Nachdem der Umbau meines Silverstar-Gespannes abgeschlossen ist, wird eine grössere Probefahrt geplant. Verbunden werden soll dies mit einer gemeinschaftlichen Ausfahrt, an der der vier Gespann teilnehmen sollen. Aber diese Aktion geht gründlich schief und wir erleben die chaotische Pannenausfahrt des Jahres.
Trotz ziemlich schlechter Wetterprognosen für den heutigen Samstag wird beschlossen, dass ab Mittag eine Gespannausfahrt mit unserem Gast Heiko aus Berlin, Ruth, Egon und meiner Wenigkeit stattfinden wird. Das bedeutet, dass 4 Gespanne, davon 3 Rotax-MZ, gemeinsam durch den Vogelsberg touren werden. Vorher werden ein paar kleinere Wartungsarbeiten an Heikos Silverstar-Gespann durchgeführt. Eine Fahrt mit vier Gespannen – das verspricht ziemlich viel Spass. Aber wie so oft kommt es anders, als man denkt: Vier Gespanne laufen aus – drei Gespanne kehren zurück.
Als ich um 9:30 die Schrauberhalle betrete, haben Egon und Heiko den Ölwechsel am Silverstar-Gespann bereits beendet. Zwar haben sie zum Ablassen des Öls die falsche Schraube am Rahmenrohr gelöst, aber naja, so gehts natürlich auch - wenngleich mit deutlich mehr Ölsauerei als nötig.
Aber die Wartungsarbeiten gehen weiter: Der Zahnriemen wird gewechselt und Egon zeigt Heiko, wie diese wichtige Arbeit korrekt durchgeführt wird. So soll es sein: Hilfe zur Selbsthilfe. Gerade wird die richtige Lage der Markierungen auf Kurbel- und Nockenwelle gezeigt.
Die schlecht sichtbaren Markierungen werden gelb (wie auch sonst) nachgezeichnet. Anschliessend trocknet Heiko die nassen Farbmarkierungen mit dem Fön. Nebenbei wird das gepflegte Haupthaar behandelt.
Die Wartung geht weiter: Bei der Kontrolle der Bremsbeläge stellt man fest, dass ein Kolben des Bremssattels extrem schwergängig ist. Also schnell den Sattel zerlegt und gängig gemacht.
Pünktlich nach Abschluss der Wartungsarbeiten setzt starker Regen ein. Dennoch sammeln sich die vier Gespanne und machen sich bereit. Aufgrund der Wetterlage wird beschlossen, sich westwärts zu halten - da soll das Wetter etwas besser sein.
Bereits nach 4 km gibts die erste Zwangspause: Die Scheibenbremse von Heikos Gespann wird extrem schwergängig und blockiert letztendlich das Vorderrad. Ursache: Die Einstellschraube an der Handbremspumpe wurde etwas zu stark vorgespannt. Egon muss einen 4er Inbus von zuhause holen, um das Problem zu beheben. Gleichzeitig greift die Bremse an Ruths Rotaxgespann ins Leere. Das ist nicht auf die Schnelle zu reparieren und so wird das Gespann zurück in die Schrauberhalle befahren und Ruth steigt zu Egon in den Seitenwagen.
Weiter geht die Reise, jetzt nur noch mit 3 Gespannen. Hinter Homberg höre ich in Linkskurven Schleifgeräusche vom SW-Rad. Beim Stop am Rondinchen geht das Gas nicht mehr zurück. Wir stellen fest, dass 1. der Kabelstrang von der hinteren Seitenwagenleuchte komplett durchgeschliffen ist und 2. der Gaszug aufgesplissen ist und in der Aussenhülle hängt. Na Bravo, das ist ja eine Jungfernfahrt nach Mass.
OK, einen Ersatz-Gaszug habe ich immer im Boot und wir wechseln den defekten Zug. Das durchgeschliffene Kabel lasse ich erstmal so. Habe zwar keine Beleuchtung mehr am Seitenwagen, aber dann werde ich eben in die Mitte genommen. Nach der Schrauberei am Rondinchen gönnen wir uns alle einen Augenblick die schöne Aussicht.
Während Egon und ich den Gaszug wechseln, telefoniert Heiko mit Berlin. Sein fieser Plan, während der Schrauberei unauffällig unsere Sitzbänke zu vertauschen, misslingt zum Glück.
Dank Reservezug und vorhandenem 3er Inbus ist mein Gespann schnell wieder fahrtüchtig. Bei der Aktion bemerken wir noch, dass ich vergessen habe, 2 Muttern der Kotflügelbefestigung anzuziehen. Schlampig, sehr schlampig.
Irgendwie haben jetzt alle die Lust an einer grösseren Tour verloren und wir beraten über den Fortgang des Tages. Der weise Entschluss des Grossen Rates lautet, nach Homberg in die Eisdiele zu fahren und einen Riesenpott Kaffe zu trinken und ein leckeres Eis zu verputzen. Aber auch das geht schief, denn die Homberger Eisdiele ist noch nicht wirklich geöffnet.
Egons altes Yamaha-Gespann ist heute die einzige Maschine, die von Pannen verschont bleibt - Respekt. Wir fahren jetzt nach Merlau in die neue Eisdiele. Und kaum sitzen wir dort überdacht und geschützt, kommt ein gewaltiger Regenguss nieder. Dann lernen wir noch 2 sehr sympathische Biker aus Paderborn und Erlangen kennen und haben genügend Gesprächsstoff für die nächste Stunde. Netter Ausklang eines misslungenen Tages.