The British way

Nachdem dieser Morgen mit einer verpatzten Hasenjagd begann, beschäftige ich mich anschließend mit dem Ventiltrieb der Matchless G80. Die Ventile klackern zu schlimm und muß ich einfach mal nach schauen. Ziel der Aktion ist aber, danach die erste größere Probefahrt mit der Britin nach meinen diversen Umbauten zu absolvieren. Vergaser, Bremse, Armaturen, Hebeleien, Batterie – all das muss ja auch mal getestet werden – nämlich heute.

Um 10:15 schiebe ich die G80 aus der Scheune – Sitzbank hoch, Tank abgebaut, Steuerdeckel entfernt – sehr schnell ist das Motorrad gestrippt. Erneut fühle ich mich auf einen britischen Hinterhof in der Grafschaft Kent versetzt.

Dann die Ventildeckel entfernt. Oha, zunächst erscheinen mir diese Deckel noch verbauter als an der Silverstar, die hintere Schraube des Einlassdeckels scheint gar unerreichbar zu sein. Aber das täuscht und insgesamt ist die Kipphebelei besser zugänglich als an den MZ.

Sämtliche Ventile haben zu viel Spiel – deutlich zu viel. Das kann Absicht sein und natürlich ist ein bisschen mehr Spiel nicht schlecht. Aber das hier ist mir zu viel: Überall gleiten die 0,08 Lehren ganz leicht durch – bei einem Soll-Spiel von 0,05. Ich stelle das Spiel recht genau ein und gebe den Auslassventilen nur eine Spur mehr.

Die Briten haben’s einfach drauf: So macht man Werbung für landesspezifische Produkte und zeigt, dass man stolz darauf ist. Gut aussehen tut’s auch noch.

Ich baue die Matchless wieder zusammen und starte den Motor. Wie üblich nach dem Vergaserumbau springt der Rotax kalt schlecht an. Hoffe, morgen die bestellten kleineren Starterdüsen von Topham zu bekommen und damit das Problem zu lösen. Nun gehts zu Reinhard, denn wir werden jetzt einen Kaffee am Falltorhaus trinken.

Trotz einiger Umwege sind wir nach 30 km sehr schnell am Falltorhaus und zusammen mit einem weiteren Besucher stehen da plötzlich drei Maschinen mit Rotax-Motoren nebeneinander: Eine BMW F650, Reinhards 600er Aprilia Pegaso und meine 500er Matchless.

Kaffee trinken, Currywurst verspeisen und nette Unterhaltung – so kann man schon einige Zeit verbringen. Plötzlich leert sich der Parkplatz verdächtig schnell – befürchten die Flüchtlinge den vorhergesagten Regen? Wir halten noch ein wenig aus und fahren später. Regen erleben wir während unseres kleinen Ausfluges überhaupt nicht, nur sehr schwül ist es.

In Ilsdorf trennen wir uns und ich mache mit einer längeren Runde die 120 km voll. Zunächst geht es zum Vorwerkhof nach Ulrichstein.

Nahe des Hoherodskopfes eine kleine Rast mit herrlichem Ausblick.

Weites Land mit Blick tief in den Vogelsberg hinein. Könnte das nicht auch eine Szene aus Wales sein?

Ich betrachte meine Matchless und überdenke die heutige Fahrt: Die Bremse hat durch Stahlflex und die Grimeca-Pumpe um 100% gewonnen, die Hebeleien der Silverstar sind super, die Spiegel ebenfalls und der Magura-Gasgriff ein Traum. Der Paaschberg & Wunderlich Lichtschalter ist besser als das alte Magurateil, aber nicht perfekt. Der Vergaser hat neben den Kaltstartproblemen noch ein wenig Geruckel bei hohen Drehzahlen. Es bleibt also immer noch etwas zu tun. Aber schon jetzt läuft die G80 besser als zuvor – deutlich besser.

Letzter Halt bei Freienseen mit Bild von Retro-Matchless mit Retrofahrer. Habe mir heute mit der AJS-Jacke, den AJS-Handschuhen und dem Chromwell-Helm aber auch wirklich Mühe gegeben. Let the good times roll.

Gleich geht es weiter und am Ende habe ich die 100 km deutlich überschritten. Die Ohren sausen ein wenig aufgrund des wirklich lauten Bollerauspuffes, der in Verbindung mit dem offenen Ansaugstutzen eine herrliche Sinfonie produziert. Loud pipes save life.

Allerdings bemerke ich, dass der Kickstarter dazu neigt, hängen zu bleiben. Gut möglich, dass sich hier ein Schaden am Kicker ankündigt. Aber das regt mich überhaupt nicht auf – dann wird eben repariert. Die vielen Ankickversuche aufgrund des schlechten Kaltstartverhaltens fordern anscheinend ihren Tribut. Aber es ist ebenso möglich, dass der Kicker nur am Gehäuse schleift und einen Tick mehr Luft nach außen braucht. Das klären wir später.