In den Mühlen der Bürokratie

Wenn wir nun geglaubt haben, alles wäre geklärt und erledigt, so werden wir am heutigen Freitag eines Besseren belehrt: Bereits nach dem Frühstück geht die Telefoniererei weiter – so intensiv, dass wir einen separaten Raum im Schwarzen Adler als Büro erhalten.

So vergehen weitere Stunden mit Telefonieren und Abhängen in diversen Warteschleifen. Nun sind wir zu dritt, Hartmut ist unverletzt und wir befinden uns in einer westlichen Zivilisation. Ich weiß nicht, wie das ausgesehen hätte, wenn die Umstände widriger gewesen wären. Manche Hotline sollte ihr bürokratisches Verhalten und ihre soziale Kompetenz wohl doch einmal auf den Prüfstand stellen.

Österreich 2017

Gegen Mittag haben wir genug von Hotlines, Warteschleifen und inkompetenten Gesprächspartnern. Aber halt, natürlich waren nicht alle unsere Telefonpartner schlecht, denn immerhin sind jetzt alle, absolut alle, Fragen geklärt. Jetzt machen wir uns auf einen Erkundungsgang durch das schöne Puchberg und beginnen dabei mit der Billa. Hier besorgen wir uns Nahrungsmittel und Getränke für die kommenden Ausflüge.

Österreich 2017

Beim Spaziergang entdecken wir mein neues Traumhaus. Klein, leer stehend, Gärtchen, exklusive Formensprache – a Traum, wie der Niederösterreicher sagt. Dieses kleine Traumhaus werde ich in den nächsten Tagen immer wieder aufsuchen.

Österreich 2017

Dann besuchen wir die Burgruine oberhalb von Puchberg, …..

Österreich 2017

….. schauen von oben auf die hübsche Kirche des Ortes, …..

Österreich 2017

….. und nehmen unser Mittagessen aus der Hand an einem Ort ein, der für alte Männer wie geschaffen ist.

Österreich 2017

Den Abend verbringen wir zünftig im Schwarzen Adler.

<< Zurück

Aufbruch, Drama und viel Glück

Offensichtlich sind wir drei Österreichfahrer allesamt urlaubsreif, denn wir können den Aufbruch kaum erwarten. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen und jetzt kann es endlich losgehen.

Österreich 2017

Die Roller von Jürgen und mir stehen schon seit ein paar Tagen verzurrt auf dem kleinen Hänger.

Österreich 2017

Honda und Vespa passen prima uf den Hänger, aber die Verzurrung war recht kniffelig. Letztendlich haben wir die beiden Roller auf dem Hauptständer stehend befestigt, was eigentlich keine so gute Idee ist. Aber die Bauweise der Vorderradschwingen ließ nichts anderes zu, oder vielleicht hat uns auch nur ein passender Geistesblitz gefehlt. Am Ende stehen die Fahrzeuge auf jeden Fall ordentlich und es gab auch keine Probleme mit dem Transport.

Um 22:00 holt mich Jürgen ab und wir fahren mit den beiden Rollern auf dem Hänger in die Dunkelheit. Auf dem Rasthof RHÖN treffen wir Hartmut, der mit seinem PKW samt Hänger und Yamaha X-Max 125 bereits auf uns wartet. Dann ziehen wir im Konvoi in Richtung Süden.

Die nächtliche Fahrt verläuft ruhig bei geringem Verkehr. Mit einer kleinen Pause sind wir dann gegen 4:30 bereits in Österreich und es wird jetzt auch schon wieder hell.

Doch dann passiert es: Hartmut fährt mit seinem Hängergespann vorn, wir mit gutem Abstand brav hinterher. Plötzlich steuert Hartmuts Auto nach recht, kracht in die Leitplanken, wird zurück geworfen und schleudert nun in die Mittelleitplanken der Autobahn. Dabei stürzt der Hänger um und das Gespann bleibt auf der linken Spur an der Mittelleitplanke stehen. Das alles passiert direkt vor unseren Augen. Ein Schock! Die Ursache des Schlenkers war womöglich ein Ausweichmanöver, denn Bruchteile von Sekunden vorher hatten Jürgen und ich einen kleinen Schatten von links nach rechts über die Autobahn huschen sehen. Leider war nicht erkennbar, um was es sich gehandelt hat.

Die hinter uns fahrenden PKW sind zum Glück rechtzeitig zum Stehen gekommen und deren Fahrer sichern die Unfallstelle ruckzuck nach hinten ab, während Jürgen und ich zum Auto rennen, aus dem wir Hartmut, der gerade wieder zu sich kommt, befreien können.

Zusammen mit den unglaublichen Ersthelfern stellen wir den Hänger auf, koppeln ihn ab und schieben ihn auf die Standspur. Den PKW können wir aufgrund seiner Beschädigungen nicht bewegen.

Inzwischen ist Hartmut wieder bei sich und ist unverletzt! Unglaublich, wenn man sich den völlig demolierten Vorderbau des VW anschaut. Die Schmerzen in der Brust sind dem Sicherheitsgurt und den Airbags geschuldet.

Sehr schnell treffen Rettungswagen, Polizei und Feuerwehr ein und alle machen einen Superjob!

Österreich 2017

Dass unserem Hartmut quasi nichts passiert ist, ist angesichts dieses Bildes schier unglaublich.

Recht schnell ist die Unfallstelle geräumt, der Rettungsdienst hat Hartmut untersucht und der gesamte Fahrzeugschrott ist auf einem Parkplatz nahe der Abfahrt St. Valentin gelandet.

Die kommenden Stunden verbringen wir zum großen Teil auf diesem Parkplatz und telefonieren herum: Ehefrauen, ADAC, ÖAMTC, Versicherungen – jetzt muss benachrichtigt, koordiniert und verhandelt werden.

Österreich 2017

Aber irgendwann sind Schrottauto, Hänger, Roller auf ein Firmengelände transportiert, die Fäden in die richtige Richtung gezogen und …….

Österreich 2017

….. wir machen uns nun mit drei Personen auf zu unserem Ursprungsziel Puchberg in Niederösterreich.

Österreich 2017

Der Rest der Fahrt verläuft glücklicherweise ohne weitere Überraschungen und wir erreichen unser Ziel: Den Gasthof Schwarzer Adler in Puchberg. Mittlerweile sind wir auch alle wieder auf ein normales Blutdruckniveau gekommen und beziehen unsere Zimmer.

Österreich 2017

Aber es sind immer noch Telefonate notwendig. Und es ist Feiertag in Deutschland und in Österreich, was die Erreichbarkeit so mancher Institutionen erschwert. Jedenfalls lernen wir reichlich Warteschleifen kennen.

Österreich 2017

Nach einem kühlen Bier, einem guten Abendessen und einem ersten Spaziergang in Puchberg ist einigermaßen klar, wohin die Richtung geht: Hartmut wird bis Montag hier bleiben. Dann wird ihn um 9:00 ein Taxi in die Wiener Neustadt fahren, wo er einen Leihwagen übernimmt. Dann kann er Richtung Heimat fahren und auf dem Weg alle offenen Fragen mit der Werkstatt in Haag klären. Puh, das wäre geschafft. Mit einem Dankesgebet an den Schutzengel, den Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei lassen wir diesen Tag ausklingen.

<< Zurück

Konspirative Übergabe

Ein Paket soll von Deutschland nach Österreich. Es enthält eine elektronische Vape-Zündung, die ein wenig auf die Enfield angepasst ist. Der Besitzer der Zündung, Andreas, der Kahlgryndige, fährt in Kürze zusammen mit seiner Verena nach Albanien. Und da bin noch ich, der in drei Tagen mit zwei Freunden und drei Motorrollern nach Österreich fährt.

Aus dieser Gemengelage entsteht nun folgende Situation: Andreas, Verena und ich treffen uns heute gegen 16:00 am Oldtimer Cafe an der Herrchenhainer Höhe. Dort bekomme ich die Vape-Zündung und eine DVD übergeben. Die Vape nehme ich in drei Tagen mit nach Österreich und werde mich dort mit Andi, dem Empfänger, in Verbindung setzen. Nach meinem Plan treffen wir uns dann in Mariazell, wo die Übergabe statt findet.

Die DVD ist für mich und enthält den Kultfilm „The best Bar of America“ – und denn schaue ich mir gerade an. Aber zurück zum Oldtimer Cafe.

Oldtimer Cafe

Überraschenderweise ist der Parkplatz am Oldtimer Cafe voller alter amerikanischer Motorräder. Und dann ist mir klar, dass heute an diesem Ort das Oldsgeräffel Treffen statt findet. Das passt ja perfekt.

Enfield und Vespa

Andreas und Verena sind bereits vor Ort. Mit diesen beiden Fahrzeugen werden sie in 14 Tagen auf den Balkan fahren. Die Vespa, eine 126er PX, hat jetzt 177 ccm und ganz ordentlich Leistung. Und die Enfield ist von Andreas dermaßen durch repariert worden, dass der Motor perfekt und ohne Nebengeräusche läuft – a Traum, quasi. Die letzte Aktion dabei was der Austausch der Ventilstößel, was den klappertechnischen Durchbruch brachte.

Nachdem ich das Paket für Österreich übernommen habe, quatschen wir noch zwei Stunden über Reisen, Kräder, Gott und die Welt,

Enfield und Vespa

Dann machen sich die beiden wieder auf den Rückweg.

Enfield und Vespa

Machts gut, ihr beiden, und eine gute Reise durch das Land der Skipetaren.

Oldsgeräffel Treffen

Natürlich schaue ich mir jetzt noch ein wenig das amerikanische Alteisen an, dessen Zahl mittlerweile deutlich zugenommen hat.

Oldsgeräffel Treffen

Todschicke Knucklehead.

Oldsgeräffel Treffen

Und der Traum meiner schlaflosen Nächte: Indian Chief. So viele wie hier und heute dieser Chief habe ich übrigens noch nie gesehen.

Oldsgeräffel Treffen

Der Chief Gespann ist sagenhaft.

Oldsgeräffel Treffen

Und nochmal Indian Chief.

Oldsgeräffel Treffen

Und gleich nochmal, diesmal in Gelb.

Oldsgeräffel Treffen

Natürlich lasse ich die vielen schönen Harleys nicht aussen vor.

Oldsgeräffel Treffen

Noch ein Blick auf den Hinterhof und dann ziehe ich mit meiner schwarzen Enfield weiter.

Oldsgeräffel Treffen

Wo ich schon mal im Hohen Vogelsberg bin fahre ich noch kurz auf den Hoherodskopf, um zu sehen, was sich hier motorradmäßig tut. Naja, nicht viel, und den kleinen Abstecher hätte ich mir sparen können: Nix los in Sachen Krafträder.

Etwas besser ist es dann kurz darauf am Falltorhaus, aber auch dort halte ich es heute nicht lange aus. Da drehe ich lieber noch eine 60 km lange abendliche Vogelsbergrunde.

Oldsgeräffel Treffen

Dann habe ich meine kostbare Fracht sicher nach Hause gebracht. Darf nur nicht vergessen, das Paket mit der Vape-Zündung auch ins Gepäck zu tun.

Best Bar of America

Und wie schon erwähnt: Die DVD mit dem Kultfilm schaue ich mir gerade in aller Ruhe an. Quite nice.

Wunderbares Österreich

Der Urlaub in Österreich naht ja nun wirklich mit Riesenschritten. Um uns die Tourenauswahl etwas zu erleichtern, hat unser steirischer Freund Gerhard drei Satz DVD mit dem Titel „Wunderbares Österreich“ geschickt. Natürlich hab ich als Empfänger der DVD sofort hinein geschaut – sehr schön, eben wunderbar. Aber meine beiden Mit-Rollerer müssen ja auch versorgt werden. Hartmut habe ich seinen Satz nach Bad Brückenau geschickt und Jürgen werde ich seinen Satz heute noch in den Briefkasten werfen. Und das verbinde ich mit einer kleinen Tour mit der grauen Enfield, meiner No.1.

Nach Hundespaziergang, einem Behördenbesuch in Gießen und einem Kaffee in Ilsdorf komme ich um 14:00 los – bei idealem Motorradwetter ohne Hitze und mit einer erfrischenden Brise.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Die 20 Kilometer bis Reiskirchen nehme ich über das magische Dreieck Laubach-Lich-Reiskirchen, und nach Abwurf der DVD ziehe ich noch eine genüßliche Runde durch diese Landschaft.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Dann quere ich kurz die Gegend um Buseck und Beuern mit Blick auf die große Autobahnbrücke des Gießener Ringes.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Nun geht es durch die Wälder der Rabenau. Dabei muß ich an eine kleine Runde in dieser Gegend denken, die ich mit einer BSA B31 aus den 50er Jahren hatte. Ein Engländer aus Beuern hat diese schöne Maschine vor etwa 10 Jahren angeboten und ich habe sie mir angeschaut und zur Probe gefahren: Der Besitzer vorneweg, ebenfalls auf einer B31, und ich hinterher. Leider habe ich diese BSA damals nicht gekauft und mich statt dessen für eine W650 entschieden. War vielleicht die falsche Entscheidung.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Nahe Allertshausen kenne ich diesen schönen Rastplatz auf der Anhöhe, der einen ausgezeichneten Fernblick über die Rabenau, den Vogelsberg und den Ebsdorfergrund bietet.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Aber lange kann und will ich nicht rasten und ruhen und mache mich auf in Richtung Ebsdorfergrund……..

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

……. mit seine fruchtbaren Wiesen und Äckern – und hier, in der Nähe von Dreihausen, sogar mit dem Geruch frisch gebackener Kekse. Kommt von der nahe gelegenen Drei-Pauli Bäckerei.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Durch den Wald bei Höingen geht es nun zurück über das Feldatal in den Vogelsberg.

1995er Enfield Bullet 500 in Athena-Grey

Nach 130 Kilometern bin ich dann wieder daheim. Das Motoröl hat moderate 70°C erreicht, die Bullet hat erneut prima durchgehalten und ich habe heute die ersten 1000 Kilometer im zweiten Leben mit meiner No.1 nicht nur erreicht, sondern gleich weit überschritten. Eine schöne Fahrt war das.

Der kurvige Weg ist das Ziel

Das ist nicht mein Slogan (obwohl er es sein könnte), sondern der Untertitel von Calimoto, einer App für Motorradfahrer. Diese App sucht dir immer den kurvigsten Weg, da gibt es keine Wahl zwischen schnell, kurz oder kurvig. Diese App hab ich mir vor ein paar Tagen aufs Handy geholt, zuerst nur mit der kostenlosen Karte von Hessen. Das Programm hat mir aber so gut gefallen, dass ich kurz darauf die Karten von Deutschland und Österreich dazu gekauft habe. Die Preise dafür sind fair und die Calimoto Leute sollen ja auch was verdienen.

Jedenfalls werde ich heute diese App auf dem Motorrad testen. Dazu lasse ich mich von der App nach Schrecksbach navigieren. Da ich auf dem Motorrad auf dem Handy Display sowieso nichts sehe, stecke ich das Teil in die Tasche und mir die entsprechenden Kopfhörer ins Ohr. Mit einem USB-Kabel lade ich gleichzeitig das Handy auf. Ist also ein bisschen Kabelverhau, aber mehr gibt meine low end Lösung derzeit nicht her. Dann auf die Harley und los.

Obwohl ich die Navigation gestartet habe, höre ich nichts. Muss noch einmal anhalten und den Klinkenstecker der Kopfhörer richtig und ernsthaft einstecken. Und schon babbelt Kathy los.

Die App hat es anfangs nicht leicht, weil ich die Anweisungen missachte und einen völlig anderen Weg nehme. Dazu kommen Umleitungen und Tankstellenumwege. Aber irgendwann lasse ich Kathy übernehmen und ich muss sagen, sie routet nicht übel.

1988er HD Sportster XLH

Auf der wunderbaren Verbindungsstrasse zwischen Rainrod und Eifa. Ein Vorschlag von Kathy, aber hier wäre ich ohnehin gefahren.

1988er HD Sportster XLH

Corniche de Knüll – Kathy führt mich sehr schön eine zeitlang am Kamm des Knüllgebirges entlang.

Als Ziel hatte ich nicht Schrecksbach als Ort, sondern den Igelgrund nahe der Ortschaft angegeben. Und ich komme tatsächlich genau dort an.

Auch für den Rückweg lasse ich mich von Calimoto leiten. Jetzt folge ich aber den Anweisungen ganz exakt. Klappt prima, obwohl ich einen noch schöneren und kurvigeren Weg genommen hätte.

1988er HD Sportster XLH

In Heidelbach halte ich nur kurz an, um …..

Mondial 125

….. die kleine Mondial 125 im Schaufenster zu betrachten. Klar, ist ein China-Produkt, aber optisch sehr gelungen. Nur dieser winzige Motor – ich weiss nicht recht. Das als 350er, das wär’s.

1988er HD Sportster XLH

Hier an der Schutzhütte im Kirtorfer Wald reisse ich mir alle Kabel vom Leibe und beende das Experiment „Calimoto“. Ergebnis: Die App ist prima, aber meine Hardware ist zu improvisiert. Da muss ich noch was verbessern.

1988er HD Sportster XLH

Nach 120 Meilen ist die schöne Fahrt dann fast zu Ende. Ein letzter Blick vom Eselskopf in den Vogelsberg hinein und dann noch ein paar Kilometer bis Ilsdorf, wo ich bei Reinhard einen Kaffee schnorre und mir die Erlebnisse aus Belgien und England berichten lasse.