Michaela

Leider kenne ich ja nicht sehr viele Damen mit dem schönen Namen Michaela, aber die ich kenne, sind allesamt wunderbare und besondere Menschen. Und seit heute ist eine neue Michaela dazu gekommen: Die Inhaberin des Seehotel an der Antrifftalsperre.

Von den Berftalern hatte ich ja schon gehört, dass das Seehotel unter neuer Leitung wieder eröffnet ist. Das werde ich mir heute ansehen, an diesem überirdisch schönen Frühlingstag. Durch netten Besuch etwas aufgehalten, komme ich erst um 16:00 los und mache mich durch den Kirtorfer Wald auf den Weg zum Seehotel.

Enfield Bullet 500 ES

Ohne Pause fahre ich die 45 km an den Antrifftal Stausee und sehe zu meiner großen Freude, dass das Lokal wahrhaftig neu eröffnet ist. Jetzt firmiert es unter dem schönen Namen Seehotel Michaela. Und diesmal werde ich alles tun, diese Lokalität am Leben zu erhalten. Im Klartext heisst das, mindestens jede Woche einmal an den Stausee fahren.

Enfield Bullet 500 ES

So voll habe ich den Parkplatz am Seehotel noch nie gesehen.

Seehotel Michaela

Und das Lokal selbst ist sehr, sehr gut besucht. So soll es sein und bleiben. Ich genehmige mir einen Cappuccino und einen Eisbecher, um anschließend noch ein wenig durchs Antriffttal zu kurven.

Enfield Bullet 500 ES

Die meisten Verbindungsstraßen im Antriffttal führen mehr oder weniger nah am Flüsschen Antreff entlang. Und es gibt sogar etliche Gelegenheiten, direkt ans Wasser zu gelangen. So wie hier mit Blick auf Seibelsdorf.

Enfield Bullet 500 ES

Nun bewege ich die Bullet ein Stückchen durch den Kreis Marburg, kehre dann in den Vogelsberg zurück, durchquere das Schwalmtal um dann über das Feldatal, Ulrichstein und Schotten allmählich wieder an den Rand des Vogelsberges zurück zu kehren. Unterwegs entdecke ich noch diesen kleinen Hochbehälter zwischen Windhausen und Köddingen etwas abseits der Straße. Ein schöner Fleck für einen kurze Rast.

Pünktlich zur Lindenstraße bin ich nach 150 wunderbaren Kilometern wieder daheim. Wie immer ist der Spaßfaktor auf der Enfield gigantisch – dieser indische Rüttelbock ist einfach ganz genau das Richtige für mich.

Angekommen

….. ist die graue Bullet natürlich schon vor einigen Wochen, aber heute morgen um 7:30 hat sie, wie alle meine Fahrzeuge, die endgültige Weihe bekommen: Das DQ-Kennzeichen. Das wurde von der grünen Cosa übernommen, was hoffentlich kein böses Omen ist.

Die Bullet in athena-gray

Das Kennzeichen von der Cosa passt beinahe exakt in die Bohrungen des Halters und so muss ich lediglich die zwei Löcher um jeweils 0,5 mm auffeilen. War natürlich reiner Zufall.

Die Bullet in athena-gray

Wo ich gerade so schön dabei bin, schliesse ich auch wieder einen Zug an die Dekompressionseinrichtung im Zylinderkopf an. Bei heißem Motor ist das manuelle Drücken des Ventils nicht so spaßig. Der Einbau zusammen mit dem provisorischen Handhebel einer Gartenfräse ist etwas fummeliger als ich dachte. Ein korrekter Dekohebel in Chrom ist bereits auf dem langen Weg von Indien in den Vogelsberg.

Bisher ist dieser Tag trüb und lausig kalt, aber am frühen Nachmittag wird es plötzlich wärmer und schöner. So schön, dass ich mich auf eine Probefahrt mit meiner grauen Bullet mache.

Die Bullet in athena-gray

Nach 20 Kilometern stelle ich am Straßenrand den Vergaser ein, aber wie sich später zeigt, hätte ich mir das sparen können. Hier bin ich gerade beim Aufstieg in Richtung des Hoherodkopfes.

Die Bullet in athena-gray

Einsame Vogelsbergstrassen, passendes Wetter und ein bollernder Motor unter dir -Herz, was willst Du mehr.

Die Bullet in athena-gray

Noch knapp 10 Kilometer bis zum höchsten Punkt des Vogelsberges. Bisher springt die graue Bullet nach jedem Halt wieder prima an.

Die Bullet in athena-gray

Angekommen auf dem Hoherodskopf parkt hier nur noch ein weiteres Motorrad, eine KTM. Und den Parkplatz bei Doros Büdchen haben jetzt tatsächlich die Wanderfreunde okkupiert. Also gibt es heute für mich keinen Grund, hier länger zu verweilen – aber die Bullet will jetzt nicht mehr anspringen. Zwei nette junge Männer bieten an. mich anzuschieben, aber die Blöße gebe ich mir nicht. Und tatsächlich war nur der Gartenfräsenhebel des Dekozuges verklemmt und hat dem Motor die Kompression genommen.

Die Bullet in athena-gray

Über Schotten und das Horlofftal mit einem winzigen Abstecher in die Wetterau mache ich mich allmählich auf den Heimweg. Am Ende des Tages waren das wunderbare 110 Kilometer mit meiner guten, alten Bullet.

Und was hat nun diese erste richtige Probefahrt ergeben?

  • Spaßfaktor: Gigantisch.
  • Kupplung: Perfekt.
  • Getriebe: Sehr ordentlich, aber noch etwas entfernt vom butterweichen Schalten, von dem Eichy – Gott hab ihn selig – einmal berichtet hat.
  • Vergaser: Nicht gut, ich muss komplett mit Choke fahren. Der Motor läuft also zu mager, und das trotz 27,5 Leerlaufdüse und hoch gehängter Nadel. Mehr kann ich aber im Moment nicht machen: Auf einen modifizierten Gasschieber mit der passenden Nadel von Flo warte ich noch.
  • Lenkerbefestigung: Schlecht, der Lenker verstellt sich bei hartem Bremsen. Da ist nicht nur das aufgebohrte M10 Gewinde schlecht, sondern alle vier Gewinde der Halterung sind mürbe. Werde ich am Wochenende mit Bearcoil-Buchsen bzw. Einsätzen panzern.
  • Dekompressionseinrichtung: Warten auf den indischen Chromhebel.

Sonst ist tatsächlich alles in Butter bei der grauen Bullet. Am Wochenende gibts noch einen Ölwechsel und dann, ja was dann? Nur noch Fahren? Warten wir’s ab.

 

Volle Funktion

Nach etlichen Modifikationen und kleinen Reparaturen will ich heute die Elektrik wieder komplett in Funktion bringen. Das gelingt auch, obwohl immer wieder unerwartete Hürden auftauchen. Die übelste sind die maroden bzw. aufgebohrten Gewinde der Lenkerbefestigung. Die kann ich heute zwar noch nicht reparieren, aber zumindest ist mir jetzt klar, was ich machen werde: Eine dickwandige Baercoil Buchse und 3 Gewindeeinsätze, alles in M8. Hätte zwar ganz gern das originale 5/16-22 BSF Gewinde, aber eine solche Buchse finde ich auf die Schnelle leider nicht.

Die graue Enfield

Die Elektrozentrale unter der Sitzbank sieht jetzt zwar nicht mehr so schön aus wie vorher, aber ich weiß jetzt, welches Kabel für welche Aufgabe zuständig ist. Und ich mag es auch, wenn die Kabel in leichten Bögen herum hängen. 🙂

Die graue Enfield

In der Lampe kann ich sogar noch zwei Leitungen einsparen.

Die graue Enfield

Habe ich schon erwähnt, dass ich Ochsenaugen-Blinker wunderbar finde? Und bei der Grauen sind sie sogar im Brief eingetragen.

Die graue Enfield

Die Elektrik funktioniert am Nachmittag dann wieder so, wie es sein soll.

Die graue Enfield

In den Vergaser setze ich noch eben einen Mikuni-Qualitätsverbesserungssatz ein, aber ich denke, hier gehört auf jeden Fall noch eine größere Leerlaufdüse hin. Hab ich aber leider nicht da.

Die graue Enfield

Zum Einsortieren der Ersatzteile der grauen Enfield komme ich heute auch nicht mehr – aber morgen.

Zu schön für den Alltag

Nachdem ich auch heute wieder zwei Stündchen Hinterhofschrauberei an der grauen Bullet im Programm hatte, gings auf eine kleine Probefahrt. 25 Kilometer ging auch alles gut, aber dann fiel nach und nach die gesamte Elektrik aus und zum Schluss auch die Zündung. Eine mittlere Straßenrand-Bauerei zeigte, dass sich mehrere Steckverbinder aus der aufgeräumten Elektrik gelockert und gelöst hatte – allesamt am zentralen Verteiler unter der Sitzbank. Nach kurzer Zeit konnte ich weiter fahren und machte mich direkt auf den Heimweg.

Zu Hause schaue ich mir die Geschichte in Ruhe an. Auffallen ist, dass die 6,3 Flachstecker fast alle lose sind und auch nur sehr wackelig in ihren Gegenstücken sitzen. Manche fallen beinahe von selber ab, andere wiederum stecken zusammen wie verschweißt.

Jetzt gehe ich also Stück für Stück alle Verbinder durch und muss tatsächlich etliche Flachstecker neu crimpen.

Enfield Teile aus Indien

Zuerst aber öffne ich ein frisch aus Indien eingetroffenes Päckchen mit wunderbaren Ersatzteilen. Die Sendung kam sogar ohne Zollformalitäten zu mir.

Ersatzteile aus Indien

Besonders schön dieses Werkzeug zum Lösen des Ritzels am Vierganggetriebe. Ich sehe geradezu einen indischen Worker auf der Straße sitzen wie er die zwei Löcher einfach mit dem Schweißgerät hinein brennt. Putzig, aber für die Funktion ist das natürlich wurscht.

Die graue Bullet

Jetzt aber gehts an die Elektrik. Eine der maladen Steckverbindungen war ein zentraler Masseanschluss. Dazu sollte man wirklich keine Steckverbindungen nehmen. Also gleich noch zwei Masseleitungen zusätzlich ziehen. Bei der Gelegenheit entdecke ich noch zwei gelockerte Schraubverbindungen am Getriebe und am hinteren Kotflügel.

Die graue Bullet

Ganz fertig werde ich heute nicht, aber es funktioniert schon wieder (fast) alles.

Schrauben im Hinterhof

Trotz des tollen Wetters habe ich für mich beschlossen, keine Ausfahrt zu unternehmen sondern statt dessen an der grauen Bullet zu schrauben. Es gibt schon noch einiges zu tun, aber genau das habe ich ja gewollt.

Zuerst aber geht es für 1,5 Stunden mit Leihhund Yello an die frische Luft.

Leihhund Yello

Während wir bei bestem Frühlingswetter so durch die Nieder-Ohmener Gemarkung schlendern, bin ich tatsächlich kurz davor, den Tag umzuplanen und doch eine Ausfahrt mit der Bullet zu machen. Aber nein, es bleibt dabei, heut ist Schraubertag.

Die graue Bullet

Der Hinterhof wird fertig zum Schrauben gemacht. Habe mir vorgenommen, die Elektrik meinem umgebauten Rücklicht anzupassen, den Haltewinkel des Lampenrings zu reparieren und den kurzen Triumph-Auspuff so zu befestigen, dass der Krümmer nicht im Zylinderkopf scheppert.

Die graue Bullet

Durch den stark reduzierten und einfachen Kabelbaum sind meine Änderungen kein Problem. Und die vier miesen Zubehörblinker fliegen auch gleich raus. Hatte völlig vergessen, dass die graue Bullet im Brief Lenkerendenblinker eingetragen hat. Und die sollen wieder ran – sobald ich welche besorgt habe.

Dann verbringe ich lockere drei Stunden mit dem Versuch, den Auspuff samt Krümmer schepperfrei zu befestigen – und scheitere dennoch. Die jetzige Halterung ist zu schwach und berücksichtigt nicht das Gesamtkunstwerk aus Krümmer und Endtopf. Mit meinen Hausmitteln komme ich da nicht weiter und ich werde mir etwas anderes überlegen müssen. Da ich aber nicht durch die Gegend scheppern möchte, montiere ich den Originalauspuff erst einmal wieder. Der wird nämlich vernünftig fest.

Dann gehe ich auf eine kleine Probefahrt einmal rund um Lardenbach und Klein-Eichen. Hauptsächlich um zu sehen, ob die Kupplung jetzt richtig funktioniert.

Die graue Bullet

Und die gute Trockenkupplung tuts! Kuppeln und Schalten gehen jetzt einwandfrei. Da wird die Runde doch gleich ein wenig ausgedehnt.

Die graue Bullet

Kupplung, Schaltung, Bremsen, Elektrik – klappt alles so wie es soll, Nicht ganz zufrieden bin ich aber mit der Vergasereinstellung, Ich denke, die Bedüsung muss doch ein bisschen auf den K&N Luftfilter abgestimmt werden. Für heute aber ist jetzt Feierabend.

Später am Abend kommen ein paar Bilder von Dieter zum heutigen Treffen und Grillen bei Zweirad-Sicorello in Waldems an. Wäre ich auch gern gewesen, aber der Schraubertag musste einfach sein.

Bei Zweirad-Sicorello

Wie man sieht war einiges los und neben etlichen Enfields waren sicher auch ein paar „echte“ Engländer zugegen. Hat bestimmt Spaß gemacht, aber man kann nicht alles haben.