Scout für die Jumbofahrt am Samstag

Natürlich brauche ich keinen wirklichen Grund, um eine Ausfahrt mit dem Eisenschwein zu machen, aber heute habe ich einen: Die Jumbofahrt am Samstag, an der ich mit dem Silverstar Gespann teilnehmen will. Der Treffpunkt dafür ist das Reha-Zentrum in Homberg/Ohm, und ich hab keine Ahnung, wo das ist. Also rauf aufs Eisenschwein, heute machen wir den Scout für die Jumbofahrt am Samstag.

OK, es ist sicher keine grosse logistische Leistung, das Reha-Zentrum in Homberg zu finden. Es gelingt mir auch sehr flott und stellt sich als das ehemalige Altersheim heraus, in dem meine Schwägering Maren jahrelang Frondienste geleistet hat. Nach der erfolgreichen Suche ziehe ich noch durchs Marburger Umland und den Ebsdorfergrund. Bei Wittelsberg muss ich auf Reserve schalten – nach nur 110 km. Der dicke Bing mit dem fast offenen Luftfilter fordert seinen Tribut, aber das soll auf keinen Fall so bleiben. An die Geräuschkulisse des Motors hab ich mich inzwischen beinahe gewöhnt, aber immer noch hab ich gute 2-Takter akustisch anders in Erinnerung. Meine ollen DKW oder Maicos vor 25 Jahren haben so nicht geklappert.

Zum ersten mal fahre ich in den Schlosspark von Rauischholzhausen - eine extrem schöne Anlage in einem unglaublich gepflegten Dorf. In jedem 3. Haus werden antike Möbel angeboten. Kommt mir ein bisschen vor wie eine Ansammlung ehemaliger Hippies, die sich alle hier getroffen haben und das Gute und Schöne im Leben gefunden haben. Ob hier auch "normale" Menschen leben? Ist aber vermutlich nur eine völlig falsche Einschätzung von mir und in Wahrgeit ist Rauischholzhausen einfach ein schöner Ort in schöner Umgebung.

Der Schlosspark hat was, hier werde ich an einem netten Herbsttag mal ein bisschen spazieren gehen.

Hinter Bleidenrod fahre ich auf die Baustellen-Behelfsausfahrt und schaue ein wenig dem Fernverkehr zu. Danach gehts weitläufig zurück nach Hause, heute haben wir 110 km gefahren.

 

70 km Testfahrt mit Spassfaktor 100

Ruth und Egon, meine Nachbarn, sind mit ihren Motorrädern für ein verlängertes Wochenende nach Schleswig-Holstein gefahren – das bedeutet, ich hab die Werkstatt für mich allein. Um 10:00 bin ich schon drüben und schraube noch ein paar Kleinigkeiten an der ES zusammen – insbesondere hält mich das Gepfriemel mit dem Anpassen des Ochsenaugenblinkers an den dickwandigen Alulenker auf. Dann entdecke ich, dass die die Kupplungsarmatur kopmplett eingerissen ist, aber zum Glück hab ich noch eine als Ersatz – die muss ich nur erst finden in meinem Haufen Ersatzteilkartons. Als ich fertig bin und auf Tour gehen will, kommt der grosse Regen – bis 17:00. Aber dann gibts eine 70 km Testfahrt mit Spassfaktor 100.

Etliche Fehler sind mir ja schon gestern aufgefallen, und heute werde sie bestärkt und bestätigt. Was stimmt also noch nicht:

  • Die Kupplung rupft beim Anfahren
  • Motorgeräusche
  • Vergaser zu fett – macht Bööööhhh
  • Krümmerdichtung bläst

Und tendenziell macht der Motor ganz ähnlich Geräusche wie der alte /0 – nicht ganz so intensiv und laut, aber im Prinzip sehr ähnlich. Hätte ich den alten Motor vielleicht doch noch länger fahren sollen? Hmmh ….
Was nach den vielen Monaten ES-Gespann Abstinenz noch auffällt: Früher war ich der Meinung, dass die ES als Gespann besser liefe als meine Silverstar. Der Meinung bin ich jetzt nicht mehr, aber dazu musste die Silverstar erst eine Vorderradschwinge bekommen. Aber Spass macht mir die ES wie eh und je – merke jetzt, wie mir das gute Eisenschwein gefehlt hat. Mit dem breiten Alulenker ist das Fahren wirklich wesentlich besser geworden – und das ist mir wichtiger als der Originalzustand. Ausserdem ist es eine Angewohnheit von mir, alles mögliche umzubauen.

Optisch eine Katastrophe, aber funktionell ein Riesenfortschritt: Der Spiegler Alulenker verbessert die Lenkeigenschaften deutlich. Jetzt könnte ich noch den Super Magura Gasdrehgriff anbauen, aber dazu brächte ich vorher andere Griffarmaturen. Mit den jetzigen würde der Maguragriff den Weg des Bremshebels beschränken - das geht bei den ohnehin mässigen Bremsen der ES natürlich nicht.

Zwischen Kirtorf und Homberg stelle ich den Bing Vergaser etwas ein. Ist zwar nicht viel, aber schon läuft die Maschine nicht mehr ganz so fett. Der Motor springt mit dem Bing hervorragend an und hat einen unglaublich stabilen Leerlauf bei (geschätzten) 400 1/min. Bei dieser Witterung braucht auch der kalte Motor keinen Choke. Denke bei jedem Stopp, dass der Motor abstirbt, aber er läuft immer weiter, ganz langsam: Bumm ..... Bumm ..... Bumm .....

In Büssfeld ein kleiner Stop beim Suzukihändler Räbiger. Der hat früher selbst Gespanne gebaut und war in den 80er Jahren auch mal MZ-Händler. Meine ETZ hab ich 1986 hier gekauft. Hat heute aber nur noch Suzuki, und da gefällt mir derzeit keine von.

Das war meine Höchstgeschwindigkeit heute. Gar nicht soo schlecht, hab das Gas schliesslich nie lange stehen lassen. Auch einen MZ-Motor muss man natürlich einfahren, wenigstens ein paar Kilometer. Werde wohl die Hertweck-Methode anwenden. Gleich heute abend nochmal nachlesen, was der gute alte Carl damals empfohlen hat.

 

 

DQ4 lebt

Nach ewig langer Pause habe ich gestern und heute mein ES 250/1 Gespann wieder zusammen gebaut. Nach einigen Schwierigkeiten hats dann auch gebrummt. Heute dann den Tank gefüllt, dabei erstmalig mineralisches 2-Taktöl benutzt. Will ich während der ersten 1000 km so halten. Die erste Probefahrt heute war zwar winzig, lausige 10 km, aber das Wichtigste: DQ4 lebt.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass so ein frisch gemachter MZ-Motor schnurrt wie ein Kätzchen. Aber so ist es bei mir nicht! Das extreme Klappern und Rasseln wie beim alten Motor ist zwar verschwunden, aber dafür ist da ein unregelmässiges Klirren, dass ich überhaupt nicht zuordnen kann. Obs mit dem ominösen Spaltmass zu tun hat? Und dann hört man die Kupplung. Ob ich da noch mal bei sollte?

Mehr als eine kleine Rundfahrt durch die Grossgemeinde Mücke ist heute nicht drin, für grössere Fahrten bleibt doch noch einiges zu tun und das Vertrauen muss auch wieder neu wachsen. Dem alten Klappermotor hatte ich zum Schluss vertraut, dem neuen noch nicht.

Das Anbauen des kleinen nachgebauten Originallenkers hat sich als Fehler herausgestellt. Das ist nix für mich. Das wird heute noch geändert! Braucht jemand einen verchromten, geteilten Lenker von Ost2Rad?

Wieder zu Hause hab ich dann das Unfassbare getan: Anbau des goldenen Spiegler 0310 Lenkers an mein Eisenschwein. Dazu musste der Alulenker natürlich in der Mitte zersägt werden und es mussten die Nuten für die Befestigungsschrauben hineingefeilt werden. Der Kupplungszug wurde gegen einen neuen ausgetauscht, die anderen Züge haben gepasst. Am aufwändigsten war der Umbau des Lenkerendenblinkes in den Alulenker, der ja dickwandiger ist und damit einen geringeren Durchmesser hat. Dramatische Bastele, aber viel bequemer als vorher!

 

MZ-Forums Treffen 2007 in Glesien

Was im letzten Jahr Elbe war, ist in 2007 Glesien: Das Treffen des MZ-Forums findet an diesem Wochenende in Glesien bei Leipzig statt. Seit Wochen ist das Treffen ein Hauptthema im Forum, die Vorfreude ist gewaltig. Was mag Knut auf dem Schiessplatz da auf die Beine gestellt und organisiert haben, diese Frage dürften sich viele Foristi gestellt haben. OK, schaun wir mal, das Silverstar Gespann ist bereit, alles durchgecheckt, die Zeltausrüstung ist komplett, es kann losgehen. Tatsache ist: Auch ich fiebere ihm entegegen: Dem diesjährigen Treffen des MZ-Forums in Glesien.

Die Wettervorhersagen für das Treffen-Wochenende sind mehr als mässig, und zwar sowohl für meine Gegend (Mücke), als auch für Thhüringen (dort verläuft der Hauptteil meiner Route) und ebenso für die Leipziger Gegend, also Sachsen. Aber absagen kommt nicht in Frage, ich muss dahin! Jedenfalls habe ich auf die Regenbekleidung bei der Vorbereitung besonderen Wert gelegt.

Meine Planung sieht folgendermassen aus: Ich will fast ausschliesslich Landstrassen fahren, lediglich das letzte Stück soll über die A9 gehen, um mir den Moloch Leipzig zu ersparen. Über Bad Hersfeld, Eisenach, Bad Langensalza, Sömmerda, das Burgenland mit Freyburg und Bad Dürrenberg werde ich fahren und dabei die grösste Strecke auf der B176 bleiben. Dann in Bad Dürrenberg auf die Autobahn und dort die letzten 30 Kilometer bis Glesien abgespult. Sind so runde 370 km.

Losfahren will ich am Freitag ganz früh morgens, so um 5:00 bis 6:00 Uhr. Aber es kommt ein wenig anders! Wie, dass könnt ihr in der Beschreibung der Anreise nachlesen.

Geänderte Planung: Die Anreise
Der frühe Vogel frisst den Wurm: Der Freitag
Ereignisreich: Der Samstag
Nach dem Treffen ist vor dem Treffen: Der Sonntag und die Abreise

Nach den tollen Treffen in Elbe konnte man durchaus der Meinung sein: „Das ist nicht mehr zu toppen!“. Aber Glesien hat gezeigt, dass es sehr wohl zu toppen war. Damit ist natürlich die Messlatte für zukünftige Treffen extrem hoch gehängt. Vielleicht schafft es ja Glesien, zur regelmässigen Einrichtung zu werden.

Ich bedanke mich bei den Organisatoren Knut und Andreas, den grauen Eminenzen im Hintergrund Martina, Heiko und Roland und allen Teilnehmern dafür, dass ich dieses wunderbare Wochenende erleben durfte.

Anreise nach Glesien: Donnerstag, 31.8.2007

Habe für das Treffen den Donnerstag, Freitag und den Montag als Urlaub genommen – man weiss ja nie, was so passieren kann und ausserdem fühle ich mich sowieso urlaubsreif. Am Donnerstag morgen werden die letzten Dinge erledigt, ein bisschen was eingekauft und alles wird gepackt. Gegen Mittag bin ich mit allem fertig, und das Wetter ist extrem schön geworden. Komme ins Grübeln: Was wäre, wenn ich jetzt schon losfahre? Einfach so weit, wie ich komme, dann irgendwo in Thüringen übernachten und Freitag in der früh weiter in Richtung Leipzig. Innerhalb weniger Minuten gelangt der Gedanke zur Reife. Also melde ich mich bei der lieben Gattin ab, schlüpfe in die Motorradklamotten und um 14:00 brummt der Rotax sein sonores Lied.
Das Wetter ist geradezu ausserirdisch gut, dass kann in den nächsten Tagen nur schlechter werden. OK, dann habe ich wenigstens einen schönen und trockenen Tag gehabt. Jetzt lass ich den Rotax laufen, mal sehen, wie weit ich komme.

Alles verpackt und verschnürt, die Einkäufe verstaut, nix vergessen. Nix vergessen? Von wegen! Später am Ziel werde ich feststellen, dass wichtige Dinge wie MP3-Player, Ohrenstöpsel und Kopfschmerztabletten vergessen wurden. Natürlich alles eine Folge der plötzlichen Abreise am Donnerstag.

Recht flott bin ich in Bad Hersfeld, der Verkehr ist noch erträglich. Bin sehr zufrieden mit meinem Entschluss, schon am Donnerstag zu starten. Das gibt richtige Urlaubsgefühle.

Im Thüringer Wald, nur noch 6 km bis Eisenach. Die Sonne brennt auf den Pelz. Nicht vergessen: In Eisenach hinter der 2. Eisenbahnbrücke sofort rechts abbiegen. Die Beschilderung ist dort nämlich sehr mau. Klappt auch gut und ich komme wahrhaftig auf die richtige Route. Aber oh Schreck: Plötzlich mitten in Eisenach eine Baustelle mit Umleitung. Ich verweigere die Gefolgschaft und zirkle das Gespann durch die Baustelle. Puh, geklappt. Ostdeutsche Umleitungen können es in sich haben, aber zumindest die habe ich gemeistert.

Der Verkehr in Eisenach ist allerdings schon recht heftig und an entsprechend vielen Ampeln muss ich stehen bleiben. Aber dann komme ich doch auf die B84 in Richtung Bad Langensalza. Hier kann ich erstmal bleiben und die Strasse bis Langensalza ist auch gut zu fahren. Jetzt bin ich angekommen, und hier sind plötzlich keine Hinweisschilder mehr in meine Richtung. Also kurzer Stop und nachgefragt. Aber nach wenigen Metern auch hier eine Riesenbaustelle mit Umleitung, die mich kilometerlang durch Seitenstrassen führt. Brauche 20 Minuten, um aus Bad Langensalza herauszukommen. Wie schon gesagt: Ostdeutsche Umleitungen können es in sich haben.

Das nächste Ziel ist Sömmerda. Bin mittlerweile auf der B176, die Strasse ist gut, die Gegend zum grossen Teil aber etwas langweilig. Schön sind dagegen einige Ortschaften, die ich durchfahre. In Sömmerda habe ich über 200 km abgerissen, jetzt wirds auch langsam dämmering und kühler. Beschliesse, mir in Sömmerda ein Zimmer zu suchen und werde gleich im ersten Hotel, dem Thüringer Hof, fündig. Ist ein gutes Hotel, das Gespann kommt in eine Garage, es gibt scharfen ungarischen Gulasch, dunkles Köstritzer und gute Gespräche mit Wirt und anderen Gästen.

Direkt gegenüber das ehrwürdige Amtsgericht. Erfahre aber, dass diese Gebäude früher die Verwaltung von Robotron waren, dem grossen Computerhersteller der DDR. Hier waren mal 12.000 Leute beschäftig, und jetzt ist alles weg. Immerhin werden die Gebäude noch genutzt, ein schwacher Trost.

Vor dem Abendessen ein kleiner Spaziergang durch Sömmerda. Eine schöne Stadt mit ca. 20.000 Einwohner, Tendenz aber leider sinkend. Die Stadtmauer mit den vielen kleinen Türmen ist restauriert, die Altstadt ausgesprochen einladend. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert. Nach 1 Stunde muss ich aber abbrechen: Der ungarische Gulasch wartet, und vor allem das dunkele Köstritzer.

Am nächsten Morgen gibts um 6:30 Frühstück, um 7:15 wird das Tor zum Hof geöffnet und mein Gespann herausgelassen. Nach einem guten Schlaf und einem ordentlichn Frühstück sollte der Rest der Fahrt bis nach Glesien nur noch ein Klacks sein. Auf gehts!

Tja Leute, jetzt gehts durchs Burgenland, aber nicht in Österreich, sondern in Thüringen. Jetzt weiss ich auch, was das Kennzeichen BLK bedeutet: Burgenlandkreis! Die Gegend ist herrlich, waldig, hügelig, kurvig. Das Wetter ist kühl, es sieht immer wieder nach Regen aus, aber es bleibt trocken. Für mich das ideale Motorradwetter. Und dann kommen kurz vor Freyburg die ersten Weinberge. Was es nicht alles gibt!

Hoch über Freyburg thront die beeindruckende Burg. Die würde ich mir gern näher ansehen, aber heute natürlich nicht. Also wird Freyburg nur durchfahren.

Nach Freyburg halte ich auf Bad Dürrenberg zu. Jetzt wird die Landschaft wieder etwas eintöniger, aber ich werde durch ein Stück richtig alter DDR entschädigt. Ortsdurchfahrten mit Kopfsteinpflaster und allerkleinste Strässchen machen klar, warum die MZ so lange Federwege hat und warum der Superelastik so elastisch ist. Bei Bad Bibra hat die gesamte Gegend einen Rotstich: Der Boden und die Strassen sind rotbraun - leider auf dem Bild nicht gut zu erkennen. Braunkohle?

Renaturierter Tagebau bei Grosskayna. Bin ich jetzt schon im Neunseenland, dem Ziel einer der geführten Tagestouren in Glesien? Ich weiss es nicht, aber da entsteht eine richtig klasse Landschaft.

Hier ein wunderbarer neuer See .....

..... und nur ein paar km weiter bei Leuna diese riesige Raffinerie. Früher das Herz der petrochemischen Industrie der DDR, heute in der Hand multinationaler Konzerne. Total produziert hier Benzin und Öl, das von Tanklastzügen von Aral, Shell und und und abgeholt wird.

In Bad Dürrenberg gehts auf die Autobahn, die A9, um die letzten 30 km bis Glesien schnell abzureissen. Macht wirklich keinen Spass wegen des starken LKW-Verkehrs, aber ich bin eben ruckzuck am Ziel, an der Ausfahrt Wiedemar. Nachbar Egon hat mir erzählt, dass im Industriegebiet von Wiedemar ein riesiges Lager mit Leasingautos zu sehen ist und dass dort mitten in einem Kreisverkehr ein Hotel steht. Das schau ich mir noch kurz an, bevor es auf die letzten 3 km bis Glesien geht.

In Glesien sind überall MZ-Schilder aufgestellt und so ist es kein Problem, den Schiessplatz am Ortsrand zu finden. Geschafft, bin am Ziel angekommen.