Die letzte Fahrt mit dem Silverstar-Gespann?

Die unglaubliche Hitze der letzten Tage hat mich tatsächlich ein wenig vom Fahren abgehalten – aber das muss heute vorbei sein. Spätestens um 6:00 will ich unterwegs sein und abhängig davon, wie schlimm die Hitze heute wird, das Gespann bewegen. Dazu kommt ein seltsames Gefühl, was den Motor meines Rotax-Gespanns betrifft: Irgend etwas stimmt da nicht. Und so fahre ich, als gäb’s kein morgen, denn möglicherweise ist dies die vorerst letzte Fahrt mit dem Silverstar-Gespann.

Ja, die Gefahr ist groß, daß dies die vorerst letzte Fahrt mit dem Gespann ist. Schon seit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, dass mit dem Motor etwas nicht stimmt – aber dieses Gefühl habe ich zunächst unterdrückt, ich wollte es nicht wahrhaben. Aber da ist wahrhaftig ein schabendes Geräusch, dass ganz langsam zunimmt. Klingt für mich nach einem beginnenden Lagerschaden.
Jetzt habe ich mit dem Gespann ziemlich genau 20.000 km gefahren und dabei muß bedacht werden, dass die Maschine vorher 10 Jahre still in einer Ecke gestanden hat. Sollten sich jetzt nach 20.000 km doch die befürchteten Standschäden zeigen? Gut möglich. Aber geniessen wir erst einmal diese Fahrt und dann kann ich mir Gedanken über die weitere Vorgehensweise machen.

Das ist das Positive an der Hitze: Ich kann nicht lange schlafen und verlasse um 5:00 das ungemütlich warme Bett. Um 3 Minuten nach 6:00 ist alles bereit und die Fahrt beginnt. Es ist herrlich kühl und bedeckt, dabei aber trocken. Und natürlich ist kein Mensch auf der Strasse - erst kurz vor Alsfeld treffe ich auf den ersten PKW.

Noch vor sieben habe ich den Vogelsberg hinter mir gelassen und halte auf das Knüll-Gebirge zu. Langsam schiebt sich die Sonne hinter einem Wolkenschleier über die entfernten Knüllgipfel nach oben.

Jetzt schon dicht am Rande des Knüllgebirges haben die Wolken die Oberhand über die Sonne gewonnen, die aber immer wieder versucht, sich in den Vordergrund zu schieben. Eigentlich möchte ich den Knüll heute nur umfahren, aber der Anblick des schönen Mittelgebirges lässt mich umdisponieren.

Bei Kleinropperhausen drehe ich also bei und bewege mich in das Zentrum des Knüllgebirges. Die Strassen sind bisher so menschenleer wie hier und das Wetter ist herrlich.

Der ewige Kampf zwischen Sonne und Regen, zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und dem Teufel - all das scheint sich hier am Himmel des Knüllgebirges abzuspielen.

Die größte Stadt im Knüllgebirge ist Neukirchen und ich fahre kurz auf den Kirchplatz. Bis auf den Strassenreinigungsdienst ist auch hier noch niemand zu sehen.

Über Hauptschwenda jetzt hoch auf das Knüllköpfchen. Mehr als einen kurzen Blick auf den See, der zum militärischen Sperrgebiet gehört, gönne ich mir heute nicht an diesem Ort.

Schwarzenborn, die Garnisonsstadt mittten im Knüll, habe ich früher als hässlichen, langweiligen und vom Verfall gezeichneten Ort empfunden. Mittlerweile hat sich das aber geändert und das Städtchen ist richtig hübsch.

Hübsche Strasse in Schwarzenborn - aber die Tatsache, dass viele Häuser ein Schild "Zu verkaufen" tragen, lässt tief blicken. Durch immer weniger Bundeswehr verliert der Ort an Anziehungs- und Kaufkraft.

In Richtung Grebenhagen schlängelt sich die Strasse bilderbuchhaft durch den Knüll. Am kleinen Rastplatz "Mussmanns Ruh" bietet sich eine knüllsche Postkartenidylle.

Zwischen Hergetsfeld und Hülsa lädt ein kleiner Aussichtsplatz unter drei Eichen zu einer Rast ein. Klick auf das Bild, um den coolen Spruch auf dem Schild zu lesen.

Also verweile ich ein wenig hier und nehme mir vor, erst dann weiter zu fahren, wenn das nächste Fahrzeug vorbei kommt. Aber es kommt nichts und irgendwann nehme ich diesen Gedanken zurück - es geht weiter.

Die folgenden Kilometer bis Steindorf gehören zum Schönsten, was der Knüll zu bieten hat. Am Ortseingang fällt dieser sonderbare Strauch auf, den ich fotografiere und dabei feststelle, dass ich einen Friedhof abgelichtet habe. Mhhmm .....

Aber das allerschönste ist ... Blümchenpflücken. Hier fröne ich mal wieder meinem liebsten Hobby und befinde mich mittlerweile im flachen Land zwischen Borken und Homberg/Efze.

Es ist immer noch relativ früh am morgen und so wage ich sogar einen kurzen Besuch am Silbersee bei Frielendorf. Aus dem früher einfachen Gewässer ist ein Erholungsparadies mit Wellness-Zentrum, Bob-Bahn, Edelrestaurant, Spur-Null-Eisenbahn und mehr geworden - einfach ätzend. Zum Glück ist jetzt noch nix los, aber ich verschwinde trotzdem sofort wieder.

In der Schwalm zwischen Spieskappel und Obergrenzebach mitten in der WIldnis dieser alte Wachturm, den ich noch nie gesehen habe. Ein Klick aufs Bild liefert historische Fakten dazu.

Allmählich komme ich wieder in heimatliche und bekanntere Gefilde. Am Rückhaltebecken bei Heidelbach höre ich mir jetzt mal in aller Ruhe den Rotax an und bin mir sicher: Der Motor geht von uns! Aber hört selbst!!!

Mein  Rotax klingt kränklich!

Zwischen Niederklein und Kirchhain ein Russengespann am Strassenrand. Trotz VB-Kennzeichen kennen wir uns nicht. Der Russe hat aber nichts Ernstes, ihm fehlt nur ein wenig Benzin. Da kann ich helfen und sofort springt der archaische Boxer wieder an. Das war meine gute Tat für heute. Jetzt noch über die Rabenau nach Hause und nach 250 km bin ich exakt um 12:00 wieder in Mücke.

 

Bevor die große Hitze kommt

Die geplante Ausfahrt mit dem Rotax-Gespann um 5:00 entfällt – keine Power bei der Hitze. Aber eine kleine Besorgungsfahrt noch vor 8:00 mit dem Eisenschwein – das krieg ich gerade noch hin. Auf gehts, bevor die große Hitze kommt.

Schnell die paar Einkäufe erledigt – um diese Zeit sind die Läden noch leer und die Aktion bleibt erträglich. Dann ab auf Feld – und Wirtschaftswege innerhalb der Gemarkung Mücke. Auch ohne meine Heimatgemeinde zu verlassen, werden das durchaus interessante Kilometerchen.

Gerade mal halb neun und die Sonne knallt bereits grell vom Himmel. Außerhalb der Teichanlage bei Ilsdorf taucht die gnadenlose Sonne die Landschaft in gleissendes Licht.

Weiter nach Groß-Eichen und mal wieder einen Blick auf die Baustelle des ehemaligen Sparkassengebäudes geworfen. Mittlerweile ist das Häuschen schon gewaltig umgebaut, Schalterraum und Vorraum sind verschwunden - hier entsteht hübscher Wohnraum.

Am anderen Ende von Groß-Eichen steht die ehemalige Molkerei und zerfällt - bis auf die Teile, in denen sich der Importeur von chinesischem Spielzeug eingemietet hat.

Am Rande von Ruppertenrod sind am Waldesrand vier Bussarde auf der Jagd nach Kleingetier. Sieht so aus, als würde das Elternpaar die Jungen trainieren. Leider bekomme ich die Szene nicht auf die Kamera. Aber spannend zu beobachten.

So fahre ich heute durch die Dörfer: Ohne Motorradjacke, ohne Handschuhe, ohne richtige Stiefel. Und selbst diese dünne Bekleidung ist um 9:00 schon wieder zu viel. Das wird ein höllischer Tag heute.

Zum Abschluß noch den Berg hinauf zur Schutzhütte von Kirschgarten - ein wenig Ruhe und Ausblick tanken.

 

Ein silberner Rotax-Motor aus Schwerin

Ursprünglich möchte ich an diesem Samstag ganz früh, also wirklich früh, auf die Strasse und eine Gespannfahrt Richtung Nordhessen starten. Aber es ist dermassen heiß, dass ich davon Abstand nehme. Statt dessen schwinge ich mich eine Stunde für diverse Erledigungen aufs Eisenschwein und danach gehts in die Werkstatt. Gestern hat mir nämlich ein Service-Kollege von einer Dienstfahrt etwas mitgebracht, und zwar einen silberner Rotax-Motor aus Schwerin.

Ersatzteile sind immer gut und bei den 500er MZ besonders wichtig: Schliesslich wird da nichts mehr hergestellt. Und Rotax-Teile sind unglaublich teuer – so teuer, dass ich fast die Lust daran verliere. Aber eben nur fast und so habe ich mir im Laufe der Zeit schon ein ordentliches Ersatzteillager zugelegt, dass ich nun durch einen ebay-Kauf erweitert habe. Am Freitag, also gestern, brachte mir ein lieber Kollege einen Country-Motor ins Büro. Und den schaue ich mir heute etwas genauer an – zu mehr bin ich bei dieser Hitze nicht fähig.

So kam der Motor an: Der Rahmenunterzug ist noch angeschraubt, ein Del'Orto Vergaser in gutem Zustand hängt dran und es fehlt eigentlich nur die Plastikabdeckung für das Ritzel. Kein Problem, hab ich noch rumliegen. Allerdings ist der Motor ein wenig schmuddelig und so ist zunächst eine Grobreinigung angesagt.

Der Verkäufer hat bei ebay ein Video eingestellt, dass zeigt, wie der Motor anspringt und läuft. Der km-Stand wurde mit 25.000 angegeben. Nach einer Grundreinigung und der Demontage einiger Teile steht das gute Stück schon ganz nett da.

Typisch sind die Verfärbungen der silbernen Motorlackierung ins leichte Braun sowie abblätternder Lack an Zylinder und Kopf. Ich öffne den Ölfilterdeckel und die Ölwanne, prüfe und reinige dort alles, ersetze den Zahnriemen und entferne Unmengen von Zahnriemenbröseln. Und die Ventile stelle ich ein - so gut komme ich wohl nie wieder dran.

Ein Blick auf die Außlaßseite. Die Stehbolzen für den Krümmer möchte ich prophylaktisch austauschen, aber die Dinger wehren sich heftig - genaugenommen rühren sie sich keinen mm. Da muß größeres Geschütz ran, aber nicht heute - es ist viel zu heiß. Gegen 14:00 ist Schluß für heute.