Die vier Metropolen

Hab nichts Großes vor an diesem Sonntag, und da kommt mir der Gedanke, ein paar Bananen zu beschaffen. Fragt mich nicht, wieso – ich habs halt beschlossen. Natürlich haben alle normalen Läden geschlossen, und so beschliesse ich, an den grossen Tankstellen der vier „grossen Städte“ in meinem Umfeld danach zu suchen. Im Klartext: Ich fahre Grünberg, Laubach, Alsfeld und Homberg an – natürlich nicht auf direktem Weg, sondern über die kleinstmöglichen Strässchen. Schöne Fahrt, aber Bananen hab ich nirgendwo bekommen.

Über Nacht ist die Regenwahrscheinlichkeit für den Vogelsberg von 40 auf 29 % gesunken. Um 9:00 (Zeitumstellung!) sind die Strassen noch klatschnass, es bläst ein kerniger Wind, der Himmel ist dunkel und wolkig. Aber Oh Wunder: Es bleibt trocken, wenngleich es sehr oft nach Regen aussieht. Der Weg zu den vier Metropolen meines Mikrokosmos führt im Zickzack durch die Landschaft und trägt mich rund 150 km weit. Die stürmische Natur spiegelt sich aber auch in meinem Inneren wieder – ich fühle mich wie eines der vielen Blätter, die vom Sturm durch die Landschaft getrieben werden. Erstaunlich, wie empfindlich ich mit zunehmendem Alter auf das Wetter und die Natur überhaupt reagiere.

Herbstlandschaft zwischen Grünberg und Laubach. Später, zwischen Freienseen und Lardenbach, treffe ich auf ein Goldwing Gespann aus der Kasseler Gegend. Es steht mit Lichtmaschinen- oder Reglerschaden am Strassenrand. Um an die Batterie zu kommen, muss wahrhaftig einer der Seitenwagenanschlüsse entfernt werden - Wahnsinn. Naja, ich kann leider nicht helfen, aber der ADAC ist schon informiert. So ein Gespann ist jedenfalls nix für mich.

Die Autobahnmeisterei am Rande von Alsfeld. Hier muss ich auf Reserve umschalten - wieder nach nur lausigen 137 km. Der Verbrauch ist immer noch viel zu hoch. Zu Hause werde ich die Düsennadel noch eine Kerbe tiefer hängen. Die ES 250/1 macht mir auch noch zu oft "Böööh" beim Gasgeben - zu fett!

Auf dem Weg nach Homberg ein Blick bei schönstem Wetter auf Amöneburg, den "Pickel" .......

..... und von der gleichen Stelle, nur im 180 Grad gedreht, ziehen schwarze Regenwolken in Richtung Rabenau.

Zu Hause sofort die Düsennadel eine weitere Kerbe nach unten gehängt - die Maschine muss magerer laufen. Danach noch mal 25 km gefahren und das Kerzenbild betrachtet: So gehts eigentlich, vielleicht noch einen Tick zu dunkel. Aber das lassen wir erstmal so. Das Gespann lief auf der Testfahrt auch sehr gut und flott (für seine Verhältnisse), aber ich meine, das seltsame Knistern wieder ab und zu gehört zu haben. Was mag da Knistern?

Ich fands faszinierend: Zwischen Mardorf und Homberg mal ins Feld reingefahren und in alle Richtungen fotografiert.
Von links nach rechts ergab das: Schweinsberg mit seinem Schloss, den Pickel Amöneburg, das Abbaugebiet der Mitteldeuschen Hartstein Industrie in Nieder-Ofleiden, die grosse Stadt Homberg und der Regenguss über den Hügeln der Rabenau.
Diese fünf Bilder können alle angeklickt und vergrössert werden. Wie so oft bringen die Bilder die reale Schärfe und Klarheit der Landschaft einfach nicht rüber. Ob ich mich doch noch mal mit der Kunst der Fotografie befassen sollte?

Das Drama mit den Stehbolzen …

Schöner Mist! Jetzt habe ich an zweien meiner Rotaxe im Rahmen vorbeugender Instandhaltung die Stehbolzen der Krümmer erneuert – war zwar ziemlicher Murks, aber es nahm jedesmal ein gutes Ende. Aber jetzt hats meine Haupt-Silverstar erwischt. War schon klar, dass die Stehbolzen und Muttern bös verfault waren, aber ich wollte noch nicht ran. Nach der letzten Fahrt hat jedoch der Auspuff gescheppert, deswegen wurde er heute abgebaut und geprüft. Dabei zeigte sich, dass der Krümmer locker war. OK, also ran an den Gammel. Zwei Stehbolzen hab ich mühsam rausbekommen, aber die restliche zwei wehren sich noch. Der Sechskant der Muttern ist schon derart zerfressen, dass der Schlüssel drüberrutscht. Ich ahne Böses!

Also erstmal den Auspuff abgebaut und den Rahmenunterzug gelöst. Trotzdem kommst Du an die Stehbolzen unglaublich schlecht heran. Wie schön wäre jetzt ein zentraler dicker Krümmer anstelle der beiden friemeligen Röhrchen. Der Preis für den 4-Ventilkopf! Ich sehe das Drama schon kommen.

Immerhin: 2 der Stehbolzen habe ich nach stundenlangem Gefuckel herausdrehen können. Das Bild gibt den zerfressenen Zustand der Bolzen nur unzureichend wieder.

Die restlichen beiden Bolzen sitzen bombenfest und haben zu allem Unglück auch noch runde Mutternsechskante. Habe jetzt erstmal einen Ringschlüssel mit echtem Sechskant anstelle des üblichen Zwölfkants bestellt. Bis der kommt, gibts immer wieder WD40 auf die Gewinde.

 

 

 

 

Als der Sechskant-Ringschlüssel kommt, gibts den nächsten Schock: Zu breit, passt nicht am Krümmer vorbei - Mist. Dann von Hermann aus dem MZ-Forum der Tip: Nimm Wellenprofil-Ringschlüssel. Der passende Link zur Firma MTI (mtigmbh.de) war gleich dabei. Nach etwas Recherche über die mir bis dahin unbekannten Schlüssel bestellte ich einen Satz von 10-24 mm. Bereits nach 2 Tagen kam die Sendung per Rechnung an - gute Firma.

So sieht das Wellenprofil des Gabel-Ring-Schlüssels aus. Im Bild der 13er Schlüssel, auf dem jetzt alle meine Hoffnungen ruhen. Bloss kein Ausbohren, womöglich Motor ausbauen und Zylinderkopf abnehmen - nicht jetzt!

Am 19.11.2006 gings dann morgens in die Werkstatt. Wollte eigentlich mit Egon eine Tour mit 2 Gespannen machen, aber es regnete den ganzen Morgen und es zog mich mehr zu meinem Stehbolzenproblem. Zuerst den Motor mal 5 Minuten laufen lassen, damit das Alu des Kopfes sich etwas ausdehnen konnte. Dann mit dem Wellenprofil-Schlüssel ans Werk. Und Heureka - es hat funktioniert. Wo normale Schlüssel nur noch durchrutschten, setzte der Wellenprofiler an und packte. Stück für Stück konnten die Bolzen gedreht werden, aber nach einer Stunde war der erste Bolzen raus. Der zweite hatte dem Wellenprofiler auch nichts mehr ernsthaft entegenzusetzen und war 20 Minuten später ebenfalls fällig. Puh, welch eine Erleichterung. Hermann, Du hast mich mal wieder gerettet.

Wahrhaftig alle 4 Stehbolzen draussen und kein Gewinde dabei zerstört. Es stimmt eben doch: Gutes Werkzeug - gute Arbeit.

Jetzt kommen vier neue VA-Stehbolzen in den Zylinderkopf, schön mit Kupferpaste eingesetzt.

Hab mich entschlossen, doch einen neuen Krümmer zu montieren. Steppenwolf aus dem MZ-Forum hatte mir ja 2 Krümmer vom Emmenrausch besorgt, und einen davon hatte ich noch. Das bei dem ganzen Gemurkse der Rahmenunterzug ein paar Kratzer bekommen hatte, ist leicht zu verschmerzen.

Abschliessend die Bolzen für die Motorbefestigung wieder eingesetzt, nicht ohne auch hier mit Kupferpaste dem Gammel vorzubeugen. Der Auspuff bleibt erstmal ab und wird noch intensiv mit Elsterglanz behandelt. Das solls dann für heute gewesen sein - Feierabend. Noch ein letzter Blick auf meine gesammelten MZ-Werke und es geht aufs warme Sofa.

 

 

Durch die Wetterau

Schon der zweite Tag mit unglaublich schönem Spätsommerwetter. Jetzt reichts! Ab 12:30 nehme ich mir frei und dann ab nach Hause. Schnell noch die Kette der Silverstar mit frischem Scottoil versehen, etwas Luft auf die Reifen und ab gehts. Fahre über das Tal der Horloff (weils mit dem Gespann so schön war) und weiter über Bad Salzhausen, Nidda und Hirzenhain etwas durch die Wetterau. Zurück dann via Gedern, Grebenhain, Schotten und Altenhain durch die schönsten Ecken des Vogelsberges.

Bei diesem schönen Wetter hab ich dummerweise leichte Kreislaufprobleme – typisch für mich. Das führt zu Unkonzentriertheiten und Unsicherheiten beim Fahren und nimmt ein ganz kleines bisschen den Spass. Aber nach einiger Zeit lässt das auch nach und ich kann den Indian Summer geniessen.

Nidda-Aue mit Blick auf das Pfleiderer-Werk kurz vor Nidda. Auf dieser feuchten Wiese war ich plötzlich von hunderten von Marienkäfern umschwirrt. Hab leider versäumt, die Brüder und Schwestern abzulichten.

Die B275 zwischen Gedern und Grebenhain. Sekunden später schraddelt hier ein Trupp Harleys und Guzzies vorbei - guter Sound.

Blick von Sichenhausen auf die Herrchenhainer Höhe. Bin am Oldtimer Cafe vorbei, wo etliche Motorräder standen. Ich aber wollte fahren und nicht Kaffee trinken. Ein andermal gern, Matze.

Blick zurück ohne Zorn - auf die lange Kurve zwischen Ermenrod und Ehringshausen. Immer wieder schöne 5 km - aber nicht so spektakulär wie die 7 km lange Strecke zwischen Schotten und Altenhain.

 

 

Netter Besuch mit Rotax-Gespannen

Da hatte sich seltener und höchst erfreulicher Besuch angesagt: Hermann und Sammy aus dem MZ-Forum liefen mit ihren Rotaxen auf. Hat enorm Spass gemacht, mit den beiden zu quatschen und ich bin davon bestimmt nicht dümmer geworden.

Hermann hat noch schnell die Leerlaufdüse meines Eisenschweins aufgerieben und damit das Knistern beseitigt. Sammy hat mich eine Runde auf seinem Kölschtransporter drehen lassen - seitdem weiss ich, wie gut und leicht sich ein Gespann fahren lassen kann - wenn's so perfekt eingestellt ist wie dieses. Nebenbei wurden noch ein paar MZ-Teile ausgetauscht. So bin ich jetzt in der Lage, eine stabile ETZ-Schwinge in das Silverstar-Gespann zu bauen. Am späten Nachmittag machten sich die beiden Rotaxtreiber wieder auf den Heimweg nach Köln bzw. Neuwied. Sowas könnte man öfters mal machen!

Durch das Horlofftal

Gestern noch schnell die Düsennadel eine Kerbe nach unten gehängt (magerer), aber dafür die Leerlaufdüse auf 55 aufgerieben. Der letzte Verbrauch war schon horrend hoch, also gings auf eine Sonntagmorgen Testfahrt. Hatte mir das Horlofftal vorgenommen, eine Gegend zwischen Vogelsberg und Wetterau. Und dann unterwegs der Schock: Umschalten auf Reserve nach 135 lausigen Kilometern. Also noch mehr verbraucht als mit der letzten Tankfüllung. Das muss ich nochmal verifizieren!

Mit meinen letzten Aktionen zur Verbesserung der Vergasereinstellung hab ich echt Murks gebaut: Das Knistern im Teillastbereich sollte weg, und da wäre wohl eine sanft vergösserte Leerlaufdüse (LLD) die richtige Massnahme gewesen. Ich jedoch hab die Düsennadel gleich 2 Kerben höher gehängt. OK, das Knistern war weg, aber der Verbrauch ist auf über 7 Liter gestiegen. Deshalb gestern die Nadel eine Kerbe zurück und die aufgeriebene LLD eingebaut. Knistern immer noch nicht, läuft auch gut, aber der Verbrauch ist furchtbar. Allerdings wurde diese Tankfüllung mit 2 unterschiedlichen Einstellungen gefahren und ist damit nicht aussagekräftig. Hätte doch besser eine Politik der kleinen Schritte gemacht. Jedenfalls kam ich diesmal nur 135 km mit 10 Litern – grausig! Unterwegs noch etwas an der Gemischregulierung gedreht und versucht, zu optimieren. Aber erst die aktuelle Tankfüllung kann verlässliche Aussagen liefern.
Die Testfahrt gings in und durchs Horlofftal, eine Gegend, die ich bisher nicht wirklich wahrgenommen habe. Dabei liegt sie vor der Haustür und ist besonders schön.

Mit etwas gutem Willen kann Laubach als das Tor zum Horlofftal betrachtet werden. Bin noch kurz am Motormuseum von Friedel Münch vorbei gefahren, war aber nix los um diese frühe Stunde.

Für mich beginnt das Horlofftal erst in der Gegend um Gonterskirchen. Vor dort in Richtung Ulfa sind alle typischen Elemente des Landstrichs vorhanden: Dichte Wälder, weite Wiesen, Bachläufe und Hügel.

Die Strassen waren noch sehr nass, aber es fiel kein Regen. Ab und zu kam die Sonne durch, ansonsten einer der Herbsttage, wie ich sie liebe: Grau, windig, wolkig. Das Gespann und meine Stiefel bekamen ganz schön nassen Dreck ab.

Blick auf Stornfels. Bin die steile Strasse hoch und musste kurz vor der Ortseinfahrt sogar in den ersten Gang. Da hat sich das Eisenschwein ordentlich quälen müssen.

Und die Abfahrt von Stornfels war auch nicht ohne - die etwas müden Bremsen meines Gespanns hatten gut zu tun. In solchen Situationen wünsch ich mir ein Vorderrad mit BMW-Duplexbremse.

Auf der Rückfahrt durch die Rabenau dann ein kurzer Stop vor diesem längst geschlossenen Mopedladen. Wär ein tolles Domizil für uns zum Wohnen und Schrauben. Hier war ich zuletzt 1989 mit meiner ersten MZ, der silbernen ETZ. Damals war der Laden noch geöffnet und darin stand eine nagelneue 175er Zündapp (Die Wassergekühlte) - zu der Zeit schon eine Rarität. Hätte ich damals kaufen können, hab ich aber nicht. Hier werde ich auf jeden Fall nochmal hinfahren, vielleicht ist das Haus ja zu verkaufen......