Heisser Cappuccino

in der warmen Sonne sitzend auf einem belebten Marktplatz – so stell ich mir das heute vor. Das mit der Sonne passt schon um 8:00 morgens, aber es hätte mir zu denken geben müssen, dass ich die Frontscheibe des FIAT von Eis befreien muss. Aber ich will ja nicht jetzt los, sondern frühestens gegen 11:00.

Bevor ich um 11:30 die Thunderbird gesattelt habe und los komme, habe ich mir mehrere Möglichkeiten für den Cappuccino-Plan heraus gesucht: Da wäre der Hauptplatz in Usingen – vielleicht nicht die wärmste Variante, aber dafür sehr hübsch und mit prima Anfahrt. Wärmer als im Taunus soll es allerdings in der Wetterau werden, und so picke ich mir Altenstadt und alternativ Nidda als mögliche Ziele heraus.

Thunderbird 900

Klar, im Vogelsberg und im Horlofftal ist noch noch kalt, da täuscht der blaue Himmel. Gerade bei den kurzen Stops wie hier nahe Ulfa ist es richtig unangenehm.

Thunderbird 900

Dennoch verweile ich hier ein wenig, denn während der kleinen Pause ziehe etliche Zweiräder vorbei. Sehr schön die alte /5er BMW in rabenschwarz und mit gutem Sound.

Über Berstadt und Bad Nauheim halte ich nun auf den Taunus zu. Anfangs fährt es sich an den Hängen des Gebirges sehr schön, aber als dann die Sonne verschwindet, wird es empfindlich kalt.

Thunderbird 900

Angekommen auf dem Usinger Hauptplatz und am Cafe meiner Wahl. Stühle und Tische stehen zwar draußen, aber kein Mensch sitzt hier: Alles hockt hinter den Scheiben und glotzt heraus. Als ich den Helm abziehe, weiß ich auch den Grund: Hier weht ein eiskalter Wind und dadurch ist die gefühlte Temperatur nahe dem Gefrierpunkt. Hier bleibe ich nicht lange.

Thunderbird 900

Lieber fahre ich tiefer in den Taunus hinein und an dieser Stelle, irgendwo zwischen Pfaffenwiesbach und Gräfenwiesbach, finde ich meinen einzigen warmen Punkt des gesamten Tages. Kein Wunder, dass die Rast deshalb etwas ausgedehnt wird.

OK, im Taunus war’s also nix mit dem Cappuccino im Straßencafe. Deshalb ziehe ich nun über Butzbach in die Wetterau und versuche mein Glück in Florstadt, Ranstadt und Nidda. Leider finde ich die prognostizierten zweistelligen Temperaturen nirgendwo und einzig auf dem Marktplatz von Nidda sitzen ein paar fröstelnde Gestalten draußen. Alles nichts für mich und deshalb ziehe ich weiter – zurück in den Vogelsberg. Denn wenn es schon überall kalt ist, kann ich auch in den traditionell kühlen Vogelsberg zurück.

Thunderbird 900

In Schotten suche ich schon gar kein Cafe mehr, sondern schaue nur kurz beim Dirk vorbei. Eine sehr hübsche W800 steht im Schaufenster, und überhaupt finde ich die Farbgestaltung der 800er wesentlich gelungener als die der früheren 650er. Könnte glatt rückfällig werden mit dem schönen Königswellen-Twin.

Thunderbird 900

W800 in weinrot – wesentlich hübscher als das Blut-und-Eiter der 650er. Finde ich jedenfalls.

Thunderbird 900

Weils am Weg liegt, fahre ich das Falltorhaus an. Aufgrund der Kälte hält sich der Besuch in Grenzen, aber hier trinke ich auf jeden Fall meinen Cappuccino im Freien – aber kalt, richtig kalt, ist es auch hier.

Thunderbird 900

Noch eine kleine Runde über den Platz gedreht, eine schicke TwinCam abgelichtet und dann gehts über Altenhain nach Hause. Eigentlich hab ich überall (bis auf den warmen Platz im Taunus) ständig vor mich hin gefröstelt, und darunter haben sowohl Konzentration und Fahrstil etwas gelitten. Wundert mich direkt ein wenig, dass trotzdem über 200 Kilometer dabei heraus gekommen sind.

 

Alles dabei

Entgegen meinen Hoffnungen ist es heute leider nicht so schön wie gestern. Als aber mittags der Regen aufhört, bekommt die Hoffnung neue Nahrung und ich werfe die Harley für eine kleine Runde an.

Aus gegebenem Anlass wurden daraus aber nur 75 Meilen! Die Temperaturen waren zu keiner Zeit zweistellig, schätze, es waren nie mehr als 6°C. Dazu ein eisiger Wind, zeitweise gar Sturm. Und eine halbe Stunde eiskalten Regen gab es auch noch. Also eine miese Fahrt? Ja und nein, denn die Sporty schafft es trotzdem, für smile on my face zu sorgen.

Sportster 883

Gegenüber so viel Eisen verblasst auch eine Harley: Landmaschinenhandel bei Berstadt.

Sportster 883

Genau hier beginnt jetzt ein eiskalter Regen, der mich 30 Minuten lang verfolgen wird. Gut, dass ich vorsorglich schon zwei Paar Thermo-Unterhosen angezogen hab – hat so gerade gereicht.

Sportster 883

Kurzer Stopp auf dem Hofgut Solms mit dem exklusiven Golfplatz. Die Golfer fühlen sich durch meinen Motor offensichtlich gestört – mir aber egal.

Sportster 883

Nachdem es auch in der Wetterau nicht wärmer wird, kann ich auch zurück in den kalten Vogelsberg fahren. Mach ich auch, und ebenso ein Päuschen hier an der Lauter.

Sportster 883

Das einzig wirklich tolle am heutigen Wetter ist die glasklare Luft mit entsprechend guter Sicht. Und dann bemerke ich, dass vermutlich durch die Regenfahrt meine Leerlaufkontrolle immer ein bisschen blinkt. Die werde ich wohl mal gegen Nässe schützen müssen. Aber jetzt gehts heim – bevor ich richtig anfange zu frieren.

 

Gen Süden

Bereits seit dem Morgen scheint im Vogelsberg die Sonne – allerdings ist es um 9:00 noch bitter kalt: Während des Spaziergangs mit Yello stapfen wir durch zugefrorene Pfützen. Aber es hat die ganze Nacht weder geregnet noch gestürmt, und die Prognose für den Tag ist nicht so übel – allerdings ist sie für das südliche Hessen noch besser. Und das ist der Grund dafür, dass meine kleine Reise heute in Richtung Süden geht. Und das Fahrzeug meiner Wahl ist die kleine Vespa GTS – einfach, weil sie ein bisschen Schutz gegen die Kälte bietet.

Vespa GTS125

Bei Starttemperaturen um die 6°C hab ich mich doch ein bisschen dicker angezogen – und das war genau richtig. Und ebenso ist es richtig, die südliche Richtung zu nehmen. Denn kaum habe ich den Vogelsberg und das Horlofftal hinter mir gelassen, wird es allmählich immer wärmer – schätze, hier kurz vor Friedberg kratze ich schon an zweistelligen Temperaturwerten. Und am Horizont sehe ich schon die Höhen des Taunus.

Vespa GTS125

Etwas heran gezoomt, erkennt auch der Betrachter den Turm auf dem Großen Feldberg. So tief werde ich aber nicht in den Taunus eintauchen, denn in den dichten Wäldern dieses Mittelgebirges dürfte es noch verdammt kühl sein.

Vespa GTS125

Aber vor dem Taunus fahre ich kurz über Rosbach zum Triumph-Dealer und schaue mir die Bonnies und Thruxton hinter den Glasscheiben an.

Vespa GTS125

Jetzt kurve ich ein paar Kilometer am Rande des Taunus entlang – da, wo es noch schön warm ist. Für einen Feiertag ist hier sehr wenig Verkehr, aber der findet vermutlich im tiefen Taunus statt.

Vespa GTS125

Als es langsam wieder in Richtung Heimat geht, schaue ich mir zum ersten mal die Croco-Farm an – aber nur von aussen.

Vespa GTS125

Der Rückweg führt mich über Bad Nauheim, wo ich mich einen Augenblick zu den Rentnern an den Salinen geselle. Den Herrschaften gefällt meine Vespa sehr gut, und zwei der Rentner könnten sich vorstellen, auch so ein Fahrzeug anzuschaffen.

Vespa GTS125

Der Weg zurück durch die Wetterau führt mich auch durch die etwas eintönigen Ecken dieser Gegend: Lange, teils schnurgerade Straßen, riesige Ackerflächen und alles eben und platt. Aber die Ortschaften sind dafür meist sehr hübsch. Gerade stehe ich irgendwo zwischen Reichelsheim und Echzell.

Vespa GTS125

Dieser Punkt scheint sich ziemlich genau zwischen Taunus und Vogelsberg zu befinden: Im Süden der sonnige Taunus, im Norden der schneebedeckte Vogelsberg. Nur etwa 2 Kilometer von hier komme ich am Clubhaus eines MC vorbei: Die Outlaws Friedberg haben hier ihr Domizil – schön weit ausserhalb gelegen. Und nach kurzer Zeit kommt mir ein Trupp Kuttenträger auf ihren Harleys entgegen. Ob’s die Outlaws waren?

Vespa GTS125

Gegen 17:00 bin ich wieder im Vogelsberg – und das Wetter ist immer noch prima. Aber klar, ist ja auch Sommerzeit und damit eigentlich erst 16:00. Wenn dieser Bullshit mit der Zeitumstellung doch endlich mal aufhören würde – aber daran glaube ich nicht ernsthaft. Die beknackten EU-Politiker stehen hinter diesem Scheiß wie eine Mauer 🙁

Vespa GTS125

Eine letzte Runde drehe ich noch über Freienseen, Altenhain und Ulrichstein und dann ist’s gut für heute. Das waren deutlich über 200 lockere Kilometerchen, die mir viel Vergnügen bereitet haben.

 

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Die grüne Cosa: Vorderradbremse

Es geht weiter mit der grünen Cosa, auch unterstützt durch das erbärmliche Wetter, dass wir seit zwei Wochen hier haben.

Weil die vordere Bremstrommel ja schon entfernt ist, nehme ich mir heute die Bremsanlage des Vorderrades vor. Aus der Fachliteratur ist mir ja schon bekannt, dass hier einige Fallstricke auf mich warten können – was sie natürlich auch tun.

Die grüne Cosa

Anfangs versuche ich, die Bremse in eingebautem Zustand zu warten, aber das wird nix halbes und nix ganzes. Also baue ich jetzt kurz entschlossen alles auseinander.

Die grüne Cosa

Der Radbremszylinder ist jetzt schon wieder montiert – er ging wirklich nur sehr schwer herunter, weil alles fest korrodiert ist. Messingdrahtbürsten und Druckluft sind danach meine Verbündeten. Und natürlich Kupferpaste, die überall dahin kommt, wo sich etwas bewegt: Bremsschlüsselwelle, Bremsnocken, Haltebolzen. Aber sparsam, sehr sparsam.

Die grüne Cosa

Die beiden kleinen Federn oben und unter, die die Bremsbacken an ihrem Platz halten, sind beim Wiedereinbau eine echte Herausforderung. Letztendlich klappt es nur mit dem Trick aus dem GSF-Forum: Kabelbinder doppelt um die Feder, dann durch die Bremsbacke hindurch, kräftig gezogen und eingehängt. Mit dem üblichen Werkzeug wie Spitzzangen oder Federnziehern komme ich hier nicht weiter. Aber so geht es ganz gut. Die kleinen Federn sind aber auch sowas von stramm!

Die grüne Cosa

Nun ist wieder alles zusammen, gut gereinigt und an den exponierten Stellen mit Kupferpaste geschmiert. Was auf den Bildern nicht so gut herüber kommt ist der jetzt fehlende Dreck in der Bremse.

April 2015

Vor ein paar Minuten schien die Sonne so schön durchs Fenster, dass ich direkt an eine Ausfahrt mit der Vespa GTS 125 denke. Aber nur wenige Minuten später knallt hier ein Hagelschauer herunter. Na bravo, wenn das mit diesem Wetter so weiter geht, wird die Cosa doch eher fertig als gedacht: Statt Fahren gibt es dann nämlich verstärktes Schrauben. Da könnte dann vielleicht doch etwas aus der Reise mit dem Schaltroller in die Toskana werden.

Die grüne Cosa

Jetzt wird die Lenksäule noch entrostet und gestrichen und dann war’s das an der Vorderradbremse. Vielleicht und nur, falls der Radbremszylinder auch wirklich dicht bleibt. Die nächste Aktion wird dann an der hinteren Bremse stattfinden.

Nicht ganz unerwartet entdecke ich bei der Schrauberaktion weitere Baustellen: Der Bremszug sieht nicht mehr gut aus, ebenso wenig der Gaszug. Aber das macht dann den Kohl auch nicht mehr fett. Die Cosa ist ja eigentlich ein wirtschaftlicher Totalschaden, aber mittlerweile ist der Punkt überschritten, wo ich noch hätte aufhören können. Und das gute bei der ganzen Aktion ist ja, dass Piaggio-Ersatzteile doch recht günstig sind.

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