Heiligabend-Treffen auf dem Hoherodskopf

Eine kleine Tradition hat es ja schon, dass Motorradtreffen an Heiligabend auf dem Hoherodskopf an Doros Büdchen. Vier mal war ich nun schon dort oben und habe schon alle möglichen Wetterkapriolen erlebt. Einmal haben wir sogar die Fahrt dorthin abgebrochen, weil das Visier beschlug und dann vereiste. Aber dieses Jahr war es besonders extrem, ein solchen Heiligabendtreffen habe ich noch nicht erlebt. Seht selbst:

Eisiger Polarwind bläst seinen kalten Odem bis tief in die Niederungen des Vogelsberges, dunkle Wolken kündigen den kommenden Schneesturm an. Überall in den angrenzenden Landkreisen bereiten sich todesmutige Motorradfahrer auf ein Ereignis vor, dass sich nur die härtesten Fahrer zutrauen: Das Heilgabendtreffen auf dem Hoherodskopf.
Dazu gehört auch der hier gezeigte Fahrer. Die starke Enduro wird aus dem zugeschneiten Schuppen gezerrt, dann packt sich der Fahrer ruhig und bedächtig in die Polar-erprobte Motorradbekleidung. Nach zwei Kicks brummt der kräftige Einzylinder sein sonores Lied und die gefährliche Reise beginnt.

So könnte die Geschichte des Heiligabend-Treffens 2012 in 20 Jahren den staunenden Zuhörern vielleicht erzählt werden. Die Wirklichkeit an diesem 24.12.2012 sieht aber ganz anders aus: Hier am Rande des Vogelsberges liegen die Temperaturen um 10:30 schon im zweistelligen Bereich, es sind bereits 12°C und es wird noch wärmer werden. Von Schnee ist hier unten keine Spur und selbst in der nur mäßig dicken Bekleidung transpiriere ich schon.

Zunächst geht es nach Ilsdorf. Hier wartet bereits eine kleine Gruppe mit Ruth, Egon und Marc. Reinhard und Hubert haben etwas gebraucht, um ihre dreizylindrigen Engländer anzuwerfen, aber jetzt scheinen alle bereit für den Aufstieg auf den Hoherodskopf zu sein.

Momentchen noch, Huberts Tiger benötigt ein wenig Sprit, aber dann gehts los. Auf direktem Weg ziehen wir los zu Doros Büdchen.

Sehr diszipliniert ziehen wir Höhenmeter um Höhenmeter in Richtung Hoherodskopf. Ich fahre direkt hinter dem gelben MZ-Rotax-Gespann, dass mit seinem Sebringauspuff einen Heidenlärm macht, der über die momentane Schwäche des Motors vorzüglich hinwegtäuscht. Egon plant aber bereits, den Motor morgen zu wechseln.

Auf halbem Weg zickt meine treue Suzuki plötzlich: Die DR400 dreht nicht mehr über 4500 Umdrehungen. Das reicht zwar gerade noch, um mit dem Rotax-Gespann mithalten zu können, aber es ist klar: Hier ist was faul! Ich befürchte ja, dass der Benzinzusatz, den ich vor ein paar Wochen in den Tank gekippt habe, für das Drama verantwortlich ist. Hätte ich das doch bloss gelassen. Na, egal, irgendwie schaffe ich den Aufstieg auf die 770 m trotzdem.

Angekommen! Aufgrund des frühlingshaft warmen und trockenen Wetters sind sehr viele Besucher auf den Hoherodskopf gekommen, leider auch sehr viele mit dem PKW. So gut besucht war das kleine Treffen noch nie.

Zunächst mache ich einen Rundgang und filme einen Teil der Besucher. Erst danach werde ich mich an Doros Büdchen nach Erbsensuppe und Bratwurst anstellen. Erstaunlich die relative große Zahl an Goldwings, die heute anzutreffen ist.

Die ersten Bekannten werden begrüßt: Mario mit der Transalp ist nach einem sehr harten Abend doch noch gekommen.

Etliche dieser Weihnachtsmann-Mützen sind zu sehen. Die wurden vor drei Jahren von Richy vom HG-Shop Linden verteilt und wer damals eine bekommen hatte, war heilfroh darüber: Damals hatten wir hier oben etwa 10°C minus.

Eine kleine Gruppe mit modernen Enduros läuft auf dem Platz ein.

Wir sehen dieses ungewöhnlich schöne und gepflegte Russengespann …..

… ein im Alltag geschundenes MZ-Gespann mit Dieselmotor …

… Motorroller-Fahrer, die ja bekanntlich die härtesten Winterfahrer sind …

… treffen Bekannte wie Andreas und K-O vom AMC Grünberg, wie immer unterwegs auf ihren Ostböcken …

… stören Martin vom Grünberger AMC beim Verzehr von Doros 1A Würstchen …

… und begrüßen Martin und Reiner von der W650-Fraktion.

Um Doros Büdchen sammeln sich die Besucher, denn es geht das Gerücht um, dass die Erbsensuppe zur Neige geht – was sich zum Glück nicht bestätigt.

Noch ein Diesel-Gespann. Damit ist die Diesel-Dichte hier enorm hoch.

Ludwig hat seine schöne und wirklich gepflegte Triumph den Berg hinauf getrieben. Das lässt den Rückschluß zu, dass das Streusalz durch den Regen der letzten Tage so ziemlich weggespült wurde.

Auch die schöne W800 wäre bei „normalem“ Heiligabend-Wetter mit salz-gepökelten Strassen womöglich nicht hier aufgetaucht. Ich jedenfalls würde meine W nicht diesem Sauzeug aussetzen, ich weiß doch, wie empfindlich japanisches Aluminium gegenüber Salz ist.

Die ersten Besucher verlassen das Treffen wieder – jetzt geht es ja auch langsam in Richtung Bescherung. Auch ich mache mich auf den Weg, um meine marode Suzuki heil nach Hause zu bringen. Aber das treue Krad schafft auch den Abstieg, wenn auch nur mit maximal 4000 Umdrehungen. Da werde ich wohl in den nächsten Tagen mal an den Vergaser müssen.

Zuhause reibe ich die DR400 mit öligen Lappen ab, um eventuell doch vorhandenes Salz frühzeitig zu entfernen. Und die Schwimmerkammer kommt auch mal kurz ab, um einen Blick auf die Hauptdüse zu ermöglichen. Kann aber nichts finden, ausser einem seltsam grünlichen Belag an den Wandungen der Schwimmerkammer. Hmmh …