Genau das ist heute mein Ziel: Einen Cappuccino und ein Stück Mohnkuchen auf dem Hauptplatz von Eisenach zu mir zu nehmen. Dafür lasse ich heute sogar den Hundespaziergang sausen (Sorry, Yello), um frühest möglich auf die Straße zu kommen.
Dummerweise fällt um 7:00 noch ganz leichter Regen, der aber sofort aufhört, als ich die Haustür öffne. Schön und sonnig ist es jetzt zwar auch noch nicht, aber egal – ich starte die Sportster und mache mich auf den Weg.
Klar, dass mir um diese Zeit die Straße allein gehört. Das ist schön, aber dafür sind die Straßen auch noch richtig feucht, überall liegt nasses Laub und matschiger Lehm, schön verteilt von den Traktoren der Landwirte. Es wird niemanden überraschen, dass unter diesen Umständen keine flüssige Linie heraus kommt und der Fahrspaß ein wenig leidet. Aber nur ein wenig, denn meine Sportster und die Landschaft sorgen dafür, dass es dennoch eine nette Fahrt in den beginnenden Tag hinein wird.
Ich durchquere den Vogelsberg mal wieder komplett, um dann über den Kiebitzgrund auf die ehemalige Grenze zuzuhalten. In Wallenrod kommt gerade eine blaue NSU Supermax aus der Garage und wir fahren bis Schlitz zusammen durch die Wälder.
Erster Stop in Schlitz, die Supermax fährt weiter, während ich mir einen Augenblick eine der drei Schlitzer Burgen anschaue.
Kurz hinter Schlitz im Kiebitzgrund wird das Wetter dann deutlich besser: Blauer Himmel, steigende Temperaturen, die Strassen trocknen und über all dem der Potatoe-Sound der Harley – ein Traum.
Hechelmannskirchen, Burghaun und Eiterfeld – das sind die nächsten Stationen. Und wenn schon Eiterfeld, dann immer auch ein Blick in Burg Fürsteneck.
Weiter über Schenklengsfeld nach Heringen und dann strack ab nach Osten. Der weiße Kaliberg zeigt mir die Richtung. Gerade denke ich noch, dass jetzt bald die alte Grenze kommen müsste, …..
….. und schwupp, ist sie schon da. Die Hinweistafel ist seltsam von Geschossen durchlöchert, das meiste davon sind Schrotladungen, aber auch .357er und Kleinkaliber, aber die haben das Blech nicht durchschlagen.
Nun befinde ich mich bereits im Wartburgkreis und zwar in Berka. Gleich durchfahre ich das hübsche Stadttor und biege ab auf die Nebensträßchen in Richtung Frauensee.
Die Strecke nach Frauensee ist extrem malerisch und sehr einsam. Über etliche Kilometer besteht die Straße auf Pflastersteinen. Das erlaubt zwar keine hohen Kurvengeschwindigkeiten, ist aber recht romantisch.
Das Kopfsteinpflaster zeigt mir aber, dass meine Sportster mit den Wirth-Federn und den PS-Dämpfern jetzt sehr ordentlich zu bewegen ist.
An dem kleinen Ort Frauensee hab ich einen Narren gefressen. Kann an dem schönen alten Gebäude liegen, am „Platz der Freundschaft“, der herrlichen Lage, den Dolinenhängen mit den tiefen, dunklen Seen darin – oder an der Summe aus all dem.
Der Platz der Freundschaft
Hinter Frauensee beginnt sehr schnell der Thüringer Wald und die letzten 25 Kilometer bis Eisenach sind eine einzige Ansammlung herrlicher Kurven – und die Straßen sind jetzt auch halbwegs trocken. Allerdings sind die Temperaturen hier im Thüringer Wald gleich um ein paar Grad °C gefallen – spürbar.
Das Etappenziel ist erreicht – der Hauptplatz in Eisenach. Mit dem Motorrad ist es kein Problem, hier einen Parkplatz zu finden – ich fahre einfach zwischen den Absperrungen hindurch auf den Platz. Und dann suche ich mir eines der vielen Cafes aus.
Eine dicke TwinCam im Bobber-Look parkt ebenfalls hier.
Und eine der wirklich schönen BMW NineT. Der Besitzer berichtet, wie gut sich das Motorrad fährt und wie schön es ist. Kann ich nachvollziehen, das ist endlich mal eine BMW, die auch mich anspricht. Viel Spaß noch, NineT-Fahrer.
Nach Kaffee und Mandarinentorte in Eisenach geht es durch den Thüringer Wald zurück in Richtung Vacha und von dort nehme ich Kurs auf Geisa. Auf diesem Parkplatz an der B84 bei Buttlar zieht gerade eine Gruppe W650 vorbei. Drei von diesen schönen Königswellentwins geben eine ganz gute Geräuschkulisse ab.
Und ganz oben auf dem Berg entdecke ich eine versteckte Kapelle. Wenn ich mal wieder mit der Enduro in der Nähe bin, werde ich einen Aufstieg versuchen.
Meine Stops werden jetzt seltener und erst im Schwalmtal halte ich am Steinbruch bei Rainrod wieder an. Nun bin ich schon wieder im Vogelsberg und beschließe, …..
….. die Fahrt am Falltorhaus bei Schotten ausklingen zu lassen. Mittlerweile ist es 17:00 und hier ist immer noch der Teufel los – man kommt kaum auf den Parkplatz.
Mein Augenmerk liegt heute besonders bei V-Twins wie dieser herrlich spartanischen 1200er Sportster.
OK, kein V-Twin, keine Harley – aber ein gewaltiges Trike von Triumph. Ist aber mehr Auto als Krad.
Ist mir vor meiner Sporty nie so aufgefallen, aber es gibt viel mehr davon, als ich dachte.
Auch wenn die Knieschleifer-Fraktion heute die große Mehrheit hat, so halten doch immerhin drei schöne Sportster die Flagge von Milwaukee hoch.
Hab zwar keine Ahnung, was das für ein Roadster ist, aber er gefällt. Jetzt aber ist Schluß, ich nehme die letzten 20 km unter die Räder und schwenke meine Sportster über Altenhain und Freienseen nach Hause. Hab heute zwei mal getankt und beide Füllungen komplett verfahren, was ca. 240 Meilen bedeutet. Das war eine herrliche Fahrt bei dann doch noch 1A-Wetter. Ab Hünfeld wurde es dann stellenweise sehr stürmisch und ich hab so eine Ahnung, als wolle der Sturm das schöne Herbstwetter fort blasen. Gut möglich, dass dies einer der letzten schönen Tage dieses Herbstes war. Und den habe ich genutzt.