… und dann macht das Plopp

Was für ein Wetter heute – beinahe unglaublich, dass dies der 28. Dezember ist. Jedenfalls ist es so schön, dass ich einfach auf die Strasse muß. Aber was nehme ich? Eigentlich ist mir ja nach einer Runde Roller-Gespann, aber andererseits besteht noch immer das Problem mit der DR400. Die hat ja auf der letzten Fahrt an Heiligabend rumgezickt und wollte nicht mehr über 4000 Umdrehungen machen. Hab dann am 2. Weihnachtsfeiertag die Schwimmerkammer gereinigt und Hauptdüse und Düsenstock durchgeblasen – und dabei einen seltsam grünlichen Belag an den Vergaserwänden fest gestellt. Hexenpipi!!!

Da ich die Symptome schon einmal hatte und damals der Vergaser ins Ultraschallbad musste, befürchte ich diesmal das gleiche. Nur hab ich so gar keine Lust, den Vergaser abzubauen. Das klingt zwar simpel, aber bei der kompakten Bauweise von Suzuki ist der Ausbau richtig kniffelig – immer fehlen dir so 2-3 mm. Willst Du den Vergaser nach hinten drücken, ist der Luftfilterkasten im Weg. Um den ab zu bekommen, muss der Vorschalldämpfer des Auspuffes raus, dazu wiederum der gesamte Auspuff hinter dem Krümmer. Das wiederum geht nur, wenn das hintere Schutzblech demontiert ist. Ihr versteht?

Dann kommt mir ein seltsamer Gedanke: Ich hatte doch Anfang November, als der Winter kam, so einen Vergaserzusatz in die Tanks der DR400 und der Matchless gekippt. Eigentlich halte ich so etwas ja für Humbug, aber zwei Händler, von deren Wissen ich überzeugt bin, hatten mir das dringend empfohlen. Bei der derzeitigen miesen Spritqualität sei das einfach nötig. Also hab ichs getan. Und bei der ersten Fahrt mit der Brühe hat die Suzi gezickt. Deshalb will ich heute den Tank wieder mit ganz normalem Sprit auffüllen und dann einfach fahren – in der Hoffnung, dass sich das Hexenpipi irgendwann verflüchtigt. Also nehm ich heute die Suzi und tanke erstmal randvoll. Verdünnen heißt die Devise.

Unglaublich, dieses Wetter, nicht wahr? Und auch die Temperaturen stimmen, es fühlt sich an wie 15°C. Wie erwartet kann ich die Suzi auch jetzt nicht über 4000 Umdrehungen bringen und so zuckle ich ein wenig durchs Gehölz wie hier nahe Höckersdorf.

 

Etwa einen Kilometer von dieser Stelle entfernt wird aus dem Schotterweg zuerst ein schlammiger Pfad und dann eine Wasserfurt von etwa 20 m Länge – und da muß ich durch, denn wenden ist hier ganz schlecht. Also durchs Wasser, dass tatsächlich die Hälfte des Motorblocks bedeckt. Zischend fahre ich durch die Furt, und versuche dabei, den Motor über 4000 zu drehen, was der aber verweigert. Als ich glücklich das Wasser überwunden habe, stehe ich auf einer Wiese mit ca. 5 cm Wasser – von einem Weg ist nichts  mehr zu erkennen. Und mein Heidenau K60 ist bei so einem glitschigen Matsch total überfordert. Hat mir schon Kollege Marco so berichtet und jetzt weiß ich, dass er Recht hatte. Aber irgendwie komme ich durch das sumpfige Stück durch und bin dann am Ende richtig froh, als ich wieder Schotter unter den Rädern habe. Puh, das war ganz schön knapp.

In der Wasser- und Sumpf-Passage hatte ich fürs Fotografieren wahrlich keinen Sinn, aber jetzt kann ich wieder ein Bildchen liefern: Meine schöne saubere Suzi sieht nach nur 15 km Endurowandern furchtbar aus.

 

Nun hab ich erst einmal genug von Enduroeinlagen und bewege mich wieder auf Asphalt. Hier im Seental ist im Gegensatz zum Namen normalerweise kein See oder Teich – jetzt aber ist das quasi eine Seenplatte.

 

Nun bewege ich mich weiter in den Vogelsberg hinein und versuche immer wieder, die Drehzahl des Motors über 4000 zu bringen. Bisher war die Reaktion darauf nur ein Bocken, Fahren gegen Gummi und untermalt von lautem Auspuffknallen durch Gemischabmagerung.

Aber plötzlich verschluckt sich der Motor, knallt noch einmal und rennt dann los: 4000 – 5000 – 6000 – 7000 Umdrehungen. Hurra, Suzi lebt wieder. Hat mich mein Gefühl diesmal nicht getrogen und die Ursache der Bockerei war dieser verfluchte Benzinzusatz. Da wird ja bei der nächsten Ausfahrt mit der Matchless was auf mich zu kommen. Aber egal, wichtig ist, dass meine Suzi wieder läuft, was ich jetzt mehrfach ausprobiere. Alles in Ordnung, der Motor dreht wie in alten Zeiten. Das war wirklich so, als wäre mit einem Plopp ein Korken aus einem Spritkanal geflogen. Heureka!

Vor lauter Freude über den herrlich drehenden Suzi-Eintopf schrauben wir uns immer höher in den Vogelsberg hinein und ich geniesse das wunderbare Wolkenspiel und die frühlingshaften Temperaturen. Und ein Motorrad kommt mir auch entgegen – eine BMW.

 

Die Rauchel, sonst nur ein kleines Rinnsal, ist aufgrund der Schneeschmelze und des Regens danach zu einem richtigen Flüßchen geworden.

 

Und auch der Ilsbach kann schon beinahe als Flüßchen bezeichnet werden, aber das wird sich vermutlich bald wieder ändern.

 

Allmählich beginnt es zu dämmern und die Licht- und Wolkenspiele nehmen zu. Es ist noch immer nicht kalt, obwohl ich gar nicht so dick angezogen bin. Muß ich noch erwähnen, dass meine DR400 nach wie vor perfekt läuft und ständig die 4000er Marke knackt?

 

Obwohl ich heute noch nicht einmal 100 km gefahren bin, war dies eine besonders schöne und erfolgreiche Tour. Das Wetter war einmalig, die Suzi läuft wieder, die Geländeeinlagen waren richtig gut – was will ich mehr.

 

Zuhause angekommen wird die gute Suzi keineswegs einfach in den Schuppen geschoben – jetzt gibt es erst einmal einen kleinen Reinigungs- und Wartungsdienst. Der Seitenständer klappt nicht mehr alleine zurück, der Kickstarter klemmt und der Chokehebel lässt sich nicht mehr betätigen. Das alles sind Folgen der Wasser- und Matschfahrten heute und der inzwischen getrocknete Dreck verklebt alles. Aber 30 Minuten späten und dank des Einsatzes von reichlich WD40 ist alles wieder in Ordnung und Suzi steht proper wie immer da. So soll es sein!