Das gesamte Wochenende stand im Zeichen von Besuchern und einem kleinen Einweihungs- und Helferfest für die Motorrradhalle bei Egon – obwohl die Halle noch nicht für mich beziehbar ist. Den Sonntag jedoch habe ich für mich reserviert und bereits seit einigen Tagen spukt mir eine bestimme Gegend im Kopf herum. Von ihr handelt das bekannte Volkslied „Oh, Du schöner Westerwald….“
Richtig, ich möchte mal wieder in den Westerwald – mach ich sowieso viel zu selten. Dabei beginnt dieser herbe und schöne Landstrich nur knapp 100 km entfernt von Mücke. Dieser Sonntag Morgen startet mit sehr schönem Wetter, wenngleich es noch verdammt kalt ist, als ich um 8:15 das Rotaxgespann anwerfe. Bin aber dick genug angezogen und habe noch ein paar dünne Sachen dabei – falls es noch richtig heiss werden sollte. Aber zunächst und bereits nach 25 km beginnt der grosse Nebel ……
Bereits kurz hinter der Rabenau wird es ganz langsam und stellenweise nebelig. Im Staufenberger Raum bemerke ich dann, dass ich der Lahn nicht mehr fern sein kann - der Nebel verdichtet sich. Und wie gewohnt wird es bei Lollar, Wißmar und Krofdorf-Gleiberg richtig nebelig.
Und zwar derart nebelig, dass das Visier von einer dicken Wasserschicht bedeckt ist und selbst die Sonnenbrille darunter ist total benetzt. Und natürlich ist die bei dem Nebel auch völlig unpassend.
Durch den Nebel schleicht der Stubentiger und sucht sich sein Frühstück. Unvorsichtige Mäuse dürfte es auf diesen Lahnwiesen zur Genüge geben.
Weiter hinein in den Naturpark Lahn-Dill. Zwischen Königsberg und Hohenaar haben wir uns den Berg hinaufgeschraubt und blicken bei klarer Sicht von oben auf das nebelverhangene Land. Ein schöner Anblick. Der dicke weisse Streifen ist tatsächlich Nebel.
Nun gehts wieder hinunter und über Greifenstein und Beilstein nehme ich auf Umwegen und auf kleinsten Strassen Richtung auf den Westerwald. Aber der macht es mir nicht leicht und zwei Orte bei Driedorf sind komplett gesperrt in Richtung Rennerod und Bad Marienburg.
Auch der Versuch, über die Bundesstrasse in Richtung Westerwald zu kommen, scheitert: Vollkommene Sperrung in RIchtung Rennerod. Sehr malerisch der alte Gasthof an der Westerwald-Route. Aber ich komme hier nicht weiter .....
..... und nehme einen Seitenweg über die Krombach-Talsperre, an der ich natürlich eine kleine Pause einlege. Manchmal triffst Du hier Motorradfahrer aus allen Ecken Hessens, aber heute bin ich allein. Aber klar, es ist auch noch relativ früh.
Und von der Krombach-Talsperre gelingt es wahrhaftig, in den Westerwald einzudringen: Über Oberrod bin ich jetzt im Westerwaldkreis und damit in einem anderen Bundesland, nämlich in Rheinland-Pfalz. Hier kurve ich ein wenig ziellos über die kleinen Westerwaldstrassen.
Im kleinen Örtchen Elsoff überrascht mich diese wirklich gewaltige Kirche. Passt nicht so recht zur Grösse des Ortes.
Und aus diesem hübschen Häuschen schauen mindestens 5 Katzen und ein Dackel aus den Fenstern. Aber bis ich meine Kamera schussbereit habe, sind nur noch drei davon zu sehen.
Allmählich komme ich in Gegenden, in denen meine Ortskenntnis ausgesprochen schwach ausgeprägt ist. Also kurze Neuorientierung und dann nehme ich Richtung auf den Taunus.
Irgendwo zwischen Neunkirchen und Mengerskirchen bin ich sichtbar an der Nahtstelle von Westerwald und Taunus. Mittlerweile kenne ich mich überhaupt nicht mehr aus und muss stark improvisieren. Entscheide mich für die Richtung Löhnberg und Weilburg - diese Orte kenne ich zumindest.
Die Gegend wird allmählich taunus-typisch, ich bin auch wieder in halbwegs bekannten Gefilden und fahre über den schönen Schöffengrund in Richtung Heimat.
Nicht weit von Grüningen finde ich einen wunderbaren und total ruhigen Rastplatz mit historischem Hintergrund. Ein Hinweisschild erzählt die Geschichte der Wüstung Birknheim, die hier einmal gestanden hat. Ich verzehre einen meiner geliebten Schock-Riegel und sonne mich ein wenig auf der Bank. Hier lässt sichs aushalten.
Die Geschichte der Wüstung Birknhain.
Nach 30 Minuten gehts weiter. Bei Kloster Arnsburg stottert der Rotax plötzlich, ich schalte auf Reserve, obwohl es eigentlich noch nicht so weit sein dürfte. Aber der Motor läuft wieder ordentlich. Aber nur bis Lich, da ists dann ganz aus. Und was entdecke ich bei der Fehlersuche: Der Benzinschlauch ist abgeknickt. Wieder die typische Rotax-Schlauch-Schwäche. Naja, die Wahrheit ist wohl, dass ich den Schlauch neulich etwas schlampig verlegt habe.
Mit nicht-abgeknicktem Schlauch ist die Welt jedenfalls wieder in Ordnung und ich rutsche die letzten 30 km bis Mücke ab. Bin nach 240 km fast rechtzeitig zum Mittagessen zurück und bin eine sehr schöne Route gefahren. Zu Hause verlege ich den Benzinschlauch noch einmal besonders ordentlich und werde den Rest des Tages mal ganz gemütlich angehen.
Die heutige Route.