Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
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Eine Harris Matchless G80 mit Rotax-Motor aus dem Jahre 1989: Britisch-österreichisch-italienisch-deutsche Coproduktion. Aber sowas von schön …
Dennoch musste sie Anfang 2015 einer 900er Thunderbird weichen. Und 2016 ging auch dieser wunderschöne Dreizylinder wieder. Aber ganz ohne englische Motorräder? Mag ja gehen, ist aber ein sinnloses Leben.
Ganz abgeschlossen ist der Umbau der G80 auf einen Mikuni VM32 noch nicht und der nächste Versuch soll der Einbau einer kleineren Starterdüse sein. Nun sind die Starterdüsen in der Mikuni-VM-Reihe allerdings fest, das heisst, eingepresst ins Gehäuse der Schwimmerkammer. Die originale Größe der Starterdüse passt wohl eher zu einem Zweitaktmotor. Ein Anruf bei Mikuni-Topham brachte die Lösung: Die Topham-Leute bohren die Düse aus, schneiden ein Gewinde M4 und setzen Starterdüsen mit Gewinde in der gewünschten Größe ein. Kann man natürlich auch selbst so machen, aber ich hab mich nicht getraut.
Jedenfalls kam heute das Paket von Topham mit der modifizierten Schwimmerkammer und ein paar Starterdüsen, wobei ich die 35er mal eben eingesetzt habe.
Mikuni Topham ist eine klasse Firma: Du bekommst eine super Beratung, wichtige Einstellhinweise und alle Ersatz- und Abstimmungsteile. Fantastisch, das macht Spaß. Und dazu sind die Vergaser noch top.
Mit der kleineren Starterdüse springt die G80 kalt schon besser an – aber noch nicht gut genug. Werde in Kürze die 25er Düse ausprobieren.
Während die Matchless gerade angesprungen ist, fährt ein Schrotthändler vorbei – und ich habe einen Haufen Schrott hier liegen. Also auf die Matchless, den Schrotti verfolgt und auf den Hof gelotst. Später sehe ich auf dem Motorgehäuse die vier Kreuzschlitzschrauben der Schwimmerkammer, die ich dort abgelegt und gegen Inbusschrauben ausgetauscht habe. Die Schrauben haben an dieser Stelle die wilde Jagd nach dem Schrotthändler einschließlich Rückfahrt ausgehalten und haben sich nicht von der Stelle bewegt – erstaunlich.
Bereits Gestern angekommen ist der neue Schraubstock aus geschmiedetem Stahl, Typ Bulldog.
Jetzt überkommt mich der dringende Wunsch nach einer kleinen Gespannfahrt – und ich kann nicht widerstehen. Also einmal schnell zum Antrifttal-Stausee und zurück.
Die Strassen sind ziemlich leer – vermutlich bereits eine Auswirkung der Fußball-EM. Die kurze Route ins Antrifttal zeigt mir, dass ich bei meiner Fahrweise und auf solchen Straßen mal gerade einen Reiseschnitt von 50 km/h schaffe. Ernüchternd, aber so ist es nun einmal.
Nachdem dieser Morgen mit einer verpatzten Hasenjagd begann, beschäftige ich mich anschließend mit dem Ventiltrieb der Matchless G80. Die Ventile klackern zu schlimm und muß ich einfach mal nach schauen. Ziel der Aktion ist aber, danach die erste größere Probefahrt mit der Britin nach meinen diversen Umbauten zu absolvieren. Vergaser, Bremse, Armaturen, Hebeleien, Batterie – all das muss ja auch mal getestet werden – nämlich heute.
Um 10:15 schiebe ich die G80 aus der Scheune – Sitzbank hoch, Tank abgebaut, Steuerdeckel entfernt – sehr schnell ist das Motorrad gestrippt. Erneut fühle ich mich auf einen britischen Hinterhof in der Grafschaft Kent versetzt.
Dann die Ventildeckel entfernt. Oha, zunächst erscheinen mir diese Deckel noch verbauter als an der Silverstar, die hintere Schraube des Einlassdeckels scheint gar unerreichbar zu sein. Aber das täuscht und insgesamt ist die Kipphebelei besser zugänglich als an den MZ.
Sämtliche Ventile haben zu viel Spiel – deutlich zu viel. Das kann Absicht sein und natürlich ist ein bisschen mehr Spiel nicht schlecht. Aber das hier ist mir zu viel: Überall gleiten die 0,08 Lehren ganz leicht durch – bei einem Soll-Spiel von 0,05. Ich stelle das Spiel recht genau ein und gebe den Auslassventilen nur eine Spur mehr.
Die Briten haben’s einfach drauf: So macht man Werbung für landesspezifische Produkte und zeigt, dass man stolz darauf ist. Gut aussehen tut’s auch noch.
Ich baue die Matchless wieder zusammen und starte den Motor. Wie üblich nach dem Vergaserumbau springt der Rotax kalt schlecht an. Hoffe, morgen die bestellten kleineren Starterdüsen von Topham zu bekommen und damit das Problem zu lösen. Nun gehts zu Reinhard, denn wir werden jetzt einen Kaffee am Falltorhaus trinken.
Trotz einiger Umwege sind wir nach 30 km sehr schnell am Falltorhaus und zusammen mit einem weiteren Besucher stehen da plötzlich drei Maschinen mit Rotax-Motoren nebeneinander: Eine BMW F650, Reinhards 600er Aprilia Pegaso und meine 500er Matchless.
Kaffee trinken, Currywurst verspeisen und nette Unterhaltung – so kann man schon einige Zeit verbringen. Plötzlich leert sich der Parkplatz verdächtig schnell – befürchten die Flüchtlinge den vorhergesagten Regen? Wir halten noch ein wenig aus und fahren später. Regen erleben wir während unseres kleinen Ausfluges überhaupt nicht, nur sehr schwül ist es.
In Ilsdorf trennen wir uns und ich mache mit einer längeren Runde die 120 km voll. Zunächst geht es zum Vorwerkhof nach Ulrichstein.
Nahe des Hoherodskopfes eine kleine Rast mit herrlichem Ausblick.
Weites Land mit Blick tief in den Vogelsberg hinein. Könnte das nicht auch eine Szene aus Wales sein?
Ich betrachte meine Matchless und überdenke die heutige Fahrt: Die Bremse hat durch Stahlflex und die Grimeca-Pumpe um 100% gewonnen, die Hebeleien der Silverstar sind super, die Spiegel ebenfalls und der Magura-Gasgriff ein Traum. Der Paaschberg & Wunderlich Lichtschalter ist besser als das alte Magurateil, aber nicht perfekt. Der Vergaser hat neben den Kaltstartproblemen noch ein wenig Geruckel bei hohen Drehzahlen. Es bleibt also immer noch etwas zu tun. Aber schon jetzt läuft die G80 besser als zuvor – deutlich besser.
Letzter Halt bei Freienseen mit Bild von Retro-Matchless mit Retrofahrer. Habe mir heute mit der AJS-Jacke, den AJS-Handschuhen und dem Chromwell-Helm aber auch wirklich Mühe gegeben. Let the good times roll.
Gleich geht es weiter und am Ende habe ich die 100 km deutlich überschritten. Die Ohren sausen ein wenig aufgrund des wirklich lauten Bollerauspuffes, der in Verbindung mit dem offenen Ansaugstutzen eine herrliche Sinfonie produziert. Loud pipes save life.
Allerdings bemerke ich, dass der Kickstarter dazu neigt, hängen zu bleiben. Gut möglich, dass sich hier ein Schaden am Kicker ankündigt. Aber das regt mich überhaupt nicht auf – dann wird eben repariert. Die vielen Ankickversuche aufgrund des schlechten Kaltstartverhaltens fordern anscheinend ihren Tribut. Aber es ist ebenso möglich, dass der Kicker nur am Gehäuse schleift und einen Tick mehr Luft nach außen braucht. Das klären wir später.
Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder hat die Straße für sich alleine. So dachte ich und möchte am Pfingstsonntag mal wieder richtig früh mit dem Gespann unterwegs sein. 7:00 Start ist mein Ziel, und ihr könnt mir’s glauben: Ich hätte es sogar noch vor Sieben geschafft, aber plötzlich kommen dicke Regentropfen herunter, und das nicht zu knapp. Erstaunlich bei einer Vorhersage von 1% Regenwahrscheinlichkeit.
OK, den ganz frühen Start kriege ich also nicht hin, aber um 7:30 bin ich unterwegs. Der Regen hat nachgelassen, wenngleich nicht vollständig aufgehört. Denke aber, dass in Richtung Westen die Schweinerei bald nachlassen wird.
Als ich das W-Gespann starte, haben wir gerade mal 12°C – eine angenehme Temperatur und bis auf den Regen eigentlich ein Wetter nach meinem Geschmack. Ich mache mich auf ins schöne Tal der Horloff, werde dort nach einem geeigneten Platz zum Fotografieren schauen, dann eine kleine Wetterau-Runde drehen, um danach an den vorher ausgekundschafteten Ort zurück kehren. Und dort möchte ich ein paar Aufnahmen von der ADAC Oldtimerfahrt Horlofftal machen, die an diesem Ort vorbei kommen wird. Aber erst um 10:30, und bis dahin gehts in und durch die Wetterau.
An diesem Ort werde ich ab 10:30 warten und ein paar Fotos und Filmchen von vorbei rauschenden Oldies zu machen. Der Ort ist mir wohl bekannt: Es handelt sich um Hermanns Brünnchen, ein lauschiges Plätzchen direkt an der Horloff unweit von Friedrichshütte. Wie man sieht, sind die Straßen immer noch nass, meine Stiefel haben ein wenig Wasser durch gelassen, aber von oben kommt nichts mehr nach.
Und nun habe ich das Vergnügen, über menschenleere Straßen in die Wetterau zu fahren. Bei inzwischen 13°C und jetzt auch trockenen Straßen ein herrliches Fahren. Irgendwo zwischen Eichelsdorf und Eichelsachen bewundere ich die neue und gut in die Landschaft passende Stauanlage.
Die Wetterau hat wunderschöne, aber auch weniger schöne Landstriche. Hier bei Reichelsheim zeigt sie sich flach und etwas langweilig. Aber sie ist umgeben von Vogelsberg, Taunus und dem Kinzigtal, und wer den großen landwirtschaftlich genutzten Flächen entkommen will, kann sehr schnell eines der Mittelgebirge erreichen.
Um 10:15 und 100 km später bin ich wieder an Hermanns Brünnchen und beginne, meine Fotoausrüstung in Position zu bringen. OK, genau genommen stelle ich lediglich mein Stativ auf und setze die Nikon darauf.
Die Oldtimer lassen auf sich warten und so experimentiere ich ein wenig mit der Nikon herum. Denke kurz darüber nach, die historischen Fahrzeuge in schwarz-weiß aufzunehmen, aber das lasse ich dann doch sein.
Mit 20-minütiger Verspätung kommen nun die ersten Oldtimer vorbei - eine 50er Zündapp aus den 70er Jahren ist ganz vorn dabei.
Die heutige Ralley ist für Autos und Motorräder ausgeschrieben und auch bei den vierrädrigen Teilnehmer sind wunderschöne Exemplare dabei. Leider sind die aber nicht mein Fachgebiet und so kann ich dazu nicht viel (nichts) schreiben.
Ein alter Citroen in herrlicher Lackierung. Ob es sich um die berühmte Gangster-Limousine handelt?
Bei den Sportwagen scheinen mir die britischen Roadster stark vertreten zu sein.
Ein paar klitzekleine Filmchen von vorüber fahrenden Teilnehmern der Ralley habe ich noch. Sind wirklich nur wenige Sekunden-Filmchen:
Insgesamt stehe ich über zwei Stunden an Hermanns Brünnchen, mache Fotos und Videos und manchmal schaue ich auch einfach nur zu. Dann gehts weiter und mit einem ca. 50 km langen Umweg steuere ich die heimische Werkstatt an. Schließlich möchte ich heute die Restarbeiten an der Matchless G80 beenden und vielleicht sogar noch eine winzige Probefahrt machen.
Die heutige Wetterau-Route sah so aus:
Zuhause dann nach einem schnellen Imbiss weiter mit der Matchless, die ich heute wieder fahrbereit machen möchte. Vielleicht könnte ich dann morgen eine kleine Brit-Bike Ausfahrt unternehmen …..
Mikuni VM32 Vergaser ist angebaut, K&N Filter für Vergaser und Motorentlüftung montiert, ein Batteriekasten gebaut .....
... Hebeleien, Schalter, Spiegel, Bremspumpe, Bremsleitungen, Gasgriff, Züge - alles erneuert und dafür natürlich die Elektrik massiv angepasst. Das originale Gelumpe an dieser Stelle war wirklich unter aller Sau, einfach schrecklich.
Alles wieder zusammen gebaut, an vielen Stellen Gummis zwischen gelegt und dann mache ich noch eine winzige 10 km Probefahrt. Anspringen nicht übel, aber auch nicht optimal; Kaltlauf prima, bei heißem Motor gibts noch Vergaserpatschen. Könnte sein, dass ich die Hauptdüse noch eine Nummer größer wählen muß. Aber heute nicht mehr, jetzt ist Feierabend.
KISS – keep it simple and stupid: Das ist eigentlich meine Philosophie, ganz besonders im Zusammenhang mit Motorrädern. Bei den leichten Modifikationen an der Matchless hab ich die Umsetzung von KISS ganz ordentlich gelöst – bis Gestern! Dann stiess ich aber auf das Problem der Befestigung der beiden Seitendeckel – durch den Umbau des Batteriehalters musste ich mir da etwas einfallen lassen.
Aber ich hatte einfach keine gute Idee, abstruse und absonderliche Konstruktionen gingen mir durch den Kopf, die dann auch immer komplizierter wurden – also das Gegenteil von KISS. Zum Schluß hatte ich eine Konstruktion mit Karabinerhaken vorgesehen, aber zum Glück doch noch erkannt, was da für ein Murks im Entstehen war.
Als dann heute Reinhard vorbei kam, habe ich ihm das Problem geschildert, und sofort ratterte das Feinmechanikerhirn los. Und zwei Stunden später war die Konstruktion fertig und nach minimaler Anpassung war die Sache OK.
Reinhards Konstruktion! Verbunden mit dem Batterieträger stützt der Querwinkel die beiden Seitendeckel mit starken Gummis ab, trägt den K&N Motorentlüftungsfilter und hält mit Gummiringen die Seitendeckel fest. Perfekt. Ein winziger Gedankenfehler ließ sich durch einfache Distanzstücke ausgleichen.
So sieht die Konstruktion eingebaut aus.
Die Seitendeckel erscheinen mir jetzt besser befestigt und vor allem abgestützt als im Originalzustand.
Von Mikuni Topham kamen heute drei größere Hauptdüsen. Hoffe, dass dies zur Anpassung des K&/N-Luftfilters reicht. Habe die Wahl zwischen 220, 230 und 240er Düse, im Moment ist eine 185 drin.
Heute habs ich wahrhaftig geschafft, einen Batterieträger für die G80 zu basteln. Bin wild entschlossen, an der Matchless alles so minimalistisch wie möglich zu machen – KISS: Keep it simple and stupid. Deshalb gibt es ein einfaches und leichtes Aluteil, auf dem der Akku festgeschnallt wird, das den Entlüftungsfilter trägt und an dem ich die Gummis für die Seitendeckel einhaken werde. Und leicht ist das Teil natürlich auch, da aus 3 mm Alu.
Ohne den originalen Luftfilterkasten mit dem grossen Ansauggeräuschdämpfer und den beiden Filterelementen ist es richtig schön leer im Rahmendreieck. Da passt der frisch gebaute Batteriehalter mit dem kleinen Gel-Akku und die beiden K&N-Filter locker hinein.
Mein minimalistischer Ansatz sieht vor, den Gel-Akku mit nur 2,2 AH lediglich mit Kabelbindern zu fixieren und zu befestigen. Ohne Anlasser braucht der Motor keine kräftige Batterie mehr.
Jetzt muss ich mir noch etwas einfallen lassen, um die beiden Seitenteile zu befestigen. Die sind lediglich an Gummibändern aufgehängt, und so werde ich irgendwie Ösen für diese Gummis am Batterieträger befestigen. Aber dieser Punkt ist noch nicht wirklich zu Ende gedacht.