Messerschmitt-Treffen in Oberschmitten

Zufällig stosse ich am Freitag abend im W650-Forum (in dem ich schon öfter gute Hinweise erhalten habe) auf die Ankündigung des Messerschmitt-Treffens in Nidda. Das ist ja nur 40 km entfernt und so ein Heimspiel kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Und daher heisst die Devise für den Samstag:  Nach Oberschmitten zu den Messerschmitten.

Oberschmitten ist ein Ortsteil von Nidda und der Messerschmitt-Club Deutschland hat diesen Ort offensichtlich wegen seines Namens gewählt: Die Affinität zum Namen Messerschmitt ist unverkennbar. Für dieses Wochenende war der Ortsname quasi umbenannt in Messerschmitten.
Die Anfahrt nach Nidda ist ja nun keine Herausforderung, obwohl ich mit der Route durchs Horlofftal schon einen Umweg gewählt habe. Aber ein paar Zusatzkilometer werde ich auf der Rückfahrt machen. Jetzt erstmal zu den Messerschmitt Kabinenrollern, in Fachkreisen auch Karos genannt.

Im Vergleich zu Gestern ist es deutlich wärmer, fast schon zu warm für meinen Geschmack. Durchs Horlofftal mit seinen dichten Wäldern ist das kein Problem, aber jetzt geht die Landschaft so langsam in den Wetteraukreis über, und da sind Waldstücke eher rar.

Kurz vor Ulfa sehe ich linker Hand den Ort Stornfels, hoch auf einer der letzten Bergkuppen des Vogelsberges gelegen. Sehr malerisch! Auf der Rückfahrt werde ich den Ort mal wieder anfahren und die Aussicht geniessen.

In Harb mache ich den Tank des Gespann noch einmal voll, um anschliessend die letzten 5 km bis Oberschmitten unter die 3 Räder zu nehmen. Im Ort angekommen folge ich einem blassblauen Karo, der mich direkt zum Platz des Treffens in der Nähe des Dorfgemeinschaftshauses führt. Erwartungsgemäss sind die meistem Karos unterwegs auf einer gemeinsamen Ausfahrt. Auffällig die hohe Zahl nobler Wohnmobile, mit denen viele der Karo-Eigner angereist sind. Die exklusiven Messerschmitten sind offensichtlich nur mit viel Geld zu bekommen und am Leben zu erhalten.

Als erstes fällt mir diese wunderbare Adler MB250 Sport mit den hochgelegten Schalldämpfern auf. Perfekt (zu perfekt?) restauriert, besser als damals aus dem Laden. Der Besitzer hat noch einen Messerschmitt, der im gleichen Farbton wie die Adler gehalten ist. Der ist allerdings gerade unterwegs auf dem alten Schottenring, wo heute das Training für das morgige Bergrennen stattfindet. Eventuell ein Ereignis, dass ich morgen mal besuchen könnte.

Drei Lastenmopeds aus Harsewinkel in Niedersachsen, die doch tatsächlich auf eigenen Rädern angereist sind. Das ist eine echte Leistung, denn mehr als 40-50 km/h dürfte mit den Dreirädern nichtmöglich sein. Respekt! Das blaue Moped war übrigens zu verkaufen: VB 2500 €.

Ein Teilehändler packt aus und neben jeder Menge Messerschmitteile holt er diesen PAV40 aus seinem LKW. Klar, sowas passt gut zu einem Messerschmitt Karo, aber natürlich noch besser zu einem Ostbock mit Seitenwagen. Überlege kurz, ob ich in Verhandlungen eintreten soll, aber dann lass ichs doch bleiben.

Jetzt komme ich zum ersten Karo, der vermutlich wegen leerer Batterie nicht an der Ausfahrt teilnimmt. Sind schon schnuckelige Kisten, aber eben sehr rar und teuer. Angeblich werden für restaurierungsbedürftige Kabinenroller schon um die 20.000 € hingelegt, für die vierrädrigen 500er Tiger sogar das doppelte. Das ist nicht meine Welt!

Für ein Kind der 50er Jahre ist so ein Karo innwendig gar nicht mal so spartanisch. Neben dem Tacho ist immerhin eine Uhr vorhanden und jede Menge Kontrolllämpchen. Das Lenkrad zeigt deutlich, wo der Karo herkommt: Aus dem Flugzeugbau.

Ein weiterer knallroter Messerschmitt aus Essen, dessen Besitzer im Schatten ihres Wohnmobils sitzen und sich bereits ein kühles Bierchen schmecken lassen.

Jetzt auf den Zeltplatz. Da stehen immerhin noch ein paar Karos herum. Insgesamt sind zu diesem Treffen 138 Messerschmitten angereist, eine stolze Zahl. Darunter übrigens 4 Tiger. Von denen sind aber alle unterwegs.

Plötzlich höre ich meinen Namen rufen und was sehe ich: Mein Schützenbruder Michael nebst Gattin Simone sind auf dem Platz. Die beiden habe ich lange nicht gesehen und so plaudern wir erst mal ein Stündchen. Dass Michael und Simone in Oberschmitten wohnen, wusste ich gar nicht. Nette Überraschung.

Ein besonders schön restaurierter Karo in eleganter Farbgebung und mit jeder Menge zeitgenössischen Utensilien ausgestattet: Spritzlappen, Gepäckträger, Nebelschlussleuchte .........

...... Fuchsschwanz, Doppelspiegel und Lampenschirmchen (Schlafaugen). Schöner kann ein Kabinenroller nicht aussehen. Am frühen Nachmittag verlasse ich den Platz wieder und werde noch ein paar Zusatzkilometer abeissen. Auf die Rückkehr der anderen 130 Karos will ich nicht warten, obwohl so eine Riesenherde sicher imposant daher kommt.

Am Ortsausgang von Oberschmitten steht diese NSU Maxi in einem Vorgarten und soll verkauft werden. 4500 € ist der Preis, was zwar viel Geld ist, aber angesichts des Zustandes seine Berechtigung hat. Aber nix für mich, ich ringe gerade wegen eines Awo-Sortiments mit mir.

Fahre zunächst eine Nebenstrecke zurück nach Ulfa und von dort aus suche ich einen Weg nach Stornfels. Tatsächlich gibt es einen sehr schönen direkten Weg und so schraube ich das Rotax-Gespann höher und höher bis in den Ort hinein.

Mit meinem Eisenschwein, dem ES 250/1-Gespann war ich schon ein paar mal hier oben und der kleine Zweitakter hat sich ordentlich dabei quälen müssen. Der Rotax hingegen nimmt die doch erhebliche Steigung kaum wahr.

Von Stornfels fahre ich durch den Wald abwärts nach Einartshausen, dass am Fusse des Berges liegt. Vor Ortbeginn gibts diesen Panoramablick und den geniesse ich einen Augenblick lang.

Stornfels und Einartshausen sind für mich die am schönsten gelegenen Orte des Vogelsberges. Insbesondere das hoch gelegen Stornfels hat einen besonderen Reiz für mich, kommt mir vor wie ein gut geschützter Adlerhorst.

Der Panoramablick hats wirklich in sich, was dieses Foto nicht so recht rüber bringt. Man sieht förmlich die Gletscher der Urzeit, die sich ihren Weg hier gebahnt und dabei dieses Tal erzeugt haben. Aber jetzt gehts weiter über Schotten zum alten Schottenring. Mal sehen, wo morgen das Bergrennen stattfindet.

Die Strecke ist aber schon abgesperrt und so zirkle ich ab in Richtung Altenhain. Fahre noch kurz in das Tal mit dem Petershainer Hof (bekannt für seine gewaltige Ziegenherde) und dem Jugendfreizeitheim. Dann noch 30 km planlos über Ullrichstein und das Feldatal gefahren und das war's für heute. Let's call it a day.