Irgendwann im eiskalten Winter 2013 entsteht der Plan, dem schrecklichen Vogelsberg-Klima zu entkommen und eine Reise mit drei Triumph Thunderbird 900 in die Cevennen zu unternehmen. Wer den Vogelsberger Winter kennt, wird sich nicht wundern, dass alle Beteiligten, also Reinhard, Hubert und ich, sofort auf den Gedanken eingehen. Nun wird ein paar Abende diskutiert, geplant, verworfen, neu geplant – und dann steht die Reise.
Bei der Suche nach einer Unterkunft und der Buchung unterstützt uns meine Arbeitskollegin Marie-Laure. Ohne sie hätten wir das wohl nicht hinbekommen, denn unsere französischen Sprachkenntnisse tendieren gegen Null.
Die knapp 1100 km lange Anfahrt durch Frankreich auf 2 Rädern wollen wir uns ersparen: Langweilig, öd und teuer. Also wird flott ein Peugeot J5 Pritsche gekauft, ein bisschen repariert und gewartet. Seine Bewährungsprobe erlebt der J5 beim Abholen einer weiteren Thunderbird 900 an der schottischen Grenze. Die Aktion war ein Spontankauf von Hubert: Unwirtschaftlich, strapaziös, aber ein guter Praxistest für den Peugeot.
Natürlich werden alle drei T-Birds ebenfalls gewartet, nur die ursprünglich geplanten Probefahrten können wir nicht mehr durchführen: Das Wetter ist zu mies.
Wohl dem, der einen Konstrukteur im Boot hat: Reinhard beschafft und installiert eine Seilwinde, erneuert Hauptbremszylinder, Bremsscheiben und Beläge, schweißt Auspuffanlagen, sorgt für Hörgenuss in der J5-Kabine, baut Auffahrrampen und usw. usf. Ehrlich gesagt bleibt die Hauptarbeit der Vorbereitungen an Reinhard hängen.
Heute, am 25. März des Jahres 2013 startet unsere kleine Expedition. Wir treffen uns um 16:00 und nehmen um 17:45 den Asphalt der Straße unter die Reifen. Die Reise beginnt.
Während die Schneewalze von Nordosten kommend über die Mitte und den Süden Deutschlands hinweg tobt, ziehen Kollege Claus und ich tief in den Osten an die äußerste Grenze Deutschlands auf Dienstfahrt. Durch glückliche Umstände tauchen wir quasi unter der Schneewalze hindurch und erreichen ohne allzu große Probleme und fast staufrei unser Ziel Eisenhüttenstadt.
Neben den dienstlichen Zielen entdecken wir am Wegesrand so manches interessante Objekt und es bestätigt erneut, dass der Osten immer eine Reise wert ist.
Wir betreten an Tor 3 das Kraftwerk in Eisenhüttenstadt.
Zwangsläufig reisen wir entlang der deutsch-polnischen Grenze.
Auch im Winter erahnen wir die Schönheit des Oderbruchs.
Die Kajüte ist geschlossen und hat kein Mittagessen für uns.
Der König aller Preußen empfiehlt Radeberger.
Im Vorbeigehen lernen wir die Fried- und Raubfische des Oderbruchs kennen.
Orientierung: Nur 200 m weiter fliesst die Neisse in die Oder.
Typisch die gekappten Weiden am Ufer von Oder und Neiße.
Hier Deutschland, am anderen Ufer Polen.
Später passieren wir interessante Brücken …..
…. bestaunen die vergangene Pracht so mancher Gebäude …..
….. und lernen so manche schöne Seite von Frankfurt/Oder kennen.
… ja, das gibt heute ein ganz hartes Training – aber nicht für mich, sondern für meinen Freund Yellow: Ich werde ihn nach Gießen auf die Motorrad-Messe mitnehmen und sehen, wie er sich da verhält. Wer das übersteht, schafft garantiert jeden Wesenstest. Aber zunächst gibt es den obligatorischen Morgenspaziergang, und da ahnt Yellow noch nicht, was ihm bevor steht.
Ab durch den Schnee ziehen wir durch die Burgschoan.
Ich kann diesen Drecks-Schnee ja wirklich nicht mehr sehen und das Wetter nervt total, aber ohne Zweifel ist die Burgschoan mit Ohm und Schnee ein schöner Anblick.
Kunst mit Eis: An einem Zweig ist dieses dubiose Kunstwerk entstanden. Sieht aus wie eine Eiskröte.
Und dann geht es nach Giessen in die Hessenhallen. Hunde dürfen mit und so zwängen wir uns in die erste Halle. Am BMW-Stand fällt mir diese GS800 auf, die mir tatsächlich gefällt – und das kommt bei BMW nicht häufig vor.
Yellow macht sich bisher sehr gut in der Menschenmenge und so schauen wir uns in Ruhe diese beiden fetten Roller von Aprilia und Yamaha an.
Bruder Yellow bellt niemanden an, stürzt sich nicht auf Kinder oder andere Hunde und fühlt sich höchstens aufgrund der lauten Musik etwas unwohl. Dennoch werden jetzt sogar noch Übungen einbezogen und er muß an diesem Messestand mitten unter Publikum sitzen bleiben: Verblüffend, auch diese Übung wird perfekt gemeistert.
Natürlich schaue ich mir auch ein wenig die ausgestellten Produkte an, wobei mein Schwerpunkt heute klar auf Rollern liegt. Hier wird ein hübscher 125er Roller mit hoher Vespa-Ähnlichkeit für 1799 € angeboten. Ist aber nicht so schön wie der Neco Abruzzi.
Nun kommen wir zum Stand des Vespa-Club Giessen, dessen Anwesenheit mit ein Hauptgrund für meinen Besuch heute ist. Die nette Lady mit Hund ist Mitglied im Club und wir plaudern ein wenig über Hunde, Roller und Vespa-Stammtische. Die beiden Hunde verstehen sich auch sehr gut, was bei Yellow keineswegs selbstverständlich ist.
So schräg kann man sich mit dem Motorrad legen? Niemals – oder doch? Ja, es geht, aber das werde ich in diesem Leben nicht mehr testen.
Zwischendurch flechte ich immer wieder kleine Übungen mit Yellow ein und ich kann euch sagen: Der Bursche meistert sie alle – auch wenn er nicht immer glücklich dabei aussieht.
Toll gemacht finde ich diese Metall-Skulptur eines Alien. Kann als kleines Modell für 59 € erworben werden, aber völlig gegen meine Gepflogenheiten kaufe ich heute nichts, rein gar nichts.
Auf dem Stand der Firma Sauer aus Stangenrod fällt mir diese wirklich gelungene 125er von Keeway auf. Die Chinesen und Koreaner holen auf, sehr schnell sogar.
Zweimal auf unserem Rundgang treffen wir auf Rumpelstilzchen, den kleinen braunen Rauhhaardackel. Auch hier passiert nichts – dabei bin ich sicher, dass Yellow den netten Burschen sonst direkt zum Frühstück verspeist hätte.
Auch ein Piaggio-Händler ist vertreten und natürlich gibt es hier die schönsten Roller der gesamten Ausstellung.
Aber natürlich gibt es auch bei Piaggio Fahrzeuge, die nicht meinem altmodischen Geschmack entsprechen.
Hier nochmal eine Vespa-Kopie, die aber weder an das Original noch an den Neco Abruzzi heran kommt.
Eine letzte Übung für Yellow gibt es an diesem Stand für Custom Bikes. Die umgebaute XS650 ist aber auch wirklich überirdisch schön – so könnte ich mir auch eine W650 vorstellen.
So, wir sind durch – alles gesehen, viel erlebt und Yellow hat ganz sicher Stress gehabt. Aber als Vorübung für den bevorstehenden Wesenstest war das eine sinnvolle Aktion. Draußen vor der Halle kommt sofort der Maulkorb ab und es gibt eine Riesen-Bockwurst vom Imbissstand. Schnell 2-3 Minuten im Schnee gekühlt und dann bekommt der brave Yellow seine Belohnung.
Zurück im Vogelsberg machen wir noch einen kleinen Spaziergang an den Atzenhainer Windmühlen und dann liefere ich meinen Freund wieder zu Hause ab – natürlich nicht ohne von seinen Heldentaten zu erzählen.
Eine kleine Tradition hat es ja schon, dass Motorradtreffen an Heiligabend auf dem Hoherodskopf an Doros Büdchen. Vier mal war ich nun schon dort oben und habe schon alle möglichen Wetterkapriolen erlebt. Einmal haben wir sogar die Fahrt dorthin abgebrochen, weil das Visier beschlug und dann vereiste. Aber dieses Jahr war es besonders extrem, ein solchen Heiligabendtreffen habe ich noch nicht erlebt. Seht selbst:
Eisiger Polarwind bläst seinen kalten Odem bis tief in die Niederungen des Vogelsberges, dunkle Wolken kündigen den kommenden Schneesturm an. Überall in den angrenzenden Landkreisen bereiten sich todesmutige Motorradfahrer auf ein Ereignis vor, dass sich nur die härtesten Fahrer zutrauen: Das Heilgabendtreffen auf dem Hoherodskopf. Dazu gehört auch der hier gezeigte Fahrer. Die starke Enduro wird aus dem zugeschneiten Schuppen gezerrt, dann packt sich der Fahrer ruhig und bedächtig in die Polar-erprobte Motorradbekleidung. Nach zwei Kicks brummt der kräftige Einzylinder sein sonores Lied und die gefährliche Reise beginnt.
So könnte die Geschichte des Heiligabend-Treffens 2012 in 20 Jahren den staunenden Zuhörern vielleicht erzählt werden. Die Wirklichkeit an diesem 24.12.2012 sieht aber ganz anders aus: Hier am Rande des Vogelsberges liegen die Temperaturen um 10:30 schon im zweistelligen Bereich, es sind bereits 12°C und es wird noch wärmer werden. Von Schnee ist hier unten keine Spur und selbst in der nur mäßig dicken Bekleidung transpiriere ich schon.
Zunächst geht es nach Ilsdorf. Hier wartet bereits eine kleine Gruppe mit Ruth, Egon und Marc. Reinhard und Hubert haben etwas gebraucht, um ihre dreizylindrigen Engländer anzuwerfen, aber jetzt scheinen alle bereit für den Aufstieg auf den Hoherodskopf zu sein.
Momentchen noch, Huberts Tiger benötigt ein wenig Sprit, aber dann gehts los. Auf direktem Weg ziehen wir los zu Doros Büdchen.
Sehr diszipliniert ziehen wir Höhenmeter um Höhenmeter in Richtung Hoherodskopf. Ich fahre direkt hinter dem gelben MZ-Rotax-Gespann, dass mit seinem Sebringauspuff einen Heidenlärm macht, der über die momentane Schwäche des Motors vorzüglich hinwegtäuscht. Egon plant aber bereits, den Motor morgen zu wechseln.
Auf halbem Weg zickt meine treue Suzuki plötzlich: Die DR400 dreht nicht mehr über 4500 Umdrehungen. Das reicht zwar gerade noch, um mit dem Rotax-Gespann mithalten zu können, aber es ist klar: Hier ist was faul! Ich befürchte ja, dass der Benzinzusatz, den ich vor ein paar Wochen in den Tank gekippt habe, für das Drama verantwortlich ist. Hätte ich das doch bloss gelassen. Na, egal, irgendwie schaffe ich den Aufstieg auf die 770 m trotzdem.
Angekommen! Aufgrund des frühlingshaft warmen und trockenen Wetters sind sehr viele Besucher auf den Hoherodskopf gekommen, leider auch sehr viele mit dem PKW. So gut besucht war das kleine Treffen noch nie.
Zunächst mache ich einen Rundgang und filme einen Teil der Besucher. Erst danach werde ich mich an Doros Büdchen nach Erbsensuppe und Bratwurst anstellen. Erstaunlich die relative große Zahl an Goldwings, die heute anzutreffen ist.
Die ersten Bekannten werden begrüßt: Mario mit der Transalp ist nach einem sehr harten Abend doch noch gekommen.
Etliche dieser Weihnachtsmann-Mützen sind zu sehen. Die wurden vor drei Jahren von Richy vom HG-Shop Linden verteilt und wer damals eine bekommen hatte, war heilfroh darüber: Damals hatten wir hier oben etwa 10°C minus.
Eine kleine Gruppe mit modernen Enduros läuft auf dem Platz ein.
Wir sehen dieses ungewöhnlich schöne und gepflegte Russengespann …..
… ein im Alltag geschundenes MZ-Gespann mit Dieselmotor …
… Motorroller-Fahrer, die ja bekanntlich die härtesten Winterfahrer sind …
… treffen Bekannte wie Andreas und K-O vom AMC Grünberg, wie immer unterwegs auf ihren Ostböcken …
… stören Martin vom Grünberger AMC beim Verzehr von Doros 1A Würstchen …
… und begrüßen Martin und Reiner von der W650-Fraktion.
Um Doros Büdchen sammeln sich die Besucher, denn es geht das Gerücht um, dass die Erbsensuppe zur Neige geht – was sich zum Glück nicht bestätigt.
Noch ein Diesel-Gespann. Damit ist die Diesel-Dichte hier enorm hoch.
Ludwig hat seine schöne und wirklich gepflegte Triumph den Berg hinauf getrieben. Das lässt den Rückschluß zu, dass das Streusalz durch den Regen der letzten Tage so ziemlich weggespült wurde.
Auch die schöne W800 wäre bei „normalem“ Heiligabend-Wetter mit salz-gepökelten Strassen womöglich nicht hier aufgetaucht. Ich jedenfalls würde meine W nicht diesem Sauzeug aussetzen, ich weiß doch, wie empfindlich japanisches Aluminium gegenüber Salz ist.
Die ersten Besucher verlassen das Treffen wieder – jetzt geht es ja auch langsam in Richtung Bescherung. Auch ich mache mich auf den Weg, um meine marode Suzuki heil nach Hause zu bringen. Aber das treue Krad schafft auch den Abstieg, wenn auch nur mit maximal 4000 Umdrehungen. Da werde ich wohl in den nächsten Tagen mal an den Vergaser müssen.
Zuhause reibe ich die DR400 mit öligen Lappen ab, um eventuell doch vorhandenes Salz frühzeitig zu entfernen. Und die Schwimmerkammer kommt auch mal kurz ab, um einen Blick auf die Hauptdüse zu ermöglichen. Kann aber nichts finden, ausser einem seltsam grünlichen Belag an den Wandungen der Schwimmerkammer. Hmmh …
Uff, dieser Samstag hat es in sich: Vollgepropft mit Terminen. Das Gute dabei ist, dass es sich eigentlich ausschließlich um angenehme Termine handelt. Also alles gut – nur ein bisschen zu viel davon. Der pure Freizeitstress!
Wie an jedem freien Tag beginnt alles mit einem mindestens einstündigen Hundegang – heute mal wieder mit zwei Hunden. Wir begeben uns an die Gestade der Ohm in Richtung Burggemünden. Hier ist es herrlich einsam und ich kann die beiden lange Zeit von der Leine lassen.
Nach der Hundeaktion, die ich mit der kleinen Vespa durchführe, schnapp ich mir mein W-Gespann und mache mich zunächst nach Kirchhain zu Dirk „Atomo“. Hier bringe ich ein MZ-Rad vorbei und vor allem plaudere ich mit Dirk über Gespanne, Enfield, MZ und Dnepr. Das Umfeld mit amerikanischen Armeefahrzeugen ist äusserst anregend.
Weiter zum nächsten Termin. Zusammen mit Reinhard fahren wir zu Hubert und einer unglaublich schönen Jagdhütte mitten im Wald – einfach traumhaft.
Hier bekommen wir den perfekten Kaffee kredenzt und dazu die passende philosophische Abhandlung dazu. Bis dahin war mir nicht klar, wie spannend Kaffee sein kann.
Weiter geht’s zum nächsten Termin: Dem Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen. Dort gilt unsere erster Besuch der Abordnung des Grünberger AMC, die traditionell stark vertreten ist.
…. muß nur noch schnell die Welt retten.
Auf der anderen Seite des Platzes hat sich eine extrem starke Truppe aus NRW niedergelassen. Hier dominieren die Kennzeichen W, SG, UN, DO, BO, HSK usw.
Interessantes SR500-Gespann mit gewaltigem Seitenwagen.
Löblich: Viele Besucher des Treffens greifen auf lokale Biersorten zurück – aber ob es gerade das berüchtigte Alsfelder Pils sein muß – also nee, das geht überhaupt nicht.
Erika mit Freund und Sohn organisieren das Treffen. Mit Erika haben wir diesmal noch etwas Spezielles zu bereden: Es geht um eine Triumph Cornet, das flüsternde Motorrad.
Wenn ich noch einmal schwach werden sollte und wieder einen Ostbock anschaffe, dann garantiert nur ein Seitenventiler-Gespann: Einfach schön.
Der nächste und letzte Termin ist eher zufällig: Am Windpark bei Zeilbach findet heute eine Einweihungsfeier statt. Information, Musik, Essen und Trinken – und alles kostenlos. Wir halten kurz an und nehmen einen kleinen Snack zu uns. Die Musik ist zum Glück schon beendet.
Ein paar Besucher sind noch vor Ort – und natürlich die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren von Ober-Ohmen und Zeilbach. Darunter ist auch mein Kollege Dennis, der Rockabilly-Men.
Damit sind alle Termine dieses Tages erfolgreich abgearbeitet. Da war alles dabei, von körperlicher Betätigung über Motorradfahren bis hin zu netten Moto-Talk. Und alles bei bestem Wochenend-Wetter.