Nur eine kleine Vogelsberg-Rundfahrt

Es ist Dienstag, und die Woche will und will nicht vergehen. Für den kommenden Tag muss ich noch Seminare für Gäste aus dem arabischen Raum halten – und ich hab einfach keine Lust mehr dazu. Aber das wird mir nichts helfen, was muss, das muss. Heute und jetzt, direkt nach dem Arbeitstag, brauche ich einfach etwas Entspannung mit einem Rotax-Motor. Hab mir dazu die Solo-Silverstar ausgesucht. Nach dem Wechsel des Gabelöls und mit den neuen Reifen fährt sich mein Eintopf wieder einwandfrei. Und das werde ich mit einer kleinen Fahrt durch den Vogelsberg mal verifizieren. Nur eine kleine Vogelsberg-Rundfahrt.

Um 17:30 wird gestartet, die Nebenstrecken können heute gar nicht klein und schlecht genug sein. Das 20er Gabelöl ist eigentlich ganz OK und nicht zu hart, wie ich befürchtet hatte. Die Heidenau laufen gut, aber so das bedingungslose Vertrauen wie ich es in die BT45 hatte, hat sich noch nicht eingestellt. Super Wetter, nicht zu heiss, kein Regen, und wir schrauben uns langsam immer höher und höher in Richtung Hoherodskopf. 500 m, 600 m, 650 m – ein echtes Mittelgebirge. Langsam wirds etwas kühler, aber immer angenehm. Verkehr hält sich um diese Zeit schon in Grenzen und ich kann die Fahrt, den Rotax-Motor und das MZ-Fahrwerk einfach nur geniessen.

Kurz vor Ullrichstein auf ca. 600 m NN.

Weiter in Richtung Schotten sehe ich den Selgenhof. Von dort lässt sich Heidlinde jede Woche die gute Selmi-Milch anliefern. Schöne Domäne.

Nach etwas mehr als 100 km bin ich wieder in der Rabenau, ca. 25 km von zu Hause entfernt. Auf zum Endspurt. Und schon gehts mir besser und ich freu mich fast ein wenig auf die Vorträge vor unseren arabischen Gästen. Danke, meine gute Rotax-MZ.

 

Angefixt: Ein neuer Rotax-Treiber

An anderer Stelle hatte ich ja bereits von Jürgen aus Reiskirchen und seiner ES 125 berichtet. Nach einem Besuch bei Egon und mir wollte Jürgen partout auch eine Rotax-MZ. Ist ja kein grosses Problem: Ich ein wenig im Internet gesucht und bei inserat.de fündig geworden: Eine schwarze FUN mit 15.000 km ist in Hamm für 1200,- VB zu verkaufen. Nur 2 Tage später reisen Egon und Jürgen dorthin, schauen hier ein wenig, verhandeln dort ein bisschen und kommen mit der MZ zurück nach Hessen. 1000 Euro wurden noch bezahlt und die Rückfahrt auf eigener Achse war für den Rotax kein Problem. Und für diesen Sonntag war ein gemeinsamer Ausflug ins Oldtimer Cafe geplant. Auch Susanne, Jürgens bessere Hälfte, sollte oder wollte mit. Dafür will Egon extra mit dem Yamaha-Gespann fahren. Auf jeden Fall ein weiterer Erfolg für die MZ-Partisanen: Angefixt: Ein neuer Rotax-Treiber. 

Treffpunkt für die Fahrt ist 10:00 bis 10:30 in Reiskirchen bei Jürgen. Ich muss jedoch wesentlich eher los, denn die gestrigen Arbeiten wie Gabelöl wechseln und neue Reifen müssen erprobt werden. Insbesondere müssen die neuen Reifen (erstmalig an der Silverstar habe ich Heidenau aufgezogen) angefahren werden. Deshalb starte ich bereits um 8:30 und drehe eine frühe Runde. Beim Treffen in Reiskirchen habe ich bereits über 100 km gefahren. Die Heidenau-Reifen sind prima und jetzt auch angefahren. Ich denke, ich bleibe bei diesen Reifen. Sind dabei auch noch deutlich günstiger als meine bisherigen Favoriten BT45.

Die Reifenaufwärmrunde führt mich über Neustadt, das Kirchhainer Umland, den Ebsdorfergrund und die Rabenau. Hier, nahe Speckswinkel, ist es verdammt kalt und ich bin ein wenig zu dünn angezogen. Die Regenwahrscheinlichkeit für unsere Gegend liegt bei 76% und ich rechne fest damit, heute noch nass zu werden. Bisher ist es aber trocken - und kalt.

Bei Kirchhain habe ich ein Wiedersehen mit dem Baggersee, an dem wir vor fast 30 Jahren mit unseren 5 Hunden häufig gebadet haben. Was um alles in der Welt hat mich damals zu diesem eigentlich hässlichen Platz gezogen.

Um diese Zeit und bei dieser Kälte gibt es leider keine Badeschönheiten zu sehen, lediglich die beiden älteren Herren, die ihre Angeln ausgeworfen haben. Im Hintergrund ist der "Pickel" zu sehen: Amöneburg.

Bei Beuern wird klar, dass ich den Zeitplan für das Treffen in Reiskirchen nicht einhalten kann. Rufe Ruth und Egon auf dem Handy an, aber beiden haben das Teil abgeschaltet. Also weiter, länger als 5 Minuten werde ich mich wohl nicht verspäten.

Und so ist es auch. Und was muss ich sehen: Egon ist mit der F800 gekommen: Das Yamaha Gespann ist nicht angesprungen. Jetzt muss Susanne auf einer Solomaschine mitfahren, und sie ahnt noch nichts davon.

Susanne trägt die Nachricht mit Fassung. Ihre Motorradbekleidung ist etwas, na sagen wir mal, provisorisch: Textiljacke von Sohnemann und normale Jeans und Schuhe. Für einen Platz im Seitenwagen sicher OK, aber auf dem Sozius? Naja, wir werden sehen.

Das ist sie, die neue FUN von Jürgen. Sehr guter Allgemeinzustand, prima Lack, 15.000 km. Hinterreifen muss neu und die Kettenschläuche haben Risse. Die Schwinge braucht ein paar Farbtupfer, und das wars. Ein guter Kauf, würde ich sagen.

Nach 30 km ein kurzer Stop und Egon erkundigt sich nach dem Befinden von Susanne. Ihr ist ein wenig kalt, und das ist nicht verwunderlich bei 13 Grad. Der Versuch, mithilfe von Jürgens Regenhose etwas zusätzliche Wärme zu erzielen, schlägt leider fehl. Kurzfristig ist wohl doch ein Einkauf im Hein-Gericke-Shop notwendig.

Nach einigen Umwegen zugunsten kleinster Nebenstrassen erreichen wir das Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Alle, wirklich alle sind froh, dass wir uns bei heissen Getränken aufwärmen können. Es ist ekelig kalt! In schwarz-weiss siehts aus wie ein echtes altes Foto von 1960.

Insgesamt ist nicht allzuviel los am Cafe, aber diese beiden schönen Engländerinnen (AJS und BSA) sind doch wohl ein Foto wert.

Nach Kaffe, heissem Kakao und Riesencurrywurst mit Pommes gehts Richtung Heimat. Jetzt ist es wesentlich wärmer und die letzten 60 km sind richtig angenehm. Plötzlich habe ich nicht übel Lust, noch ein paar Stündchen weiter zu fahren. Aber das tun wir nicht und fahren nur noch bei Egons Freilandschweinen vorbei.

Mit einem Blick auf die beiden Bunten Bentheimer ist unsere Fahrt fast vorbei. Noch schnell die 10 km bis nach Hause abgespult und dort noch ein wenig geplaudert. Ach ja: Egon bekommt das Yamaha-Gespann jetzt doch zum Laufen und dreht eine kleine Runde mit Susanne. So weiss sie zumindest, wie ihr Tag hätte verlaufen können. Regen gabs übrigens während der Fahrt keinen - Glück gehabt.

 

Endspurt für die Arbeiten an Silvie

An der Silverstar sind jetzt ein paar Arbeiten notwendig, die ich während der letzten 2 Wochen nach und nach erledigt habe und die ich heute abschliessen möchte. Durch Teilebestellungen gabs allerdings auch etwas Wartezeit. Jedenfalls muss die Silvie heute wieder laufen, denn morgen ist eine kleine Fahrt mit einem neuen Rotax-Treiber geplant.

Während der letzten Fahrten mit Silvie war mir die schwammige Gabel aufgefallen, also werde ich einen Wechsel des Gabelöls machen. Will gleichzeitig progressive Federn einbauen, aber die kommen nicht mehr pünktlich an.
Dann habe ich Haifischflössenbildung am Vorderreifen bemerkt, möglicherweise ein Nebeneffekt des ausgenüdelten Gabelöls. Habe mich zu einem Radikalschnitt entschlossen: Die Räder aus meinem Gespannumbau bekommen neue Heidenaureifen, vorm K44 und hinten K36. Die Felgen sind dazu noch wesentlich besser im Chrom als die alten, also auch ein optischer Gewinn. Diese Räder baue ich ein und die alten Räder baue ich später mit neuen ALU-Felgen und VA-Speichen komplett neu auf.
Und schliesslich sollen die hinteren Federbeine verchromte Schutzhülsen bekommen. Dazu neue Verstellmuffen mit Handhebel.

Samstag Mittag sind alle Arbeiten erledigt und die Silverstar rollt wieder. Eindeutig hat die Maschine auch optisch gewonnen, beonders durch die schöneren Felgen. Aber auch die beginnen bereits zu rosten. Da hat MZ wirklich italienischen Schund verbaut. Warum bloss keine ETZ-ALU-Felgen?

Habe dann doch die komplette Gabel aus dem Gespannumbau eingebaut, natürlich mit frischem Öl. Habe mich für W 20 entschieden. Hoffentlich ist die Gabel damit nicht zu hart. Auch das MOS2 habe ich nicht vergessen.

Die verchromten Schutzhülsen an den hinteren Federbeinen gefallen mir sehr gut. Finde, das passt gut zur Silverstar. War aber ziemlich schwierig, die Federbeine zu zerlegen. Alleine hab ich gar nicht geschafft. Werde mir doch die Kunststoffschalen anstelle der ALU-Teile für die Fixierung besorgen. Damit gehts auf jeden Fall leichter.

Bin sehr gespannt, wie sich die Heidenau-Reifen auf der Silverstar machen. Schliesslich bin ich bisher nur BT 45 gefahren und bin total überzeugt von diesen Pneus. Dennoch wage ich den Heidenau-Versuch. Morgen werde ich die Reifen einfahren, zu einer Probefahrt langts heute nicht mehr.

Und hier deutet sich bereits die nächste Arbeitsaktion an: 2 nagelneue ALU-Felgen von der ETZ in 1.85 und 2.15 x 18 warten auf mich.

Die alten Silverstar-Räder habe ich ausgespeicht und die Naben liegen bereit, ebenso die VA-Speichen von ENTE.

 

Ins Büro: Das Eisenschwein als Alltagsfahrzeug

Vom 2. bis 11. Juni gab es keine grösseren Fahrten mit dem ES 250/1 Gespann, aber dafür bin ich jeden Tag damit ins Büro gefahren. Morgens zwischen 5:30 und 6:00 raus, immer einen kleinen Umweg gemacht und so etliche schöne Fahrten in den kühlen Morgen hinein gehabt. Nachmittags dann meist bei brütender Hitze wieder los, auch wieder meist mit erheblichen Umwegen nach Hause.

Aus dem neuen Büro heraus hab ich mein Gespann direkt im Blick. Und es sorgt für Gesprächsstoff. Immer wieder sprechen mich Mitarbeiter darauf an. Am besten konnte ich mich mit der hübschen jungen Reinigungskraft darüber unterhalten. Sie fährt selbst Motorrad und mag das alte Gespann offensichtlich. Eine MZ fördert eben die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Vor und nach dem Büroalltag fahren wir immer so 20-30 km durch die nähere Umgebung. Dabei fällt der meiste Müll des Arbeitstages von mir ab. Eisenschweine als Therapie!

 

 

Zum Wüstegarten und in die Löwensteiner Berge

Nachdem ich gestern bei der Nachbearbeitung meiner Kellerwaldtour gelernt habe, dass nicht das Hohe Lohr sondern der Wüstegarten die höchste Erhebung des Kellerwaldes ist, stand für mich fest: Dieser Gipfel wird besucht. Zudem ist dort oben noch eine alte keltische Kultstätte, was mich besonders fasziniert. Also warum nicht gleich am nächsten Tag, also heute, nochmal in den Kellerwald und den Wüstegarten gesucht. Und so geschieht es.

Gestern war ich schon früh unterwegs, aber an diesem Sonntag gehts noch eher auf die Strasse. Es ist noch keine 7:00, als das Silverstar Gespann losbollert (dank Guzzi-Auspuff). Gleichzeitig soll die Fahrt ein Versuch sein, den Edersee ohne Bundesstrassen-Berührung zu erreichen. Dies wegen des Forumstreffens am Edersee im September. Da will Eichy vorbei kommen und es ist mein Ehrgeiz, mit ihm zusammen nur Kreisstrassen zu fahren. Das klappt gut, indem ich durch den Kirtorfer Wald nach Kirtorf und Neustadt fahre und von dort aus über Momberg, Mengsberg und Winterscheid nach Gilserberg. Dort gehts dann gleich ab über Schönau in Richtung Dodenhausen. Jezt bin ich bereits im Kellerwald und muss für das Forumstreffen nur noch nach Haina und dann meine bekannte Route über Frankenau zm Edersee nehmen. OK, die Route steht, aber heute will ich zum Wüstegarten. Deshalb biege ich in Dodenhausen direkt nach Haddenberg ab.

Um 7:00 bin ich bereits kurz vor Neustadt. Jetzt kommen noch 5 km feines Kurvengeschlängel durch den Wald und dann habe ich mit Neustadt das erste Etappenziel erreicht.

Im Kellerwald bei Dodenhausen bin ich dem Hohen Lohr mal wieder ganz nah. Aber das ist heute nicht mein Ziel.

Überall blüht jetzt der Klatschmohn, so auch bei Haddenberg. Hier soll es irgendwo den Zugang zum Wüstegarten geben. Aber zunächst finde ich keinen Hinweis darauf.

Doch dann führt mich Intuition zum richtigen Ort. Das Hinweisschild zum Exhelmerstein, der Mausefalle und dem Kellerwaldturm. Der Weg dahin darf nicht befahren werden und seltsamerweise halte ich mich heute daran. Allerdings habe ich auch keine rechte Lust auf 45 Minuten Fussmarsch in Motorradbekleidung.

Und so bleibe ich heute nur an diesem "Eingang" zum Wüstegarten. Erstaunlich ist, dass ich mich an diesem Ort sehr seltsam fühle - nicht unangenehm, aber eben seltsam. Ob es damit zu tun hat, dass dies ein ritueller Ort der Kelten war? Ich glaube schon. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre.

Nach einer halben Stunde ziehe ich weiter in Richtung Jesberg, halte aber nach ein paar Kilometern noch mal an, um diesen roten Milan bei seinen Flugkünsten zu bewundern. Womöglich fliegt dort gar kein Milan, sondern die Reinkarnation eines alten Kelten. Erst zu Hause bemerke ich, dass auf dem Foto der Kellerwaldturm zu sehen ist. Das ist der Turm auf dem Gipfel des Wüstegartens.

Über das Knüllgebirge und die Schwalm treibe ich das Gespann jetzt heim in den Vogelsberg. Nebenbei habe ich dabei eine schöne Route vom Edersee zum Knüllköpfchen gefunden. Wer weiss, vielleicht besteht ja beim Forumstreffen Bedarf an einer kleinen Ausfahrt, und da ist der Knüll mit seiner Jause ein gutes Ziel. Den letzten Stop gibts dann schon im Vogelsberg in der Nähe von Romrod.