A hard rain is gonna fall

Die Wettervorhersage für diesen Sonntag ist schlecht, sehr schlecht sogar: Mindesten 85 % Regenwahrscheinlichkeit. Die ersten Tropfen bekomme ich bereits um 8:30 ab, als ich auf der Vespa zu Leihhund Yellow fahre. Mein Entschluß, an diesem Tag nicht Motorrad zu fahren, ist allerdings wie weggeblasen, als am Mittag zwei 350er Honda Enduros vor der Tür stehen. Eine klitzekleine Fahrt sollte ja wohl drin sein – schließlich scheint gerade die Sonne.

Also auf zum Falltorhaus auf einen Kaffee. Aber es fährt sich so schön an diesem kühlern Tag, dass wir eine andere Route nehmen und dann doch wieder den Hoherodskopf hinauf fahren.

Auf dem Hoherodskopf ist es jetzt richtig kalt,  da tut ein heisser Kaffee not. Den müssen wir aber schon an einem windgeschützten Ort einnehmen.

Und dann wird es von Osten her rabenschwarz und massiver Regen setzt ein. Wir verschieben unsere geplante Weiterfahrt und setzen uns ein Stündchen in die warme Gaststube des Bergrestaurants.

Aber irgendwann müssen wir doch wieder los und es ist klar, dass wir heute nicht trockenen Fußes nach Hause kommen. Immerhin wischt Reinhard vor dem Start alle Sitzbänke trocken.

Einen gewissen romantischen Anstrich haben Abfahrt und der Abstieg vom Hoherodskopf aber dann doch. Und je tiefer wir kommen, umso besser wird das Wetter wieder. Zum Schluß sind wir fast soweit, noch ein paar Kilometer dranzuhängen – aber nur fast.

Hungrig im Vogelsberg

Am Vorabend, also gestern, drehe ich eine nette kleine Abendrunde mit dem W650-Gespann. Dabei sehe ich in Ilsdorf bei Reinhard die Enfield von Marcus stehen – und da fällt mir siedendheiss ein, dass ich unsere Verabredung in Sachen Bing-Vergaser um 17:00 vergessen habe, einfach vergessen. Peinlich peinlich.

Rückblende: Klar, dass ich jetzt also anhalte und wir  holen dann die vergessene Vergaseraktion schnell nach. Anschliessend gibt es noch einen leckeren Kaffee bei Reinhard und ein bisschen Smalltalk, bei dem wir beschliessen, morgen zusammen eine Vogelsberg-Tour zum Oldtimer Cafe zu machen. Dabei sein wird noch Marcel mit seiner 750er Bol’dor, was telefonisch verabredet wird.

Heute aber fahre ich gegen 22:00 nach Hause. Dabei ist der Abend derart lau und warm, dass die W und ich noch 40 km durch den dunklen Vogelsberg fahren – herrlich.

Rückblende die Zweite: Ebenfalls am Vortag treffen sich Marcus, Marcel, Eor und der kleine Luis zum Moto-Stelldichein. Es scheint sich heraus zu kristallisieren, dass auch Eor in absehbarer Zeit zur motorradfahrenden Spezies gehört – allerdings haben die Behörden davor den Führerschein gesetzt. Aus ihrer Heimat Thailand ist Eor Mopeds, Roller und kleinere Motorräder ja bereits gewohnt und hat einige davon bewegt.

Aktuelle und potentielle Motorradfahrer …..

….. und nicht zu vergessen die Biker der Zukunft. Bis Luis die TS250 bewegt, wird garantiert auch die arg geschwollene Wange wieder in Ordnung sein.

Zurück in die Gegenwart: Am heutigen Morgen ist Marcel früh zur Stelle, Marcus und seine Enfield abzuholen. Während ich noch auf dem Spaziergang mit Leihhund Yellow bin, bereiten sich die beiden bereits auf die Tour vor.

Pünktlich um 10:00 sind Enfield und Bol’dor bei mir. Das Ziel des Ausfluges – das Oldtimer Cafe – wird bestätigt. Wichtig ist dabei der dreifache Hinweis, dass wir alle bereits jetzt ziemlich hungrig sind und  recht dringend Currywurst, Schnitzel oder Tofuburger benötigen.

Trotz Umweg sind wir schnell am Oldtimer Cafe – und damit viel zu früh. Die Fahrt dorthin ist herrlich herbstlich: Von Höhenmeter zu Höhenmeter wird es kälter, es beginnt zu regnen und die Straßen in den Waldstücken sind glatt und glitschig. Und gegen 11:30 am Oldtimer Cafe spüren wir wieder diesen Hunger – das Cafe jedoch öffnet erst in 30 Minuten.

Warten ist doof, vor allem, wenn der Magen knurrt. Die Lösung ist einfach: Schnell durch Schotten und weiter zum Falltorhaus, das nicht zu Unrecht den Titel „House of Schnitzel“ trägt. Bevor das Oldtimer Cafe öffnet, werden wir schon im Falltorhasu sitzen. Also los!

Der Abstieg von der Herrchenhainer Höhe nach Schotten ist sehr schön: Nebelschwaden über den Wäldern und dunkle Wolken, die vom starken Wind über die Berggipfel gepeitscht werden.

Langhubiger Eintopf, kurzhubiger Eintopf und sportiver Vierzylinder – eine durchaus ungewöhnliche Kraftrad-Mischung.

Am Falltorhaus scheint dann wieder die Sonne und das Wichtigste: Die Lokalität samt Küche ist geöffnet. Jetzt gehen wir massiv gegen den Hunger vor.

Das heutige Gericht der Wahl: Currywurst. Allerdings wird nicht jeder davon satt werden und es gibt Biker, die sich einen Nachschlag holen. Was sind schon zwei Currywürste!

Ich betone ausdrücklich, dass ich persönlich mit EINER Currywurst auskomme!

Kurz nach uns läuft eine Honda DN01 ein – eine ungewöhnliche Mischung aus Roller, Tourer, Chopper und Automatik-PKW. Als ein weiterer Gast feststellt, dass die Maschine versehentlich mit Licht geparkt wurde, ist es bereits zu spät: Die Honda springt nicht mehr an – und wie man weiß, können Automatik-Fahrzeuge auch nicht angeschoben werden. Bevor der DN-Fahrer das Problem lösen kann, sind wir aber schon auf und davon.

Nun trenne sich unsere Wege wieder: Marcel macht auf Familie, Marcus wird womöglich den Bing-Vergaser in die Enfield bauen und ich werde einen kleinen Film von der Heimfahrt mit der Matchless drehen. Und so geschieht es.

Die Fahrt beginnt am Schottener Segelfluggelände und führt über Altenhain und Freienseen bis nach Grünberg. Leider enthält der Film sehr starke Windgeräusche, die ich diesmal nicht eliminiert  habe. Ich muss unbedingt weitere Versuche mit einem Microfon-Puschel an der Kamera machen.

Hoherodskopf am Vormittag

In einer ungewöhnlichen Motorrad-Konstellation fahren Reinhard und ich an diesem Dienstag gegen 10:00 auf den Hoherodskopf.Herrlich: Kein Verkehr, ab Ilsdorf kommen uns drei PKW entgegen und in unserer Richtung sind wir die einzigen. So kann man natürlich fahren, das ist kein Vergleich mit einem Ausflug am Wochenende.

Trident und Honda XL350 – in dieser Konstellation gabs bisher noch keine Ausfahrt. Ging aber recht gut mit 27 und 86 PS.

Zunächst sind wir die einzigen Motorräder, aber kurz danach kommt noch eine weitere Triumph dazu: Der 1,6 Liter Twin im Bobber-Style. Nach einem kleinen Snack machen wir uns wieder an den Abstieg.

Am späten Nachmittag gehts dann kurz zu einer Mini-Klassik-Bike-Show zu Walther nach Merlau und anschließend baut mir Reinhard einen „richtigen“ Halter für den Sensor des Fahrradtachos der DR400. Laserschneiden, bohren, biegen und halbrund dengeln und schon sieht der Halter aus wie ein Original-Suzuki-Zubehörteil.

Schöne Motorräder nennt Walter sein eigen: Ducati, Morini, BMW, Honda.

Und dann, so gegen 20:00, drehe ich noch eine winzige Runde in die untergehende Sonne hinein.

In der Realität wird hier der Himmel schon ein wenig rot durch die untergehende Sonne – nur bleibt davon auf dem Foto nicht viel übrig.

Aber wie in den Tropen kommt jetzt auch bei uns in Mitteleuropa die Nacht sehr schnell und innerhalb weniger Minuten ist der untergehende rote Feuerball zu sehen und verschwindet vor meinen Augen hinterm Horizont.

Und während ich nur ganz kurz in die andere Richtung fotografiere, um ein hübsches Wolkenspiel einzufangen, ………..

….. wird das Abendrot für ganz kurze Zeit überdeutlich und ist sogar auf dem Foto zu erkennen – wenngleich nicht in der realen Schönheit.

Shopping Tour

Ein freier Montag – ein Höllen-Sommerwetter – und ich muß zu Polo nach Linden, um ein bestelltes Teilchen abzuholen. Und dazu nehme ich nicht etwas den Vespa-Roller, obwohl der eigentlich das ideale Shoppingh-Fahrzeug ist. Nein, vielmehr setze ich mich gegen 8:00 aufs W650 Gespann und mache mich auf den Weg ins Industriegebiet Lückebachtal. Hier haben wir Polo, Hein Gericke und Bogotto – und dazu diverse andere Läden.

Am meisten kaufe ich heute bei Polo ein: Ein bestelltes Sweatshirt, eine Wachsjacke, einen Rollerhelm, leichte Halbstiefel und eine Motorradjeans. In den Beate Uhse Laden gegenüber begebe ich mich heute nicht.

Nur wenige Minuten entfernt vom Polo findet sich Hein Gericke – zufällig direkt gegenüber vom Orion Fetisch-Versand. Auch hier finde ich brauchbare Dinge: Stahlbus-Entlüfterschrauben, ein Minirücklicht und Ölfilter für die W. Die Fetisch-Leute haben heute nix für mich. Bei Bogotto gebe ich die anstrengende Shopping-Tour dann auf – es wird mir zu heiß und ich mache mich auf den Heimweg. Zum ersten mal mit dem W-Gespann nehme ich dazu 15 km Autobahn unter die Räder und stelle fest, dass man mit der W ganz gut Autobahn fahren kann. Den LKW kannst Du jedenfalls sehr schnell wegfahren und Überholen ist auch kein Problem.

Der einzige Stopp heute findet im Wald bei Reinhardshain statt – direkt an der A5. Das Ölthermometer der W zeigt fast 100 °C an und auch im Wald wirds nicht wesentlich kühler. Eigentlich iist es heute zu heiß zum Fahren – und auch zum, Shoppen.

Etwas später und wieder zuhause beschäftige ich mich mit dem gestern angebauten Fahrradtacho an der DR400. Mit dem kleinen Teil habe ich jetzt Uhr, Temperaturanzeige, genaue, maximale und durchschnittliche Geschwindigkeit, diverse Zeiten und Entfernungsangaben an Bord. Und das ganz unauffällig.

Aber: Den Sensor habe nur provisorisch befestigt, wirklich nur provisorisch. Es funktioniert so, aber jetzt mache ich mich auf den Weg zum Feinmechaniker meines Vertauens. Als Radabrollmaß habe ich 2095 ausgemessen und eingegeben.

Bei Reinhard angekommen steht dort schon die PanEuropean von Jörg – beide frisch aus dem Skandinavienurlaub zurück. Da reden wir doch lieber erst einmal über Urlaube und verschieben die Feinmechanik auf morgen.

Und dann gibts noch eine kleine Vogelsbergrunde mit der DR400, natürlich auch abseits der Strassen. Ab und zu kommen kleine Regenschauer, aber die reichen noch nicht einmal für ein bisschen Abkühlung.

Es ist viel zu heiß …

… aber nicht zum Motorradfahren. Zuerst gibt es eine 35 km Rollertour zu Yellow und anschliessend mache ich mich mit dem W650 Gespann noch einmal auf nach Schotten zum Oldtimer GP. Da heute eine mörderische Hitze erwartet wird, starte ich recht früh und hoffe, noch vor der großen Mittagshitze wieder daheim zu sein.

Dass ich an allen drei Veranstaltungstagen den Schotten GP besuche, hat es vorher auch noch nie gegeben. Nachdem der Schwerpunkt am Freitag auf den Fahrerlager und damit auf Rennmaschiinen lag, habe ich ihn für Samstag auf Britbikes und speziell Triumph gesetzt. Und der heutige Schwerpunkt werden Gespanne sein.

Der heutige Weg nach Schotten geht zum großen Teil durch dichte Wälder und da sind die Temperaturen erträglich. Auf dem Schottener Asphalt jedoch knallt der Planet wie verrückt. Also soviel Kleidung ausgezogen wie möglich und im Seitenwagen verstaut. Und nun beginnt die kleine Fototour und die Suche nach Gespannen auf dem Besucherparkplatz.

Als erstes sehe ich ein BMW Mystik Gespann, aufgebaut von Däschlein, der auch mein W-Gespann gebaut hat. Neben guter Gespanntechnik hat Theo Däschlein eindeutig auch einen Sinn für gekonnte Farbgebung.

Tiptop steht das Guzzi California Gespann da, äußerst gelungen.

BMW-Schwingengespanne sind recht stark vertreten. Trotz Oldtimer-Status werden die meisten dieser Gespann immer noch im Alltag bewegt.

Und gleich noch eines der „alten“ BMW-Gespanne. Hier wurde aber bereits auf den Gleitlager-Motor umgebaut.

Ein Zündapp KS601 Gespann, der grüne Elefant – hier aber mal in schwarz.

Dickes Reisegespann von Moto Guzzi mit Windjammer-Verkleidung.

Und mal etwas kleineres: MZ Silverstar 500 Gespann mit Rotax-Motor und Velorex-Seitenwagen. Hab selbst lange ein ähnliches Gespann bewegt.

Ein Schwenker-Gespann auf BMW-Basis. Mit Schwenkern kann ich mich einfach nicht anfreunden.

Ungewöhnlich, aber ansprechend und sogar richtig schick ist dieses BMW-Gespann.

Für mich das Gespann-Highlight des Tages: Alte BSA mit 500er SV-Motor und Stoye-Seitenwagen. Herrlich! Und daneben die gleiche Maschine als Solokrad.

Ich finde, ein englisches Motorrad darf ruhig ein klein bisschen Öl verlieren.

Trockensumpfschmierung, Amalvergaser mit offenem Ansaugtrichter und getrenntes Getriebe – britischer gehts nimmer.

Die Sonntagsrennen laufen bereits und in 15 Minuten werden die Gespanne starten. Darauf warte ich aber nicht, sondern mache langsam wieder kehrt.

Trotz Themenschwerpunkt Gespanne kann ich nicht anders und muß noch zwei Triumph ablichten: Einmal die Thunderbird Sport mit dem Dreizylinder-Motor und dann …..

….. die Thruxton mit dem Twin, wunderschön auf Cafe Racer getrimmt. Beides herrliche Motorräder!

Zurück an meinem W-Gespann schliesst sich der heutige Kreis und ich mache mich wieder auf den Weg in Richtung Herrchenhainer Höhe. Dort will ich einmal schauen, was am Oldtimer Cafe heute los ist. Und auch diese Strecke führt durch viel Wald und ist entsprechend kühl.

Am Oldtimer Cafe ist relativ wenig Betrieb – klar, viele potentielle Gäste sind auf dem GP. W650 oder 800 sind heute überhaupt nicht vertreten und so mache ich mich nach einem kühlen Getränk auf den Heimweg. Denn jetzt beginnt die Hitze auch unangenehm zu werden. Immerhin konnte ich das Gespann gute 100 km bewegen und das war schön wie immer.

<Schotten am Samstag