Kontakt nach Litauen

Womöglich muss ich es ein wenig der Langeweile der Weihnachtsfeiertage zuschreiben, an denen ich ganz sicher zu viel Zeit am Computer  verbringe. Aber die kalte Werkstatt lockt so überhaupt nicht und so ist es eben passiert. Beim nächtlichen Surfen gerate ich auf das litauische Pendant zu mobile.de oder motoscout24.de. Und dort werden jeden Menge Izh angeboten: Planetas, Jupiters oder auch ganz andere Motorräder wie Tula oder Minsk. Und ohne es wirklich zu wollen, mehr geführt von Geisterhand, versuche ich einen direkten  Kontakt nach Litauen.

Einige der angebotenen IZH-Motorräder aus autogidas.lt gefallen mir sehr gut – wenngleich ich natürlich kein Wort Litauisch oder Russisch verstehe. Dennoch schreibe ich mal 3 der Verkäufer auf Englisch an – und bekomme am nächsten Tag immerhin eine Antwort. Wir kommunizieren ein wenig per email und sind uns quasi einig. Allerdings muss ich den Transport organisieren und im Moment hab ich keine Ahnung, wie ich das arrangieren soll. Werde aber am nächsten Werktag mal ein paar Telefonate mit diversen Speditionen führen. Und daneben hab ich mal eine Anfrage bei Shiply eingestellt – einer Transport-Börse.
Bin selber gespannt, wie sich diese Aktion hier entwickeln wird – warten wir’s ab.
Auf meine Frage per email, ob der Motor in gutem Zustand ist, bekomme ich netterweise ein Video.Hier ist es. Kann sein, dass dieses flv-File nicht auf jedem PC abzuspielen ist, aber auf meinem MAC klappts.

Mit den folgenden 3 Bildern ist die Planeta bei autogidas.lt eingestellt. Einige Teile sind demontiert, das sieht so aus, als gäbe der Verkäufer sich keine grosse Mühe, die Planeta positiv darzustellen. Aber was ich sehe, scheint OK zu sein und es sind sogar Seitenwagenanschlüsse zu erkennen. Sehr schön, denn ich will daraus ein Gespann bauen.

Nette Stollenreifen, scheinbar alles original, und die gleiche Planeta wie mein Exemplar: Viergang-Getriebe, Gemischschmierung und Wechselstromlichtmaschine mit Schleifringen.

Die abgebauten Teile sind natürlich vorhanden und separat abgelichtet.

Die Planeta steht in Kupiskis, einer Kreisstadt mit ca. 8000 Einwohnern im Nordosten von Litauen. Sieht nach einem sehr hübschen Städtchen aus. Hätte ich nur genügend Zeit - liebend gern würde ich die Planeta (und ein paar weitere Maschinchen) selber abholen. Aber 1300 km für eine Strecke sind zuviel für ein Wochenende.

 

Kuriose Weihnachtsgedanken zur Planeta

Mangels ausreichender Fahrgelegenheiten denke ich eher über Wartung, Ersatzteile und weitere IZH-Projekte nach. Und ein paar Telefonate mit einem Ersatzteillieferanten führen zu kuriosen Weihnachtsgedanken zur Planeta.

Eine e-Bay-Bekanntschaft ist Waldemar, der aus den Tiefen Sibiriens nach Deutschland gekommen ist. Bereits in der alten Heimat war er IZH-Fahrer und das führt er hier fort. Und zu meinem Glück ist er immer dabei, Ersatzteile für IZH-Motorräder nach Deutschland zu schaffen. Habe ich schon einigemale von profitiert.

Das ist Waldemar in seiner sibirischen Heimat - ganz weit im Osten und bereits nahe der chinesischen Grenze. Bereits dort war er ein begeisteter IZH-Fahrer, wobei sein Interesse mehr der zweizylindrigen Jupiter als der archaischen Planeta galt. Man beachte die diversen Umbauten, beispielsweise die Räder.

Waldemar hat mal wieder eine Ersatzteillieferung organisiert, haupsächlich Kleinteile. Und eine nicht unerhebliche Menge davon ist für mich. Den czechischen Jikov-Vergaser werde ich allerdings nicht verbauen!

Und so ganz nebenbei ist Waldemar kurz vor Weihnachten nach Polen gefahren und hat dort für sich selbst dieses wunderschöne Jupiter-Gespann gekauft. Super-Zustand und mit nur 7000 km auf der Uhr. Damit will er im nächsten Jahr auf jeden Fall am ersten deutschen IZH-Treffen teilnehmen. Dieses Gespann hat mich dazu gebracht, eine zweite Planeta als Gespann auzubauen! Und Waldemar soll mir die Basis dazu besorgen - in Litauen.

Augrund einer Roller-Diskussion im MZ-Forum ist der Gedanke aufgekommen, einen russischen Roller zu beschaffen. Da gibt es von Tula einen Nachbau des alten deutschen Goggo-Rollers. Oder die etwas moderne Variante, wie auf diesem Bild. Aber natürlich nicht mit 3 Rädern und Ladefläche sondern als ganz normales Zweirad.

Nachbar Egon ist bereits mit den Russen-Motorrad-Virus infiziert und hätte ebenfalls gern so ein exotisches Gefährt. Grundbedingung bei ihm ist jedoch ein elektrischer Anlasser. Und jetzt kommt dieses Tula-Baustellenfahrzeug ins Spiel. Mit so einem Gefährt hat ja bereits Christian (ckone) auf dem Treffen des MZ-Forums in Heiligenstadt für Aufsehen gesorgt. Das wär was für Egon, und hier stimmt sogar schon die Farbe.

 

Rettung eines Eisenschweins vor dem Erfrieren

Fast sechs Wochen keine Fahrt mit meinem treuen ES-Gespann, unverzeihlich! Aber das Wetter war wirklich fast durchgehend lausig und die wenigen erträglichen Tage wurden anderweitig verplant. Am letzten Sonntag will ich bei eisiger Kälte, aber trockenem Wetter eine Gespannfahrt machen, aber der Versuch scheitert. Deshalb steht der heutige Tag ganz im Zeichen der Rettung eines Eisenschweins.

Was also ist am Sonntag bei dem Versuch, mit dem ES-Gespann eine Ausfahrt zu machen, passiert? Nun, zunächst sieht alles völlig normal aus: Die gute ES 250/1 springt mit dem 2. Kick an und läuft ruhig im Standgas. Dann ziehe ich das Gas ein wenig auf – das heisst, ich versuche es. Aber der Gasschieber ist eingefroren – klarer Fall von Vergaservereisung. Und nicht nur das: Alle Züge und Hebel sind ebenfalls eingefroren. Jetzt rächt sich, dass ich das Gespann wochenlang ohne Plane hab draussen stehen lassen. Erst ewig langer Regen, dann der Frost.
Jetzt hilft nur Wärme – viel Wärme. Die habe ich in meiner kleinen Werkstatt aber leider nicht und deshalb gehts rüber zu Nachbar Egon. Dort wird das Gasgebläse angeworfen und direkt auf mein Gespann gerichtet. Und dann heissts warten.

Das Gasgebläse wird in Stellung gebracht und die Hitze strahlt auf mein armes Gespann. Die Auftauzeit verbringen wir mit Wartungsarbeiten an Ruths Suzuki SV 650. Neue Chokezüge, Kontaktreinigung, Abschmierarbeiten.

Nach einer Stunde Wärmezufuhr ist der Gasschieber bereits wieder gängig. Wir lassen aber weiter blasen, denn jetzt soll das Gespann wieder richtig trocken werden.

In der Zwischenzeit repariere ich die linke Fussraste mal wieder. Durch den Klappmechanismus bekommt die bei jedem Ankicken einen Tritt ab und irgendwann löst sich die 8er Klemmschraube der Raste. Dann noch ein wenig Rostbekämpfung und am Nachmittag steht mein Gespann völlig trocken und startbereit in Egons Halle. Aus der Aktion muss ich lernen, mein Gespann nicht wochenlang den Unbilden des Wetters zu überlassen. Vielleicht krieg ich morgen sogar eine kleine Ausfahrt hin.

 

Überlegungen zu einem Rumpfmotor

Schöner Mist – seit einer Woche grausam vergrippt, fühle mich wie von der Schweinegrippe gepackt. An Fahren ist nicht zu denken und nicht einmal eine kleine Schrauberei ist drin. Heute schleiche ich mich aber zu meiner Planeta und betrachte mir den zerlegten Motor aus Gifhorn etwas genauer. Immerhin reicht es so zu ein paar Überlegungen zu einem Rumpfmotor.

Der Planetamotor von Waldemar enthält zwar etliche Neuteile, aber einfach mal so zusammenstecken geht auf keinen Fall. Allein, dass die Kurbelwelle in die Gehäusehälften eingebaut wurde, gefällt mir überhaupt nicht. Die folgenden Bilder werden zeigen, warum mir das nicht gefallen kann.

Alle Gehäuseteile wurden gnadenlos und aufs gröbste Art und Weise sandgestrahlt. Entsprechend rauh sind die Teile jetzt. Und wirklich gereinigt sind die Gehäusehälften auch nicht - weder vor noch nach dem Strahlen. Aber die nagelneue Kurbelwelle wurde mit neuen Lagern in die Hälften eingebaut - ich befürchte auch dabei allergröbste Vorgehensweise. Viel Murks !!!

RS-Lager wurden für die Getriebeausgangswelle und die Kupplungs genommen. Fragt mich nicht, warum. Und Teile der Schaltung sind beim Sandstrahlen einfach nicht ausgebaut und daher mitgestrahlt worden. Die Kurbelwelle dreht sich leicht knirschend im Strahlgut. Oh Gott!

Das zusammengesteckte Gehäuse mit der Kurbelwelle will ich zunächst nach Berlin zu Powerdynamo schicken. Die wollen damit ein passendes System für die Planeta 5 erstellen. Der erste Kunde eines solchen neuen Powerdynamo-Systems werde dann wohl ich sein.

Auch die Seitendeckel wurden der gnadenlosen Sandstrahlbehaldlung unterzogen. Zur Ehrenrettung des Strahlers muss aber gesagt werden, dass er geplant hatte, die gestrahlten Teile zu lackieren. Mir aber ist blankes Aluminium wesentlich angenehmer. Und da kann ich dann mit Elsterglanz drangehen .....

Hier ist ansatzweise zu erkennen, wie grob die Strahlung durchgeführt wurde. Aber es könnte Rettung geben: Achim aus dem MZ-Forum ist in der Lage, Teile in eine Gleitschleifmaschine zu packen. Danach sehen selbst die Russengehäuse aus wie verchromt. Nach der Aktion mit Powerdynamo werde ich das mal angehen.

Kurbelwellenlager von Craft - das muss nicht per se etwas Schlechtes sein, aber ich bekomme so ein Gefühl von chinesischer Produktion. Und in chinesische Lager fehlt mir (noch) jedes Vertrauen. Aber halt: Craft ist ein amerikanischer Hersteller von Lagern! Trotzdem: SKF ist mir lieber, auch wenn die Lager dann aus Italien kommen. Scheiss globale Welt ..... Aber noch schlimmer: Keine C3 oder C4 Lager, dafür mit Blechabdeckscheibe, also Z-Lager. Das geht beides an dieser Stelle überhaupt nicht. Die kommen wieder raus!

Dieser Gehäusedeckel mit den Lagersitzen für die Ausgangswelle wurde ganz speziell behandelt: In die Bohrungen, in denen eigentlich Blechdeckel sitzen sollten, wurden Cent-Stücke eingeklebt. Hmmmh .....

Aber trotz des hohen Murksanteils bei diesem Motor bin ich mit dem Teil zufrieden. Denke, daraus lässt sich etwas machen. Und eine Kurbelwelle werde ich zur Überholung nach Neusalza-Spremberg schicken. Wenns irgend geht, wird da die obere Pleuelbuchse gegen ein Nadellager ausgetauscht.

 

Kontaktabstand und Zündzeitpunkt

Am Morgen dieses Samstages sieht das Wetter noch nach einer kleinen Ausfahrt aus, aber das zerschlägt sich sehr schnell, als der kalte Regen kommt – stellenweise sogar als Eisregen. Na gut, gehe ich ein wenig schrauben und mache Polja wieder mobil. Dazu muss die Lichtmaschine wieder einegebaut werden und danach erfolgt die Einstellung von  Kontaktabstand und Zündzeitpunkt.

Nachdem ich meine Powerdynamo-Pläne auf Eis legen und verschieben musste, kann eigentlich die originale Lichtmaschine wieder rein. Habe ja schon mehrfach geschrieben, dass mir dieses Teil immer besser gefällt und es macht auch wirklich einen guten Eindruck: 12 V Drehstrom-Lima mit fremderregtem Rotor über Schleifkohlen. Auch die einfache Zündung mit dem mechanischen Unterbrecher gefällt mir mit jedem Ansschauen besser. Jedenfalls bau ich nach gründlicher Durchsicht das System wieder ein. Und schaue dabei natürlich nach dem Unterbrecherabstand und dem Zündzeitpunkt.
Für den späten Nachmittag erwarte ich Waldemar, einen bisher guten und zuverlässigen Lieferanten von Ersatzteilen. Er wird einen zerlegten Planeta-Motor für mich und einen Jupiter-Motor nebst Teilen für Andreas und Roger mitbringen.

Die Schleifkohlen sind noch neuwertig, der Kontaktabstand muss ein wenig nachgestellt werden und der Zündzeitpunkt ebenfalls. Bilde mir ein, dass der Motor danach ein wenig sanfter läuft. Der Deckel bleibt aber noch offen, denn morgen will ich einen neuen Kupplungszug löten.

Noch einen Entlüftungsschlauch für die Batterie eingebaut und dann können alle Teile wieder zusammen gefügt werden.

Mit dem K65-Vergaser bin ich noch nicht völlig vertraut und habe mich erstmal theoretisch mit dem Aufbau beschäftigt.

Später dann, gegen 16:00, kommt Waldemar aus Gifhorn und bringt den zerlegten Planetamotor nebst einigen Kleinigkeiten sowie einen kompletten, ebenfalls zerlegten Jupiter-Motor für den Kahlgryndigen vorbei. Das nenne ich Service!

Von Waldemar bekomme ich jede Menge Informationen über IZH-Motorräder, unter anderem auch diese ältere russische Zulassung. Optisch ein wirklich ansprechendes Dokument. Entgegen der Abbildung auf der Umschlagseite ist dies jedoch keine Zulassung für eine Ural oder Dnepr .......

..... sondern für eine IZH Jupiter mit Baujahr 1986.

Das ist der zerlegte Planeta-Motor, nur lose zusammengesteckt. Kurbelwelle, Zylinder und Kolben sowie alle Lager und Simmerringe sind neu. Einziger Nachteil: Das Gehäuse ist sandgestrahlt und daher sehr rauh. Es soll noch einmal Glasperlgestrahlt werden.

Weitere Ersatzteile sind Schaltgabeln (neu), Lichtmaschine und Rotor und vor allem dieser wichtige Griff als Aufbockhilfe. Und Waldemar und ich reden 3 Stunden nonstop über IZH-Motorräder.