Das Vogelsberger Gespanntreffen 2010 und eine Ausfahrt mit Freunden

Puh, fast 6 Wochen ohne eine Planetafahrt – das ist nicht gut und so soll es eigentlich auch nicht sein. Allerdings macht es mit mittlerweile sechs angemeldeten Motorrädern auch richtig Probleme, eine halbwegs gleichmässige und „gerechte“ Verteilung hinziubekommen. An diesem Wochenende gibt es jedoch einen guten Anlass und fast schon die Pflicht, die Planeta einzusetzen: Das Vogelsberger Gespanntreffen und eine Ausfahrt mit Freunden.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren immer nur als Tagesgast zum Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen gefahren bin, hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen, das Wochenende komplett dort zu verbringen. Aber es hat wieder nicht geklappt: Zu wenig Zeit und andere widrige Umstände haben es erneut verhindert. Nachbar Egon dagegen hat dort mit gewaltiger Logistik ein Zentrum für alte und neue Bekannte und Freunde errichtet. Das zumindest will ich mir am Samstag ansehen und habe gegen 10:00 bereits die Planeta aktiviert, um dem Treffen meinen Aufwartung zu machen. Vorher habe ich noch ein wenig an der Enfield geschraubt. Aber dann kommt Egon mit einer kleinen Gruppe vom Treffen hierher, weil er eine gemeinsame Ausfahrt mit Mittagessen in der Knülljause geplant hat. Da kann ich mich doch gleich anschliessen – sofern die Gespanntruppe einen Solorussen akzeptiert. Tut sie aber.

Die kleine Gruppe mit Egon, Holger, Richard, Rührei und mir kann aber nicht direkt ins Knüllgebirge starten, weil Richard den Tankdeckelschlüssel seines TS-Gespanns im Zelt vergessen hat. Also erstmal schnell nach Windhausen zum Treffen. Passt mir gut, denn während Richard sucht, kann ich mich schnell auf dem Platz umschauen. Rührei mit dem Freewind-Gespann wartet derweil ungeduldig auf die Weiterfahrt.

Richard verschwindet in seinem Zelt - einem gewaltigen Gebilde von der Grösse eines ostdeutschen Plattenbaus. Solange er den Tankschlüssel sucht, kann ich mich auf dem Platz umsehen, aber viel Zeit bleibt dafür nicht.

Die Russen- und MZ-Gespanne des Grünberger AMC. Die Fahrer sind nicht zu sehen und befinden sich wahrscheinlich zum Frühstück beim Logistikzentrum des Treffens. Werde die Truppe aber sicher später noch treffen.

Motorräder nach meinem Geschmack: Falcones! Die beiden Moto Guzzi sind gestern von Mainz hierher gekommen und haben für die rund 150 km über 8 Stunden benötigt. Ständige kleine Pannen haben unzählige Aufenthalte notwendig gemacht. Eigentlich untypisch für die robusten 500er.

Das Treffen ist mittelmässig besucht, aber die Ausrichterin hatte auch nie die Absicht, etwas Gigantisches daraus zu machen.

Inzwischen hat Richard den Tankdeckelschlüssel gefunden und betankt das MZ-Gespann. Die 10 Liter passen so gerade in den Tank - genau genommen sind es aber ca. 0,2 Liter zu viel. Jedenfalls hab ich noch nie einen volleren MZ-Tank gesehen.

Auch Egon ist jetzt vom Tanken eingetroffen. Bis zum Knüll sind es nicht einmal 100 km, aber die schafft er mit seinem Yamaha-Gespann so gerade mit einer Tankfüllung. Und zurück muss natürlich erneut getankt werden. Wir starten jetzt in Richtung Knüll und ich als Scout nehme eine Route über die kleinstmöglichen Strassen: Quer rüber durch den Kirtorfer Wald, durchs Antrifttal in den Altkreis Alsfeld, weiter nach Schrecksbach und quasi von hinten via Neukirchen zum Knüllköpfchen.

Nach ca. 75 km kommen wir an der Knülljause auf dem Knüllköpfchen an. Die Route war so gewählt, dass selbst das lahme Planeta-Tempo als passend erachtet wurde. Ob allerdings Holger mit dem 90 PS-XJ-Gespann dabei glücklich gewesen ist - also da bin ich mir nicht ganz sicher.

Das ist die Knülljause, eine nette kleine Gaststätte, wo Du einfache Gerichte zum ganz kleinen Preis bekommst. Und es ist immer amüsant hier.

Dafür sorgt schon der Betreiber und Wirt, der immer für einen coolen Spruch gut ist. Weisse Kellnerbekleidung, Kochmütze und Latexhandschuhe sorgen für Nobelherbergsatmosphäre.

Nach Schnitzel oder Wurst gönnt der eine oder andere Mitfahrer sich noch ein leckeres Stück Kuchen. Als alle satt und als sämtliche Probleme unserer Republik gelöst sind, machen wir uns wieder auf den Rückweg - diesmal aber nehmen wir (fast) den direkten Weg über Bundesstrassen.

Zurück in Windhausen beim Vogelsberger Gespanntreffen. Aha, jetzt treffe ich auch die Grünberger AMC-Truppe, die gerade unter der Führung von Karl-Otto ein Schauschrauben am Russen veranstaltet. Diesmal wird gezeigt, wie ein Radlager korrekt eingestellt wird.

Das ist Egons "Gemeinschafts-Aufenthaltszentrum" und hier hat sich mittlerweile Reinhard eingefunden, der nach Jahrzehnten der Motorradabstinenz wieder eingestiegen ist .....

..... und zwar mit der schicken Honda XL250S. Die Maschine hat er technisch und optisch wieder hergerichtet und durch den TÜV gebracht. Den kleinen schwarzen Werkzeugkasten mit Deckel hat er selbst aus dem Vollen gedengelt - looks british.

Ein extrem gelungener und äusserst sauberer Umbau ist die "Yakusch" aus Fulda: Der Kubota-Diesel passt, als hätte er nie woanders gesessen und säuselt wie ein Kätzchen. So gefällt selbst mir ein Dieselumbau.

OK ......... !

Auch ein paar Emmen haben sich eingefunden - also ich meine hier natürlich fremde Emmen.

Es ist gerade mal 17:00 und schon lodert hier ein Lagerfeuer - und schafft behagliche Wärme. Es ist nämlich überhaupt nicht warm, eigentlich richtig frisch. Haben wir schon auf der Knülltour bemerkt - aber da ist es ja immer kalt.

Das ist Erika, die Begründerin, Organisatorin und Mutter des Treffens - rank und schlank und allerbester Laune. Und ganz nebenbei Eignerin des IZH-Märchengartens, aus dem sie mir nach jahrelangen Verhandlungen in diesem Jahr endlich die Jupitergespanne verkauft hat.

Auch einige echte Boliden haben den Weg nach Windhausen gefunden - wobei mir diese 1300er Kawasaki mittlerweile richtig gut gefällt. Für die Goldwings dahinter gilt das nur bedingt.

Eine weitere MZ ist eingetroffen - aber halt, diese Maschine kenne ich doch .....

..... und natürlich auch den Fahrer: Es ist Jürgen bei seiner Lieblingsbeschäftigung - dem Schreiben von SMS. Wir beide haben mir unseren Rotax-MZ erst letzten Monat 12 Tage Motorradurlaub in der Steiermark gemacht.

Reinhard kickt seine Honda an und verlässt das Treffen. Ich schliesse mich an, denn irgendwas stimmt mit meinem Knie nicht. Hatte schon auf der Rückfahrt vom Knüll ziemliche Schmerzen und jetzt scheints dick geschwollen zu sein. Da hatte mich nämlich heute morgen bei der Enfield-Schrauberei der Kickstarter einmal bös getreten und da hat sich was entwickelt. Also gehts (leider) schon nach Hause. Und da zeigt sich das Ausmass des Dramas erst richtig .....

Dieses und die folgenden Bilder sind von Holger aus Armsheim, und ich darf sie freundlicherweise benutzen. Hier sehen wir den stark inhomogenen Fuhrpark der Gruppe, die in den Knüll gefahren ist: MZ TS250/1-Gespann, Yamaha Diversion 900 Gespann, Yamaha XV 750 Gespann, IZH Planeta 5 solo und ein Suzuki Freewind Gespann.

Drei Mücker Rotaxtreiber auf einem Bild. Jürgen und ich lassen gerade unseren gemeinsamen Steiermark-Urlaub mit den Rotaxen Revue passieren und wir denken bereits über eine ähnliche Reise fürs nächste Jahr nach.

 

 

 

 

 

 

Sonntag Morgen in Windhausen: Holgers Zelt ist quasi abgebaut und Richard beginnt mit dem Abbau seiner Platte.

Um Egons gewaltige Gemeinschaftsunterkunft wieder abzubauen, sind eine konzertierte Aktion und ein spezielles Fahrzeug notwendig.

Unbeeindruckt vom Abbau-Gewusel rundherum vermittelt die Grünberger Truppe ein Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit. Aber diese Truppe habe ich auf einem Treffen noch nie hektisch erlebt - und das ist gut so.

 

 

Oh, Du schöner Westerwald….

Das gesamte Wochenende stand im Zeichen von Besuchern und einem kleinen Einweihungs- und Helferfest für die Motorrradhalle bei Egon – obwohl die Halle noch nicht für mich beziehbar ist. Den Sonntag jedoch habe ich für mich reserviert und bereits seit einigen Tagen spukt mir eine bestimme Gegend im Kopf herum. Von ihr handelt das bekannte Volkslied „Oh, Du schöner Westerwald….“

Richtig, ich möchte mal wieder in den Westerwald – mach ich sowieso viel zu selten. Dabei beginnt dieser herbe und schöne Landstrich nur knapp 100 km entfernt von Mücke. Dieser Sonntag Morgen startet mit sehr schönem Wetter, wenngleich es noch verdammt kalt ist, als ich um 8:15 das Rotaxgespann anwerfe. Bin aber dick genug angezogen und habe noch ein paar dünne Sachen dabei – falls es noch richtig heiss werden sollte. Aber zunächst und bereits nach 25 km beginnt der grosse Nebel ……

Bereits kurz hinter der Rabenau wird es ganz langsam und stellenweise nebelig. Im Staufenberger Raum bemerke ich dann, dass ich der Lahn nicht mehr fern sein kann - der Nebel verdichtet sich. Und wie gewohnt wird es bei Lollar, Wißmar und Krofdorf-Gleiberg richtig nebelig.

Und zwar derart nebelig, dass das Visier von einer dicken Wasserschicht bedeckt ist und selbst die Sonnenbrille darunter ist total benetzt. Und natürlich ist die bei dem Nebel auch völlig unpassend.

Durch den Nebel schleicht der Stubentiger und sucht sich sein Frühstück. Unvorsichtige Mäuse dürfte es auf diesen Lahnwiesen zur Genüge geben.

Weiter hinein in den Naturpark Lahn-Dill. Zwischen Königsberg und Hohenaar haben wir uns den Berg hinaufgeschraubt und blicken bei klarer Sicht von oben auf das nebelverhangene Land. Ein schöner Anblick. Der dicke weisse Streifen ist tatsächlich Nebel.

Nun gehts wieder hinunter und über Greifenstein und Beilstein nehme ich auf Umwegen und auf kleinsten Strassen Richtung auf den Westerwald. Aber der macht es mir nicht leicht und zwei Orte bei Driedorf sind komplett gesperrt in Richtung Rennerod und Bad Marienburg.

Auch der Versuch, über die Bundesstrasse in Richtung Westerwald zu kommen, scheitert: Vollkommene Sperrung in RIchtung Rennerod. Sehr malerisch der alte Gasthof an der Westerwald-Route. Aber ich komme hier nicht weiter .....

..... und nehme einen Seitenweg über die Krombach-Talsperre, an der ich natürlich eine kleine Pause einlege. Manchmal triffst Du hier Motorradfahrer aus allen Ecken Hessens, aber heute bin ich allein. Aber klar, es ist auch noch relativ früh.

Und von der Krombach-Talsperre gelingt es wahrhaftig, in den Westerwald einzudringen: Über Oberrod bin ich jetzt im Westerwaldkreis und damit in einem anderen Bundesland, nämlich in Rheinland-Pfalz. Hier kurve ich ein wenig ziellos über die kleinen Westerwaldstrassen.

Im kleinen Örtchen Elsoff überrascht mich diese wirklich gewaltige Kirche. Passt nicht so recht zur Grösse des Ortes.

Und aus diesem hübschen Häuschen schauen mindestens 5 Katzen und ein Dackel aus den Fenstern. Aber bis ich meine Kamera schussbereit habe, sind nur noch drei davon zu sehen.

Allmählich komme ich in Gegenden, in denen meine Ortskenntnis ausgesprochen schwach ausgeprägt ist. Also kurze Neuorientierung und dann nehme ich Richtung auf den Taunus.

Irgendwo zwischen Neunkirchen und Mengerskirchen bin ich sichtbar an der Nahtstelle von Westerwald und Taunus. Mittlerweile kenne ich mich überhaupt nicht mehr aus und muss stark improvisieren. Entscheide mich für die Richtung Löhnberg und Weilburg - diese Orte kenne ich zumindest.

Die Gegend wird allmählich taunus-typisch, ich bin auch wieder in halbwegs bekannten Gefilden und fahre über den schönen Schöffengrund in Richtung Heimat.

Nicht weit von Grüningen finde ich einen wunderbaren und total ruhigen Rastplatz mit historischem Hintergrund. Ein Hinweisschild erzählt die Geschichte der Wüstung Birknheim, die hier einmal gestanden hat. Ich verzehre einen meiner geliebten Schock-Riegel und sonne mich ein wenig auf der Bank. Hier lässt sichs aushalten.

Die Geschichte der Wüstung Birknhain.

Nach 30 Minuten gehts weiter. Bei Kloster Arnsburg stottert der Rotax plötzlich, ich schalte auf Reserve, obwohl es eigentlich noch nicht so weit sein dürfte. Aber der Motor läuft wieder ordentlich. Aber nur bis Lich, da ists dann ganz aus. Und was entdecke ich bei der Fehlersuche: Der Benzinschlauch ist abgeknickt. Wieder die typische Rotax-Schlauch-Schwäche. Naja, die Wahrheit ist wohl, dass ich den Schlauch neulich etwas schlampig verlegt habe.

Mit nicht-abgeknicktem Schlauch ist die Welt jedenfalls wieder in Ordnung und ich rutsche die letzten 30 km bis Mücke ab. Bin nach 240 km fast rechtzeitig zum Mittagessen zurück und bin eine sehr schöne Route gefahren. Zu Hause verlege ich den Benzinschlauch noch einmal besonders ordentlich und werde den Rest des Tages mal ganz gemütlich angehen.

Die heutige Route.

 

 

Unterwegs in russischen Diensten

Obwohl ich durch eine Erkältung nicht recht fit bin, zwingt mich eine innere Stimme an diesem Sonntag aufs Gespann. Gut, es klappt nicht ganz so früh wie geplant, aber immerhin bin ich um 8:30 unterwegs im Dienste der IZH.

Für einen guten Freund muss ich zunächst kurz in den Ebsdorfergrund, um dort eine wichtige IZH-Angelegenheit zu prüfen und zu erledigen. Obwohl ich mich recht dick anziehe und die Sonne bereits scheint, ist es empfindlich kalt – zu kalt für einen Sonnentag Anfang September.  Kann aber natürlich auch an meiner lästigen Erkältung liegen, die mich direkt nach dem schönen Österreichurlaub zuhause erwischt hat. Mit Halsschmerzen, Kopfweh, leichtem Schwindel und all diesen nervigen Dingen fällt mir das Gespannfahren ein wenig schwerer als sonst, aber nach einiger Zeit klappts dann wieder richtig gut. Wer weiss, vielleicht krieg ich die Erkältung ja herausgeblasen.
Ausser dem Ebsdorfergrund hab ich heute kein konkretes Ziel und lasse mich einfach ein wenig treiben. Ebsdorfergrund, Amöneburger Becken, die Ebene um Kirchhain und Neustadt, die Schwalm, das Antrifttal und der Vogelsberg – so in etwas treibts mich heute knappe 140 km um. Die Route ist recht nett und deshalb hab ich sie an dieser Stelle abgespeichert.

Sonnenschein im Ebsdorfergrund, dichter Nebel im Amöneburger Becken und wieder Sonne an den Gestaden der Wohra bei Kirchhain.

Immer wieder kleine Überraschungen finden sich auch in der näheren Umgebung, wie hier dieser nette Rastplatz zwischen Kirchhain und Rauschenberg. Der Stein erinnert an das kleine Örtchen Bartenhausen, dass einst an dieser Stelle gelegen hat. Nach mehrfacher Zerstörung fiel es letztendlich der Begradigung der Wohra zu Opfer.

Später in der Schwalm ein Blick auf die Kirche des Künstlerdorfer Willingshausen.

Im Antrifttal versuche ich auf dem Hochplaetau etwas Wärme zu tanken, aber es ist zu wenig davon da. Selbst mitten in der Sonne ist es recht kühl, nicht zuletzt durch einen starken Wind.

Über Kirtorf nach Niederklein und am Motorradhaus Maus schaue ich kurz nach, ob „meine“ ES2 noch im Schaufenster steht. Tut sie, und wenn ich jetzt unvernünftig wäre und ein wenig Geld übrig hätte oder gar beides, dann würde ich …….

Hier ein Link zu meiner ES ….

Im Feldatal, aber nicht nur dort, haben die Tornados oder Windhosen oder Stürme der letzten Wochen ordentliche Schneisen geschlagen und für grosse Holzvorräte gesorgt. Zwischen den Stämmen beobachte ich einen kleinen Lurch – womöglich einen der berühmten Kammolche, deretwegen seit Jahrzehnten bestimmte Umgehungsstrassen in dieser Gegend nicht gebaut werden.

Und ziemlich gegen Ende der 140 km nochmals an einen Windmühlenort. Mittlerweile ist es fast Mittag und die Sonne wärmt immerhin ein bisschen.

Jetzt wäre es fast an der Zeit, mal die Sturmhaube vom kahlen Kopf zu nehmen, aber ich lass es und geniesse die doppelte Wärme. Diese kleine Gespannfahrt hab ich wirklich gebraucht und jetzt fühle ich mich ein wenig besser. Vielleicht ist die Erkältung wahrhaftig wie weggeblasen, mal abwarten.

 

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub

Der Urlaub ist vorbei, die Silverstar hat mich brav und pannenfrei wieder in den Vogelsberg gebracht. Ein bisschen was zu machen ist aber nach den 2100 Urlaubs-km schon: Kette spannen und ölen, mal nach den Ventilen schauen und vielleicht mach ich sogar einen Ölwechsel. Ein paar Schrauben dürften sich auch gelockert haben und so sind ein paar Werkstattstunden gesichert. Und fahren möchte ich ja auch bald wieder, denn nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub.

Eine ordentliche Reinungung hat meine Silverstar bereits gestern bekommen, jetzt kontrolliere ich alle Speichen und muss tatsächlich einige nachziehen. Die Aktionen mit Kette und dem Öl verschiebe ich erstmal – hab noch keine rechte Lust zum Schrauben. Lieber träume ich noch ein wenig vom Urlaub und plane die nächsten Fahrten.

Frisch geputzt steht die Silverstar im Kreise ihrer silbernen Gefährtinnen. Im Moment befinden sich lediglich drei silberne 500 ccm Einzylinder-Viertakter in meiner Werkstatt und ich überlege ernsthaft, ob das nicht so bleiben sollte.

Eine gewisse Reduzierung würde auch meine Ersatzteilhaltung wesentlich erleichtern. Ich muss ernsthaft darüber nachdenken. Aber gerade die IZH würde mir schon sehr fehlen und dann ist da noch das Projekt Junak .....

 

 

Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark

Dies ist unser Reisebericht nach und durch Österreich. Er beschreibt eine Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark.

Meine letzte grosse Motorradreise liegt lange, sehr lange, zurück: Das war im Jahre 1982 und es handelte sich um eine 6000 km lange Skandinavienfahrt mit einer Honda CB 750 K2. Durch jahrelange Motorradabstinenz habe ich leider viele Jahre verpasst, in denen schöne Reisen möglich gewesen wären. Jetzt, in meinem zweiten Motorradleben, das 2006 begann, habe ich zwar viele Fahrten gemacht, aber richtige Reisen waren das nicht. Das soll mit dieser Österreichreise wieder anders werden.

Österreich, wenngleich vor unserer Haustür und vergleichsweise nah, ist mir nicht wirklich bekannt. Die paar mal, in denen ich das Land besucht habe, waren dienstliche Anlässe und die waren entsprechend kurz und knapp. Durch Jürgen jedoch und vielleicht noch mehr durch die (bisher) virtuelle Bekanntschaft mit Gerhard aus der Steiermark sehe ich das Land anders und so haben wir diese Reise geplant. Jürgen hat durch frühere Aufenthalte eine ganz andere Beziehung zu Österreich und er ist in diesem Fall als die treibende Kraft zu sehen.

Leider haben wir nicht allzu viel Zeit und deshalb packen wir unsere Rotax-MZ zunächst auf den Hänger und fahren bis Passau. Diese langweilige und zeitraubende Anfahrt können wir uns in einem 10-Tage-Urlaub nicht leisten. 500 km An- und Abfahrt würden mit unseren Rotaxen jeweils 2 Tage dauern, wenn wir autobahnfreie Routen wählen würden. Und so viel Autobahn mit dem Rotax – das ist vollkommen gegen unsere Philosophie. Da erscheint die Hängervariante doch als das kleinere Übel.
In Passau werden wir Auto und Hänger irgendwo abstellen und dann gehts auf 2 Rädern weiter. Starten werden wir am 18. August ganz früh am Morgen – um 3:00.

LogoUnd so sieht unsere Grobplanung aus: Von Passau aus fahren wir die Donau entlang bis Linz, dann über die Wachau und Niederösterreich. Irgendwo biegen wir in Richtung Süden, also in Richtung Steiermark, ab und kommen dann zu unserem festen Quartier beim Statteggerwirt am Rande von Graz. Dort bleiben wir 10 Tage, um dann über das Eisenerz und das Salzkammergut zurück nach Passau zu fahren. Dort werden die Rotaxe wieder auf den Hänger geladen und dann gehts ab nach Norden – ins heimische Hessen. In etwa so sollen Hin- und Rückreise ablaufen, aber natürlich sind wir flexibel und können die Planung jederzeit ändern.

Tag 1  – 18. August 2010: Die Anreise, die Donau, Linz und Niederösterreich

Tag 2  – 19. August 2010: Wallfahrtsorte, Höllentäler und die Steiermark

Tag 3  – 20. August 2010: Schraubereien, Engländer und andere Oldtimer

Tag 4  – 21. August 2010: Pässe, Almen und der Schöckl

Tag 5  – 22. August 2010: Ein Radrennen, der Kaiser-Josefs-Platz, im Puch-Museum und die Oststeiermark

Tag 6  – 23. August 2010: Eine Reise in die Vergangenheit und ein richtig fauler Tag

Tag 7  – 24. August 2010: Die Weinebene, der grosse Regen und viel Kultur in Graz

Tag 8  – 25. August 2010: Über die Südsteiermark nach Slowenien

Tag 9  – 26. August 2010: Eisenerz und das Salzkammergut

Tag 10  – 27. August 2010: Rücksturz zur Erde – Servus Österreich

 

Am Ende der kleinen Reise haben unsere Maschinen 2100 km mehr auf dem Tacho, Jürgens Emme sogar noch 300 km mehr. Das ist natürlich keine Weltreise, aber etwas mehr als meine üblichen Wochenendtrips ist das schon. Die Emmen mit ihren Rotax-Motoren haben uns nicht im Stich gelassen, wir sind niemals liegen geblieben. Und die notwendigen kleinen Schraubereien hätten wir auch nicht missen wollen. Zu den 2100 km kommen dann noch 1000 km Anfahrt und Rückfahrt mit PKW und Hänger.
Für die 2100 km hat mein Rotax 87 Liter Super gebraucht, was einem Verbrauch von 4,1 l/100km entspricht. Das liegt unterhalb dessen, was ich im Vogelsberg brauche und ist sicher die Konsequenz der geringeren Geschwindigkeiten und natürlich meiner Blümchenpflückermentalität.

Überrascht hat uns die Ersatzteilsituation für unsere Rotaxmotoren in Österreich. Es ist quasi so gut wie nichts für den Rotax 504 oder den 506 zu bekommen. Österreichische Kenner haben uns mehrfach auf Deutschland verwiesen, dort sei die Situation besser. Sehr sonderbar! Ich hab tatsächlich geglaubt, dass beim Stützpunkthändler für KTM noch nagelneue Motoren unter der Theke stünden.

Und eines ist klar: Unser Rotaxmotor ist für Österreich eigentlich völlig ungeeignet. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen, verbunden mit der Gebirgslandschaft, führen dazu, dass Du so gut wie immer im falschen Gang fährst. Eine ewige Schalterei ist die Folge. Hier wäre ein Motor angebracht, der durch längeren Hub oder grössere Schwungmassen sowie ein passend abgestuftes Getriebe grössere Elastizität bietet. Gut, unser Rotax mit seinem Ursprung als Wettbewerbsmotor hatte andere Ziele, aber die Wahl von MZ für den 504 war wirklich nicht optimal. Und dennoch mag ich diesen Motor!