Eigentlich ist der Rimberg nichts Besonders – einfach ein Berg zwischen Hessischem Waldland, Schwalm und Vogelsberg, auf dem der Hessische Rundfunk einen ordentlichen Sendemast betreibt und das nördliche und mittlere Hessen mit seinen Programmen versorgt.
Dennoch ist da etwas Geheimnisvolles um den Rimberg. Seit vielen Jahren schon versuche ich immer wieder mal, den Berg zu befahren und bis ganz nach oben bis an den Sendemast zu gelangen. Bisher war das erfolglos und auch Einheimische waren bislang nicht in der Lage, mir einen Weg zu beschreiben.
Heute unternehme ich einen erneuten Versuch, auf den ich mich mittels Google Maps gut vorbereitet habe. Mein Plan, richtig früh zu starten, klappt leider nicht und erst um 9:30 starte ich meine brave Enduro und mache mich auf meine abenteuerliche Entdecker-Reise.
Obwohl es gar nicht so wirklich früh ist, sind die Strassen erstaunlich menschenleer. Es ist aber auch schon ordentlich schwül-warm, dazu bläst eine steife Brise. Auf meinen Ministräßchen bis ins Schwalmtal begegne ich nur einem Radler und auch hier am Ufer der Schwalm bin ich allein – gut so.
Irgendwo zwischen Weißenborn, Ottrau und Hausen, also am Rande des Knüllgebirges, ist der gewaltige Sendeturm klar zu sehen – aber kein Weg führt dort hin. Ich frage zwei Spaziergänger nach einem Weg, aber die empfehlen, den Rasthof Rimberg anzufahren und von dort aus über gesperrte Wege weiter zur Sendeanlage zu fahren. Keine tolle Idee.
Ein Weg zum Steinbruch der Otterbeinschen Kalkwerke scheint in die richtige Richtung zu führen, also folge ich dem Sträßchen ein paar Kilometer, …….
….. was mir immerhin eine leichte Enduro-Einlage ermöglicht. Einmal kreuz und quer über und um die Abbauhügel ist eine feine Sache. Aber es bringt mich nicht weiter bei der Suche nach dem Rimberg.
Ich verlasse die Steinbrüche und fahre hoch zu Burg Herzberg – einfach, weil die Auffahrt durch den Wald so schön ist.
Und es finden an diesem Wochenende Ritterspiele auf der Burg statt. Ein wenig schaue ich mir das Heerlager der Mittelalter-Fans an und bin wirklich begeistert, wie authentisch die Bekleidung inzwischen geworden ist.
Und sogar ein Enduro-Kollege hat den Weg hier herauf gefunden.
Und von der Burg aus ist er wieder zu sehen, der Sendemast auf dem Rimberg. Ich bin doch so nah dran – das muss doch zu finden sein. Ich würde sogar ausgesprochen illegale Wege in Kauf nähmen.
Ich fahre wieder hinunter auf die B62 nach Gehau, den nächsten Ort. Dort finde ich eine „Rimberger Strasse“ und biege ein. Zur Sicherheit frage ich aber noch zwei Ladies am Strassenrand, ob mich dieser Weg auf den Rimberg führt. Die Antwort ist ein Kopfschütteln, aber dann kommt ein Landwirt und erklärt mir einen total einfachen und sogar fast legalen Weg zum Ziel meiner Begierde.
Jetzt heisst es noch ein paar Kilometer auf der B62 bis Breidenbach fahren, dort in Richtung Machtlos abbiegen, weiter den Berg hinauf bis zur Autobahnbrücke und dann ab ins Gelände. Das Leben kann so einfach sein, wenn man die richtigen Leute fragt.
Erst ein paar Kilometer parallel zur Autobahn, dabei den Zubringer der Raststätte benutzt. Und dann richtig in den Wald hinein und den Berg ganz hoch – eine wunderbare kleine Strecke. Und dann bin ich ganz oben auf dem Rimberg.
Und dann steht sie vor mir, die Sendeanlage des HR. Euch mag sie unspektakulär erscheinen, aber für mich ist es nach Jahren der Suche eine entdeckerische Großtat – vielleicht nicht mit der Entdeckung Amerikas zu vergleichen, aber durchaus auf einer Ebene mit der Nilquelle, dem Kongodelta oder diversen afrikanischen Seen. Ich habs geschafft!
Natürlich ist hier alles abgesperrt und verriegelt und verrammelt, aber das ist egal.
Der Sendemast ist in der Tat beeindruckend.
Hier oben bin ich völlig allein – kein Mensch und keine von Menschen produzierten Geräusche. Auch von der nahen Autobahn dringt nichts bis hier hin. Eine tiefe innere Ruhe bemächtigt sich meiner und ich bleibe fast ein Stündchen hier oben sitzen.
Nach dieser entdeckerischen Großtat fahre ich über Hausen und Ibra zum Seepark Kirchheim. Was mit einem kleinen Baggersee begann, ist zu einer gewaltigen Freizeitanlage geworden.
Sogar eine kleine Staumauer wurde errichtet, dazu Hotels, Ferienhäuser und Campingplätze.
Aber so interessant finde ich den Seepark nicht und mache mich weiter in Richtung Oberaula. Unterwegs stoße ich auf diesen Golfplatz, der einen sehr elitären Eindruck macht.
Ganz allmählich drehe ich ab in Richtung Heimat – die Hitze ist doch recht arg geworden. Zwischen Kleinropperhausen und Nausis finde ich eine Weide mit sehr putzigen, fremdartigen Tieren …..
….. bei denen es sich um Alpakas handeln könnte. Wie kleine Pudel sehen sie aus.
Eine letzte Enduro-Einlage gibt es bei Greifenhain, also zwischen Heidelbach und dem Antrifttal. Sind immerhin ein paar nette Kilometer durch den kühlen Wald.
In Ilsdorf will ich noch einen Kaffee schnorren, aber da ist niemand zu Hause. Aber ich rolle meine Enduro-Baustelle aus der Scheune, um ein paar Fotos zu machen. Kann nämlich ein paar Teile bekommen und muß per Bild vergleichen, ob die passen könnten. Hab auch gerade richtig Lust, mit der Suzuki TS250 anzufangen – ist ja eine kleine Schwester meiner DR400. Optisch liegt sie aber zwischen SP370 und DR400.
Das könnte mal ein richtig nettes Pärchen geben. Bin einfach ein Suzuki-Mensch, geprägt von meinem allerersten Neu-Motorrad, einer GT380, natürlich von Suzuki.
Nach fast 300 Kilometern bin ich jetzt wieder daheim – total durchgeschwitzt und das Leder pappt überall. Jetzt merke ich auch, dass ich ein wenig platt bin – die Hitze fordert ihren Tribut. Aber es war eine tolle Fahrt heute, die mir viel Freude gemacht hat. Danke, Suzi.