Das Vogelsberger Gespanntreffen 2010 und eine Ausfahrt mit Freunden

Puh, fast 6 Wochen ohne eine Planetafahrt – das ist nicht gut und so soll es eigentlich auch nicht sein. Allerdings macht es mit mittlerweile sechs angemeldeten Motorrädern auch richtig Probleme, eine halbwegs gleichmässige und „gerechte“ Verteilung hinziubekommen. An diesem Wochenende gibt es jedoch einen guten Anlass und fast schon die Pflicht, die Planeta einzusetzen: Das Vogelsberger Gespanntreffen und eine Ausfahrt mit Freunden.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren immer nur als Tagesgast zum Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen gefahren bin, hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen, das Wochenende komplett dort zu verbringen. Aber es hat wieder nicht geklappt: Zu wenig Zeit und andere widrige Umstände haben es erneut verhindert. Nachbar Egon dagegen hat dort mit gewaltiger Logistik ein Zentrum für alte und neue Bekannte und Freunde errichtet. Das zumindest will ich mir am Samstag ansehen und habe gegen 10:00 bereits die Planeta aktiviert, um dem Treffen meinen Aufwartung zu machen. Vorher habe ich noch ein wenig an der Enfield geschraubt. Aber dann kommt Egon mit einer kleinen Gruppe vom Treffen hierher, weil er eine gemeinsame Ausfahrt mit Mittagessen in der Knülljause geplant hat. Da kann ich mich doch gleich anschliessen – sofern die Gespanntruppe einen Solorussen akzeptiert. Tut sie aber.

Die kleine Gruppe mit Egon, Holger, Richard, Rührei und mir kann aber nicht direkt ins Knüllgebirge starten, weil Richard den Tankdeckelschlüssel seines TS-Gespanns im Zelt vergessen hat. Also erstmal schnell nach Windhausen zum Treffen. Passt mir gut, denn während Richard sucht, kann ich mich schnell auf dem Platz umschauen. Rührei mit dem Freewind-Gespann wartet derweil ungeduldig auf die Weiterfahrt.

Richard verschwindet in seinem Zelt - einem gewaltigen Gebilde von der Grösse eines ostdeutschen Plattenbaus. Solange er den Tankschlüssel sucht, kann ich mich auf dem Platz umsehen, aber viel Zeit bleibt dafür nicht.

Die Russen- und MZ-Gespanne des Grünberger AMC. Die Fahrer sind nicht zu sehen und befinden sich wahrscheinlich zum Frühstück beim Logistikzentrum des Treffens. Werde die Truppe aber sicher später noch treffen.

Motorräder nach meinem Geschmack: Falcones! Die beiden Moto Guzzi sind gestern von Mainz hierher gekommen und haben für die rund 150 km über 8 Stunden benötigt. Ständige kleine Pannen haben unzählige Aufenthalte notwendig gemacht. Eigentlich untypisch für die robusten 500er.

Das Treffen ist mittelmässig besucht, aber die Ausrichterin hatte auch nie die Absicht, etwas Gigantisches daraus zu machen.

Inzwischen hat Richard den Tankdeckelschlüssel gefunden und betankt das MZ-Gespann. Die 10 Liter passen so gerade in den Tank - genau genommen sind es aber ca. 0,2 Liter zu viel. Jedenfalls hab ich noch nie einen volleren MZ-Tank gesehen.

Auch Egon ist jetzt vom Tanken eingetroffen. Bis zum Knüll sind es nicht einmal 100 km, aber die schafft er mit seinem Yamaha-Gespann so gerade mit einer Tankfüllung. Und zurück muss natürlich erneut getankt werden. Wir starten jetzt in Richtung Knüll und ich als Scout nehme eine Route über die kleinstmöglichen Strassen: Quer rüber durch den Kirtorfer Wald, durchs Antrifttal in den Altkreis Alsfeld, weiter nach Schrecksbach und quasi von hinten via Neukirchen zum Knüllköpfchen.

Nach ca. 75 km kommen wir an der Knülljause auf dem Knüllköpfchen an. Die Route war so gewählt, dass selbst das lahme Planeta-Tempo als passend erachtet wurde. Ob allerdings Holger mit dem 90 PS-XJ-Gespann dabei glücklich gewesen ist - also da bin ich mir nicht ganz sicher.

Das ist die Knülljause, eine nette kleine Gaststätte, wo Du einfache Gerichte zum ganz kleinen Preis bekommst. Und es ist immer amüsant hier.

Dafür sorgt schon der Betreiber und Wirt, der immer für einen coolen Spruch gut ist. Weisse Kellnerbekleidung, Kochmütze und Latexhandschuhe sorgen für Nobelherbergsatmosphäre.

Nach Schnitzel oder Wurst gönnt der eine oder andere Mitfahrer sich noch ein leckeres Stück Kuchen. Als alle satt und als sämtliche Probleme unserer Republik gelöst sind, machen wir uns wieder auf den Rückweg - diesmal aber nehmen wir (fast) den direkten Weg über Bundesstrassen.

Zurück in Windhausen beim Vogelsberger Gespanntreffen. Aha, jetzt treffe ich auch die Grünberger AMC-Truppe, die gerade unter der Führung von Karl-Otto ein Schauschrauben am Russen veranstaltet. Diesmal wird gezeigt, wie ein Radlager korrekt eingestellt wird.

Das ist Egons "Gemeinschafts-Aufenthaltszentrum" und hier hat sich mittlerweile Reinhard eingefunden, der nach Jahrzehnten der Motorradabstinenz wieder eingestiegen ist .....

..... und zwar mit der schicken Honda XL250S. Die Maschine hat er technisch und optisch wieder hergerichtet und durch den TÜV gebracht. Den kleinen schwarzen Werkzeugkasten mit Deckel hat er selbst aus dem Vollen gedengelt - looks british.

Ein extrem gelungener und äusserst sauberer Umbau ist die "Yakusch" aus Fulda: Der Kubota-Diesel passt, als hätte er nie woanders gesessen und säuselt wie ein Kätzchen. So gefällt selbst mir ein Dieselumbau.

OK ......... !

Auch ein paar Emmen haben sich eingefunden - also ich meine hier natürlich fremde Emmen.

Es ist gerade mal 17:00 und schon lodert hier ein Lagerfeuer - und schafft behagliche Wärme. Es ist nämlich überhaupt nicht warm, eigentlich richtig frisch. Haben wir schon auf der Knülltour bemerkt - aber da ist es ja immer kalt.

Das ist Erika, die Begründerin, Organisatorin und Mutter des Treffens - rank und schlank und allerbester Laune. Und ganz nebenbei Eignerin des IZH-Märchengartens, aus dem sie mir nach jahrelangen Verhandlungen in diesem Jahr endlich die Jupitergespanne verkauft hat.

Auch einige echte Boliden haben den Weg nach Windhausen gefunden - wobei mir diese 1300er Kawasaki mittlerweile richtig gut gefällt. Für die Goldwings dahinter gilt das nur bedingt.

Eine weitere MZ ist eingetroffen - aber halt, diese Maschine kenne ich doch .....

..... und natürlich auch den Fahrer: Es ist Jürgen bei seiner Lieblingsbeschäftigung - dem Schreiben von SMS. Wir beide haben mir unseren Rotax-MZ erst letzten Monat 12 Tage Motorradurlaub in der Steiermark gemacht.

Reinhard kickt seine Honda an und verlässt das Treffen. Ich schliesse mich an, denn irgendwas stimmt mit meinem Knie nicht. Hatte schon auf der Rückfahrt vom Knüll ziemliche Schmerzen und jetzt scheints dick geschwollen zu sein. Da hatte mich nämlich heute morgen bei der Enfield-Schrauberei der Kickstarter einmal bös getreten und da hat sich was entwickelt. Also gehts (leider) schon nach Hause. Und da zeigt sich das Ausmass des Dramas erst richtig .....

Dieses und die folgenden Bilder sind von Holger aus Armsheim, und ich darf sie freundlicherweise benutzen. Hier sehen wir den stark inhomogenen Fuhrpark der Gruppe, die in den Knüll gefahren ist: MZ TS250/1-Gespann, Yamaha Diversion 900 Gespann, Yamaha XV 750 Gespann, IZH Planeta 5 solo und ein Suzuki Freewind Gespann.

Drei Mücker Rotaxtreiber auf einem Bild. Jürgen und ich lassen gerade unseren gemeinsamen Steiermark-Urlaub mit den Rotaxen Revue passieren und wir denken bereits über eine ähnliche Reise fürs nächste Jahr nach.

 

 

 

 

 

 

Sonntag Morgen in Windhausen: Holgers Zelt ist quasi abgebaut und Richard beginnt mit dem Abbau seiner Platte.

Um Egons gewaltige Gemeinschaftsunterkunft wieder abzubauen, sind eine konzertierte Aktion und ein spezielles Fahrzeug notwendig.

Unbeeindruckt vom Abbau-Gewusel rundherum vermittelt die Grünberger Truppe ein Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit. Aber diese Truppe habe ich auf einem Treffen noch nie hektisch erlebt - und das ist gut so.

 

 

Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark

Dies ist unser Reisebericht nach und durch Österreich. Er beschreibt eine Altherrentour mit zwei Rotax-MZ in die Steiermark.

Meine letzte grosse Motorradreise liegt lange, sehr lange, zurück: Das war im Jahre 1982 und es handelte sich um eine 6000 km lange Skandinavienfahrt mit einer Honda CB 750 K2. Durch jahrelange Motorradabstinenz habe ich leider viele Jahre verpasst, in denen schöne Reisen möglich gewesen wären. Jetzt, in meinem zweiten Motorradleben, das 2006 begann, habe ich zwar viele Fahrten gemacht, aber richtige Reisen waren das nicht. Das soll mit dieser Österreichreise wieder anders werden.

Österreich, wenngleich vor unserer Haustür und vergleichsweise nah, ist mir nicht wirklich bekannt. Die paar mal, in denen ich das Land besucht habe, waren dienstliche Anlässe und die waren entsprechend kurz und knapp. Durch Jürgen jedoch und vielleicht noch mehr durch die (bisher) virtuelle Bekanntschaft mit Gerhard aus der Steiermark sehe ich das Land anders und so haben wir diese Reise geplant. Jürgen hat durch frühere Aufenthalte eine ganz andere Beziehung zu Österreich und er ist in diesem Fall als die treibende Kraft zu sehen.

Leider haben wir nicht allzu viel Zeit und deshalb packen wir unsere Rotax-MZ zunächst auf den Hänger und fahren bis Passau. Diese langweilige und zeitraubende Anfahrt können wir uns in einem 10-Tage-Urlaub nicht leisten. 500 km An- und Abfahrt würden mit unseren Rotaxen jeweils 2 Tage dauern, wenn wir autobahnfreie Routen wählen würden. Und so viel Autobahn mit dem Rotax – das ist vollkommen gegen unsere Philosophie. Da erscheint die Hängervariante doch als das kleinere Übel.
In Passau werden wir Auto und Hänger irgendwo abstellen und dann gehts auf 2 Rädern weiter. Starten werden wir am 18. August ganz früh am Morgen – um 3:00.

LogoUnd so sieht unsere Grobplanung aus: Von Passau aus fahren wir die Donau entlang bis Linz, dann über die Wachau und Niederösterreich. Irgendwo biegen wir in Richtung Süden, also in Richtung Steiermark, ab und kommen dann zu unserem festen Quartier beim Statteggerwirt am Rande von Graz. Dort bleiben wir 10 Tage, um dann über das Eisenerz und das Salzkammergut zurück nach Passau zu fahren. Dort werden die Rotaxe wieder auf den Hänger geladen und dann gehts ab nach Norden – ins heimische Hessen. In etwa so sollen Hin- und Rückreise ablaufen, aber natürlich sind wir flexibel und können die Planung jederzeit ändern.

Tag 1  – 18. August 2010: Die Anreise, die Donau, Linz und Niederösterreich

Tag 2  – 19. August 2010: Wallfahrtsorte, Höllentäler und die Steiermark

Tag 3  – 20. August 2010: Schraubereien, Engländer und andere Oldtimer

Tag 4  – 21. August 2010: Pässe, Almen und der Schöckl

Tag 5  – 22. August 2010: Ein Radrennen, der Kaiser-Josefs-Platz, im Puch-Museum und die Oststeiermark

Tag 6  – 23. August 2010: Eine Reise in die Vergangenheit und ein richtig fauler Tag

Tag 7  – 24. August 2010: Die Weinebene, der grosse Regen und viel Kultur in Graz

Tag 8  – 25. August 2010: Über die Südsteiermark nach Slowenien

Tag 9  – 26. August 2010: Eisenerz und das Salzkammergut

Tag 10  – 27. August 2010: Rücksturz zur Erde – Servus Österreich

 

Am Ende der kleinen Reise haben unsere Maschinen 2100 km mehr auf dem Tacho, Jürgens Emme sogar noch 300 km mehr. Das ist natürlich keine Weltreise, aber etwas mehr als meine üblichen Wochenendtrips ist das schon. Die Emmen mit ihren Rotax-Motoren haben uns nicht im Stich gelassen, wir sind niemals liegen geblieben. Und die notwendigen kleinen Schraubereien hätten wir auch nicht missen wollen. Zu den 2100 km kommen dann noch 1000 km Anfahrt und Rückfahrt mit PKW und Hänger.
Für die 2100 km hat mein Rotax 87 Liter Super gebraucht, was einem Verbrauch von 4,1 l/100km entspricht. Das liegt unterhalb dessen, was ich im Vogelsberg brauche und ist sicher die Konsequenz der geringeren Geschwindigkeiten und natürlich meiner Blümchenpflückermentalität.

Überrascht hat uns die Ersatzteilsituation für unsere Rotaxmotoren in Österreich. Es ist quasi so gut wie nichts für den Rotax 504 oder den 506 zu bekommen. Österreichische Kenner haben uns mehrfach auf Deutschland verwiesen, dort sei die Situation besser. Sehr sonderbar! Ich hab tatsächlich geglaubt, dass beim Stützpunkthändler für KTM noch nagelneue Motoren unter der Theke stünden.

Und eines ist klar: Unser Rotaxmotor ist für Österreich eigentlich völlig ungeeignet. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen, verbunden mit der Gebirgslandschaft, führen dazu, dass Du so gut wie immer im falschen Gang fährst. Eine ewige Schalterei ist die Folge. Hier wäre ein Motor angebracht, der durch längeren Hub oder grössere Schwungmassen sowie ein passend abgestuftes Getriebe grössere Elastizität bietet. Gut, unser Rotax mit seinem Ursprung als Wettbewerbsmotor hatte andere Ziele, aber die Wahl von MZ für den 504 war wirklich nicht optimal. Und dennoch mag ich diesen Motor!

 

Bei den MZ-Freunden Mandeln

Auf dieses Treffen habe ich mich schon das ganze Jahr gefreut – und dann kam doch wieder etwas dazwischen. Mit einem Wochenend-Camping-Urlaub wurde es jedenfalls nix, aber ein Tagesbesuch am Samstag war zum Glück noch drin. Tröstlich, dass ich immerhin ein paar Stunden verbringen konnte beim Treffen der MZ-Freunde Mandeln in Oberdieten.

Das es mit dem kompletten Wochenende in Mandeln nicht klappt, war bereits am Freitag klar. Der nächste Plan war, am Samstag ganz früh morgens zu starten, um dann pünktlich zum Frühstück beim Treffen zu sein. Guter Gedanke, die Mandelner machen nämlich ein wunderbares Frühstück. Aber auch das klappte nicht, wegen akutem Schlafmangels in der Nacht. Entsprechend schlecht drauf bin ich dann am morgen.
Aber immerhin komme ich um 7:30 weg. Und wie (fast) immer, wenn ich nach Mandeln fahre, geht genau dann, als ich zur Haustür hinausgehe, ein kleiner Schauer herunter. Ist aber nur kurz und das kann mich heute nicht aufhalten. Es ist schön kühl, die Strassen sind stellenweise noch richtig nass und immer wieder geht mal ein kurzer Schauer nieder. Also eigentlich ideale Bedingungen und wesentlich angenehmer, als die Gluthitze der vergangenen Wochen. Das ist aber jetzt keinesfalls eine Kritik am heissen Sommer 2010 – nein, so etwas wird man von mir nicht hören. Trotzdem ist es angenehmer, wenn die Temperaturen deutlich unterhalb von 30 Grad liegen – so wie heute eben.

Bis ins Gladenbacher Bergland fahre ich nonstop und geniesse die Kühle, den geringen Verkehr, die herbe Schönheit der Landschaft im Hinterland und den sonoren Zweitaktsound meiner TS. Die Akustik wird nur ganz wenig getrübt durch die starken Windgeräusche im Helm, verursacht durch die winzige Lenkerverkleidung an der MZ. Aber weil die so hübsch ist, kann ich sie im Moment nicht abschrauben.

Hinter Ober- oder Niedereisenhausen wird das Wetter besser, die Sonne kommt heraus und die Strassen werden trocken. Hier bin ich bereits im Lahn-Dill-Kreis und werde in kürzester Zeit Oberdieten und das MZ-Treffen erreichen.

Angekommen am Ort des Geschehens, der Schutzhütte auf der Anhöhe am Ortsrand von Oberdieten. Diesmal haben die Mandelner strikt auf die Ordnung geachtet: Links werden die Maschinen abgestellt und rechts werden die Zelte abgebaut. Diese Planung tut dem Treffen sehr gut - jedes Jahr verbessern die Ausrichter etwas, und wenn es nur solche Kleinigkeiten sind.

Der erste, der mir vor die Kamera kommt, ist Nordlicht Uwe aus Holland, der gerade unter tatkräftiger Dresdener Hilfe sein Zelt aufbaut.

Zum ersten mal sehe ich heute Uwes Skorpion. Ein schönes Reisemotorrad, aber ich muss gestehen, dass mir seine Country mit dem Rotax-Motor doch noch besser gefallen hat.

Nachbar Egons Gelbe Gefahr, das schöne blau-weisse ES-Gespann von Dieter aus Dortmund und ein seltener Polizei-Skorpion.

Aha, das gepflegte Rotax-Gespann von Holger - nach Motorreparatur scheint es jetzt wohl einwandfrei zu laufen.

Und dennoch dieses Schild: "Zu Verkaufen". Warum nur? Der Grund ist ein gewaltiges Yamaha Fazer-Gespann, in das sich Holger verliebt hat. Immerhin ist da ja noch Holgers ETZ-Gespann, mit dem er der MZ-Szene treu bleibt.

Weitere bekannte Gesichter laufen mir vor die Linse: Dominik, Friedel und die schöne blonde Lady, die ich zwar schon gesehen habe, aber deren Namen ich nicht weiss. Beim nächsten mal frag ich sie einfach.

Nachbarin Ruth frisch und ausgeschlafen wie das blühende Leben. Zusammen mit Egon sind die Nachbarn mit zwei Gespannen hier aufgelaufen - angeblich, weil das viele Gepäck mit einem Gespann nicht mehr zu transportieren ist. Unter anderem befindet sich immerhin eine elektrische Nähmaschine in einem der Boote - zum Aufnähen von Patches.

Mecki hat sein Dieselross ins Rothaargebirge getrieben - kein Weg ist diesem Fahrensmann zu weit. Bedenkt: Er kommt aus Stuttgart.

Hier wird ein ausgeklügelter Test vorbereitet: Zwei Rotax-Gespanne werden für einen Vergleichstest vorbereitet. Carsten sitzt bereits auf dem Gespann von Holger ...

... und Holger hat gerade auf Carstens Gespann Platz genommen. Der Test gilt insbesondere dem Systemvergleich zwischen einem Standard A2-Auspuff und einer angepassten Ducati-Sebring-Tüte.

Trotz erheblicher Gegenwehr bekomme ich auch Birgit von den MZ-Freunden Mandeln vor die Linse. Dass sie mich als lästigen Paparazzo bezeichnet, muss ich wohl hinnehmen. Und die Teeflecken auf Hose und Shirt - wen stören die auf einem Motorradtreffen?

Eine gutgelaunte Truppe, die sich in der englischen Motorradszene bestens auskennt und von einem schönen Sammy-Miller-Motorrad-Museum zu berichten weiss. Was mich daran erinnert, dass ich in diesem Leben noch einmal mit dem MZ-Gespann auf die Insel möchte.

Philosophische Diskussion zwischen Klaus und Friedel über die Zuverlässigkeit oder auch Unzuverlässigleit von Motorradfahrern hinsichtlich ihrer Teilnahme an Treffen.

Allgemeine Bewunderung finden die schicke grüne ETZ und ihr Besitzer mit dem passenden Trainingsanzug dazu. Passt zwar nicht farblich, aber der Schriftzug machts aus.

Nachdem Dominik einige Vogelarten bestimmt hat, diskutieren wir über diverse englische Motorräder wie Panther, BSA und Norton. Nicht auszuschliessen, dass Dominik nach einer germanistischen Ausbildung irgendwann mit dem Zug nach England fährt, dort ein (britisches) Motorrad kauft und auf eigener Achse nach Schland überführt. Etwas, was ich im Jahre 1987 feige versäumt habe.

Dieter aus Dortmund, der Fahrer des schicken blau-weissen ES-Gespanns.

Ruth berichtet von den verbesserten Fahreigenschaften ihres Rotax-Gespanns nach Einbau der Schwabel. Mecki ist nicht ganz überzeugt, fährt er doch seit Jahr und Tag das dieselige Diesel-Gespann mit der originalen Gabel.

Spätbremser und Nachbar Egon wirkt auf mich noch nicht so richtig ausgeschlafen.

Meine neue Bekanntschaft: Emma, Beifahrerin in einem MZ-Gespann und Trägerin des grünen MZ-Halstuches, beschäftigt mich einige Zeit mit ihrem gelben Tennisball. Immer mehr bekomme ich ein Faible für kleine Hunde .....

Friedel hat das silberne ETZ-Gespann gesattelt, um den Tank für die mittägliche Ausfahrt zu füllen. Es soll auf die Sackpfeife gehen - eine schöne Route, aber ich nehme eigentlich nie an gemeinsamen Ausfahrten teil. Und Dominik wird statt dessen eine Exkursion nach Marburg unternehmen - ich denke, das wird er nicht bereuen.

Mittlerweile habe ich mich bis zur Schutzhütte am Ende des Platzes vorgekämpft. Tatsächlich könnte ich immer noch ein Frühstück bekommen, aber ich habe es eigentlich aufgrund des späten Kommens nicht verdient.

Jetzt findet sich vor der Schutzhütte eine illustre Gruppe ein, die innerhalb kürzester Zeit nahezu aller Probleme unserer Zeit durchdiskutiert und kommentiert. Egon und Nordlicht Uwe haben soeben das Thema Handies, SMS sowie weitere mulimediale Themen abgehandelt.

Bei Mecki und Nordlicht Uwe hingegen geht es mehr um Navigationssysteme, weite Reisen, Strassen dritter Ordnung und Motorkonstruktionen von Richard Küchen. Der Zuhörer geniesst und schweigt. Diese Gespräche sind eigentlich das Salz in einer Treffensuppe und der Grund, warum ich so gern Treffen besuche.

Doro und Carsten verbringen ein kinderfreies Treffen, bevor es am Montag in den anstrengenden Arbeitsurlaub geht.

Egon zeigt nicht ohne Stolz sein neues Handy und berichtet, dass man damit auch Fernsehprogramme empfangen kann. Vorführen kann er das allerdings nicht - ist eine rein theoretische Betrachtung. Aber Carsten schaffts und nach wenigen Minuten läuft Phoenix auf dem High-Tech-Handy. Um den Ton zu hören, musst Du dir das Handy aber ans Ohr halten - und das ist der kleine Haken an der Sache, wie Dominik nachweist.

Das nette Ehepaar aus dem Rheinland mit dem Silverstar-Gespann ist wieder da und ich freue mich, die beiden hier zu treffen. Deren Gespann war 2005 immerhin der Auslöser dafür, mir ebenfalls ein Silverstar-Gespann zu bauen und ich habe viele Anleihen bei den beiden genommen.

Perfekt wie gewohnt die Versorgungszentrale der Mandelner. Der Geruch sagt es überdeutlich: Bald, sehr bald, wird es eine leckere warme Mahlzeit geben.

Nach seinem schweren Motorradunfall vor ziemlich genau einem Jahr ist Eric "Ickes" wieder dabei - das ist eine richtig gute Nachricht.

Hans Schmidt kommt diesmal mit der 38er Triumph. Wirklich spektakulär sind aber die Bilder, die er von seiner restaurierten Benelli-Rennmaschine zeigt. Ein Motorrad von atemberaubender Schönheit mit obenliegender Nockenwelle, Haarnadelventilfedern und Ölkühler. Und das bei einem Vorkriegsmodell! Wäre toll, diese Maschine beim nächsten Treffen in Mandeln live zu erleben.

Das ist Meckies dieseliger Diesel, der seit geraumer Zeit pannenfrei seine Ziele erreicht - beinahe jedenfalls. Denn einmal wurde der Tank mit Benzin gefüllt, und das nimmt auch die robusteste Dieselemme übel.

Auch wenn die V-Strom ein echter Joghurtbecher ist: Dieses Gespann hat was und gefällt mir richtig gut.

Dominiks Alltags-Emme, die bereits die 50.000 km-Marke überschritten hat.

Egon demonstriert sein wohlgefülltes Ersatzteillager für das Rotax-Gespann. Alles dabei - natürlich bis auf das, was wirklich kaputt gehen wird.

Sehr schöne ES250/0 oder ES300 - das bestärkt meine Pläne, meine ES zur Solomaschine zurückzubauen und statt dessen ein TS-Gespann auf die Räder zu stellen.

Jedes Jahr beeindruckend für mich ist der Blick von der Schutzhütte ins Lahn-Dill-Bergland.

Dieses Jahr sind relativ viele ES250/0 oder /1 hier vertreten.

Sehr hübsch die blauen Mastiffs im Doppelpack.

Das Rheinländer Ehepaar schlendert über den Platz und schaut besonders nach Skorpions. Nicht ohne Grund: Die beiden denken über ein Skorpion-Gespann nach. Hätte etwas mehr Power als die Silverstar, die aber auf jeden Fall behalten wird. Mal sehen, was aus den Plänen wird.

Auch ein grüner Elefant ist in Oberdieten vertreten und wird soeben mit einem einzigen Kick für die gemeinsame Ausfahrt zum Leben erweckt. Dominik hat recht, wenn er das Motorengeräusch mit dem eines englischen Twins vergleicht.

And now, Ladies and Gentlemen, kick your bikes into live. Der Korso hat sich zur gemeinsamen Ausfahrt Richtung Sackpfeife versammelt.

Jens von dem Mandelner MZ-Freunden wird die Ausfahrt nicht mitmachen und auf dem Platz verbleiben - wer ahnt, wie oft er schon die Sackpfeife herauf- und heruntergefahren ist.

Nachdem der Motorradtross sich auf den gemeinsamen Weg gemacht hat ......

.... wird es Zeit für mich, den Rückweg anzutreten. Trotz der dunkelen Wolken über Bottenhorn bleibt die Fahrt völlig regenfrei und ich komme trocken und durchaus zufrieden wieder in Mücke an. Noch schöner wäre es jedoch gewesen, das Wochenende komplett in Mandeln zu verbringen. Beim nächsten mal klappts wieder!

Erneut zum 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffen nach Völkershausen

Nachdem ich bereits am Freitag mit der Planeta auf dem Ostbock-Treffen in Völkershausen war und es mir dort extrem gut gefallen hatte, war die Entscheidung für den Sonntag klar! Weil es so schön war gings nochmal zum 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffen nach Völkershausen.

Beim Tagesbesuch am Freitag mit der Planeta ging es ja auch um das Fahrerlebnis und die herrliche Rhön-Gegend. Deshalb habe ich mit der IZH nur die allerkleinsten Sträßchen benutzt. Heute mit der Silverstar, immerhin mein schnellstes Motorrad, wollte ich aber flott unterwegs sein. Habe deshalb auch keine Bundesstrassen gemieden sondern ab Hünfeld die gut ausgebaute B84 benutzt. Und ich muß sagen: Auch diese Art zu fahren hat ihren Reiz. Mit Dauertempi zwischen 100 und 120 km/h komme ich auch sehr gut voran und bin ruckzuck in Völkershausen bei den Ostböcken.

Bereits um kurz nach 7:00 starte ich den Rotax und fahre ohne Pause durch bis Hünfeld. Hier wird getankt und dann gehts auf die B84 in Richtung Rasdorf, Buttlar und Vacha. Und dann bin ich schon so gut wie in Völkershausen. Muß nur noch den schönen Ort Busengraben links liegen lassen.

Den Sportplatz in Völkershausen finde ich natürlich noch, und wer läuft mir als erstes vor die Linse: Die Grünberger AMC-Truppe mit K.-O., Andreas und Martin. Am Freitag bei meinem ersten Tagesbesuch waren die Burschen unterwegs, um die Thüringische Rhön zu erkunden.

Die Diesel-Enfield von Martin sehe ich jetzt endlich auch einmal. Und wie man sieht, reist Andreas nur noch mit dem Tipi. Ein äußerst praktisches Zelt und sehr schnell auf- und abgebaut.

Andreas hat es noch rechtzeitig vor dem Treffen geschafft, sein Emmen-Gespann neu zu lackieren. In Rot-Schwarz sieht es ausgesprochen gut aus - wie mein ES 250/1-Gespann. Ist eben eine gute Farbe.

Und was ist das? K.-O.'s grünes Gespann erstrahlt in leuchtendem Blau. Fleißig fleißig, und sehr hübsch. Aber dann verrät mit K.-O., daß dies sein neues Gespann ist: Eine MT16 mit angetriebenem Seitenwagenrad. Hat er fertig so in Blau gekauft und sein grünes Gespann ist natürlich nach wie vor grün.

Jetzt eine schnelle Platzrunde, bevor alle Zelte abgebaut und alle Besucher abgereist sind. Die grüne MZ steht schon abfahrbereit da und da ist kein zugehöriges Zelt mehr in der Nähe.

Eine 350er EMW, ein herrlicher Eisenhaufen. Und dieses Exemplar wird bewegt und gefahren - so muß das sein.

Andreas der Kahlgryndige - er hat es also doch geschafft. Am Freitag war die IZH-Truppe noch nicht am Ort, aber wir müssen uns nur knapp verpasst haben. Das bisher größte europäische IZH-Treffen hat also noch immer nicht stattgefunden.

Aber immerhin und auch ohne mich sind heute zwei IZH anwesend. Die Spessart-Truppe mit Andreas und Roger (beide IZH Jupiter) sowie Thomas und Molotough (beide MZ-Gespann) hält die Zweitaktfahne hier angemessen hoch.

Oops, Selina ist aber verdammt groß geworden. Dabei waren sie doch erst neulich bei uns in Mücke. Naja, ist auch schon wieder über ein halbes Jahr her.

Erstmalig sehe ich das schwarze Jupiter-Gespann mit der BMW-Schwinge von Andreas leibhaftig vor mir. Ein vergleichender Zug am Kupplungshebel zeigt mir: Etwas schwergängig, aber leichter als meine Planeta-Kupplung. Und dann ein Vergleich mit Rogers Jupiter-Kupplung: DIe zieht sich sanft und leicht wie eine japanische Kupplung. Gibts doch gar nicht!

Roger und Andreas sind ein wenig im Packstress, daher will ich sie nicht allzu sehr mit Fachgesprächen über die Izhevsker Produkte nerven. Aber ein bisschen was geht natürlich.

Psycho-Motorik - das ist der Name von Rogers Jupiter und ein wenig ist der Name Programm. Obwohl: Der Motor ist jetzt überholt, er läuft schön ruhig und klingt für meine Ohren vertrauenerweckend. Und diese Kupplung .......

Andreas verzurrt sein minimalistisches Gepäck, Roger packt immer noch seine Aurüstung zusammen, Molotough bindet immer mehr Gepäckstücke auf die MZ, gegenüber wird die kleine BW-Herkules immer voller und voller - nur Thomas sitzt wie ein ruhender Pol inmitten der Packorgien und ist quasi fertig. Nur noch den Campingstuhl ins Boot und er könnte starten. Das nenne ich Logistik.

Weiter über den Platz. "Make my Day" steht auf dem Tank dieses Russen - und wo macht dieser Spruch von Dirty Harry mehr Sinn als auf einem russischen Dreirad.

Bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass hier ist schraubaer42 mit seinem Explorer. Diesem Herrn habe ich meine Liebe zur Planeta zu verdanken - und dann verkauft er dieses Motorrad wegen eines schnöden Boxers!

Max und Freundin (verdammt, Namen vergessen! Hilfe, Max!) natürlich auch beim Packen. Beide wirken ein bisschen fertig - die Hitze dürfte sie mulo gemacht haben. Bei Mecki hat die Hitze sogar zu vorzeitiger Abreise am Samstag geführt.

Schokoladengespann aus Unna.

Eigentlich hab ichs ganz gern, in die Aufbruchstimmung eines Treffens zu geraten.

Olala, Max und Feundin habe ihre Jawaemme sehr schnelll bepackt und treten bereits den Heimweg an. Die Hitze ist mittlerweile derart, dass sie fast nur im Fahrtwind zu ertragen ist. Gute Heimfahrt, ihr beiden!

So sieht ein minimalistisch bepacktes IZH-Gespann aus. Kaum zu erkennen, daß Selina bereits im Boot sitzt und auf die Abfahrt wartet.

Molotoughs Gespann wirkt immer irgendwie unfertig bepackt, aber dennoch ist er quasi startklar.

Die Spessart-Gruppe mit den IZH- und MZ-Gespannen ist abfahrbereit. Alle habe sich in leichte Motorradbekleidung geworfen, denn der Planet brennt vom Himmel wie eine Supernova.

Andreas dreht ein paar Runden auf der Wiese, um ein wenig Fahrtwind zur Kühlung zu produzieren. Die Jupiter ist ein wenig zäh angesprungen und räuchert während der ersten Minuten ganz ordentlich.

Und jetzt startet die Gruppe wirklich. Der Rückweg soll über den Vogelsberg gehen, um die allerschlimmsten Spessart-Höhen zu vermeiden. Gute Fahrt und gutes Ankommen!

Am Rande des Treffen wird der Zylinderkopf des Coesfelder Gespann beschraubt. Keiner der Beteiligten wirkt nervös, dürfte also nix schlimmes sein. Ich starte jetzt auch wieder - mir wird einfach zu warm.

Auch zurück nehme ich die "schnelle" Route und halte für meine Verhältnisse recht selten an. Aber am Kaliwerk Unterbreitzbach muß es sein.

Ebenso wie am alten Grenzturm bei Rasdorf mit Blick auf das Ulstertal und die Kuppen der Rhön.

Auch der Pilot möchte zusammen mit dem alten Grenzturm abgelichtet werden. Tun wir ihm den Gefallen.

Dann gehts nonstop bis Schlitz, wo ich mal wieder einen Blick in den Laden vom Zweirad-Zöller werfe. Natürlich ohne irgend etwas Hübsches für mich zu finden.

Und nach der letzten Pinkelpause, jetzt schon wieder im tiefen Vogelsberg, bin ich pünktlich zum Mittagessen wieder daheim. Eine schöne flotte Fahrt, mit netten Leuten zumindest mal kurz gesprochen - was will ich mehr an einem Sonntag Vormittag.

Nachtrag: Zu diesem Treffen gab es weitere Berichte und Bilder, u.a. vom Kahlgryndigen, von Roger, von Thomas, von Paul usw. Und auf einem habe ich mich doch tatsächlich selber wieder gefunden.

 

3. Thüringer Ostmotorrad- Treffen Teil 1

Bis zum Schluß bin ich im Zweifel, ob ich die Planeta für die Fahrt nach Völkershausen in der Rhön nehmen soll. Mein Vertrauen in Kupplung und Getriebe der Russin sind doch arg getrübt. Aber nachdem die letzten Fahrten in Sachen Kupplung halbwegs ordentlich verlaufen sind, entscheide ich mich am Freitag Morgen dann doch für meine Planeta. Irgendwie habe ich das Gefühl, mit diesem Kleinod des russischen Maschinenbaus immer anzukommen – irgendwie. Ein weiterer Grund sind Andreas und Roger mit ihren Jupiter-Gespannen, die ihr Kommen angekündigt haben. Das würde nämlich bedeuten, dass auf diesem Treffen mindestens drei IZH auflaufen – spektakulär.
Und so starte ich am Freitag gegen 10:00 meine Polja mit einem Kick und mache mich auf den Weg in die Rhön. Sind so ungefähr 120 km, wenn ich die schöne Route quer durch den Vogelsberg bis Schlitz nehme, dann die etwas nervigen 18 km bis Hünfeld, dort ins Nüsttal abbiege und dann über Hofaschebach, Spahl und Geisa nach Völkershausen fahre. Sind zum grossen Teil allerkleinste Strässchen – so hab ich das gern.

Das Wetter ist um 10:00 bereits fantastisch und fast bis Lauterbach gehts nonstop. Erst bei Wallenrod muss ich anhalten: Das gewaltige Sägewerk gibt einen passenden Hintergrund zur IZH. Beides sind Materie gewordene Beweise für die technologische Überlegenheit russischer Technik. Aber halt: Das Sägewerk ist ja gar nicht russisch, sondern wurde von Österreichern erbaut. Egal.

Kleine Zwangspause bei Michelrombach - der Vogelsberg ist jetzt durchquert, ich befinde mich im Landkreis Fulda und dürfte etwa die Hälfte der Strecke hinter mir haben. Die Planeta läuft einwandfrei und auch die Kupplungs tut noch ordentlich ihre Pflicht, lediglich der 2. und 3. Gang springen manchmal raus. Ich werde mittelfristig einen Motor neu aufbauen müssen.

Der Wachturm irgendwo zwischen Spahl und Geismar zeigt mir, dass ich mich unmittelbar an der ehemaligen Grenze befinde. Hier beginnt die Rhön und die Gegend ist von beeindruckender Schönheit.

Hier im Unesco-Biosphären-Reservat Rhön könnte ich alle 5 Minuten anhalten und die Gegend betrachten. Ab und zu mach ich das auch. Die letzten Kilometer sind ein wenig schwierig, weil häufig Hinweise auf die kommenden Orte fehlen. Aber dann frag ich einfach und das macht sowieso mehr Spass.

 

Angekommen! Das ist der Sportplatz in Völkershausen und hier findet das 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffen statt. Paul, der Organisator, ist vor ein paar Jahren aus dem Ruhrpott in die thüringische Rhön gezogen. Schätze, dass hat er nie bereut.

Es stehen bereits etliche Zelte auf dem Platz und auch einige Motorräder sind zu sehen. Die meisten aber befinden sich auf der gemeinsamen Ausfahrt, die heute eine Rundfahrt zu mehreren Burgen beinhaltet.

Ein kleiner Rundgang über den Sportplatz beginnt. Der Besitzer des schönen SV aus Nidderau berichtet von Pauls Sonntagstreff an der Emberghütte. Kenne ich zwar, aber in diesem Jahr war ich noch nicht dort. Das soll sich ändern.

Die beiden Russentreiber unterbrechen ihr technisches Gespräch und lächeln freundlich in die Kamera.

Jetzt ist es bereits Mittags und die Sonne knallt ordentlich vom blauen Himmel. Der nicht mehr ganz so junge Schäferhund wärmt sich im heissen Heu den Pelz und ich muss erstmal aus den Motorradklamotten.

Auch irgendwie ein Ostbock: Enfield India mit putzigem Hänger. Diese praktischen Motorradhänger tauchen jetzt immer häufiger auf - an einer Enfield sehe ich sowas aber zum ersten mal.

Auffällig viele Russengespanne sehe ich heute mit BMW-Motor. Das erinnert mich an das Dnepr-Gespann mit R60/6-Motor meines Kollegen Eckhard, dass ich nicht gekauft habe. Hätte ich vielleicht doch sollen?

Nochmal Russe mit BMW-Herz. Diese ältere Ausführung mit den runden Ventildeckeln passt schon besser zum russischen Stil.

Kein Ostbock - oder reicht bereits der russische Seitenwagen für dieses Prädikat? Das Entscheidenden sind aber ohnehin die Menschen hinter den Maschinen, oder?

Ehemaliges UN-Gespann, vormals in weiß, jetzt mattschwarz überlackiert. So ein weißes Gespann mit dem UN-Zubehör hätte auch was. Das Gespann kam aus Bonn über den Westerwald, den Lahn-Dillkreis und den Vogelsberg hierher - eine schöne Route.

Der Besitzer des UN-Gespanns erzählt ein wenig über seine Erfahrungen mit dem ehemaligen Importeur Haubrich - und das sind keinesweg nur schlechte Erfahrungen.

Das Gespann aus Dresden wird beschraubt: Nach dem Tanken sprang die 750er einfach nicht mehr an und musste ins Heerlager abgeschleppt werden. Aber kein Problem, eine neue Elektronikzündung sowie eine neue Zündspule befinden sich im Ersatzteilpaket und nach dem Austausch läuft der Motor mit einem Kick wieder.

Die Aufkleber auf dem Boot entsprechen der Realität: Da ist das Gespann schon überall gewesen und immer wieder aus eigener Kraft heim gekommen.

Mittlerweile ist es derat heiss, dass ich mich der Funktionsunterwäsche entledige. An den Tischen im Hintergrund sehe ich vor meinem geistigen Auge die Ostbocktruppe den langen warmen Abend geniessen - und das ohne mich.

Und dann bollert ein MZ-Gespann heran - allerdings mit MZ-untypischem Klang. Klar, dass ist Mecki mit der Diesel-MZ aus Stuttgart.

Mecki sucht sich einen schönen schattigen Zeltplatz, geschützt vor Sonne, Regen und Sturm. Daran erkennst Du den erfahrenen Treffenbesucher.

Kurz vor Mecki ist Max mit der Jawaemme eingetroffen - und ich habe hier nur ganz knapp ein Foto mit Unterhosenmotiv verpasst. Aber schön, dass ich Max jetzt endlich kennenlerne - bisher war er mir nur virtuell bekannt.

Die Jawaemme hat durch die Jawateile wie Tank, Sitzbank und Vorderradkotflügel eindeutig gewonnen: Ist ein richtig schickes Motorrad geworden.

Mein Rundgang ist beendet und ich trete den Rückmarsch an. Mecki hat seinen Zeltaufbau erledigt und berichtet, dass er auf der Autobahn von einem roten Russengespann mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuß überholt wurde. Der Fahrer hätte einen auffälligen Vollbart. Mhhm, ich habe da so eine Ahnung.

Wer trägt Vollbart, fährt ein rotes Russengespann und ist immer schnell unterwegs damit? Na, wer kann das sein?

Exakt, es ist der Scheppertreiber mit dem Toten Oktober. Muß aber dazu sagen, dass ich dieses Wissen bisher nur virtuell hatte - real sehe ich den Scheppertreiber heute zum ersten mal, und hab ihn trotzdem sofort erkannt. War mir ein echtes Vergnügen.

Den "Drachen" habe ich auf der Emberg-Hütte dagegen schon mal real gesehen - damals aber noch solo und ohne den schicken Hänger. Auch die gehäkelte Klorolle scheint mir relativ neu zu sein.

Der Dresdener Uralfahrer berichtet von der gestrigen gemeinsamen Ausfahrt zum Rößberg bei Geisa. Von seinem Gipfel hat man eine hervorragende Sicht ins Ulstertal, auf die Hohe Rhön, die Kuppen- und Vorderrhön. Das animiert mich, diesen Berg aufzusuchen. Im Hintergrund ist er zu sehen und bei genauem Hinschauen erkennt man auch das gewaltige Kreuz auf dem Gipfel. Dummerweise finde ich aber den Zugang zum Aufstieg nicht.

Und nach einem guten Mittagessen in Spahl ist es plötzlich schon wieder Zeit, nach Hause zu fahren. Die IZH-Truppe mit Andreas, Roger und Thomas ist bisher nicht eingetrudelt und das grösste deutsche IZH-Treffen hat somit heute nicht stattgefunden. Auch die Grünberger Truppe mit Andy, K.-O. und Martin ist wohl noch unterwegs. Hätte zu gern noch einige Zeit hier verbracht, aber das geht nicht und so mache ich mich auf den Heimweg.

Technische Meisterwerke unter sich: Die grösste Eisenbahnbrücke Europas bei Fraurombach und eines der meistgebauten Motorräder des Ostblocks.

Letzter Stop im Vogelsberg auf der Anhöhe vor Vadenrod mit Blick auf Storndorf. Das war ein schöner Tag heute: Die Planeta hat durchgehalten, die Gegend war wunderbar, es gab interessante Ostböcke und noch interessantere Ostbockfahrer. Nach über 250 km sind wir am frühen Abend wieder im heimatlichen Mücke.

Und weils so schön war, bin ich am Sonntag Morgen nochmal nach Völkerhausen gefahren. Deshalb gibt es einen Teil II des 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffens.