Ganz schön frisch …

… ist es an diesem Morgen. Also warte ich bis gegen 10:30 und da sind es dann doch 12°C – in der Sonne. Dennoch werde ich eine kleine Runde mit der Thunderbird drehen, und sei es nur, um meine beginnende Erkältung weg zu blasen.

Reinhard entscheidet sich gegen eine Mitfahrt und sitzt lieber im behaglichen Bademantel bei heißem Kaffee im geheizten Wohnzimmer. Auch gut, aber ich fahre auf jeden Fall.

Thunderbird 900

Ohne rechtes Ziel cruise ich komplett durch den Vogelsberg in Richtung Kurhessen und Hessisches Waldland. Eigentlich ist es gar nicht so kalt, lediglich in langen, dunklen Waldstücken wird es …. frischer. Irgendwo zwischen Kirchheim und Bad Hersfeld lande ich in einem Gewusel von Autobahnen und ICE-Brücken zum ersten Päuschen.

Thuunderbird 900

Wo ich schon Bad Hersfeld so nahe bin, begebe ich mich in die Stadt und schaue nach Neuigkeiten beim Vespa, TGB, Hyosung- und Enfield Dealer.

Zündapp Combinette

Nichts Neues im Westen – nur dieses Exponat im Schaufenster war beim letzten mal noch nicht hier: Eine Zündapp Combinette, mein erstes eigenes Zweirad vor langer, langer Zeit.

Thunderbird 900

Die Rückfahrt nehme ich durch das Knüllgebirge, wo ich heute aber auf den Besuch der typischen Orte wie Knülljause oder Eisenberg verzichte. Immer wieder schön ist aber der Blick in Richtung Eisenberg.

Thunderbird 900

Einer meiner geheimen Lieblingsplätze aber ist ein unscheinbarer Ort am Rande des Knüll mit einem netten Spruch für den Motorrad-Wanderer.

Thunderbird 900

Und zurück geht es dann über den Altkreis Alsfeld und das Antrifttal.

Thunderbird 900

Ohne gefroren zu haben erreiche ich wieder heimische Gefilde. War eine unspektakuläre, aber nette Fahrt bei angenehmen Temperaturen. Bald, sehr bald, werde ich froh sein, noch bei solchen Plus-Graden unterwegs zu sein.

Vespa

Wieder daheim beschäftige ich mich ein wenig mit meinen italienischen Lieblingen.

Vespa

Besonders verweise ich auf die geschmackvollen Ballongriffe in herbstlichem Braun, die ich an der PK50XL montiert habe.

Vespa

Nun hole ich noch meine Ersatz-Cosa hinzu. Die soll eigentlich ein reines Ersatzteillager sein – eigentlich. Mal sehen, ob der Roller nach einem Jahr Standzeit überhaupt noch läuft.

Vespa

Irgendwie mag ich die Cosa, obwohl die harten Schaltrollerfans dieses Modell ablehnen. Für mich ist das aber eine vollwertige und echte Vespa: Dicke Backen, Handschaltung, Zweitaktmotor mit Drehschieber – stimmt doch alles.

Jetzt der Startversuch der grünen Cosa. Batterie rein, Benzin und Öl sind noch in den Tanks, ein paar mal den Kickstarter ohne Zündung durchgetreten, dann die Zündung an, einmal sanft durchgetreten, noch einmal – und schon läuft die Vespa. Vielleicht ist der Roller doch zu schade, um geschlachtet und zerpflückt zu werden. Der wäre nämlich auch mit ganz wenig Aufwand wieder auf die Strasse zu bringen …..

Bei Black & Jeannie

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an Black und Jeannie, die beiden Australian Shepard Ladies, die im Sommer einige Wochen bei Reinhard im Asyl gelebt haben. Beide sind ja längst wieder in ihrem alten Zuhause und bereits seit einiger Zeit planen Reinhard und ich einen Besuch im westfälischen Anröchte. Und damit das auch mal was wird, haben wir den heutigen Freitag als Reisetag gewählt.

Ich fahre früh morgens mit der Thunderbird ins Büro und Reinhard holt mich um 10:00 dort ab. Dann beginnt die Reise, die uns durch das Sauerland und den Arnsberger Wald in die Soester Börde führen wird.

Thunderbird 900

Der Beginn der Fahrt führt über die B252, die hässlichste und unsympathischte Bundesstrasse Hessens. Wir sehen zu, dass wir schnell voran kommen und halten nur ein einziges mal auf diesem widerlichen Rastplatz, auf dem sogar das Toilettenhäuschen umgeworfen wurde.

Thunderbird 900

Später im Sauerland ist die Gegend wesentlich angenehmer, allerdings sind die langen Täler um Winterberg noch dermassen kalt, dass es kaum auszuhalten ist. Hier jedoch, bereits in der Soester Börde, ist die Luft wieder angenehm warm. Allerdings sind wir gerade ein wenig in der ländlichen Umgebung verloren und müssen uns wieder einnorden.

Thunderbird 900

Kurz vor Anröchte gönnen wir uns noch eben einen gewaltigen Dönerteller, bevor …..

Thunderbird 900

….. wir kurz darauf unser Ziel erreichen. In diesem sehr hübschen Haus leben Claudia und Shelton mir ihren Kindern und Tieren, darunter auch Black und Jeannie.

Haus

Das Haus mit dem großen Garten wirkt auf den ersten Blick zwar hübsch und interessant, aber die vielen Überraschungen, die es bietet, erschließen sich erst später. Da ist beispielsweise ein wunderbar umgebauter Wagen, der ein Büro beherbergt. Und davor befindet sich ein mystischer Baum mit einer besonderen Aura.

Black & Jeannie

Black und Jeannie erkennen uns noch und begrüßen uns wie alte Bekannte. Tolle Hunde!

Spinnennetz

Altweibersommer

Black & Jeannie

Besuch auf der Weide bei den …….

Pferde

….. beiden Pferden.

Gegen 16:00 wollen wir eigentlich wieder aufbrechen, aber ich spüre, dass Reinhard noch bleiben möchte. So mache ich mich allein auf den Rückweg, für den ich eine völlig andere Route wähle: Zuerst runde 50 km über die A44, dann in Diemelstadt runter von der Bahn und über Korbach, den Edersee, Frankenau, Gemünden und Kirchhain in Richtung Vogelsberg.

Thunderbird 900

Ausser einem Tankstop bei Diemelstadt halte ich nur ganz kurz am Informationszentrum Edersee. Obwohl es später Nachmittag ist, sind die Temperaturen deutlich angenehmer als heute Morgen und es kommt keinerlei Fröstelei auf. Das ist der Vorteil, wenn man das Sauerland meidet.

Thunderbird 900

Gegen 18:000 gerate ich in das traumhafte Licht eines späten Herbsttages: Sanft und weich wie eine Decke. Wirkt meine britische Lady nicht wie weich gezeichnet? Und selbst die rostige Mülltonne mit den Einschusslöchern hat etwas Weiches.

Thunderbird 900

Mit dem letzten Büchsenlicht der untergehenden Sonne erreiche ich den heimischen Vogelsberg. Der Rückweg über den Edersee war deutlich länger als die Hinreise durchs Sauerland, dafür war’s aber wärmer und sonniger als in den dunkelen und kalten Tälern rund um Winterberg.

Der Gaszug

Der beim Forumstreffen in Franken geflickte Gaszug der Thunderbird hält immer noch, aber dennoch werde ich ihn heute gegen ein Neuteil austauschen. Bin gespannt, ob das zu Hause genau so kniffelig geht wie neulich in Franken.

Vespa und W650

So ist das, wenn man zu viele Motorräder hat: Um an die Thunderbird und auch an die kleine Hebebühne zu kommen, muss ich drei Fahrzeuge aus der Scheune schieben.

Thunderbird 900

Dann zerre ich die Bühne nach vorn ins Licht und schiebe den britischen Mistbock darauf – was gar nicht so einfach ist: Die Bühne ist einen Tick zu kurz und auch ein wenig schmal für ein Motorrad, dass nur einen Seitenständer hat.

Aber zu guter Letzt steht die Thunderbird doch fest und ich kann in ergonomischer Höhe arbeiten. Der Zugwechsel geht so wesentlich besser und schneller als weiland im Frankenland, aber speziell das Einhängen bleibt eine friemelige Angelegenheit. Und auch das Anbauen der Vergaserbatterie und des Luftfilters ist nicht die reine Freude. Aber jetzt habe ich wenigstens wieder einen schönen, neuen Gaszug und auch etwas Fett an den neuralgischen Stellen.

Luzy

Nun bekommen wir von Claus noch Luzy gebracht, die die die nächsten vier Tage als Gast bei uns verbringen wird. Luzy ist ein sehr netter und angenehm unproblematischer Hund.

Herbst

Später gehe ich mit Luzy auf einen längeren Spaziergang durch die Herbstlandschaft.

Luzy

Bis zum Sonnenuntergang vertreiben wir uns die Zeit in Wald und Flur.

Der Spaziergang verläuft prima, Luzy läuft einwandfrei an der Leine und auch ohne: Ich kann die kleine Lady freilassen und sie kommt auf Zuruf (fast) sofort zu mir. Und Morgen früh nehme ich Luzy mit zu Yellow, mal sehen, wie die beiden Mimosen sich vertragen.

Wild, wild west

Wie verabredet wird heute gegen Mittag die Matchless abgeholt und nach Dortmund transportiert. Und zur gleichen Zeit beginnt das Wetter besser zu werden. Nach einer Woche mit Dauerregen scheint plötzlich die Sonne, und das führt dazu, dass Reinhard zu einer Fahrt mit Britbikes einlädt. Das dient in der Hauptsache dazu, Jürgen die Gelegenheit zu geben, eine Thunderbird kennen zu lernen. Und weil ich den Gaszug meiner T-Bird noch immer nicht ausgetauscht habe, kann ich die Trident nehmen.

Triumph Dreizylinder

Vorn die Trident, die ich heute fahren werde, dann Reinhards schwarze Thunderbird und hinten die rote Thunderbird, mit der Jürgen die Reize des englischen Triples kennen lernen wird. Noch nicht im Bild die Hayabusa von Nachbar Peter, der sich uns anschliesst.

Triumph Dreizylinder

Unser Ziel ist (mal wieder) das Seehotel im Antriftal. Aber Jürgen möchte Grebenau kennen lernen und so machen wir einen Schlenker über das Gründchen. Viel zu sehen gibt es in Grebenau aber nicht – außer, dass das Gasthaus „Zum alten Rathaus“ zum Verkauf steht.

Triumph Dreizylinder

Weil’s so nah ist, besuchen wir die Westernstadt Lingelcreek, die eigentlich Lingelbach heißt. Hier habe ich schon öfter mal hinein geschaut, aber so richtig mal durchgelaufen bin ich nie. Das wird heute anders.

Triumph Dreizylinder

Zunächst geht es die Main Street entlang …..

Lingelcreek

… den Barber Shop lassen wir links liegen …….

Lingelcreek

…. weiter vorbei an der Cantina bis zum Boothill mit der kleinen Chapel.

Lingelcreek

Der Galgen ist aber ein wenig schwach geraten.

Lingelcreek

Der Wind heult durch die Strassen der Stadt und weht die Grasbüschel vor sich her. Ein einsamer Kater streicht auf der Suche nach Futter vorbei – pures Western Feeling.

Lingelcreek

Im Saloon dröhnt stilechte Musik, zu der wir keinen Whiskey, sondern schnöde Cola nehmen.

Lingelcreek

Der Chef, also der Town Mayor, zeigt uns den Dancing Saloon und erzählt etwas aus der Geschichte von Lingelcreek. Schätze, hier werden wir eines der nächsten Ereignisse mal besuchen – schließlich ist das die Chance, unsere Kindheitstäume wahr werden zu lassen.

Triumph Dreizylinder

Jetzt geht es aber wirklich durch den Altkreis an die Antritalsperre zum Seehotel. Aufgrund des tollen Wetters sind auch die Seeterassen geöffnet.

Seeterassen

Kaffee, Pflaumenkuchen und Sonne – viel mehr braucht es heute nicht.

Jürgen hat die Thunderbird gut gefallen – ob es aber dazu reicht, dass er auch ins Triumph-Lager schwenkt, muß sich noch zeigen. Wie auch immer, wir hatten jedenfalls alle einen schönen Herbsttag.

Der letzte Rotax

Und wieder gebe ich einem Anfall von Vernunft nach: Die Matchless G80, mein letztes Motorrad mit dem Rotax 504-Motor wird verkauft – zusammen mit einer großen Menge an Ersatzteilen. Wie bei fast allen meinen Maschinen ist dies ein Grund zu Freude und leichtem Wehmut zugleich. Seit 2005 habe ich Maschinen mit dem Rotax gefahren und mag diesen Motor sehr. Aber alles hat seine Zeit, auch die Rotaxfahrerei.

Matchless G80

Frisch durch den TÜV und mit neuen Reifen geht die Matchless aus dem Haus. Bei der TÜV-Prüfung, die natürlich ohne Mängel bestanden wurde, rief mir der Prüfer zum Schluß hinterher: “ ….. und mach einen anderen Auspuff dran.“

Ein letztes mal kicke ich den Anlasserlosen Rotax an – und bemerke beim vierten vergeblichen Tritt, dass ich den Choke vergessen habe. Damit springt die Matchless sofort an. 🙂

Ersatzteile

Die zusammen gesuchten Ersatzteile ergeben einen ganz schönen Berg. Morgen wird alles abgeholt.

MG

Passend zum leicht wehmütigen Rotax-Abschied ist das Wetter: Kalt, regnerisch, trüb. Auch der MG kann meine Laune nicht bessern.

Werkstatt

Ich räume noch ein wenig an meinem Werkstatt-Umbau herum und dann fliehe ich vor dem miesen Wetter ins Warme.