Reise in die Steiermark: Tag 3

Während der letzten  beiden Tage wurde mein Rotax deutlich heisser als sonst – das eingebaute RR-Ölthermometer zeigte immer zwischen 90 und 100 Grad an, während es sonst selten mehr als 80 Grad waren. Irgend etwas stimmt da also nicht und das macht mir Sorgen. Muss ich also bei. Und Jürgen hat die Nase voll von immer wieder reissenden Schweissnähten an der Gepäckträgerhalterung. Er will deshalb den Träger komplett abschrauben. Und aus diesen Gründen beginnt der dritte Tag in Österreich als Schraubertag in der Garage.

Sitzbank runter und dann wird das pofelige Gestänge der Gepäckträgerhalterung komplett entfernt. Nachdem zwei mal eine Schweissnaht an dieser Stelle gerissen ist, kann wohl gesagt werden, dass diese Konstruktion nicht brauchbar ist. Also weg damit.

Ich schaue mir die Spann- und die Umlenkrolle des Zahnriemens an. Sind aber beide leichtgängig und die Zahnriemenspannung erscheint mir auch OK. Aber warum wird der Motor dann so heiss? Gerhard hat angeboten, dass ein Schrauber-Guru aus Hausmannstetten sich die Sache mal anschaut und so verabreden wir uns für 14:30 dort.

Aber zunächst fahren wir zum Shopping-Center Nord, keine 10 km vom Statteggerwirt entfernt. Hier bekommen wir alles, was wir vergessen haben: USB-Ladekabel, Deo-Roller, Sonnencreme .....

Nur mithilfe von Jürgens Navigastionssystem finden wir den Weg nach Hausmannstätten. Der Weg führt komplett durch Graz - schrecklich zu fahren. Erst später kommen wir wieder in landschaftlich reizvollere Gefilde.

Angekommen beim Schrauber-Guru Fredl in Hausmannstätten. Gleich am Eingang empfängt uns ein Trial-Eigenbau auf Matchless-Basis. Leicht und elegant wie eine 125er.

Fredl und sein Kollege waren doch tatsächlich am letzten Wochenende im Vogelsberg- beim Schottener Oldtimer GP. Und am übernächsten Wochenende werden die beiden bei einem Trialwettbewerb in Hermannstein bei Wetzlar sein - keine Stunde von mir entfernt. Die Welt kann so klein sein!

In der total zugebauten Werkstatt finden sich herrliche DInge und wie selbstverständlich steht dort eine Sunbeam mit dem interessanten Twin mit hintereinanderstehenden Zylindern. Es handelt sich um Gerhards Maschine, die nur temporär hier steht.

Dann hört und schaut sich Fredl meinen Rotax an und steuert zielsicher den Zahnriementrieb an. Und der ist zu stramm!!! Meine Prüfungen erfolgten immer am kalten Motor und da war die Spannung in Ordnung. Aber im heissen Zustand ist der Riemen eindeutig zu stramm. Das ist natürlich nix und muss korrigiert werden. Und ein leichtes Kolbenkippen hört der Meister auch heraus - aber das ist bei 60.000 km OK und nicht bedenklich.

Nach der Aktion bei Fredl geht es in eines der Aussenlager von Gerhard, wo ein Teil seiner Motorräder untergebracht ist. Dort finden sich das rot-schwarze ES/2-Gespann ....

..., die wunderschöne Norton ES2, ein Holder-Traktor sowie die gelbe TS 250/0. Die TS wurde früher von einem polnischen Priester gefahren und kam auf recht abenteuerlichen Wegen zu Gerhard. Diese Maschine soll wahrscheinlich in genau diesem patinierten Zustand erhalten werden - ein guter Gedanke.

Abschliessend fahren Jürgen und ich noch ein wenig im Grazer Umland herum und kurven dann über die Lassnitzhöhe zurück nach Stattegg. Der heutige Tag war damit zwar nicht das fahrerische Highlight, aber dennoch von grosser Bedeutung für uns.

 

Reise in die Steiermark: Tag 2

Der zweite Tag unserer Reise soll durch Niederösterreich und einige Nationalparks mit spektakulären Routen führen. Dazu gehören der Wallfahrtsort Mariazell, das Höllental und das Pollauer Tal. Nach tiefer und traumloser Nacht, vielleicht ein wenig gefördert durch den Genuss von Marillenschnaps, sind wir um 8:00 bereit für weitere Kilometer. Und wir werden auch an diesem Tag nicht enttäuscht!

Unsere Rotaxe haben bei Sonja einen geschützten Platz für die Nacht bekommen. Jetzt, nach einem reichhaltigen Frühstück, beladen wir die braven Emmen wieder und tauchen direkt ein in die schöne Landschaft von Niederösterreich.

Diesmal meiden wir grössere Strassen und das ist die richtige Taktik. Sofort befinden wir uns inmitten grandioser Landschaften und geniessen jeden Kilometer.Der Pass nahe Garming ist ein Erlebnis für uns Mittelgebirgler.

Vom hohen Pass hinab ins tiefe Tal. Wiesen und Wälder zeigen ein so sattes Grün, wie ich es aus dem Vogelsberg überhaupt nicht kenne.

Kilometerlang fahren wir an Gebirgsbächen vorbei.

Mitten im Gebirge dann ein Hochmoor: Etwas, was ich bis dahin noch nie gesehen habe.

Etwas überraschend dann auf einem Pass die Landesgrenze zur Steiermark. Habe ich hier noch gar nicht erwartet, aber es handelt sich auch nur um einen kleinen steirischen Zipfel und bald sind wir wieder in Niederösterreich.

Während wir beiden alternden Helden den Pass mit den überschweren 500ern bezwungen haben, taucht dieses fesche österreichische Maderl auf dem Fahrrad auf. Ist gerade den Pass herauf gestrampelt und erzählt direkt der Freundin per Handy, wie schön es hier oben ist. Nach der Tour läge ich hier mit Schnappatmung am Boden - wenn ich überhaupt so weit gekommen wäre.

Glasklar und eiskalt ist der Erlaufsee. Am Ufer ein Schlösschen oder Herrenhaus von herausragender Schönheit.

Disneyland in Niederösterreich? Keinesweg, dies ist Mariazell, ein bekannter Wallfahrtsort. Das Ortsbild ist aber wirklich Postkartenreif.

Im Zentrum jede Menge Verkaufsstätten von Wallfahrtswaren: Schutz- und Puttenengel, Kreuze, Kerzen, Ansichtskarten. Bin eigentlich gar nicht so recht zu haben für diese Art von Tourismus, aber auf Mariazell hätte ich dennoch nicht verzichten wollen. Muss man gesehen haben.

Jürgen auf dem Weg in die Wallfahrtskirche - womöglich erhofft er sich hier die Erlösung von all seinen irdischen Sünden. Obwohl - ich weiss nicht recht. Das Innere der Kirche dürfte übrigens an Prunk schwer zu überbieten sein.

Zurück auf den Asphalt der Strassen bin ich doch froh, wieder mehr Natur um mich zu haben. Ein Stück folgen wir der Köhlerstrasse und sehen so manchen Meiler am Wegesrand vor sich hin kokeln.

Um die Mittagszeit ist es jetzt richtig warm geworden und ich wechsele die Jacke. Wozu habe ich schliesslich die Lederjacke von Greg dabei. Und sofort weiter in Richtung des Grossen Schneebergs.

In Puchberg am Schneeberg gönnen wir uns ein richtiges MIttagessen und ein wenig Ruhe. Danach gibts einen Verdauungsspaziergang am Teich. Bin froh, jetzt die Lederjacke zu haben – im Goretex wäre es zu schweisstreibend.
Hier hat Jürgen vor über 30 Jahren mal ein Betriebspraktikum in einem Bergwerk absolviert und hat damals einige sehr private Beziehungen aufgebaut.

 

 

 

Jürgen macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit in Puchberg und findet tatsächlich das Wohnhaus einer damaligen Bekannten. Es ist zwar niemand zu Hause, aber ein Nachbar gibt nach anfänglichem Zögern eine Telefonnummer heraus. Vor der Weiterfahrt muss ich noch Tanken und dabei entsteht plötzlich eine grosse Öllache unter meinem Rotax. Schreck lass nach! Aber es ist nur der Entlüftungsschlauch vom Öltank abgefallen, der kleine Sicherungsring ist ausgenüdelt. Kein Problem also.

Es folgt eine der spekatkulärsten Routen der gesamten Fahrt: Das Höllental. So gut wie unbewohnt windet sich die Strasse durch das Gebirge und an vielen Stellen kannst Du dir gut vorstellen, wie der Leibhaftige hier durchs Gebirge getobt und dabei dieses Tal entstanden ist.

In jedem guten österreichischen Heimatfilm spielt das Höllental eine Rolle und dazu gehört immer die Szene, in der ein Jägersmann (Der Gute) den Wilddieb (Den Bösen) auf der Holzbrücke stellt. Mir aber läuft heute kein Wilddieb, sondern statt dessen der Assekuranzrat W. aus R. vor die Linse.

Dann geraten wir ins chaotische Gloggnitz und verfransen uns so richtig. Erst mithilfe eines Porschefahrers kommen wir wieder in die richtige Richtung. Puh, das hat genervt. Nun stellen wir fest, dass wir wesentlich weniger Kilometer geschafft haben, als geplant. Tagesrouten von 300 bis 400 km haben wir uns vorgestellt, aber im Gebirge ist das illusorisch. Da müssen wir umdenken und so wird die Route über den Semmering gecancelt. Schliesslich müssen wir heute noch Graz erreichen.

Und natürlich errreichen wir auch irgendwann Graz - aber es dauert Stunden und wir kommen nur langsam voran. Stattegg ist ein Ortsteil nördlich von Graz, der direkt am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, liegt. Direkt hinter unserer Pension Statteggerwirt gehts mit 28% Steigung den Schöckl hinauf.

Wir bekommen für unsere Emmen eine eigene kleine Garage. Hier stehen die Maschinen geschützt und wir können bei Bedarf im Trockenen schrauben. Und das werden wir schon am nächsten Morgen tun. Für heute wollen wir nur noch eines: Gut essen und trinken. Auch das ist beim Statteggerwirt kein Problem. Dazu besucht uns noch Gerhard aus Graz und so wird es ein schöner und ruhiger Abend.

 

 

Reise in die Steiermark: Tag 1

Zu einer sehr unchristlichen Zeit starten wir am 18. August zu unserer grossen Reise nach Österreich: Noch vor 3:00 (nachts!) steht Jürgen mit dem beladenen Hänger vor der Tür. Schnell das Gepäck ins Auto geworfen und dann auf die dunkele, aber leere Autobahn. Vor uns liegen 500 langweilige Kilometer – aber auch die Vorfreude auf ein wunderbares Land.

Bereits zwei Tage zuvor, am Sonntag, hatten wir die beiden Rotax-MZ auf dem Hänger verstaut und alles verzurrt. Der kleine Hänger reicht gerade für die kompakten 500er aus. Am Abend vor dem Start reisst bei Jürgens Rotax noch eine Schweissnaht an der Trägerhalterung und muss in letzter Sekunde repariert werden.

Mittwoch, der 18. August 2010 um 2:44 am Morgen - eine grausliche Zeit, aber ich habe bereits gefrühstückt, alles gepackt und bin bereit. In 2 Minuten wird Jürgen hier sein und die Fahrt in die Steiermark beginnt.

Der Opel-Diesel frisst die Meilen, die Stunden verrinnen, und als es langsam hell wird, gönnen wir uns einen Kaffee irgendwo auf der Autobahn. Die Maschinen stehen fest und sicher auf dem Hänger - wir haben sehr ordentlich verzurrt.

In einem Waldstück vor Passau finden wir diesen einsamen Hof - den Lebenshof. Unsere Frage, ob wir hier den Opel mit Hänger für 10 Tage stehen lassen können, wird freundlich und positiv beantwortet. Und Geld will die nette junge Dame partout nicht von uns annehmen. Immerhin können wir den Kindern etwas zustecken.

Recht schnell sind die Rotaxe abgeladen und die Seitentaschen, die Gepäckrolle und der Tankrucksack angebracht. Macht zwar alles einen ziemlich provisorischen Eindruck, aber uns reichts. Wir sind startklar und fahren über Passau in die Grenzstadt Engelshartszell.

Hier kaufen wir jeder ein 10-Tage-Pickerl, also eine Vignette. Die freundliche Dame an der Tankstelle warnt uns vor drastischen Strafen bei Geschwindigkeitsübertretungen und rät dringend, die Beschränkungen einzuhalten. Angeblich sind bei 15 km/h zu viel gleich 150 Euro fällig. Wir beschliessen, auf den Rat zu hören. An die etwas unsportliche Art des Ab- und Aufsteigens auf die beladenen Motorräder müssen wir beiden alten Säcke uns für die nächste Zeit ebenfalls gewöhnen.

Wir fahren die Bundesstrasse 130 immer der Donau entlang in Richtung Linz. Das Wetter ist OK, nicht zu heiss, aber trocken, die Strasse ist gut ausgebaut und der Verkehr gering. So schwingen wir durch viele Kurven unserem ersten Ziel Linz entgegen.

Wir kommen zwar stetig, aber dennoch nicht richtig flott voran - Grund dafür sind die häufigen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 50, 60, 70 oder 80 km/h. Und wir halten uns daran. Jetzt sind wir bereits an der Stadtgrenze von Linz.

In Linz sind wir mit Nanno (Greg) aus dem AiA-Forum verabredet, und zwar auf dem Hauptplatz. Die Stadt scheint recht übersichtlich, denn wir finden den Platz sofort.

Greg ist noch nicht eingetroffen und so haben wir Zeit, uns den Hauptplatz mit seinen schönen Gebäuden ein wenig anzusehen.

Dann taucht Greg mit seiner XT500 auf und bringt mir wie verabredet eine Lederjacke mit. Sie passt und ist daher gekauft. Wir plaudern ein Stündchen mit Greg, der uns dann aus der Stadt heraus lotst. Und wir werden gewarnt: Diese nächste Route ist langweilig und öd.

Greg hat recht: Die Route entlang der Donau ab Linz ist zum Abgewöhnen. Bis Amstetten halten wir das Bundesstrassengezuckel durch, dann verlieren wir die Nerven und biegen einfach ab in Richtung Euratsfeld. Und sofort wird die Gegend wunderschön, die Strassen herrlich und der Verkehr dünn. Dieses Niederösterreich gefällt uns ausgesprochen gut.

In Scheibbs neigt sich der Tag seinem Ende zu und wir finden in einem herrlich einfachen Landgasthof eine Übernachtungsmöglichkeit in einem Zweibettzimmer. Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste und erleben einen herrlichen Abend mit einigen von Sonjas Stammgästen.

Die kleine Gasthofskatze ist der ruhende Pol des Lokals. Weniger ruhig die Gäste, besonders Sepp und Gerd unterhalten uns auf das vortrefflichste. Einen Kulturschock bekommen wir allerdings durch zwei Dinge: Das Leib- und Magengetränk der beiden Niederösterreicher ist ... Jägermeister und die beiden outen sich als Fans der Amigos. Unglaublich: Diese hessischen Schnulzensänger aus Hungen machen (für mich) die schlechteste Musik des christlichen Abendlandes und begegnen mir sogar in der österreichischen Provinz.

Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark

Dies ist unser Reisebericht nach und durch Österreich. Er beschreibt eine Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark.

Meine letzte grosse Motorradreise liegt lange, sehr lange, zurück: Das war im Jahre 1982 und es handelte sich um eine 6000 km lange Skandinavienfahrt mit einer Honda CB 750 K2. Durch jahrelange Motorradabstinenz habe ich leider viele Jahre verpasst, in denen schöne Reisen möglich gewesen wären. Jetzt, in meinem zweiten Motorradleben, das 2006 begann, habe ich zwar viele Fahrten gemacht, aber richtige Reisen waren das nicht. Das soll mit dieser Österreichreise wieder anders werden.

Österreich, wenngleich vor unserer Haustür und vergleichsweise nah, ist mir nicht wirklich bekannt. Die paar mal, in denen ich das Land besucht habe, waren dienstliche Anlässe und die waren entsprechend kurz und knapp. Durch Jürgen jedoch und vielleicht noch mehr durch die (bisher) virtuelle Bekanntschaft mit Gerhard aus der Steiermark sehe ich das Land anders und so haben wir diese Reise geplant. Jürgen hat durch frühere Aufenthalte eine ganz andere Beziehung zu Österreich und er ist in diesem Fall als die treibende Kraft zu sehen.

Leider haben wir nicht allzu viel Zeit und deshalb packen wir unsere Rotax-MZ zunächst auf den Hänger und fahren bis Passau. Diese langweilige und zeitraubende Anfahrt können wir uns in einem 10-Tage-Urlaub nicht leisten. 500 km An- und Abfahrt würden mit unseren Rotaxen jeweils 2 Tage dauern, wenn wir autobahnfreie Routen wählen würden. Und so viel Autobahn mit dem Rotax – das ist vollkommen gegen unsere Philosophie. Da erscheint die Hängervariante doch als das kleinere Übel.
In Passau werden wir Auto und Hänger irgendwo abstellen und dann gehts auf 2 Rädern weiter. Starten werden wir am 18. August ganz früh am Morgen – um 3:00.

LogoUnd so sieht unsere Grobplanung aus: Von Passau aus fahren wir die Donau entlang bis Linz, dann über die Wachau und Niederösterreich. Irgendwo biegen wir in Richtung Süden, also in Richtung Steiermark, ab und kommen dann zu unserem festen Quartier beim Statteggerwirt am Rande von Graz. Dort bleiben wir 10 Tage, um dann über das Eisenerz und das Salzkammergut zurück nach Passau zu fahren. Dort werden die Rotaxe wieder auf den Hänger geladen und dann gehts ab nach Norden – ins heimische Hessen. In etwa so sollen Hin- und Rückreise ablaufen, aber natürlich sind wir flexibel und können die Planung jederzeit ändern.

Tag 1  – 18. August 2010: Die Anreise, die Donau, Linz und Niederösterreich

Tag 2  – 19. August 2010: Wallfahrtsorte, Höllentäler und die Steiermark

Tag 3  – 20. August 2010: Schraubereien, Engländer und andere Oldtimer

Tag 4  – 21. August 2010: Pässe, Almen und der Schöckl

Tag 5  – 22. August 2010: Ein Radrennen, der Kaiser-Josefs-Platz, im Puch-Museum und die Oststeiermark

Tag 6  – 23. August 2010: Eine Reise in die Vergangenheit und ein richtig fauler Tag

Tag 7  – 24. August 2010: Die Weinebene, der grosse Regen und viel Kultur in Graz

Tag 8  – 25. August 2010: Über die Südsteiermark nach Slowenien

Tag 9  – 26. August 2010: Eisenerz und das Salzkammergut

Tag 10  – 27. August 2010: Rücksturz zur Erde – Servus Österreich

 

Am Ende der kleinen Reise haben unsere Maschinen 2100 km mehr auf dem Tacho, Jürgens Emme sogar noch 300 km mehr. Das ist natürlich keine Weltreise, aber etwas mehr als meine üblichen Wochenendtrips ist das schon. Die Emmen mit ihren Rotax-Motoren haben uns nicht im Stich gelassen, wir sind niemals liegen geblieben. Und die notwendigen kleinen Schraubereien hätten wir auch nicht missen wollen. Zu den 2100 km kommen dann noch 1000 km Anfahrt und Rückfahrt mit PKW und Hänger.
Für die 2100 km hat mein Rotax 87 Liter Super gebraucht, was einem Verbrauch von 4,1 l/100km entspricht. Das liegt unterhalb dessen, was ich im Vogelsberg brauche und ist sicher die Konsequenz der geringeren Geschwindigkeiten und natürlich meiner Blümchenpflückermentalität.

Überrascht hat uns die Ersatzteilsituation für unsere Rotaxmotoren in Österreich. Es ist quasi so gut wie nichts für den Rotax 504 oder den 506 zu bekommen. Österreichische Kenner haben uns mehrfach auf Deutschland verwiesen, dort sei die Situation besser. Sehr sonderbar! Ich hab tatsächlich geglaubt, dass beim Stützpunkthändler für KTM noch nagelneue Motoren unter der Theke stünden.

Und eines ist klar: Unser Rotaxmotor ist für Österreich eigentlich völlig ungeeignet. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen, verbunden mit der Gebirgslandschaft, führen dazu, dass Du so gut wie immer im falschen Gang fährst. Eine ewige Schalterei ist die Folge. Hier wäre ein Motor angebracht, der durch längeren Hub oder grössere Schwungmassen sowie ein passend abgestuftes Getriebe grössere Elastizität bietet. Gut, unser Rotax mit seinem Ursprung als Wettbewerbsmotor hatte andere Ziele, aber die Wahl von MZ für den 504 war wirklich nicht optimal. Und dennoch mag ich diesen Motor!

 

Beginn der Reise in die Steiermark

Die Vorbereitungen für unsere Steiermark-Fahrt laufen auf Hochtourchen – Jürgen und ich reden nur noch von Österreich, wir hören Volksmusik aus der Steiermark und aus Kärtnen, wir üben den Dialekt und wir träumen sogar schon von dem schönen Alpenland. Und eigentlich ist dieser Sonntag Morgen unser wirklicher Beginn der Reise in die Steiermark.

Der Sonntag Morgen ist trüb und grau, die Temperaturen liegen unter 15 Grad, aber um 8:00 regnet es zumindest (noch) nicht. Eigentlich gar nicht so schlecht für den Beginn einer relativ langen Reise – extreme Hitze wäre ein Albtraum für mich, und Dauerregen sowieso.Aber so passt es schon. Auf geht’s, Buam.

Schwer beladen ächzt meine Silverstar und dem gewaltigen Tankrucksack Oxford Lifetime Luggage. Der tourentaugliche 12-Litertank der MZ ist bis zum Rand gefüllt, das Öl gewechselt. Die Reise ans Ende der bekannten Welt kann beginnen.

Zunächt gehts auf die Autobahn - etwas, was ich sonst tunlichst vermeide. Aber heute müssen Kilometer gemacht werden. Und um 8:00 ist auch auf der A5 noch nix los. Überraschend: Als ich auf dem Standstreifen kurz stoppe um das Foto zu machen, hält Sekunden später ein junges Pärchen im PKW und fragt, ob alles OK ist. Donnerwetter!

Stunden später der Stopp in den österreichischen Bergen. Der Kenner sieht sofort, dass wir uns nicht mehr in Deutschland befinden sondern im wilden Alpenland.

Klar, bis hierhin war alles nur ein Spässchen! In Wahrheit bringe ich die Silverstar lediglich zu Jürgen und wir wollen dann die beiden MZ bereits auf dem Hänger verzurren. Denn bis Passau werden wir in Dose und Hänger fahren. Und weil ich Lust habe, ein wenig zu fahren, nehme ich nicht den direkten Weg zu Jürgen, sondern mache eine 120 km Tour aus der Aktion. Erster Stop beim Yamaha-Händler in Fernwald.

Mit dieser Textiljacke werde ich die Österreichfahrt machen. Wenns kalt wird, mit Futter, ansonsten ohne. Und vielleicht komme ich ja in Linz noch zu einer Lederjacke. Da läuft was!

Ein bereits herbstlich anmutendes Feld mit diversen Blümchen an der Kaserne der Bereitschaftspolizei in Lich zwingt mich förmlich zum Anhalten.

Das Clubhaus des Winneröder Golfclubs. Diese Anlage hat den Golf im Kreis Giessen und im Vogelsbergkreis so richtig populär gemacht - aber nicht für mich.

Die Gegend um den Golfplatz hingegen schau ich mir immer wieder gern mal an. Und ausserdem ist das eine schöne kleine Kurvenstrecke.

Jetzt bei Jürgen in Lindenstruth. Zum ersten mal sehe ich auf dem Grundstück diese Chinesischen Laufenten. Angeblich halten sie den Garten frei von Schnecken.

Recht flott haben wir die beiden Rotaxe auf dem kleinen Hänger verzurrt und die Fuhre wirkt durchaus vertauenerweckend. So bleiben die Maschinen die letzten 1,5 Tage hier stehen und dann wirds Dienstag nacht um 3:00 losgehen.

Dann bringt Jürgen mich nach Hause, wo ich noch ein wenig Reisevorbereitungen mache. Und anschliessend hole ich meine Enfield in die Werkstatt und baue schnell das Rücklicht um. So muss ein Enfield-Rücklicht aussehen und das moderne Teil hat mich irgendwie verrückt gemacht. Jetzt kann ich beruhigt in Urlaub fahren.