Chaotische Pannenausfahrt mit 4 Gespannen

Nachdem der Umbau meines Silverstar-Gespannes abgeschlossen ist, wird eine grössere Probefahrt geplant. Verbunden werden soll dies mit einer gemeinschaftlichen Ausfahrt, an der der vier Gespann teilnehmen sollen. Aber diese Aktion geht gründlich schief und wir erleben die chaotische Pannenausfahrt des Jahres.

Trotz ziemlich schlechter Wetterprognosen für den heutigen Samstag wird beschlossen, dass ab Mittag eine Gespannausfahrt mit unserem Gast Heiko aus Berlin, Ruth, Egon und meiner Wenigkeit stattfinden wird. Das bedeutet, dass 4 Gespanne, davon 3 Rotax-MZ, gemeinsam durch den Vogelsberg touren werden. Vorher werden ein paar kleinere Wartungsarbeiten an Heikos Silverstar-Gespann durchgeführt. Eine Fahrt mit vier Gespannen – das verspricht ziemlich viel Spass. Aber wie so oft kommt es anders, als man denkt: Vier Gespanne laufen aus – drei Gespanne kehren zurück.

Als ich um 9:30 die Schrauberhalle betrete, haben Egon und Heiko den Ölwechsel am Silverstar-Gespann bereits beendet. Zwar haben sie zum Ablassen des Öls die falsche Schraube am Rahmenrohr gelöst, aber naja, so gehts natürlich auch - wenngleich mit deutlich mehr Ölsauerei als nötig.

Aber die Wartungsarbeiten gehen weiter: Der Zahnriemen wird gewechselt und Egon zeigt Heiko, wie diese wichtige Arbeit korrekt durchgeführt wird. So soll es sein: Hilfe zur Selbsthilfe. Gerade wird die richtige Lage der Markierungen auf Kurbel- und Nockenwelle gezeigt.

Die schlecht sichtbaren Markierungen werden gelb (wie auch sonst) nachgezeichnet. Anschliessend trocknet Heiko die nassen Farbmarkierungen mit dem Fön. Nebenbei wird das gepflegte Haupthaar behandelt.

Die Wartung geht weiter: Bei der Kontrolle der Bremsbeläge stellt man fest, dass ein Kolben des Bremssattels extrem schwergängig ist. Also schnell den Sattel zerlegt und gängig gemacht.

Pünktlich nach Abschluss der Wartungsarbeiten setzt starker Regen ein. Dennoch sammeln sich die vier Gespanne und machen sich bereit. Aufgrund der Wetterlage wird beschlossen, sich westwärts zu halten - da soll das Wetter etwas besser sein.

Bereits nach 4 km gibts die erste Zwangspause: Die Scheibenbremse von Heikos Gespann wird extrem schwergängig und blockiert letztendlich das Vorderrad. Ursache: Die Einstellschraube an der Handbremspumpe wurde etwas zu stark vorgespannt. Egon muss einen 4er Inbus von zuhause holen, um das Problem zu beheben. Gleichzeitig greift die Bremse an Ruths Rotaxgespann ins Leere. Das ist nicht auf die Schnelle zu reparieren und so wird das Gespann zurück in die Schrauberhalle befahren und Ruth steigt zu Egon in den Seitenwagen.

Weiter geht die Reise, jetzt nur noch mit 3 Gespannen. Hinter Homberg höre ich in Linkskurven Schleifgeräusche vom SW-Rad. Beim Stop am Rondinchen geht das Gas nicht mehr zurück. Wir stellen fest, dass 1. der Kabelstrang von der hinteren Seitenwagenleuchte komplett durchgeschliffen ist und 2. der Gaszug aufgesplissen ist und in der Aussenhülle hängt. Na Bravo, das ist ja eine Jungfernfahrt nach Mass.

OK, einen Ersatz-Gaszug habe ich immer im Boot und wir wechseln den defekten Zug. Das durchgeschliffene Kabel lasse ich erstmal so. Habe zwar keine Beleuchtung mehr am Seitenwagen, aber dann werde ich eben in die Mitte genommen. Nach der Schrauberei am Rondinchen gönnen wir uns alle einen Augenblick die schöne Aussicht.

Während Egon und ich den Gaszug wechseln, telefoniert Heiko mit Berlin. Sein fieser Plan, während der Schrauberei unauffällig unsere Sitzbänke zu vertauschen, misslingt zum Glück.

Dank Reservezug und vorhandenem 3er Inbus ist mein Gespann schnell wieder fahrtüchtig. Bei der Aktion bemerken wir noch, dass ich vergessen habe, 2 Muttern der Kotflügelbefestigung anzuziehen. Schlampig, sehr schlampig.

Irgendwie haben jetzt alle die Lust an einer grösseren Tour verloren und wir beraten über den Fortgang des Tages. Der weise Entschluss des Grossen Rates lautet, nach Homberg in die Eisdiele zu fahren und einen Riesenpott Kaffe zu trinken und ein leckeres Eis zu verputzen. Aber auch das geht schief, denn die Homberger Eisdiele ist noch nicht wirklich geöffnet.

Egons altes Yamaha-Gespann ist heute die einzige Maschine, die von Pannen verschont bleibt - Respekt. Wir fahren jetzt nach Merlau in die neue Eisdiele. Und kaum sitzen wir dort überdacht und geschützt, kommt ein gewaltiger Regenguss nieder. Dann lernen wir noch 2 sehr sympathische Biker aus Paderborn und Erlangen kennen und haben genügend Gesprächsstoff für die nächste Stunde. Netter Ausklang eines misslungenen Tages.

 

 

Tieferlegen wie einen Manta

Auf der gestrigen Fahrt mit dem Silverstar Gespann ist mir wieder klar geworden, dass damit doch einiges im Argen liegt. Das Boot kommt viel zu schnell hoch, das SW-Rad springt, der SW-Reifen ist schräg abgefahren – kurz: Ich muss ran ans Gespann. Und deshalb beginne ich heute damit, mein Gespann umzubauen:  Tieferlegen wie einen Manta.

Am frühen Morgen hab ich noch daran gedacht, eine Solofahrt nach Thüringen oder in den Westerwald zu machen, aber die gewaltige Hitze lässt mich umdisponieren: Heute wird geschraubt, und zwar am Silverstar Gespann. Ich will das Boot tieferlegen und gleichzeitig auf einer VA-Platte befestigen. Dann kann ich es später leicht gegen das Superelastik-Boot austauschen. Dann soll noch das Velorex-Federbein gegen eines von Koni getauscht werden. Genau die richtigen Abeiten für einen heissen Sonntag. Auf gehts!

Batterie raus, Kabelbäume zum Boot entfernt, Kotflügel ab und dann die 4 Schrauben des Bootes gelöst. Nach einer Stunde ist mein Gespann gestrippt. Auf dem Gepäckträger des Velorex ruht sich übrigens kein Waschbär aus. Nein, da hat meine liebe Gattin ein Bündel frisch gewaschener Socken abgelegt. Kein Respekt!!!

Nach einer weiteren Stunde sind die 4 Böcke für die Bootsbefestigung abgeflext und ordentlich verschliffen. Dadurch wird das Boot 5 cm tiefer kommen. Mittels 4 VA-Schellen werde ich eine 2-4 mm starke VA-Platte aufsetzen. Dann eine 5 mm starke Gummiplatte und darauf dann das Boot, wieder mit 4 Schrauben an der Platte befestigt.

Das originale Velorex-Federbein war furchtbar: Hart, nicht verstellbar. Damit ist der SW auf schlechten Strassen gesprungen wie ein Springbock - und schlechte Strassen fahre ich ja fast nur. Jetzt kommt ein etwas kürzeres Koni-Federbein hinein, verstellbar in Druck- und Zugstufe.

Rostschutz und 2-3 Lackschichten auf die Rahmenrohre, dann ists genug für heute. Die Hitze lähmt mich. Setze mich aber noch ein Weilchen vor das gestrippte Gespann und gehe ein paar Sachen durch: Könnte das Velorex-Rad durch ein MZ-Rad mit Alufelge ersetzen. Dazu brauche ich aber ein Distanzstück mit 20 mm für das MZ-Rad. Und vielleicht baue ich einen schmalen VA-Kotflügel über das SW-Rad. Mal sehen.

Vom 17. bis 19.6. ist Besuch angesagt: Hermann und Sammy kommen zu einem Schrauberwochenende und helfen bei der Lösung einiger Probleme. Sammy zentriert mir die Jawa-Räder und dank Hermann komme ich mit Kathy, der TS, weiter. Aber vor allen Dingen wird mein Silverstar-Gespann wieder in einen vernünftigen Zustand gebracht. Hier ist das Gespann bereits wieder grundeingestellt und ich kann an den Zusammenbau gehen.

Der vordere Anschluss wurde gegen eine universelle Spannfaust getauscht, damit kriegen wir die Einstellung nach Einbau der 15 bzw. 16" Räder wieder hin. Der Velorexrahmen steht wieder in der Waage und das Boot wird jetzt nicht mehr wie eine aufsteigende Rakete aussehen. Bevors an den Zusammenbau geht, mache ich noch schnell einen Ölwechsel. Ist sowieso fällig und geht leichter ohne Boot. Wie man sieht, hats nur wenig Ölsauerei gegeben.

Mittels 4 VA-Schellen werden nun 2 Platten mit je 2 mm Stärke (VA) an den Rahmen geschraubt. Darauf kann ich jetzt leicht jedes Boot befestigen. Zunächst bleibt noch das Velorex-Boot, aber in absehbarer Zeit muss das einem SE-Boot weichen.

Mal schnell rüber zu Ruth und Egon, wo Steffi und Sammy beim zweiten Frühstück sitzen und gemütlich plaudern.

Allmählich naht für Hermann der Aufbruch, aber vorher wird noch die Kette des Rotax geschmiert. Weisses Kettenspray - brrr!

Sammy ist mit seinem "Laubfrosch" gekommen, den er eigentlich verkaufen möchte. Ein schönes Motorrad, aber natürlich auch ein schwerer Eisenhaufen.

Hier ist zu sehen, was aus einer MZ werden kann, wenn man nicht aufpasst. Erst kommt die Grünfärbung, dann ändert sich das Motorprinzip und plötzlich hast Du als MZ-Fan eine Kawa.

Hermann frisch gegeelt? Weit gefehlt, einer der vielen Regengüsse des Tages hat das Haupthaar in diese aparte Form gelegt. Es wird nicht der letzte Guss dieses Tages sein.

 

In einer Regenpause wird der Rotax angekickt - aufgrund eines defekten Anlassers leider im Moment die einzige Startmöglichkeit. Dann gehts ab Richtung Andernach.

Nachdem ich ein halbes Stündchen weitergeschraubt habe, kommt jetzt ein gewaltiger Regenguss mit Hagel und Gewitter herunter. Klar, wenn der Rainman unterwegs ist kann es nicht anders sein.

Dieses Unwetter hält sich ein Stündchen und ich kann nur hoffen, dass Hermann und die Rote Zora schneller als dieses Naturereignis waren. Aber ich befürchte, der Guss hat Hermann voll erwischt. Wir werden es später erfahren.

Am 20. und 21.7. gehts weiter. Sammy hilft tatkräftig beim Einbau der Schwabel in Egons Gespann, so dass am nächsten Tag nur noch wenige Kleinigkeiten zu erledigen sind. Als ich morgens in die Schrauberhalle komme, um mein Gespann weiter zusammenzubauen, ist Egon mit diesen Kleinigkeiten beschäftigt.

Die Schwabel ist schon eine durchdachte und robuste Konstruktion. Dennoch ist mir meine Motek-Schwinge lieber. Grund: Bei der Schwabel bleibt der Nachteil der verschleissenden Gabelteile und die mögliche Undichtigkeit der Simmerringe.

Ich baue jetzt mein Boot auf dem Velorexrahmen mit den abgeflexten Halterungen wieder auf. Auf die angeschellte VA-Platte kommt eine 10 mm dicke Gummiunterlage und das Boot wird mit 4 Schrauben M10 an dieser Platte befestigt. Auch der "Bullenfänger" wird an der VA-Platte verschraubt.

Jetzt sitzt das Boot wieder fest auf dem Velorexrahmen und der Kotflügel ist mit Gummiunterlagen und Schwingmetallen ebenfalls wieder befestigt.

Mein Silverstar Gespann sieht endlich wieder aus, wie ein Gespann aussehen muss. Ich rolle es zurück in meine eigene kleine Werkstatt und gehe an die Restarbeiten: Batterie rein, Sitz rein und die Elektrik anschliessen.

Aber ich komme nicht dazu, alle Arbeiten zu beenden. Carola und Frank aus Gransee treffen wie angekündigt auf dem Mücker Wohnmobil-Stellplatz ein und wir plaudern etliche Stunden mit den beiden über Urlaube, Motorräder, das Universum und alles mögliche. Das die beiden das Wohnmobil voller Weinflaschen haben, macht den Besuch noch angenehmer. Und das Stöffchen ist wirklich gut! Besuch aus dem MZ-Forum ist immer wieder schön.

 

 

Eine Tour in die freundliche Schwalm

Die letzten beiden Wochen bin ich jeden Tag mit dem ES-Gespann in die Firma gefahren, aber keinen Meter mit dem Silverstar-Gespann. Das geht natürlich nicht! Für den heutigen Samstag soll die erste Tageshäfte sonnig und heiss werden, am Nachmittag dagegen werden Gewitter erwartet. OK, nutze ich also die frühe Tageshälfte und starte um 9:00 zu einer 150 km-Tour  in die freundliche Schwalm.

Um 9:00 ist es noch angenehm kühl, der Rotax springt sofort an und los gehts. Kirtorfer Wald, Antrifttal – und schon bin ich im schönen Künstlerdorf Willingshausen. Dann grobe Rchtung Knüllgebirge, aber insgesamt lasse ich mich heute einfach treiben. Eine Stunde später, um Punkt 10:00, zeigt ein Thermometer bei Wincherode bereits 28 Grad an. Die angenehmen Temperaturen sind jetzt wohl vorbei, und die Öltemperatur des Rotax geht in Richtung 100 Grad. Das ist natürlich nicht zu viel, liegt aber doch ca. 10 Grad über dem, was sonst bei meinen Motoren üblich ist. In den kühleren Waldpassagen sinkt die Anzeige aber auch recht schnell wieder in Richtung 90 Grad. Das gefällt mir besser.

Überraschenderweise muss ich heute bereits nach 15 km ein Päuschen machen - die Pennälerblase meldet sich. Liegt bestimmt daran, dass ich mich kurz vor dem Start über meine neue Standluftpumpe geärgert habe: Das Mistding aus dem Pennymarkt ist der letzte Schrott, sieht aber hübsch aus. Zum Luftpumpen taugts allerdings überhaupt nicht.

Am Fusse des Knüllgebirges fahre ich etliche Kilometer auf dem Höhenrundwanderweg bis Wincherode. Auf dem knapp 2 m breiten Strässchen, dass ausschliesslich durch den Wald führt, bin ich 100% alleine.

Von Wincherode nach Nausis, den grösseren Ort Neukirchen lasse ich heute links liegen. In Nausis sehe ich ein grosses Freigehege voller Rehwild. Komme leider nicht nah genug heran.

Nach etlichen Kilometern durch die Ränder des Knülls drehe ich ab komme nach Schrecksbach. Die Kreisstrasse führt mich von Immichenhain nach Schrecksbach und dort direkt an das alte Schlösschen, das jetzt ein italienisches Restaurant mit Biergarten ist. Sehr hübsch.

Halte mich Richtung Heidelbach, um einen Blick auf das Geschäft vom ehemaligen Moto-Guzzi-Müller zu werfen. Aber da stehen nur Unmengen von Quads davor und so fahre ich ohne Stop weiter. Hier etwa endet auch landschaftlich die Schwalm und es beginnt der Vogelsberg - meine Wahlheimat.

Wenn ich schon mal in Heidelbach bin, kann ich auch nach langer Pause mal wieder einen Blick auf den Märchengarten mit den Izh-Motorrädern bei Eudorf werfen. Die Maschinen und Seitenwagen sind naturgemäss noch weiter zugewachsen als im letzten Jahr. Aber ich habe alle Bemühungen eingestellt, die Teilel zu bekommen - ich will die Motorräder nicht mehr.

Über Romrod gehts nach Ober-Breitenbach (hier der letzte Stop dort im Wald) und dann reisse ich noch etliche Vogelsberg-Kilometer im Feldatal und um Ullrichstein ab. Mittlerweile ist es tierisch heiss, das Gespannfahren strengt ein wenig an und nach 150 km drehe ich ab in Richtung Mücke. Jetzt wird noch geschraubt!

 

Probefahrt mit 135er Hinterreifen

Mit dem letzten Hinterreifen, einem Michelin Entenreifen 125 R 15, bin ich fast 12.000 km gefahren und 1 mm Profil hat der Reifen immer noch. Trotzdem habe ich gestern einen 135/80 R 15 Reifen auf die Felge ziehen lassen, einen Toyo 310. Heute gabs deshalb die erste  Probefahrt mit 135er Hinterreifen.

Ja, fast 12.00 km hat der Entenreifen gehalten. Das ist nicht schlecht und ich war durchaus zufrieden mit den Fahreigenschaften des Michelin – und das, obwohl es heisst, dass die Flanken dieses Reifen ein wenig zu weich sind. Stimmt zwar, aber bei meiner Blümchenpflückerfahrweise macht das nix. Dennoch steige ich jetzt um auf den Toyo 310 in 135/80 R 15. Hauptgrund ist die bessere Verfügbarkeit dieser Reifengrösse. Und dann der Preis! Den Toyo gabs für 39 Euro und damit ist er nur halb so teuer wie der Entenreifen, der offensichtlich bereits zu Oldtimerpreisen gehandelt wird.

Der Toyo 310 passt einwandfrei auf die Alufelge und in weiser Voraussicht hatte ich die Reifengrösse 135 R 15 bei der TÜV-Abnahme gleich mit eintragen lassen. In der Breite tun sich die beiden Pneus nicht viel, der 135er passt immer noch am Kettenschlauch und an der Bremsabstützung vorbei - wenn auch knapp.

Optisch kommt der Toyo gut rüber. Die Bezeichnung 135 /80 R 15 sagt, dass die Flankenhöhe des Reifens 80 % der Breite beträgt. Damit ist der Toyo im Durchmesser etwas grösser als der 125er Michelin und mein Tacho geht jetzt vielleicht nicht mehr ganz so falsch.

Auf 50 Vogelsberg-Kilometern spüre ich keinen Unterschied zwischen dem Michelin und dem neuen Toyo. Ist also OK so. Mal sehen, wie lange dieses Gummi hält. Vielleicht versuche ich als nächstes mal einen 135er Niederquerschnittsreifen. Aber dann muss das Gespann garantiert neu eingestellt werden. Vielleicht klappts ja im Rahmen der geplanten Tieferlegungsaktion: Das Velorexboot soll 5 cm runter.

 

Messerschmitt-Treffen in Oberschmitten

Zufällig stosse ich am Freitag abend im W650-Forum (in dem ich schon öfter gute Hinweise erhalten habe) auf die Ankündigung des Messerschmitt-Treffens in Nidda. Das ist ja nur 40 km entfernt und so ein Heimspiel kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Und daher heisst die Devise für den Samstag:  Nach Oberschmitten zu den Messerschmitten.

Oberschmitten ist ein Ortsteil von Nidda und der Messerschmitt-Club Deutschland hat diesen Ort offensichtlich wegen seines Namens gewählt: Die Affinität zum Namen Messerschmitt ist unverkennbar. Für dieses Wochenende war der Ortsname quasi umbenannt in Messerschmitten.
Die Anfahrt nach Nidda ist ja nun keine Herausforderung, obwohl ich mit der Route durchs Horlofftal schon einen Umweg gewählt habe. Aber ein paar Zusatzkilometer werde ich auf der Rückfahrt machen. Jetzt erstmal zu den Messerschmitt Kabinenrollern, in Fachkreisen auch Karos genannt.

Im Vergleich zu Gestern ist es deutlich wärmer, fast schon zu warm für meinen Geschmack. Durchs Horlofftal mit seinen dichten Wäldern ist das kein Problem, aber jetzt geht die Landschaft so langsam in den Wetteraukreis über, und da sind Waldstücke eher rar.

Kurz vor Ulfa sehe ich linker Hand den Ort Stornfels, hoch auf einer der letzten Bergkuppen des Vogelsberges gelegen. Sehr malerisch! Auf der Rückfahrt werde ich den Ort mal wieder anfahren und die Aussicht geniessen.

In Harb mache ich den Tank des Gespann noch einmal voll, um anschliessend die letzten 5 km bis Oberschmitten unter die 3 Räder zu nehmen. Im Ort angekommen folge ich einem blassblauen Karo, der mich direkt zum Platz des Treffens in der Nähe des Dorfgemeinschaftshauses führt. Erwartungsgemäss sind die meistem Karos unterwegs auf einer gemeinsamen Ausfahrt. Auffällig die hohe Zahl nobler Wohnmobile, mit denen viele der Karo-Eigner angereist sind. Die exklusiven Messerschmitten sind offensichtlich nur mit viel Geld zu bekommen und am Leben zu erhalten.

Als erstes fällt mir diese wunderbare Adler MB250 Sport mit den hochgelegten Schalldämpfern auf. Perfekt (zu perfekt?) restauriert, besser als damals aus dem Laden. Der Besitzer hat noch einen Messerschmitt, der im gleichen Farbton wie die Adler gehalten ist. Der ist allerdings gerade unterwegs auf dem alten Schottenring, wo heute das Training für das morgige Bergrennen stattfindet. Eventuell ein Ereignis, dass ich morgen mal besuchen könnte.

Drei Lastenmopeds aus Harsewinkel in Niedersachsen, die doch tatsächlich auf eigenen Rädern angereist sind. Das ist eine echte Leistung, denn mehr als 40-50 km/h dürfte mit den Dreirädern nichtmöglich sein. Respekt! Das blaue Moped war übrigens zu verkaufen: VB 2500 €.

Ein Teilehändler packt aus und neben jeder Menge Messerschmitteile holt er diesen PAV40 aus seinem LKW. Klar, sowas passt gut zu einem Messerschmitt Karo, aber natürlich noch besser zu einem Ostbock mit Seitenwagen. Überlege kurz, ob ich in Verhandlungen eintreten soll, aber dann lass ichs doch bleiben.

Jetzt komme ich zum ersten Karo, der vermutlich wegen leerer Batterie nicht an der Ausfahrt teilnimmt. Sind schon schnuckelige Kisten, aber eben sehr rar und teuer. Angeblich werden für restaurierungsbedürftige Kabinenroller schon um die 20.000 € hingelegt, für die vierrädrigen 500er Tiger sogar das doppelte. Das ist nicht meine Welt!

Für ein Kind der 50er Jahre ist so ein Karo innwendig gar nicht mal so spartanisch. Neben dem Tacho ist immerhin eine Uhr vorhanden und jede Menge Kontrolllämpchen. Das Lenkrad zeigt deutlich, wo der Karo herkommt: Aus dem Flugzeugbau.

Ein weiterer knallroter Messerschmitt aus Essen, dessen Besitzer im Schatten ihres Wohnmobils sitzen und sich bereits ein kühles Bierchen schmecken lassen.

Jetzt auf den Zeltplatz. Da stehen immerhin noch ein paar Karos herum. Insgesamt sind zu diesem Treffen 138 Messerschmitten angereist, eine stolze Zahl. Darunter übrigens 4 Tiger. Von denen sind aber alle unterwegs.

Plötzlich höre ich meinen Namen rufen und was sehe ich: Mein Schützenbruder Michael nebst Gattin Simone sind auf dem Platz. Die beiden habe ich lange nicht gesehen und so plaudern wir erst mal ein Stündchen. Dass Michael und Simone in Oberschmitten wohnen, wusste ich gar nicht. Nette Überraschung.

Ein besonders schön restaurierter Karo in eleganter Farbgebung und mit jeder Menge zeitgenössischen Utensilien ausgestattet: Spritzlappen, Gepäckträger, Nebelschlussleuchte .........

...... Fuchsschwanz, Doppelspiegel und Lampenschirmchen (Schlafaugen). Schöner kann ein Kabinenroller nicht aussehen. Am frühen Nachmittag verlasse ich den Platz wieder und werde noch ein paar Zusatzkilometer abeissen. Auf die Rückkehr der anderen 130 Karos will ich nicht warten, obwohl so eine Riesenherde sicher imposant daher kommt.

Am Ortsausgang von Oberschmitten steht diese NSU Maxi in einem Vorgarten und soll verkauft werden. 4500 € ist der Preis, was zwar viel Geld ist, aber angesichts des Zustandes seine Berechtigung hat. Aber nix für mich, ich ringe gerade wegen eines Awo-Sortiments mit mir.

Fahre zunächst eine Nebenstrecke zurück nach Ulfa und von dort aus suche ich einen Weg nach Stornfels. Tatsächlich gibt es einen sehr schönen direkten Weg und so schraube ich das Rotax-Gespann höher und höher bis in den Ort hinein.

Mit meinem Eisenschwein, dem ES 250/1-Gespann war ich schon ein paar mal hier oben und der kleine Zweitakter hat sich ordentlich dabei quälen müssen. Der Rotax hingegen nimmt die doch erhebliche Steigung kaum wahr.

Von Stornfels fahre ich durch den Wald abwärts nach Einartshausen, dass am Fusse des Berges liegt. Vor Ortbeginn gibts diesen Panoramablick und den geniesse ich einen Augenblick lang.

Stornfels und Einartshausen sind für mich die am schönsten gelegenen Orte des Vogelsberges. Insbesondere das hoch gelegen Stornfels hat einen besonderen Reiz für mich, kommt mir vor wie ein gut geschützter Adlerhorst.

Der Panoramablick hats wirklich in sich, was dieses Foto nicht so recht rüber bringt. Man sieht förmlich die Gletscher der Urzeit, die sich ihren Weg hier gebahnt und dabei dieses Tal erzeugt haben. Aber jetzt gehts weiter über Schotten zum alten Schottenring. Mal sehen, wo morgen das Bergrennen stattfindet.

Die Strecke ist aber schon abgesperrt und so zirkle ich ab in Richtung Altenhain. Fahre noch kurz in das Tal mit dem Petershainer Hof (bekannt für seine gewaltige Ziegenherde) und dem Jugendfreizeitheim. Dann noch 30 km planlos über Ullrichstein und das Feldatal gefahren und das war's für heute. Let's call it a day.