
Urige und uralte Bäume stehen um den Richthof herum und sind verantwortlich für die etwas mystische Atmosphäre. Bis in das Örtchen Solms bleibt die Strecke so schön und etwas wunderlich.
Später fahre ich etliche km auf der B62 in Richtung Herzberg, wo ich Burg Herzberg besuchen will. Hier bin ich bereits auf dem sicherlich 5 km langen Aufstieg zur Burg, der komplett durch dunkelen Wald führt.
Burg Herzberg! Hier findet immer noch ein mal im Jahr ein gewaltiges Hippietreffen statt. Das ist aber nix (mehr) für mich, aber einen Besuch ist die schöne Anlage schon wert.
Eine adlige Burgkatze begrüsst mich und ist überaus freundlich. Sie begleitet mich auf der Burgmauer und man könnte meinen, das schöne Tier führt mich durch die Burg.
Aber dann wird mir der wahre Zweck der scheinbaren Burgführung klar: Das kluge Tier führt mich direkt in den gastronomischen Bereich der Burg, wo es heute frische Pfifferlinge und Wild gibt. Clever und ausgefuchst! Aber nach den Shock-Riegeln brauche ich vorläufig keine Mahlzeit - auch wenn die Speisekarte lockt.
Noch ein letzter Blick in die Umgebung, ins Hessische Waldland und die Rhön. Der kühle, klare und windige Tag zaubert wunderbare Wolkenspiele an den Himmel - spannend wie ein Dokumentarfilm aus Udmurtien.
Weiter gehts über Schrecksbach, das Tor zur Schwalm, in genau diese Schwalm. Zwischen Holzburg und Merzhausen führt diese Höhenstrasse dann ins Herz der Schwalm hinein. Kurz vorher biege ich jedoch ab, um allmählich über das Antrifttal wieder in Richtung Heimat zu kommen. Schliesslich läuft um 15:12 bei ebay die Versteigerung eines Rotax-Motors aus, und den will ich haben. Ich kann euch verraten: Ich habe ihn.
Im Kirtorfer Wald bleibt aber noch Zeit für eine kleine Pause und ein paar Experimente mit der Pentax-Kamera. Nach dem gestrigen Planeta-Video möchte ich heute ein Rotax-Video mitbringen. Und hier seht ihr das Rotax-Video, dass ein erfolgreiches Ankicken, eine Gespannfahrt und das korrekte Abschalten des Motors per Dekohebel zeigt. Nach 250 km bin ich pünktlich zur ebay-Auktion wieder im heimatlichen Mücke - und das noch frei von bösen Kopfschmerzen. Waren es die Riegel, der Rotax oder die Rhön?