Für heute ist eine Fahrt in die nördliche Steiermark geplant. Wir möchten Orte wie Mürzzuschlag, Kapfenberg und Bruck an der Mur anfahren und auch den bekannten Semmering besuchen. Der Semmering ist ein Höhenzug der Ostalpen und bildet die natürliche Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark.
Während der letzten Tage haben wir gelernt, dass Entfernungen im Gebirge anders zu bewerten sind als im flachen Land oder im Hügelland. Touren von mehr als 200 km sind fast nicht zu schaffen, es sei denn, man benutzt Schnellstrassen und Autobahnen. Aber das wollen wir natürlich möglichst nicht und deshalb müssen wir die geplante Kilometerleistung der Realität anpassen.
Die heutige Tour ist relativ lang und so haben wir akzeptiert, einige Passagen auf schnelleren Bundesstrassen abzureissen. Aber dass es dann so schlimm kommt, hat doch überrascht. Ende vom Lied war dann doch wieder, die Route zu ändern, zu kürzen und auf die kleinen Nebenstrecken auszuweichen.
Zunächst fahren wir auf der B72 über Weiz nach Birkfeld. Diese Bundesstrasse fährt sich recht nett und auf vielen Passagen kann man es sehr schön "swingen" lassen. In Birkfeld fahren wir in den Ort und sehen uns ein wenig um.
Ein hübscher kleiner Ort, dieses Birkfeld. Was mir hier so richtig auffällt, ist die Schleckerseuche! Überall findest Du diese Ladenkette und die schaffen es wahrhaftig, jedes Ortsbild zu verhunzen. Gut möglich, dass bei mir eine mittlere Schlecker-Phobie latent vorhanden ist.
Dann fährt diese völlig originale VW Bulli vor - Bj. 1963 und immer in erster Hand. Der Besitzer ist um die 80 und fährt mit dem schicken Oldie Hochzeitsgesellschaften zur Kirche.
Dann eiern wir etliche Kilometer bei Kapfenberg und Bruck an der Mur über langweilige Umgehungsstrassen, bis es gelingt, die Nebenstrecke nach Pernegg zu finden. Und ruckzuck sind wir wieder in der Einsamkeit und Ruhe der Bergwelt.
Nach dem Durchfahren eines kleinen Bergbaugebietes finden wir eine extreme Nebenstrecke in Richtung der Teichalmen.
Hier ist die Strasse so schlecht und die Gegend so schön, dass es dir den Atem verschlägt. Wir sind lange Zeit völlig allein auf der Strasse und können überall ungestört anhalten.
Mitten in der "Wildnis" dann ein Ökopark mit allerlei landestypischem Getier - darunter auch Wollschweine. Diese ungewöhnliche Rasse hat Nachbar Egon jahrelang gehalten - und hier stosse ich wieder auf die aussterbende Haustierrasse.
Wir informieren uns ein wenig über das Almenland. Der Naturpark Almenland nördlich von Graz, ist das größte zusammenhängende Niedrigalm-Weidegebiet Europas. Die ausgedehnten Almlandschaften, die grünlandgeprägte Kulturlandschaft mit Felswänden und Schluchten sind die prägenden Landschaftstypen im Naturpark.
Immer höher schrauben wir uns im Almenland und geniessen diese Gegend sowohl fahrerisch als auch landschaftlich. Ein Erlebnis!
Typische Szenerie im Almenland. Natürlich gibt es hier auch richtig dicken Tourismus, aber der ist wirklich punktuell beschränkt auf Orte wie die Teichalm, wo hunderte von PKW auf riesigen Parkplätzen stehen. Aber da sind wir in 2 Minuten durch und dann siehts wieder so aus wie auf diesem Foto.
Ganz oben auf der Alm dieses verlassene Bauernhaus. Sieht noch richtig gut aus und ist keineswegs verfallen. Mein alter Traum vom einsamen Leben mit autarker Energieversorgung erwacht wieder.
Aber eines steht fest: Dort oben hin krieg ich meine Gattin nie. Und die Bender Filiale Steiermark-Nord wird es wohl auch nie geben.
Wir reissen uns los vom wunderbaren Almenland und beginnen den Abstieg in Richtung Semriach.
In Semriach geniessen wir eine kleine Brotzeit. Noch wichtiger aber ist ein Hinweis der Wirtin, wie wir über Wirtschaftswege durch Umfahren des Schöckl in den Norden von Graz nach St. Radegund gelangen.
Solche Wege befahren wir kilometerweit und sind dabei völlig allein. Mit einer Enduro könnten wir jetzt nochmal abbiegen und über Trampelpfade den Schöckl sogar komplett überqueren. Aber uns reicht auch dieser Traumpfad.