Reise in die Steiermark: Tag 8

Von der Steiermark nach Slowenien ist es nicht weit und ein Besuch dieses Landes stand ganz oben auf unserem Reiseplan – ganz besonders dehalb, weil ich slowenische Wurzeln habe und im Savetal bei Zabukovje womöglich noch entfernte Verwandte leben. Geplant war daher ein Tagesausflug ins Savetal mit Besuch des Geburtsortes meines Grossvaters. Aber das ist ein unmögliches Unterfangen, zumindest bei unserer Fahrweise und unserer Strassenplanung. Vielleicht hätte es geklappt, wenn wir die Autobahn über Maribor genommen hätten, aber diese Art des Reisens hat so gar keinen Reiz für mich.
Also werden wir heute zwar Slowenien besuchen, aber die Fahrt ins Savetal muss ich auf das nächste Jahr verschieben.

Noch ein paar Kleinigkeite in der Trafik besorgt und dann starten wir unsere Fahrt in den Süden.

Zunächst halten wir uns aber in Richtung Osten und durchfahren sanfte Mittelgebirgslandschaften.

Je weiter wir nach Osten gelangen, desto ungarischer erscheinen mir die Ortschaften. Die kleinen Reihenhäuser haben eindeutig schon osteuropäischen Charakter. Ich spüre mal wieder meine slawischen Wurzeln.

In Bad Gleichenberg entdecken wir einen KTM- und Landmaschinenhändler alter Schule. Frage mal einfach so nach Ersatzteilen für unsere Rotaxe. Der Inhaber gibt sich richtig Mühe, aber unsere Motoren tauchen in keiner Ersatzteilliste auf - es gibt also nichts. Nur gut, dass wir keine Teile benötigt haben. Im Ernstfall hätten wir wahrscheinlich bei Ente mit Versand nach Österreich bestellen müssen.

Hier fühle ich mich wie früher hinter dem eisernen Vorhang.

Bei Mureck passieren wir die ehemalige Grenze zum Ostblock - wir sind in Slowenien. Als ich das letzte mal in diesem Land war, hiess es noch Jugoslawien. Die Welt hat sich verdammt verändert - und wir sind mittendrin.

Als ich vor 2 Jahren mit meiner slowenischen Ahnenforschung begann, habe ich versucht, die Sprache ein wenig zu lernen. Zwecklos, slawische Sprachen sind generell schwierig und die paar Vokabeln sind auch schon wieder vergessen.

Zagreb oder Maribor sind schöne Ziele, aber wir machen nur einen kleinen Schlenker durchs Land und nehmen die Richtung Gornja Radgona.

Die Landschaft ist nett, aber unspektakulär. Interessant sind für mich eher alte Gebäude mit dem Charme der kommunistischen Aera. Die wirklich tollen Motorradstrassen sind woanders. In einer kleinen Bar locken uns die Tomos-Mopeds zu einem Kaffee. Die Wirtin spricht ein wenig Deutsch und bietet uns ihren frisch gebackenen Strudel an - und will dafür auf gar keinen Fall Geld nehmen. Lecker war's.

In dieser Ecke Sloweniens kommen wir noch langsamer voran als im gebirgigen Österreich. Überall hats Geschwindigkeitsbeschränkungen und beim Durchfahren von Mini-Siedlungen und einzelnen Flecken wissen wir oft nicht, wie schnell wir überhaupt sein dürfen. Später, wieder in Österreich, gibts erneut Regen und wir müssen wieder in die Regenklamotten.

Pünktlich in Graz hört der Regen wieder auf und wir fahren im Shopping-Center Nord zum Forstinger. Das ist so eine Art ATU mit Schwerpunkt Motorradtechnik. Wir haben nämlich einen Schaden zu beklagen: Jürgen braucht einen neuen Benzinschlauch.

Eindeutig: Schläuche sind eine eklatante Schwachstelle an unseren Rotaxen. Erst mein Malheur mit dem Entlüftungsschlauch am Öltank und jetzt der massive Schaden an Jürgens Spritleitung. Wir sollten uns nach neuen Fahrzeugen umsehen, vielleicht sind diese chinesischen 125er Enduros ja das richtige. Mit 1499,- sind sie auf jeden Fall schweinebillig.

Als Belohnung für den schönen Tag gönnen wir uns dann am Abend bei der Statteggerwirtin ein besonders gutes Essen und ein oder zwei Weinchen mehr.

 

 

Reise in die Steiermark: Tag 7

Heute hats zum ersten mal in diesem Urlaub eher durchwachsenes Wetter und das soll ab dem Mittag dann richtig schlecht werden. Uns hält es dennoch nicht in der Pension sondern es zieht uns eher in die steirische Weinebene in der Weststeiermark. Vorsichtshalber nehmen wir diesmal die Regenklamotten gleich mit – eine weise Entscheidung, wie sich schnell zeigen wird. Als erstes Ziel haben wir Deutschlandsberg angepeilt. Dazu müssen wir mal wieder komplett durch Graz, wozu wir eine geschlagene Stunde benötigen.

Die Durchquerung von Graz haben wir jetzt hinter uns und wir müssen noch etliche Kilometer durch zersiedelte Vorstadtgegenden fahren. Am Horizont winken aber schon wieder die Berge und nachdem wir uns hier kurz neu eingenordet haben, sind wir wieder auf Richtung Deutschlandsberg.

Vorher kommen wir jedoch nach Stainz und sehen bereits von der Strasse aus ein sehr schönes Jagdschloss. Kurz entschlossen biegen wir in den Ort ab und schauen uns die Anlage an.

Da das Wetter noch halbwegs gut ist, bummeln wir ein wenig durch den Park des Stainzer Schlosses.

Obwohl die Weinebene bereits ausgeschildert ist, studiert Jürgen nochmal die Karte. Kann aber auch sein, dass er hier schon prophylaktisch nach einer schnellen Rückreisemöglichkeit schaut - der Himmel zieht sich nämlich bedenklich zu.

Und in Eibiswald erwischt uns dann der grosse Regen - und das ist wirklich ein Regen. Die Hoffnung, dass die grauen Wolken vorbeiziehen und uns verschonen, erfüllt sich leider nicht. Also rein in die Regenklamotten und dann auf den möglichst schnellen Rückweg.

Dieser Rückweg hats dann aber in sich - zumindest für mich. Zuerst stark befahrene Bundesstrassen, auf denen bereits glitschiger Schlamm liegt. Dann weiter über das Autobahngeschlängel in Richtung Graz und als krönenden Abschluss durch einen 10 km langen Tunnel. Und das mit meiner Tunnel-Phobie! Natürlich wird die Luft im Tunnel mit jedem Kilometer schlechter und ich bin aus mehreren Gründen in Schweiss gebadet, als wir den Tunnel endlich hinter uns haben. Aber schnell gings schon. In der Pension wird flott geduscht, denn das Alternativprogramm greift jetzt und das heisst: Besichtigung der Stadt Graz.

Glücklicherweise haben wir in unmittelbarer Nähe eine Bushaltestelle, so dass wir heute mal die Rotaxe stehen lassen können. Wir lösen ein Stundenticket für 1,90, weil ja Schwarzfahren bekanntlich zu Verspannungen führt.

Diesmal sind wir mit Gerhard am Hauptplatz von Graz verabredet, auf dem wir uns bei schwül-nassem Wetter ein wenig umsehen.

So habe ich mir österreichische Städte immer vorgestellt: Denkmäler .....

.... herrliche alte Kaffeehäuser .......

..... und überall erstaunliche Gebäude wie dieses bunte Haus.

Unser Führer Gerhard erscheint und bringt Schirme mit - und die können wir in den nächsten Stunden gut gebrauchen.

Was wären schicke Innenstädte ohne fesche Madeln?

Ein Innenhof wie in Venedig.

Das schlechte Wetter kann das pulsierende Leben in Graz nicht beeinträchtigen.

Direkt an der Innenstadt fliesst die Mur, ein Fluss, der (wieder) so sauber ist, dass darin gebadet werden kann. Auch Surfer toben sich bei besserem Wetter hier aus.

Eine der Aufstiegsmöglichkeiten zur Grazer Burg, die übrigens nie erobert werden konnte. Nur durch politische Ränkespiele wurde erreicht, dass Teile der Festung gesprengt wurden. Die Franzosen waren es.

Eine Hofbäckerei wie aus einem Kinofilm.

Der Grazer Dom ist ein imposantes Bauwerk, obwohl ihm ein entscheidendes Element fehlt: Dieser Dom hat keinen richtigen Turm, nur ein Türmchen.

Das Glockenspiel im Gottfried-Maurer-Haus haben wir leider nicht in Aktion gesehen.

Kleine Seitengassen wie diese gibt hier überall. Diese jedoch befindet sich im Bermuda-Dreieck, weil es immer wieder passiert, dass Besucher hier verschwinden und erst nach Stunden wieder auftauchen.

Im Zeughaus von Graz lagert eine Riesenmenge an Kriegsausrüstung, ich glaube, es sind über 35.000 Exponate. Damit können 5000 Kämpfer komplett ausgerüstet werden. Leider fehlt uns die Zeit, diese gewaltige Ausstellung zu besuchen. Da geht locker ein halber Tag drauf - interessant wär's aber schon.

Witziges Plakat zur Ausstellung im Landeszeughaus.

Allmählich nähert sich unser Rundgang durch Graz seinem Ende und wir machen uns langsam auf den Weg zu Gerhards Auto.

Von diesen winzigen Kaffeehäusern gibt es mehrere.

Der Tag wird bei einem vorzüglichen Abendessen mit Blick auf das Grazer Umland und den Schöckl beendet. Im Nachhinein sind wir direkt froh, dass der Regen unsere Motorradfahrt gestoppt hat und wir statt dessen ein wenig Kultur erleben durften. Ähnlich wie schon im Puch-Museum hat uns Gerhard heute mit seinen Kenntnissen der Grazer Geschichte imponiert.

 

Reise in die Steiermark: Tag 6

Wir haben grosse Pläne für heute und planen eine wirklich lange Tour ins südliche und westliche Weinland. Leider kommt es aber anders: Aufgrund eines Magenvirus fühle ich mich ausserstande für eine grössere Fahrt und muss viel zu häufig eine keramische Örtlichkeit aufsuchen. Gerhard besorgt mir aber ein Medikament und damit bin ich am nächsten Tag wieder auf dem Damm. Aber heute geht nicht viel.

Der rasende Dreizylinder-Apotheken-Nordienst bringt das benötigte Medikament.

Kurzentschlossen disponiert Jürgen um und beschliesst, nach Puchberg zu seinen alten Bekannten zu fahren. Gerhard zeigt ihm die schnellste Route über die Autobahn und so ziehen die beiden davon. Für Jürgen wird diese Reise in die eigene Vergangenheit ein beeindruckendes Erlebnis.

Ich selbst traue mir heute nur überschaubare Touren zu und fahre beispielsweise soweit als möglich den Schöckl hoch. 28% Steigung bzw. Gefälle stellen sich recht imposant dar.

 

Reise in die Steiermark: Tag 5

Am 5. Tag steht der Besuch des Puch-Museums in Graz auf dem Programm. Klar, ein Besuch in Graz ohne Puch wäre ein Frevel und ist eigentlich undenkbar. Wir verabreden uns für 9:30 mit Gerhard am Kaiser-Josefs-Platz in der Nähe der Oper. Gerhard ist zwar kein Puchsammler und besitzt auch nur eines dieser ursteirischen Motorräder, aber er wird sicher mehr darüber wissen als wir.

Überraschung am Morgen: Vor unserer Pension steht eine alte Polizei-BMW mit dem Zweiventil-Boxer.

Und gleich erscheint eine weitere BMW, diesmal ein neueres Baujahr mit dem Vierventiler. Die Polizisten erzählen gern von den Vor- und Nachteilen ihrer jeweiligen Dienstkräder und wir bekommen noch einen Tourenvorschlag dazu.

Und hier haben wir die Ursache für die Polizeipräsenz: Ein internationales Radrennen um den Schöckl. Das erklärt auch die Anwesenheit einiger ausgesprochen hübscher Italienerinnen am gestrigen Abend.

Jetzt gehts mitten in den Moloch Graz. Gerhard hat mir erklärt, wie wir am besten zum Treffpunkt, dem Kaiser-Josefs-Platz kommen. Aber Jürgens Navi kennt diesen Platz nicht und so stehen wir ein wenig dümmlich an der Oper herum, die sich immerhin in der Nähe des gesuchten Platzes befinden soll.

Auf mein gezieltes Nachfragen hin gesteht Jürgen, nicht den Kaiser-Josefs-Platz ins Navi eingegeben zu haben, sondern den Kaiser-Franz-Josef-Platz. Und den gibt es wirklich nicht. Merke: Nicht alle österreichischen Kaiser heissen Franz. Jetzt finden wir natürlich flott diesen Platz.

Der Kaiser-Josefs-Platz ist ähnlich dem Münchener Viktualienmarkt ein Umschlagplatz für Obst und Gemüse. Heute ist aber kein Markttag, dafür erscheint dieser alter Steirer mit seiner Puch MS50, der sogenannten Stanglpuch. Der Name kommt vom Schalenrahmen, der vom Steuerkopf bis zur Schwingenlagerung verläuft und an eine Stange erinnert. Das stimmt uns auf das Museum ein.

Gerhard führt uns ins Puch-Museum, dass sich auf dem Gelände eines Puch-Nebenwerkes befindet. Leider stehen nicht alle Gebäude dem Museum zur Verfügung, wobei es die gut gebrauchen könnte.

Hereinspaziert ins Grazer Puch-Museum. Die Stadt Graz fördert diese Einrichtung zwar, aber wohl ein wenig halbherzig und so kämpft das Museum einen ständigen Überlebenskampf.

Das Foyer empfängt uns mit zeitgenössischer Puch-Werbung.

Der Leiter des Museums ist Herr Rathkolb, der uns für alle technischen Fragen zur Verfügung steht.

Ein Ehepaar mit Puchvergangenheit: Die Dame hat in einer Puch-Vertriebsfirma gearbeitet, der Herr direkt im Puchwerk in der Fertigung.

Und dann beginnt Gerhard die Führung - und verblüfft uns total. Was dieser Grazer über Puch weiss, ist schier unglaublich. Ob Fahrrad, Moped, Motorrad, PKW, Historie und aktuelle Firmenpolitik - Gerhard weiss nahezu alles. Man könnte glauben, dass die Puchgeschichte Grazer Basiswissen ist und bereits in der Grundschule gelehrt wird.

Elektrofahrzeuge von Puch: Ein älteres Moped und die moderne Ausgabe eines Elektrofahrades. Ein sehr gelungenes Fahrzeug,mit 3500 Euro leider etwas teuer.

Eine Legende: Die Puch DS50, genannt Daisy. Jürgen hat seine Liebe zu diesem typischen steirischen Arbeitstier entdeckt und würde gern eines davon in den Vogelsberg holen. Eine lösbare Aufgabe - wenn man wirklich will.

Eine originale Drehbank aus dem Puchwerk. Ob die Maschine so alt wie das Werk ist, also aus dem Jahre 1899, ist nicht bekannt.

Ich liebe diese alten Werbebilder! Der Johann Puch hat jedoch keine Hochräder gebaut. Die waren beim Fertigungbeginn der Puch-Räder schon nicht mehr in Mode.

Früher Puch-Werke, später Austro-Daimler-Puchwerke A.G, dann Steyr-AG, Steyr-Daimler-Puch-AG bis hin zur jetzigen Magna-Steyr. Und was hier schon alles entwickelt und gefertigt wurde! Ein wirkliches HighTech-Unternehmen.

Die geländegängigen Nutzfahrzeuge von Puch sind legendär. Weltberühmt sind die Mitglieder der Pferde-Familie wie der Pinzgauer .......

..... der Haflinger in ungezählten Varianten .....

.... und der (weniger bekannte) Noriker auf VW-Basis.

Militärkräder von Puch gab es bereits mit 50 ccm.

Feuerwehr-Haflinger als Kettenfahrzeug - damit kommst Du überall hin.

Motorenentwicklung von Puch.

Haflinger als Rotkreuz-Einsatzfahrzeug.

Oder als Löschfahrzeug.

Der 500er Steyr bekam die FIAT-Karosserie auf dem Fahrwerk und mit dem Motor von Puch. Damit hatte der Kleine eine ganz andere Qualität als das italienische Original. Der blaue im Vordergrund ist sogar die Kombiversion.

Der kleine Steyr als Kunstobjekt und Economy-Studie.

Haflinger und 500er Steyr hatten den gleichen Boxermotor aus eigener Produktion.

Motorroller von Puch: RL 125 und RL 150.

Frühes Elektroauto von Puch auf VW-Golf-Basis.

Nicht ganz komplette Puch SG in patiniertem Zustand - Leihgabe eines uns wohlbekannten Grazers. Irgendwann wird dieses Motorrad wieder eine Zierde seiner Marke sein. Das Puch-Gespann mit Velorex 700 daneben ist sicher eine private Bastelei - so etwas hätte das Werk wohl nicht freigegeben.

50er Jahre Puch SG und daneben die letzte Ausführung der SGS aus dem Jahre 1968. Aus alten Motorradzeitschriften ist mir dieses Model noch bekannt, aber live habe ich noch keines gesehen. Womöglich sind diese Maschinen alle nach Amerika gegangen?

Schöne Militärmaschine aus der Vorkriegszeit.

Auch damit wurde (oder wird) bei Puch Geld verdient: Sportwagenfertigung für Peugeot.

Chassis mit Motor als Basis für PKW und kleine LKW.

Studie eines Conceptcars mit Gasantrieb und Fertigung des Flügeltürers für Mercedes.

50 ccm Rennmaschine der 70er Jahre.

Die Puch 125 und 150 ccm Familie in allen Varianten.

T125 aus dem Jahre 1942. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Produkten weltweit war dies eine eigenständige Konstruktion und basierte nicht auf der DKW RT125.

Jetzt die für mich besonders interessanten Produkte: Wettbewerb-Puchs mit dem 500er Rotax-Motor. Diese Geländemaschine hat an der Pharao-Ralley durch Nordafrika teilgenommen.

Schaut einmal, wieviel Platz der DelOrto-Vergaser hier hat und wie gerade er angeflanscht ist: Vorbildlich! Wie konnte MZ damals nur diesen unsäglichen ETZ-Rahmen benutzen.

So eine Enduro als 350er oder 500er - das wäre etwas für Vaters Sohn. Diese Puch würde ich einer KTM immer vorziehen. Damit beenden wir den Ausflug ins Puch-Museum. Hat uns sehr gefallen und wir bedanken uns herzlich bei den Herren Rathkolb und Vesulak. Das es zum Abschied die Puch-Ehrennadel gab, rundet diesen schönen Tag ab.

In die Pension möchten wir noch nicht und fahren deshalb nach Osten - in die Oststeiermark, das sogenannte Thermenland. Die Reise fängt ganz gut an und führt zu sehenswerten Bauwerken ....

.... wie diesem Hofgut. Aber recht schnell wird die Gegend flach und ein wenig langweilig.

Ungewöhnlich die grossen Apfelplantagen, die mit dunkelem Stoff gegen Vögel geschützt sind und wie ein riesiger Trauerflor wirken. Und dazwischen Felder mit Kürbissen, denn hier beginnt auch der Anbau der Früchte für das berühmte steirische Kernöl, dass ich übrigens sehr schätzen gelernt habe. Fachleute wissen, dass es quasi gegen alles hilft und insbesonder der Manneskraft sehr förderlich sein soll. Mhhhmm..... ein Fläschen sollte ich schon mitnehmen und tatsächlich bekommen wir von Gerhard jeder eines geschenkt.

Trotz der Apfel- und Kürbisfelder verlassen wir die Gegend wieder und suchen uns lieber ein paar Nebenstrecken um den Schöckl herum. Dabei stossen wir auch auf unseren ersten Klapotek, eine klappernde Vogelscheuche, die eigentlich eher in der südlichen und westlichen Weingegend zu finden ist.

 

 

Reise in die Steiermark: Tag 4

Für heute ist eine Fahrt in die nördliche Steiermark geplant. Wir möchten Orte wie Mürzzuschlag, Kapfenberg und Bruck an der Mur anfahren und auch den bekannten Semmering besuchen. Der Semmering ist ein Höhenzug der Ostalpen und bildet die natürliche Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark.
Während der letzten Tage haben wir gelernt, dass Entfernungen im Gebirge anders zu bewerten sind als im flachen Land oder im Hügelland. Touren von mehr als 200 km sind fast nicht zu schaffen, es sei denn, man benutzt Schnellstrassen und Autobahnen. Aber das wollen wir natürlich möglichst nicht und deshalb müssen wir die geplante Kilometerleistung der Realität anpassen.
Die heutige Tour ist relativ lang und so haben wir akzeptiert, einige Passagen auf schnelleren Bundesstrassen abzureissen. Aber dass es dann so schlimm kommt, hat doch überrascht. Ende vom Lied war dann doch wieder, die Route zu ändern, zu kürzen und auf die kleinen Nebenstrecken auszuweichen.

Zunächst fahren wir auf der B72 über Weiz nach Birkfeld. Diese Bundesstrasse fährt sich recht nett und auf vielen Passagen kann man es sehr schön "swingen" lassen. In Birkfeld fahren wir in den Ort und sehen uns ein wenig um.

Ein hübscher kleiner Ort, dieses Birkfeld. Was mir hier so richtig auffällt, ist die Schleckerseuche! Überall findest Du diese Ladenkette und die schaffen es wahrhaftig, jedes Ortsbild zu verhunzen. Gut möglich, dass bei mir eine mittlere Schlecker-Phobie latent vorhanden ist.

Dann fährt diese völlig originale VW Bulli vor - Bj. 1963 und immer in erster Hand. Der Besitzer ist um die 80 und fährt mit dem schicken Oldie Hochzeitsgesellschaften zur Kirche.

Dann eiern wir etliche Kilometer bei Kapfenberg und Bruck an der Mur über langweilige Umgehungsstrassen, bis es gelingt, die Nebenstrecke nach Pernegg zu finden. Und ruckzuck sind wir wieder in der Einsamkeit und Ruhe der Bergwelt.

Nach dem Durchfahren eines kleinen Bergbaugebietes finden wir eine extreme Nebenstrecke in Richtung der Teichalmen.

Hier ist die Strasse so schlecht und die Gegend so schön, dass es dir den Atem verschlägt. Wir sind lange Zeit völlig allein auf der Strasse und können überall ungestört anhalten.

Mitten in der "Wildnis" dann ein Ökopark mit allerlei landestypischem Getier - darunter auch Wollschweine. Diese ungewöhnliche Rasse hat Nachbar Egon jahrelang gehalten - und hier stosse ich wieder auf die aussterbende Haustierrasse.

Wir informieren uns ein wenig über das Almenland. Der Naturpark Almenland nördlich von Graz, ist das größte zusammenhängende Niedrigalm-Weidegebiet Europas. Die ausgedehnten Almlandschaften, die grünlandgeprägte Kulturlandschaft mit Felswänden und Schluchten sind die prägenden Landschaftstypen im Naturpark.

Immer höher schrauben wir uns im Almenland und geniessen diese Gegend sowohl fahrerisch als auch landschaftlich. Ein Erlebnis!

Typische Szenerie im Almenland. Natürlich gibt es hier auch richtig dicken Tourismus, aber der ist wirklich punktuell beschränkt auf Orte wie die Teichalm, wo hunderte von PKW auf riesigen Parkplätzen stehen. Aber da sind wir in 2 Minuten durch und dann siehts wieder so aus wie auf diesem Foto.

Ganz oben auf der Alm dieses verlassene Bauernhaus. Sieht noch richtig gut aus und ist keineswegs verfallen. Mein alter Traum vom einsamen Leben mit autarker Energieversorgung erwacht wieder.

Aber eines steht fest: Dort oben hin krieg ich meine Gattin nie. Und die Bender Filiale Steiermark-Nord wird es wohl auch nie geben.

Wir reissen uns los vom wunderbaren Almenland und beginnen den Abstieg in Richtung Semriach.

In Semriach geniessen wir eine kleine Brotzeit. Noch wichtiger aber ist ein Hinweis der Wirtin, wie wir über Wirtschaftswege durch Umfahren des Schöckl in den Norden von Graz nach St. Radegund gelangen.

Solche Wege befahren wir kilometerweit und sind dabei völlig allein. Mit einer Enduro könnten wir jetzt nochmal abbiegen und über Trampelpfade den Schöckl sogar komplett überqueren. Aber uns reicht auch dieser Traumpfad.