Nachdem mein gestriger Versuch, zum Edersee zu kommen, am Wetter gescheitert ist, gibt es heute einen neuen Anlauf. Die meteorolgischen Voraussetzungen sind gut: Kein Regen, keine Bullenhitze.
So richtig früh komme ich allerdings nicht aus den Federn und schaffe den Start erst um 7:45. Um diese Zeit ist der Verkehr zwar noch erfreulich dünn, aber die Straße gehört nicht zu 100% nur mir.
So schön eine frühmorgendliche Fahrt auch ist – ein bisschen kühl ist mir doch. So kühl, dass ich nach 15 Kilometern kurz rechts ran fahre, und eine Fließweste aus dem Rucksack anziehe. Schon viel besser!
Dann gehts es aber ohne Zwischenstop bis in den Kellerwald. Allerdings hätte ich beinahe einen ungeplanten Halt einlegen müssen: Zwischen Rauschenberg und Halsdorf läuft mir ein Reh quasi vors Vorderrad. Ich bremse, das Reh bremst – und dann starren wir uns Sekundenbruchteile in die Augen, bis das Tier dann weiter rennt. Puh, das war verdammt knapp.
Wenn das Hohe Lohr zu sehen ist, dann bist Du dem Kellerwald ganz nahe. Und hier sehe ich diesen Turm bereits, ebenso wie die Dächer von Haina.
In Frankenau überlege ich, ob es nicht besser wäre, zu tanken. Ein kleiner Trupp Motorradfahrer an der Kartentankstelle erleichtert mir die Wahl. Es handelt sich um vier Hondafahrer aus Niederösterreich, genauer aus Waidhofen/Thaia, die von einem Honda-Four-Treffen am Edersee kommen.
Von Frankenau fahre ich über Frebershausen, Kleinert und Giflitz – eine herrliche Strecke durch den Naturpark Kellerwald. Und von Giflitz bis an den See zum Cafe Zündstoff ist es auch nur noch ein Klacks. Das erste, was auffällt, ist aber, dass ausser meiner alten Sporty hier keine Harleys zu sehen sind. Dafür aber jede Menge BMW, eigentlich fast nur BMW.
Ah ja, BMW zeigt hier sein komplettes Zweirad-Programm bis zum E-Scooter. Alle Maschinen stehen bereit zu Probefahrten.
Auch das aus meiner Sicht derzeit schönste Bike von BMW, die R nineT, ist am Ort. Ein BMW Mann drängt mich, damit eine Probefahrt zu machen, und ich bin kurz davor, mich einzuschreiben. Aber in letzter Sekunde schrecke ich zurück: Seit ich die Sporty fahre, bin ich ein so schnelles und starkes Motorrad nicht mehr gewohnt und würde womöglich die gesamte Gruppe ausbremsen. Also lass ich’s lieber – für heute.
Ich schaue mich ein wenig um in der Hoffnung, irgendwo eine Gruppe mit Harleys zu sehen, aber da ist Fehlanzeige. Sollte ich mich im Datum geirrt haben?
Zurück am Cafe Zündstoff entschliesse ich mich zu einem der berühmt guten Frühstücke dort.
Wahrhaftig ist jetzt sogar eine Harley unter den Motorrädern – ob die allerdings etwas mit dem Treffen des Milwaukee-Forums zu tun hat, weiss ich nicht.
Aber jetzt erst einmal das zweite Frühstück – in der Tat vorzüglich.
Danach sieht die Harley-Welt schon etwas freundlicher aus – hab ich beim Frühstück auch schon gehört, dieses V-Twin Bollern.
Jetzt ist doch schon eine zweistellige Zahl der Milwaukee-Twins zu sehen.
Und diese Gruppe, zweifelsfrei als Harley-Fahrer auszumachen, bestätigt mir: Ja, wir sind das Treffen des Milwaukee Forums. Leider waren aber nur ca. 25 Fahrer beim Treffen, während es im Vorjahr an die 100 waren. Aber an der Truppe sieht man, dass die Stimmung trotzdem ausgesprochen gut war.
Jetzt werden es doch zunehmend mehr.
Schöne Roadking, komplett in schwarz.
Harley in Motion.
Und noch mehr – aber halt, die beiden entpuppen sich beim Näherkommen als V-Twins von Kawasaki und Suzuki.
Dennoch – immer mehr Harley laufen ein, und ……
…. so langsam müssten alle Teilnehmer des Milwaukee-Treffens hier angekommen sein. Aber auch jede Menge anderer Kräder laufen ein, und jetzt wird es mir einfach zu voll hier. Hab immer noch das Bild vor Augen als im letzten Jahr ein Kamikaze-Großroller in die geparkten Bikes gebrettert ist.
Also mach ich mich wieder auf und schlage den Rückweg ein. Ab Frebershause nehme ich aber einen anderen Weg, der über die allerkleinsten und allerschönsten Sträßchen in Richtung Bergfreiheit führt.
Im Schneewittchendorf Bergfreiheit nehme ich die Traumstraße nach Oberurff unter die Räder. Hier geht es 5 Kilometer lang immer an der Urff entlang durch den dichten Wald. Hier ist es so schön, dass ein Päuschen ein Muss ist.
Die Urff.
So schön es hier auch ist – es muss weiter gehen.
Meine Lieblingspflanze, die im und um den Kellerwald erstaunlich häufig zu sehen ist: Mohn – und zwar nur wegen des Mohns im Mohnkuchen.
Den letzten Stopp heute gibt es zwischen Neustadt und Kirtorf in der Nähe der Kaserne. Weil die Straße ja eigentlich gesperrt ist, hast Du hier immer deine Ruhe.
Am frühen Nachmittag bin ich nach schönen 160 Meilen wieder zu Hause. Und einen Hauch vom Treffen des Milwaukee-Forums hab ich zumindest mitbekommen.