Die langen Schatten des Edersees

Noch über 2 Monate bis zum Forumstreffen am Edersee, aber das Treffen beginnt schon, seine langen Schatten zu werfen. So in etwa weiss ich ja, wo der Platz für das Treffen ist, aber wirklich dort gewesen bin ich noch nicht. Daher mein Entschluss: Am Sonntag morgen, frühestmöglich, werde ich an den Edersee fahren und abklären, ob dort eventuell Zimmer oder Hütten angemietet werden können. Wenn ja, brauche ich kein Zelt aufzuschlagen – das käme mir durchaus entgegen. Aber die Fahrt heute soll einen Mehrfachnutzen haben: Eine schöne Route zum Edersee zu finden, damit ich Eichy bei unserer gemeinsamen Fahrt dorthin etwas bieten kann und ausserdem muss ich meiner kleinen Nichte ein Geschenk abgeben. Mein Bruder wohnt ja nur wenige Kilometer von der Anlage Teichmann entfernt.
Noch vor 6:30 ist der ROTAX gestartet und die Fahrt beginnt.

Natürlich lockt nicht der Edersee als solcher, sondern das MZ-Forumstreffen, das vom 4. – 7.9. dort stattfinden soll. Die Route ist jetzt klar: Über Kirtorf und Neustadt nach Momberg und Mengsberg, weiter nach Lischeid und Schiffelbach und ab Gemünden die bekannte Strecke via Haina und Frankenau. Nur kleinste Strässchen und lediglich 2 km auf der B3. So kommen dann doch fast 100 km zusammen und ich bin dann vielleicht nicht der mit der kürzesten Anfahrt. Die Stecke wäre das richtige für eine Enfield India und ich werde versuchen, Eichy zu dieser Maschine zu übereden. Würde gern das Bollern des Big Single in den Eichenwäldern hören.

Bei der ersten Pause ist der Vogelsberg lange verlassen und ich befinde mich im Landkreis Marburg-Biedenkopf zwischen Momberg und Mengsberg. Herrlich, die Strasse für sich alleine zu haben - ist aber noch vor 8:00 auch kein grosses Kunststück.

Auf der langen Waldstrecke vor Lischeid. Als wir vor fast 30 Jahren nach Hessen gezogen sind kam einmal Besuch aus dem Ruhrpott und befuhr mit dem PKW dieses Waldstück. Die Besucher erzählten, dass in stockfinsterer Nacht überall aus dem schwarzen Wald die roten Augen diverser Tiere (oder Monster) zu sehen waren. Es war so unheimlich, dass der Fahrer sich weigerte, mal anzuhalten. Heute erscheint mir der Wald aber sehr freundlich.

Jetzt bereits im Gebiet Kellerwald/Edersee zwischen Löhlbach und Frankenau. Von weitem habe ich wieder einmal den Sendeturm auf dem Hohen Lohr und den Kellerwaldturm sehen können. Heute lasse ich die aber mal links liegen.

Hinter Frankenau gibts diese Information über das Naturschutzgebiet Kellerwald/Edersee. Ob der Besuch des Wichtelsteinpfades ein Punkt für das Forumstreffen sein könnte? Vielleicht haben ja ein paar Foristi Sinn für solche Dinge. Ist auch nur ein Stündchen zu laufen.

Kurz vorm Edersee liegt direkt an der Bundesstrasse dieses Informationszentrum zum Naturschutzgebiet. Hier kann man sich Infos holen, Filme und Animationen sehen und viel über diese Gegend erfahren. Und ausserdem .........

....... befindet sich direkt gegenüber die Zufahrt zur Freizeitanlage Teichmann. Wirklich nur die Bundesstrasse überqueren, und Du bist am Ziel. Das Infogebäude ist auch eigentlich nicht zu übersehen. Guter Markierungspunkt für Ortsfremde.

Anmeldung und Informationszentrum der Freizeitanlage Teichmann. Zuerst bin ich ein wenig erschrocken über diese extrem campingplatzmässige Anlage. Aber das dürfte ein Vorurteil sein, denn es ist ein wirklich schöner Platz......

..... der zwar nicht am Edersee, sondern an einem kleinen Seitenarm des Sees liegt. Überall sind kleinere Campingmöglichkeiten, dazwischen Holzhäuser und Hütten .....

..... und etliche kleine malerische Plätze. Ich erfahre, dass hier auch Zimmer und Ferienhäuser gemietet werden können und erhalte einen umfangreichen Prospekt. Die Einzelzimmer sind aber bereits jetzt ausgebucht.

Das Restaurant Fuchsbau liegt ebenfalls auf dem Gelände und ich sehe schon die Foristi behaglich auf der Veranda sitzen. Jetzt gehts kurz zu Brüderchen, aber da scheint noch alles zu schlafen - muss aber auch sagen, dass es gerade mal 9:00 ist. Also Geschenk auf den Gartentisch gelegt und weiter.

Und jetzt mache ich dass, was ich mir schon vor 25 Jahren geschworen habe, nie mehr zu tun: Ich umfahre den Edersee an einem Sonntag im Sommer. Und das bereue ich sehr schnell !!!

So schön der See, so kurvenreich die Strasse und so herrlich das Wetter ist: Das Negative überwiegt für mich! Überall Halteverbote, jeder Parkplatz gebührenpflichtig, alles voller Hinweis-, Verbots- oder Werbeschilder, unglaubliche Mengen von Motorradfahrern und permanente Geschwindigkeitsbeschränkungen. So viele Harleys wie heute hab ich noch nie gesehen, wirklich nie - hunderte, ungelogen.

Hoch über dem See liegt Burg Waldeck. Fanden hier nicht früher Liedermachen-Festivals statt, so mit Leuten wie Reinhard May und Hannes Wader? Irgendwann werde ich die Burg mal besuchen, aber gewiss nicht an einem Wochenende.

Am kleinen Yachthafen ignoriere ich alle Verbotsschilder und schaue mich ein wenig um. Später an der Staumauer klappt das leider nicht, der Trubel ist zu gewaltig. Und dann noch ein Motorradzeltplatz von unglaublichen Aussmassen. Mir bleibt nur noch die Flucht und das Abbiegen in die Nebenstrecken des Edertals.

Vor lauter Edersee-Schock vergesse ich zu tanken und schleppe mich mit dem letzten Tropfen an die Tanke nach Frankenau. Puh, Glück gehabt. Zum ersten mal glaubte ich, es nicht zu schaffen. Jetzt noch ein wenig Edertal und Kellerwald und schon bin ich wieder in der fruchtbaren Schwalm. Hier entdecke ich riesige Felder mit Rettichpflanzen ......

.... und natürlich auch die bekannten Weizenfelder. Fast kolchosenhaft gross. Beschliesse hier, noch einmal nach Neustadt zu fahren und den obligatorischen Käsekuchen für Heidlinde mitzubringen. Etwas Anschleimen kann nicht so falsch sein.

In diesem netten Cafe am Rande der Altstadt wird eingekauft. Und irgendwie hab ichs heute mit Harleys: Vor dem Cafe sitzen 3 mittelalterliche Herren .......

..... und haben vor dem Cafe ihre dicken amerikanischen Eisenhaufen geparkt. Heute verfolgen mich die V-Twins aber wirklich. Noch knapp 40 km und meine Sonntagsmissiom ist nach insgesamt fast 300 km beendet. Noch bevor es richtig heiss wird, bin ich wieder zu Hause und verputze die leckere Grützwurst, die wir aus dem Ruhrpott mitgebracht haben.