Nur für den Fall der Fälle

……. habe ich über die ebay Kleinanzeigen einen Harley-Motor gekauft. Ist ein 94er Baujahr und laut Kennern damit aus der Ära der besten und zuverlässigsten Sportster Motoren überhaupt. So hat er das bessere 5-Gang-Getriebe und der Lichtmaschinen-Rotor ist nicht mehr Teil des Kupplungskorbes, sondern sitzt separat auf der Kurbelwelle. Natürlich hoffe ich, den Motor nie zu brauchen, aber es beruhigt die Nerven, wenn so ein Teilchen im Regal steht.

Der Transport erfolgte über die bekannt zuverlässige AiA-Logistig: Zuerst kam der Motor von Berlin nach Frauwalde. Von dort hat ihn Ringo direkt zu mir gebracht, und zwar am heutigen Sonntag.

Harley Motor

Schon ein ordentlicher Klotz, so ein Harley Motor, schätze ich auf ca. 100 kg. Aber zu zweit natürlich klein Problem. Allerdings musste Ringo den Motor in Frauwalde allein in seinen Kombi heben. Oha!

Harley Motor

Schön schmal ist so ein V-Twin allerdings. Hätte wahrscheinlich doch in den engen Kofferraum des MG gepasst – aber ne, dafür ist das Teil zu hoch. AiA-Logistik war die bessere Lösung.

Der Motor soll wie erwähnt aus einer 94er Sportster kommen, die aus den USA hierher kam. Seine Nummer lautet CAMM121476*. Mal sehen, ob ich daraus das Herstellungsjahr der Maschine rückschliessen kann.

Alles weg

Jetzt ist es tatsächlich passiert: Ich hab die DR400 mitsamt allen Teilen abgegeben! Das war schwerer, als ich dachte und viel unangenehmer als der Verkauf meiner beiden W650. Aber das Gute ist: Ich weiss, die Suzi kommt in gute Hände. Arne ist ein extrem angenehmer Typ und wer den langen Weg von Sylt bis in den Vogelsberg wegen einer alten Enduro auf sich nimmt und wer seinen Hund Badegast nennt, also der kann kein übler Zeitgenosse sein.

Sportster 883

Den Morgen vertreibe ich mir, nachdem alle DR400-Teile in Kisten verstaut sind, mit leichten Tätigkeiten an der Sporty und Aufräumarbeiten in der Scheune.

Sportster 883

Auch das Nachbau-Schutzblech für die Sporty ist angekommen und sieht besser aus, als ich es erwartet hab. Das wird jetzt noch schön glänzend schwarz lackiert und dann wäre auch die Heckpartie wieder in Ordnung.

Suzuki DR400

Jetzt kommt Arne mit einem geliehenen Transporter, in dessen Bauch all meine DR400-Teile verschwinden – passt so gerade. Das hat so richtig Luft im Schuppen gegeben. Adieu, schöne DR, vielleicht kann ich dich mal auf Sylt besuchen. Kurz schaut auch Reinhard vorbei und berichtet, dass sein XL350-Paket bereits Gestern einen neuen Besitzer gefunden hat. Aber während Reinhard ja noch die 650 Honda als City-Hopper hat, muss ich für diesen Zweck jetzt einen Motorroller nehmen.

Ein Abschied

In der Tat bahnt sich erneut ein Abschied an: Diesmal von meiner treuen Enduro, der Suzuki DR400. Mit der hab ich wirklich viel erlebt und entsprechend schwer wird dieser Abschied fallen. Für das Wochenende hat sich der Käufer angesagt und die Maschine geht mitsamt allen Ersatzteilen auf die schöne Insel Sylt.

Aber bei allem Abschiedsschmerz kommt auch diesmal wieder etwas Erleichterung dazu: Der Fuhrpark wird erneut reduziert und der Pflegebedarf meines Moto-Pools sinkt erneut. Wie das meiste im Leben ist auch dieser Verkauf Verlust und Chance gleichermaßen.

Suzuki DR400

Jetzt geht es auf die Zulassungsstelle und die Suzuki wird abgemeldet.

Suzuki DR400

Noch einmal rund herum gegangen und nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist – aber ich finde nichts, was zu beanstanden wäre.

Suzuki DR400

Schöne Fahrten habe ich mit dem etwas rauhbeinigen Einzylinder gemacht, und er hat mich immer ans Ziel gebracht. Nie brauchte die Suzi einen Schandwagen oder Werkzeug unterwegs. Ist schon ein braves Arbeitstier – schnief.

Und dann das vermutlich letzte mal, dass ich die Suzi ankicke. Eigentlich bin ich gewohnt, dass sie beim 2. Kick kommt, nicht wie hier beim 4. Aber das Maschinchen stand ja auch etliche Wochen im kalten Schuppen.

 

Rund um Schotten

….. so nannte sich in den 50er Jahren das Motorrad-Rennen, dass auf dem damaligen Schottenring statt fand. Weiß ich aus ganz alten Motorrad-Heften und kann mich an die Überschrift in den grünlichen Heften gut erinnern.

Daran muß ich heute denken, als ich gegen 15:00 zu einer kleinen Testfahrt aufbreche. Rund um Schotten soll die verlaufen und natürlich neben dem Test-Effekt auch noch ein wenig Vergnügen am Nachmittag bringen.

Gegen Mittag ist der heutige Samstag plötzlich sonnig und unglaublich schön geworden – aber da steck ich gerade in der Werkstatt und beschäftige mich mit dem Öldruckschalter der Sporty. Und als ich fertig bin und zur Probefahrt starte, ist es total grau und dunkel geworden – fast so, als würde es gleich zu Schneien beginnen. Tut es aber nicht.

Sportster 883

Meine Sportster habe ich ja mit defektem Öldruckschalter gekauft, dann zu Hause aber einen neuen verbaut und alles war in Ordnung. Vor ein paar Tagen fing die Öldrucklampe aber erneut an zu flackern – bedenklich. Habe dann heute wieder einen neuen Öldruckschalter eingebaut, diesmal ein Aftermarket-Teil von Accel. Der Probelauf in der Werkstatt sagt: Alles OK, aber ich will das mit einer Probefahrt untermauern.

Beim Abschrauben des Kabels vom alten Öldruckschalter fällt die 3/8″ Mutter so blöd auf den Werkstattboden, dass ich sie einfach nicht mehr finde. Shit, wo soll ich jetzt so eine Mutter hernehmen? Kurz vor der völligen Verzweiflung drehe ich mal eine metrische M5 Mutter auf den Schalter – und das passt! Also merken: An manchen Bauteilen wie Tacho, Vergaser und Öldruckschalter hat die Sporty metrische Gewinde. Und kaum ist dieses Problem gelöst, finde ich auch die originale Mutter wieder.

Sportster 883

Nach wenigen hundert Metern bemerke ich, dass mein Tacho nicht funktioniert. Klar, als ich Gestern sämtliche Kontrolllämpchen gegen wasserdichte LED ausgetauscht habe, hab ich vergessen, die Welle wieder an zuschrauben. OK, mach ich kurz am Straßenrand. Die alten Lämpchen hab ich eigentlich nur raus geschmissen, weil die so bescheuert befestigt waren: Mit ekligen, scharfkantigen Federplättchen – furchtbar zum Ausbauen. Die netten LEDs haben dagegen ein richtiges Gewinde mit Befestigungsmutter.

Sportster 883

Jetzt beginnt meine Fahrt rund um Schotten richtig: Zuerst der Aufstieg über Ulrichstein und dann weiter in Richtung Schotten. Auf diesem Rastplatz hast Du normalerweise eine traumhafte Fernsicht in den Vogelsberg hinein, aber heute ist nach wenigen Metern nur noch eine dicke Nebelsuppe zu sehen.

Sportster 883

Die Harley läuft wieder, dass es nur so eine Pracht ist. Die Ölkontrollleuchte ist brav und permanent aus – sollte tatsächlich in kurzer Zeit der zweite Öldruckschalter ausgefallen sein? Frisst die Harley vielleicht Öldruckschalter? Na, von mir aus soll sie, ich hab jedenfalls erneut einen Mordsspaß mit dem Bike. Das Cruisen mit 50, 60 oder 70 Meilen ist derart entspannend und angenehm, dass ich mich immer wieder fragen muß, warum ich nicht schon seit vielen Jahren Harley fahre.

Sportster 883

Langsam bricht die Dämmerung herein, aber ich kann noch nicht aufhören, zu fahren. Nur der Gedanke an Wildschweine und anderes Getier, dass mir vor den Bock laufen kann, lässt mich allmählich abdrehen in Richtung Heimat.

Sportster 883

Nach 42 Meilen ist meine Probefahrt beendet – der Austausch des Öldruckschalters war erfolgreich und ich hatte den perfekten Tagesausklang. Mit diesen 42 Meilen ist der Motor auch gut warm geworden und ich habe meine eigene Regel eingehalten, die ich zu Rotax-Zeiten aufgestellt habe: Keine Fahrt mit einem Viertakter von weniger als 50 Kilometern.

November-Blues?

Prinzipiell neige ich ja ein wenig zum November-Blues, aber heute ganz sicher nicht. Als sich der Morgennebel gegen Mittag verzieht, kommt sogar ein Hauch von Sonne heraus. Und als dann alle Straßen abgetrocknet sind, schieb ich die Harley aus der Scheune und geh auf eine kleine Rundfahrt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hat der November-Blues keine Chance mehr.

Gleichzeitig wird auf dieser Fahrt die Eignung meiner neuesten Errungenschaft getestet: Eine schwedische Pilotenjacke aus dickem Leder mit massivem Innenfutter. Diese Jacke hat ausschließlich Knöpfe und Schnallen und ist damit ein bisschen umständlich. Aber nach Aussage des Verkäufers soll sie „Scheißwarm“ sein.

Sportster 883

Ein traumhafter Tag für Mitte November: Temperatur im Bereich 10°C, trocken, diesig. Wir schrauben uns den Vogelsberg hoch um dann in Richtung Schotten zu fahren.

Sportster 883

Nach 10 Meilen ist das Öl der Sportster auf 60°C erwärmt und mir selbst ist kein bißchen kalt: Die schwedische Pilotenjacke hält tatsächlich unglaublich warm.

Sportster 883

Am Falltorhaus im Laubacher Wald ist natürlich kein Mensch: Hier ist erstmal Winterpause.

Sportster 883

Über Laubach nach Grünberg und hier, nahe Lauter, verabschiede ich mich vom Indian Summer. Auf den ersten Blick sieht das ja alles noch schön und bunt aus, aber bei genauerem Hinsehen …..

Sportster 883

….. ist zu erkennen, dass die Farbe schon sehr dünn ist und das in wenigen Tagen alles kahl sein wird. Aber noch siehts hübsch aus.

Nach 40 Meilen beginnt es schon wieder zu dämmern und ich laufe den Heimathafen an. Zwar kurz, war dies dennoch eine besonders angenehme und schöne Fahrt. Habe ich schon erwähnt, dass die Sporty mir unglaublich viel Freude macht?