Hektisch zum Schiesswettkampf

Seit gestern bin ich in der heissen Phase der Reisevorbereitungen für die Steiermark. Ein klein wenig unpassend ist daher die Tatsache, dass ich heute zu einem Grosskaliberwettkampf muss. Überraschend allerdings ein früher Anruf, der mich über eine Vorverlegung der Schiesszeit informiert. Da muss ich also um 11:30 alle Vorbereitungen beenden, den Revolver einpacken und dann das Gespann treiben. Keine guten Voraussetzungen, denn ich muss hektisch zum Schiesswettkampf.

Zum Glück beeinträchtigt die Hektik meine Schiessergebnisse diesmal nicht – es läuft ganz gut und ich bin vorn mit dabei – ganz vorn. Und weil ich schon mal unterwegs bin, hänge ich noch 100 Vogelsberg-Kilometer dran: Für die knapp 30 km bis Ruppertsburg schmeiss ich keinen Viertakter an. Die Strassen sind voller Motorradfahrer – alles unterwegs nach Schotten zum Oldtimer GrandPrix. Den muss ich leider dieses Jahr verpassen, was ich durchaus ein wenig bedaure. Besonders der Bummel über den riesigen Besucherparkplatz wird mir fehlen.

Der Schiesswettkampf ist gelaufen, die Schützen sind wieder auf dem Heimweg und ich werfe einen letzten Blick auf das Schützenhaus am Rande von Ruppertsburg. Jetzt werde ich noch ein Stündchen oder zwei durch den Vogelsberg touren.

Am Weiher von Altenhain lasse ich mir eine halbe Stunde die Sonne auf den Pelz scheinen. Es ist heute viel schöner und wärmer als es der Wetterbericht vorhergesagt hat.

Herrlicher Blick auf das Tal von Wohnfeld, eine der sanfteren Ecken des eigentlich eher rauhen Vogelsberges.

Und ein Blick über die Autobahn A5 bei Niedergemünden von der Anhöhe mit den Windrädern aus.

 

Zur TÜV-Untersuchung und ein wenig Vorbereitung auf die Steiermark

Freitag der 13. – und ich habe heute noch einiges vor. Die Urlaubsfahrt in die Steiermark steht jetzt kurz bevor und es muss noch etliches erledigt werden. Deshalb gibts heute keinen faulen Freitag-nachmittag, sondern es gibt die fällige zur TÜV-Untersuchung und ein wenig Vorbereitung auf die Steiermark.

Kaum von der Arbeit zu Hause und eine Kleinigkeit gefuttert, gehts schon wieder auf die Strasse. Und das an einem Freitag und auch noch an einem 13. Der Verkehr ist überall grausig – scheinbar ist die Autobahn wieder dicht und alles quält sich über die kleinen Landstrassen. So ein zu dicht besiedeltes Land wie Deutschland kann schon nerven! Hilft aber alles nix, ich starte die Silverstar und zunächst mal gehts auf nach Grünberg.

Auch wenn das heute keine Blümchenpflückertour ist - ein Blümchenbild kommt doch dabei heraus. Soviel Zeit muss sein.

Die TÜV-Untersuchung verläuft unproblematisch - meine Silverstar ist aber auch wirklich in Ordnung. Auch die AU klappt prima, der Rotax läuft mager genug. Nach mir kommt noch eine 125er Vespa mit einer schicken Lady und wir geraten ein wenig ins Plaudern.

Die Lady erzählt, dass sie auch noch ein "richtiges" Motorrad fährt - mit der Vespa würde sie ja niemand grüssen. Und wisst ihr, was sie noch zu Hause stehen hat? Eine Yamaha SR500, ein echtes Männermotorrad. Da bin ich doch platt.

Nach der TÜV-Prüfung zirkle ich die Silverstar noch 60 km durch die Homberger und Kirtorfer Ortsteile. Das Wetter ist ein wenig seltsam, arg schwül, aber auch stellenweise frisch. Und ich bin heute nicht der allerruhigste. Dann zu Hause mache ich noch ein paar Vorbereitungen für die Fahrt in die Steiermark in 3 Tagen: Kette spannen und schmieren, Vergaser prüfen, Luftdruck korrigieren usw.

 

Morgendlicher Ritt in Sturm und Regen

Für den heutigen Sonntag sind immer wieder starke Regenschauer und Sturm angekündigt. Früh am Morgen siehts eigentlich noch ganz nett aus, aber als ich starte, hat der Regen bereits eingesetzt. Aber heute habe ich sogar Lust auf schlechtes Wetter und nasse Strassen und so starte ich um 8:00 einen morgendlicher Ritt in Sturm und Regen.

Ist schon eine seltsame Welt: In Russland brennt die Erde, in Polen und Sachsen überschwemmt die Neisse ganze Landstriche und selbst im gemässigten Vogelsberg entsteht eine fliessende Grenze zwischen Sommerhitze und Herbststürmen. Als ich um 8:00 die Planeta starte, geht exakt und pünktlich der Regen los. Nun gibt es aber Tage, da mag ich Regen und heute ist so einer. Eine Riesentour ist ohnehin nicht geplant, eigentlich möchte ich nur so ein, zwei Stündchen den langhubigen Planeta-Zweitakt-Spruzz geniessen. Dazu werde ich den Vogelsberg nicht verlassen.

Altes Eisen unter sich: Die Eisenbahnbrücke zwischen Niedergemünden und der Autobahn passt perfekt zum Arbeitstier aus Udmurtien.

Alte Stahlbrücke, russische Arbeitsmaschine und der Fahrer aus dem Ruhrgebiet - und das alles in grauer und regenverhangener Atmosphäre. So ähnlich könnte auch eine Szene aus dem Jahre 1969 aussehen, nur dass statt der Planeta eine DKW im Bild ist und dass der Fahrer gerade 18 Jahre alt ist.

Direkt hinter der alten Brücke beginnt einer der typischen Planetawege und dem folge ich auch heute für ein paar Kilometer.

Der Aufstieg durch den Wald in Richtung Maulbach. Richtig bullig wirkt der Metzeler ME22 aus dieser Perspektive.

Auf dem Gipfel dann die Gasstation. Gas und russisches Motorrad - auch keine schlechte Kombination. Hier oben merke ich, wie stark der Wind jetzt tatsächlich geworden ist. Das könnte noch ein richtig ungemütlicher Tag werden!

Immer wieder gibt es aber auch trockene Passagen so wie hier auf der langen Geraden im Kirtorfer Wald. Ganz im Hintergrund taucht gerade der Scheinwerfer eines Motorrades auf und kurz darauf brummt eine alte Gummikuh vorbei.

Eigentlich ein sehr schöner Planetaweg, aber aufgrund der äusserst schlammigen Wege verzichte ich auf diese schöne Route, die mich an den Rand des Dunkelen Sees geführt hätte.

Nehme also "normale" Asphaltstrassen, um einen Blick auf die windgepeitschte Oberfläche des Sees zu werfen.

Ungewöhnlich grün, ein bisschen wie die grüne Hölle das Amazonas, wirkt die Vegetation um den See heute. Ungewöhnlich deshalb, weil in der letzten Zeit alles eher braun und verbrannt aussah oder schon die Färbung des kommenden Herbstes hatte. Langsam lasse ich mich jetzt wieder nach Mücke treiben und habe letztendlich 80 schöne feuchte Kilometer zurückgelegt.

 

Die erste Ausfahrt

Probefahrt, Überführungsfahrt – alles schön und gut, aber das waren natürlich keine „richtigen“ Fahrten. Sicher könnt ihr euch vorstellen, wie ich meiner ersten kleinen Reise mit der Enfield entgegenfiebere. Am Freitag klappts leider nicht, aber am Samstag gibts kein Halten. Früh morgens schnell die dringend notwendige Rasenschur erledigt, dann die Bullet aus der Halle beim Nachbarn geholt und es ist noch nicht einmal 9:00, als ich starten kann –  zur ersten richtigen Ausfahrt mit der Bullet.

Das Wetter ist gut, die Tagesprognose ebenfalls – aber das ist mir eigentlich wurscht: Ich wäre bei (fast) jedem Wetter gefahren. Zuerst aber die Enfield aus der Halle beim Nachbarn geholt und geprüft, ob es irgendwelche Startschwierigkeiten gibt. Gab es nicht, und ich habe gelernt, dass der Choke bei den heutigen Temperaturen nicht gebraucht wird.
Aber was ist das? Nach dem Ankicken und wenigen Minuten Laufen mit Standgas entsteht eine kleine Ölpfütze unter dem Motor, direkt am Ölfilter. Ohje, das fängt ja gut an. Aber als ich die zentrale Ölfilterschraube mit dem 16er Metrinch-Schlüssel nachziehe, hört die Schweinerei auf. Das war die nächste Lektion für heute.
Aber jetzt ab in die Motorradklamotten und los gehts. Natürlich will ich keine gewaltige Reise machen, sondern mich nicht allzuweit vom Heimathafen entfernen und die Bullet kennenlernen und Vertrauen in die indische Technik gewinnen – oder auch nicht.

Gestern habe ich die Maschine noch schnell umgemeldet und die DQ-Familie um ein neues Mitglied erweitert. DQ 9 ist die aktuelleste und für lange Zeit die letzte Maschine, die ich zulassen werde - versprochen. Die Miniblinker und das Rücklicht werde ich sicher nicht so belassen, da gibt es deutlich hübschere Lösungen.

Als hätte ichs geahnt, habe ich vor wenigen Wochen diesen Mini-Tankrucksack von Oxford gekauft und der ist wie geschaffen für die Enfield. Getränkeflasche, Schockriegel, Handy und Kamera passen hinein.

Zuerst zeige ich der Enfield einige meiner Lieblingsplätze wie diese Wanderhütte mitten im Kirtorfer Wald.

Oder auch das Antrifttal und den schönen See an der Staumauer bei Seibelsdorf. Auch an einem Samstag ist um diese Zeit hier noch nicht viel los.

Nach 40 km hat sich die Öltemperatur auf diesen Wert eingepegelt und das wird sich heute während der gesamten Fahrt nicht mehr gross ändern. Scheint mir eine gesunde Öltemperatur zu sein.

Weiter nach Münch-Leusel an das Rückhaltebecken der Schwalm. Bisher hat die Enfield nicht gemuckt und ist prima gelaufen - mit immensem Spassfaktor. Auffällig ist, dass der Motor kalt extrem ruhig und leise läuft, aber in warmen Zustand deutliches Ventilklickern zeigt. Normal?

Jetzt verlassen wir den Vogelsberg und ziehen durch die Schwalm bis an den Rand des Knüllgebirges. Ich vermute stark, dass die Enfield unter ihrem Vorbesitzer den Vogelsberg nie verlassen hat.

Vom Knüll gehts zurück in die Schwalm und weiträumig von hinten zurück ins Antrifttal. Ich kann nicht aufhören zu fahren und habe die 100 km längst überschritten.

Am Dreiherreneck in Richtung Neustadt raste ich einen Augenblick. Die Fahrt war immer noch pannenfrei, die Schalterei klappt meist sehr gut, aber manchmal hakelt die Schaltung stark. Hoffe, es ist nur eine Getriebeeinstellung.

Schlösser und Enfield - das passt natürlich zusammen und deshalb besuchen wir kurz Schloss Schweinsberg. Nun gehts über Homberg und die Rabenau zurück nach Mücke. Damit haben wir heute 180 km zurückgelegt, es gab keine Panne und die Enfield hat sich von der besten Seite gezeigt. Kann nur hoffen, dass es so bleibt.

Gegen 14:00 bin ich wieder in Mücke und total entspannt und zufrieden. Verglichen mit der Planeta fährt die Enfield sich wesentlich moderner. Das dürfte zum grossen Teil an den richtig runden Felgen und den recht ordentlich arbeitenden Federelementen liegen - alles DInge, mit denen die Planeta nicht punkten kann. Aber das herrlich archaische Fahrgefühl bieten sie beide und ich weiss jetzt, dass diese Art von Motorrädern die richtige für mich ist.

Die Bullet wird abgeholt

OK, da habe ich also am Montag die Bullet gekauft – entgegen jeglicher Vernunft. Ein weiteres Motorrad – aber eines, das ich mir schon seit vielen Jahren, eigentlich sogar Jahrzehnten, wünsche. Im Klartext: Ich habe mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt, und was kann man dagegen haben. Heute nach der Arbeit will ich die Maschine abholen und Freund Jürgen wird mich mit seinem Rotax-Eintopf hinfahren. Es kommt somit in Ober-Ohmen zum Treffen eines modernen mit einem archaischen Eintopf.

Nachbar Egon ist sofort bereit, mich am Nachmittag zur Abholung der Bullet nach Ober-Ohmen zu fahren. Aber Freund Jürgen besteht darauf, diesen Job zu übernehmen. Hintergrund: Jürgen ist selbst erklärter Freund der Royal Enfield Maschinen. Daher werde ich also stilgerecht von einem Eintopf zu einem Eintopf gefahren. Ehrlich gesagt ist den ganzen Tag nichts rechtes mit mir anzufangen, so freue ich mich auf die Bullet.

Die Formailtäten des Kaufes sind schnell erledigt, schliesslich waren wir uns bereits bei der Besichtigung einig. Es gibt noch Dokumentation, ein paar Kleinteile und etwas Werkzeug dazu und dann gehts auf den Rückweg. Trotz leicht regnerischen Wetters muss ich den Heimweg deutlich verlängern und so wird aus der Aktion eine weitere Probefahrt von fast 50 km.

Kurzer Halt an der Rösselmühle in Burggemünden - eigentlich nur deshalb notwendig, um mir das unglaublich breite Grinsen wieder aus dem Gesicht zu bringen. Obwohl ich mit der ungewohnten Rechtsschaltung noch ziemlich langsam unterwegs bin, kommt beim Fahren die schiere Freude auf. Auch Jürgen freut sich, obwohl er lediglich hinterher fährt.

Angekommen zu Hause bzw. auf Egons Hof. Die Bullet muss nämlich in die eigentlich noch gar nicht fertige Motorradhalle, die Egon gerade baut.

Die drei von der Zweirad-Werkstatt! Jürgen, Nachbar Egon und Besucher Thomas aus Miltenberg begrüssen meine Enfield mit einem Toast.

Besonders Thomas, selbst Eintopffahrer, hat viel Sinn für die schlichte Schönheit meiner neuen Errungenschaft.

Auf meinen speziellen Wunsch hin rollt Thomas seinen Eintopf dazu und somit haben wir drei stark unterschiedliche Einzylinder im Bild.

Yamaha SR 500, Royal Enfield Bullet und MZ 500 - eine interessante Ansammlung unterschiedlicher Eintopfkonzepte.

Hier ist auch der Fortschritt der Baumassnahmen an Egons Scheune und der neuen Motorradhalle zu sehen. Es geht voran!