Mein Rotax-Gespannprojekt läuft an

Mit dem Gedanken an ein Rotax-Gespann gehe ich ja schon länger schwanger, allerdings sollte bis zu diesem Tag meine Polizei 500 R die Zugmaschine sein. Aber da waren ein paar Gründe, die mich umgestimmt haben:

  • Die Speichenräder
  • Der doppelte Rahmenunterzug
  • Die Optik

Jedenfalls entschloss ich mich jetzt, meine zweite Silverstar zum Gespann umzubauen. Es soll ein sanfter Umbau werden, zunächst mit so wenig Aufwand und Kosten wie möglich. Später jedoch sind durchaus 15″ Autofelge hinten, 16″ Felge vorn, Vorderradschwinge, grosser Tank usw. geplant. Zunächst wird ein langes Gespräch mit Edmund Peikert aus Wuppertal geführt – einem anerkannten Gespannbauer. Ein paar Tage später kommen von ihm schon die ersten Anbauteile. So ganz langsam wird das Projekt konkret.

OK, der Velorex 562 war vorhanden, die Silverstar aus der Frankfurter Ankerwickelei stand bereit, aber viele Kleinigkeiten fehlten natürlich. Immerhin waren die ersten Anschlussteile eingetrudelt, und die sollten heute verbaut werden. Eigentlich war geplant, Boot und Zugmaschine bereits zu verbinden, aber daraus wurde nichts.

Mein Velorex 562 in diesem schönen weinrot. Eigentlich sollte die Zugmaschine in diesem Farbton lackiert werden, aber bei der Silverstar kommen mir Zweifel. Kann mir das Gespann auch sehr gut im originalen Silber vorstellen .......

Die Silverstar aus Ginnheim steht nach einigen Putzorgien wie geleckt da. Hab mal probeweise den Behördensitz der 500 R angeschraubt - gar nicht so übel. Der Bing-Vergaser von Nordlicht Uwe war schon vor ein paar Tagen angeflanscht worden. Jetzt mal eben 2 Liter Sprit in den entrosteten Tank und gestartet. Die Silverstar sprang sofort an und lief prima - kein Wunder bei der Kilometerleistung von knapp 2900 km.

Für den Anschluss an der Schwingenachse musste diese raus und umgedreht werden. Bei der Gelegenheit gabs gleich reichlich Kupferpaste auf die Achse. Der vordere obere Anschluss am Rahmenunterzug ist als Schelle ausgebildet und machte keinerlei Probleme. Der gelieferte untere Anschluss für den Unterzug passte leider nicht, da hat mir Edmund Peikert wohl den für den einfachen Unterzug geliefert. Ich brauche aber einen für den doppelten Unterzug. Wird nachgeliefert, zusammen mit den noch fehlenden Teilen wie unterer SW-Anschluss mit Kugel und dem Velorex Fussbremshebel.

 

Burgwald, Wohratal, Kellerwald – oder noch ein Gemälde

Nachdem ich vor einigen Wochen schon einmal in meine eigene Vergangenheit getaucht war und ein Gemälde unseres zweiten Hauses dem jetzigen Bewohner übergeben hatte, wollte ich an diesem Sonntag noch tiefer eintauchen. Von unserem ersten Haus in Wohratal-Langendorf gab es ebenfalls ein Ölbild von Reinhold Hoy, und das wollte ich heute mit dem ES-Gespann nach Langendorf bringen. Die Aktion war verbunden mit einer schönen Fahrt durch Burgwald, Wohratal, Kellerwald.

Das Haus in Langendorf war unsere erste Station in Hessen, wir haben es 1978 für 24.000 DM gekauft und nur 2 Jahre später wieder verkauft. Der damalige Käufer war konstanter als wir und lebt heute noch darin. War ein schönes Wiedersehen nach fast 30 Jahren mit netten Gesprächen, wehmütigen Erinnerungen und einen guten zweiten Frühstück. Die Fahrt nach Langendorf hatte ich durch den Burgwald gewählt, eine sehr schöne Gegend und im Herbst doppelt faszinierend. Wie so oft ging es früh um 9:00 los, es war kalt, windig und etwas trüb, aber die Sonne kündigte sich bereits an. Gleichzeitig sollte es eine Testfahrt mit dem Eisenschwein sein, da ich vor ein paar Tagen den Vergaser durch Höherhängen der Düsennadel deutlich fetter eingestellt hatte.

Um dieses Bild ging es an diesem Tag: Unser ersten Haus in Hessen, in Wohratal-Langendorf. Gemalt es es mein inzwischen pensionierter Arbeitskollege Reinhold Hoy. Der lebt wieder in Thüringen und verbringt seine freie Zeit mit einer perfekt restaurierten 250er Perak Jawa.

Einsteig in den herbstlichen Burgwald: Wunderschöne Strasse zwischen Rauschenberg und Bracht.

Zwischen Bracht und Rosenthal geht es rechts ab in Richtung Langendorf. Ist möglicherweise das einzige Hinweisschild nach Langendorf. Und dieses ca. 5 km lange Strässchen ist voller kleinerer Teiche und Tümpel, die alle wenig kultiviert wirken.

In Langendorf angekommen, fahre ich erstmal ein wenig durch den kleinen Ort. Etwas ausserhalb, auf meiner damaligen Hundestrecke, entsteht eine riesige Holzscheune. Es wurde an diesem Sonntag daran gearbeitet, und die junge Frau fragte vorsichtig, ob ich von der Berufsgenossenschaft wäre. Als ich verneinte, taut sie auf und meint: "Cooles Moped!"

So sieht unser ehemaliges Haus heute aus: Neuer Anstrich, moderne Heizung, viel Holz. Insgesamt sehr freundlich und behaglich. Erstaunlich: Wie schon vor ein paar Wochen in Hergersdorf erkennt mich der Besitzer sofort und ist gar nicht wirklich erstaunt, dass ich vorbei komme. Das Bild gefällt ihm gut, es gibt ein prima Frühstück und wir unterhalten uns angenehm. Er arbeitet inzwischen bei Wagner Solartechnik - dort sind wir durch unsere Solaranlage auch Kunden. Nach 1,5 Stunden breche ich wieder auf.

Den Rückweg nehme ich quer durch Dorf und dann den Waldweg nach Hertingshausen. Auch hier sind wir vor fast 30 Jahren viel gelaufen oder Rad gefahren. Ziemlich genau an dieser Stelle haben unsere Hunde mal ein Reh gejagt und fast erwischt - Puhh.

Über Gemünden, Lischeid und Neustadt gehts dann zurück in den Vogelsberg. Vor Kirtorf biege ich verbotenerweise in diese Zufahrtsstrasse zu einen BW-Gelände ab und mache eine Rast im einsamen Wald.

Bei Niedergemünden biege ich nochmals von der Strasse ab und komme über diese schöne alte Ohmbrücke unter der Autobahn aus. Hier gehts zwar nicht weiter, aber es liegen einige Haufen Split herum. Mache die grosse Plastiktüte, in der das Bild transportiert wurde, voll Split und benutze es als Ballast: Sofort geht das Gespann viel besser um Rechtskurven herum.

 

 

Vergaser-Kalamitäten:: Bing oder BVF?

Am 7. Oktober sollte endlich der neue Bing-Vergaser eingebaut werden. Warum? Nun, der alte BVF ist furchrbar ausgeschlagen, der Gasschieber klappert wie ein defekter Motor. Dann die Standgaseinstellerei am Gaszug – schrecklich. Also wenn schon ein neuer Vergaser, dann auch gleich ein Bing. Aber es kam anders …….

Beim Abschrauben des BVF bemerkte ich erstmalig den Aufdruck „es250“ auf dem Ansaugstutzen. Sollte da nicht eigentlich „es250-1“ stehen? Mir schwante Übles! Und wahrhaftig: Der neue Bing passt nicht auf diesen Ansaugstutzen. Jetzt an meiner Ersatz-ES nachgeschaut: Da steht „es250-1“. Hatte ich also einen ES250-Motor in meiner -1? Alles spricht dafür: Der kleine Vergaser und auch der kleinere Anschluss zum Luftfilter. Jetzt den Ansaugstutzen und das Ansaugsystem umbauen um dann festzustellen, dass der Motor damit nicht vernünftig läuft – das wollte ich nicht. Also kommt der Bing erst drauf, wenn mein überholter Ersatzmotor eingebaut wird – das ist jedenfalls ein echter -1 Motor.
OK, das war also nix! Aber jertzt war ich dran und so hängte ich die Düsennadel mal 2 Kerben höher. Der Motor soll ertwas fetter laufen, damit das Knistern im Teillastbereich aufhört. In den nächsten Tagen werde ich von Hermann eine aufgeriebene 55 Leerlaufdüse bekommen, damit kann die Düsennadel vielleicht wieder eine Kerbe zurück. Aufgrund des sehr schlechten Wetters verschob ich die Probefahrt auf den nächsten Tag, den Sonntag.

Der Ansaugstutzen bringt es an den Tag: Ich habe wahrscheinlich einen ES250-Motor in meiner ES250-1. Da fehlen mir natürlich 2 PS! Mein Eisenschein ist wohl doch ziemlich zusammengestückelt. Aber das kriegen wir wieder hin.

Sonntag morgen um 8:00 dann auf zur Probefahrt in den Raum Kirchhain/Rauschenberg - so ca. 60 km. Das Motorknistern scheint weg zu sein, ich höre nichts mehr davon. Insgesamt läuft die Maschine etwas besser. Mal abwarten, wie sich das auf den Verbrauch auswirkt. Der blaue Himmel über dem Sonnenblumenfeld bei Himmelsberg täuscht übrigends darüber hinweg, dass es noch empfindlich kalt ist.

Sehr schöner Streckenabschnitt zwischen Himmelsberg und Rauschenberg - und um diese Zeit völlig leer. Ich muss mich aber auf den Rückweg machen, da ich um 10:00 für eine Tagestour mit Egon und Reinhold verabredet bin. Muss das Gespann richtig hetzen, um pünktlich zu sein.

Im MZ-Forum gab es im Oktober eine interessante Diskussion um Motornummern. Lorchen hat das System entschlüsselt. Zitat:

„Die 250er Motoren beginnen immer mit einer „2“.
Die 2. Zahl kennzeichnet, ob es eine /0 oder /1 ist, und zwar steht eine „1“ an zweiter Stelle für einen /0-Block und eine „2“ für einen /1-Block.“

Schau ich mir nun meinen Bock an, dann hat sich mein Verdacht bestätigt: Ich habe einen /0 Motor mit 14 PS. Auch Vergaser und Luftfilter sind von der /0.
Aufgrund der Klapperei (vermutlich Kolbenkippen) wollte ich den Motor sowieso mal wechseln. Jetzt, mit dem Wissen um den /0-Motor, wird dieser Motortausch wohl etwas beschleunigt werden.

 

Das schwächste Glied in der Kette …

Da hat sich mein Arbeitskollege Reinhold so knall auf Fall ein neues Motorrad gekauft – nachdem er fast 2 Jahre mit dem Gedanken schwanger ging. Er hat sich für eine ER-5 von Kawasaki entschieden – einen schönen Parallel-Twin im klassischen Outfit. Für den Sonntag hat Reinhold dann kurzfristig eine gemeinsame Ausfahrt organisiert: Er selbst mit der 50 km jungen ER-5, Nachbar Egon, der die SV 650 von Ruth nehmen musste, weil seine BMW auf der Intermot ausgestellt wird, und ich mit der Silverstar. Hatte also mal wieder das schwächste Motorrad der Gruppe, aber sicher nicht den wenigsten Spass an der schönen Tour.

Nachdem ich morgens um 8:00 schon eine 60 km Probefahrt mit dem Eisenschwein gemacht hatte, musste ich das alte Gespann richtig treiben, um zum verabredeten Zeitpunkt 10:00 wieder zu Hause zu sein. Habs wirklich pünktlich auf die letzte Minute geschafft. Dann schnell eine Route aus dem Ärmel geschüttelt: Wir entschieden uns für die grobe Route Homberg, Rauschenberg, Gemünden, Gilserberg, Neuental, Schwalmstad, Alsfeld, das Schwalmtal, Dirlammen, Grebenhain und dann zum Oldtimer Cafe nach Herrchenhain. Dort sollte es eine schöne grosse Currywurst geben und das war’s dann. Haben uns so ca. 200 km vorgestellt. Natürlich sind die beiden Japan-Twins wesentlich stärker als meine Silverstar, aber Reinhold als Wiedereinsteiger und mit neuer Maschine muss es etwas langsamer angehen.
Erstmal gabs eine kleine Verzögerung, weil meine Silverstar rumzickte und nicht recht anspringen wollte. Sie nimmts mir einfach übel, wenn sie länger stehen muss. Ab dann, um 10:15, gings los.

 

Erste Pause auf dem extremen Kurvengeschlängel bei Sebbeterode.

In Schwalmstadt brauchte Egon dringend einen Kaffee.

Am Ende der sehr schönen Fahrt stand das Oldtimer Cafe in Herrchenhain. Neben der guten Currywurst und ner heissen Schokolade gab es diesmal etliche wirklich schöne Motorräder, wie diese gut gemachte SR 500....

... oder gleich 2 Norton Twins. Bei so einer Commando krieg ich immer noch weiche Knie. Und der Klang!

Und noch besser: Eine BSA 500 Goldstar - für mich der Motorrad Traum schlechthin. Wegen der Goldstar fahre ich eine Silverstar! Die hier ist in Top zustand, sprang beim 3. Kick an und hatte einen unglaublichen Sound - kein Wunder bei dem völlig leeren Auspuff.

Unglaublich: Gleich zwei 650er Panther Einzylinder. Die gechoppte gefiel mir nicht sooo gut, aber diese in Serienausführung war der Hammer. Leider wollte die Maschine nicht anspringen, und der Besitzer musste massiv schrauben. Aber irgendwann lief sie natürlich mit ihrem unnachahmlichen Motorgeräusch. Ich glaube, die letzte Panther habe ich live vor 25 Jahren gesehen.

 

Neuer Krümmer und der Velorex

Schon von Anfang an war mir der Zustand der Krümmerstehbolzen und Muttern an der 500 R ein Dorn im Auge: Vergammelt und verrostet ohne Ende. Auch der Krümmer selbst war nicht mehr wirklich gut. Und so entschloss ich mich, an einem freien Tag dieses Problem anzugehen – bevor in dem Bereich irgend etwas passiert und ich dann gezwungen bin, aktiv zu werden. Hatte mir den 4.10 dafür freigehalten. An diesem Tag sollten auch meine beiden Suzuki GR 650 abgeholt werden und gleichzeitig ein Seitenwagen angeliefert werden – ein ereignisreicher Tag also.

Morgens um 8:00 gehts schon in die Werkstatt, habe das Gefühl, dass nicht alles so glatt laufen wird. Und genau so kommt es auch! Die Vorarbeiten sind ja noch harmlos: Sitzbank ab, Tank runter, Batterie abklemmen, Rahmenunterzug lösen und leicht abklappen und den Auspuff abschrauben. Aber dann die Muttern der Krümmerstehbolzen! Sitzen bombenfest und bewegen sich nur unter ziemlichem Kraftaufwand ein wenig, dafür aber mit gefährlichen Kreisch-Geräuschen. Die oberen beiden Stehbolzen kommen gleich mit heraus – gut so, die neuen Edelstahlbolzen liegen schon bereit. Die unteren beiden Muttern kann ich nur extrem mühsam bewegen – immer nur so eine achtel Umdrehung. Echter Murks! Insgesamt brauche ich über 3 Stunden, bis der Krümmer ab ist und die 4 Stehbolzen entfernt sind.

Nach dem Gemurkse beim Abschrauben sind die neuen Stehbolzen ruckzuck drin. Forumsmitglied Steppenwolf hat mir vom Emmenrausch aus dem MZ Werksverkauf 2 verchromte Krümmer mitgebracht - einen davon baute ich jetzt an. Und das gab nochmal richtiges Gemurkse, bis der Krümmer richtig sass! Zum Glück kommt Egon gerade nach Hause und hilft mir - hätte ich auch alleine nicht hingekriegt. Verspanntes Drecksding! Aber jetzt, wo der neue Krümmer sitzt, bin ich doch zufrieden.

Die VA-Stehbolzen wurden mit reichlich Kupferpaste eingesetzt und als Muttern kamen verkupferte mit 12er Schlüsselweite zum Einsatz. Die 500 R gefällt mir mit dem verchromten Krümmer gleich viel besser. Jetzt fehlt noch ein neuer verchromter A2-Auspuff, dann könnte die MZ sogar etzwas kultivierter laufen: Volumen bringt Leistung und Laufkultur. Beim Probelauf klingt auch alles schön dicht.

Abends kommt dann der Käufer meiner Suzuki GR 650 und bringt meinen Velorex 562 mit. Der hing vorher an einer LS 650 und hat schon die weite Welt gesehen. Ordentlicher Zustand, sehr schöne Farbe (rot-braun), hat schon die verstärkte 20er Achse und ein per Seilzug gebremstes Rad. Im Kofferraum ist ein 15 Liter Zusatztank eingebaut. Ob ich den benutze, weiss ich noch nicht.

Mal den Velorex neben seine zukünftige Zugmaschine plaziert - sieht ganz gut aus. Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, die 500 R als Zugmaschine zu nehmen. zwischendruch war auch mal immer wieder die zweite Silverstar im Gespräch. Hauptgrund für die Entscheidung: Die 500 R gefällt mir als Solomaschine nicht soo gut - insbesondere wegen des Bananentanks. Da ich von der Lackierung des Velorex sehr angetan bin, werde ich die wenigen 500 R - Teile wohl im gleichen Farbton lackieren lassen. Das dunkle Rot gefällt mir fast so gut wie Schwarz oder British-Racing-Green.

Am nächsten Tag dann eine kleine 120 km Probefahrt, hauptsächlich, um die Dichtheit des Krümmers zu prüfen. Ist OK, aber mit der Kupferpaste hatte ich es doch etwas zu gut gemeint. Zur Stiefelpflege ist die nämlich nicht gedacht. Hier beim ersten optischen Dichtigkeitstest am Frauenberg bei Marburg.

In Ernsthausen sehen ich diese ehemalige Schlosserei. Wunderbare Werkstatt, das wäre etwas für mich und meine MZ's. Leider etwas zu weit entfernt .......

Letzter optischer Krümmertest an diesem verlassenen Tor des Bundeswehrgeländes hinter Neustadt. Das riesige BW-Areal zieht sich über zig Kilometer bis nach Stadtallendorf. Auch eine sehr schöne Standortschiessanlage befindet sich dort, leider nur noch zu einem kleinen Teil nutzbar.