Besser im Vogelsberg

Der schönste Tag im Oktober könnte dieser Sonntag werden. Fängt schon morgens gut an und wird danach immer besser. So gut, dass ich es um 12:30 nicht mehr aushalte, die Enfield anwerfe und mich auf den Weg mache – auf den Weg ins Amöneburger Becken. Hier verhält es sich wettertechnisch meist wie in der Wetterau: Einen Tick besser und wärmer als im Vogelsberg. Und vielleicht schaffe ich es heute, die Bullet zu treffen, die mir schon mehrfach rund um Amöneburg begegnet ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Zuerst zeige ich hier aber meine neue Lenkeruhr. Neben ein paar weiteren Motorradteilen und Computerzubehör habe die über eachbuyer.com direkt aus China gekauft – so quasi als Testballon. Die Preise sind jedenfalls unglaublich niedrig, und als nach knapp 3 Wochen das Paket eintrifft, bin ich überrascht über die gute Qualität speziell der Motorradteile. Auch diese Uhr ist prima verarbeitet und verchromt und sie funktioniert sogar. Aber das nur am Rande.

Also starte ich bei traumhaft schönem Wetter vom Rande des Vogelsberges und bis in den Wald hinter Deckenbach bleibt es auch so. Aber dann …..

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurz vorm Rondinchen, dem Tor ins Amöneburger Becken, liegt plötzlich richtig dichter Nebel über dem Land. Du siehst nichts von der Landschaft unter dir, die Straßen sind eklig feucht und es ist schlagartig kälter geworden.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Fast im Blindflug eiere ich die Kurven vom Rondinchen herunter nach Gontershausen, aber auch hier unten bleibt mir der Nebel erhalten. Kurz darauf klappt mein rechter Spiegel ein und ich muss die erste Pause aufgrund einer Reparatur an der Enfield einlegen. Gut, dass ich beide Toolboxen mit Werkzeug gefüllt habe, und natürlich sind auch 9er und 14er Schlüssel für die Reparatur des Highsider Spiegels dabei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch die folgenden Kilometer bleibt es vernebelt und von Amöneburg ist weit und breit nichts zu sehen. Also muss ich umdisponieren und halte mich erst einmal in Richtung Marburg. Und wahrhaftig hört der Nebel kurz vor Schröck auf und es ist wieder strahlend schön – wie im Vogelsberg. Da hätte doch gleich im Vogelsberg bleiben können.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Natürlich möchte ich nicht nach Marburg fahren und schwenke in Schröck in Richtung Ebsdorfergrund. Dabei komme ich zum ersten mal auf ein Sträßchen nach Mölln, an dem diese wirklich große Biogas-Anlage liegt. Beeindruckend, und ich glaube, dass ist eine der Anlagen, die von der Gemeinde Ebsdorfergrund betrieben wird. Der Errichter ist die Firma Weltec aus Vechta. Diese Art der alternativen Energie gefällt mir wesentlich besser, als die ungezügelt Aufstellung unzähliger Windräder, wie es im Vogelsberg der Fall ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Nun durchfahre ich den Ebsdorfergrund fast in seiner gesamten Länge. Am Steinbruch der Firma Nickel war ich das letzte mal mit der IZH Planeta und da hatte ich noch meine erste Enfield.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt wird erst einmal nur gefahren – Ebsdorfergrund, Rabenau, Giessener Land, Buseck und Reiskirchen. Die einzige Pause lege ich an diesem schönen Baum bei Climbach ein. Und wie unschwer zu erkennen ist, bin ich wieder mitten im besten Wetter.

Royal Enfield Bullet 500 ES

In Reiskirchen beschliesse ich, über Ettingshausen, Lauter, Ruppertsburg und Einartshausen in den Laubacher Wald zu fahren. Ich will sehen, was am Falltorhaus heute los ist. Und ganz nebenbei stoße ich dabei auf deutliche Spuren des Indian Summer. Nicht gewaltig, aber immerhin.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurzer Halt im Laubacher Wald – einfach, weil’s hier so hübsch ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Am Falltorhaus ist ordentlich was los, kein Wunder bei dem Traumwetter im Vogelsberg. Mit den beiden Herren unterhalte ich mich ausgiebig über Dieselmotoren und Treibstoffe – beide kennen sich sehr, sehr gut aus in dieser Materie.

V-Twins

Wahre Emanzipation: Bei diesem netten Paar fährt der Herr die leichte und schlanke Harley, eine Fortyeight, und die Dame die 400 kg schwere Indian Chief. Aber ehrlich: Ich kann die Aussage des Herrn gut nachvollziehen: „Die Indian ist mir zu schwer für den Vogelsberg“.

Als der Abend naht, beende ich meine kleine Reise mit der Enfield. 150 wunderbare Kilometer waren das heute und erneut hat mir die kleine Inderin viel Spaß bereitet.

Ein Irrtum

….. führt dazu, dass ich heute erneut mit einer Vespa unterwegs bin, diesmal mit der GTS, dem Automatik-Roller. Für mich steht fest, dass ich heute auf 2 Rädern unterwegs sein werde, aber das Wetter sieht so unsicher und immer nach Regen aus, dass ich aus Wetterschutzgründen den Roller nehme.

Und der Irrtum? Tja. das Wetter hält, es ist durchgängig etwa 15°C warm, kein Tropfen Regen erwischt mich – alles bestens. Da hätte ich doch gut die Enfield nehmen können.

Vespa GTS

Ich fahre ohne Ziel und ohne jede Aufgabe über Lich, Pohlheim, Schiffenberg und Giessen und halte nur ein einziges mal an – nämlich hier nahe der Flugplatzsiedlung. Und das auch nur, weil ich mir einbilde, ein bisschen was vom Indian Summer zu sehen.

Vespa GTS

Also mit viel gutem Willen sieht man tatsächlich ein paar rot und braun gefärbte Bäume. Nicht viel, aber mehr wirds wohl in diesem Jahr nicht werden. Und dann fahre ich etwas lustlos doch fast 100 km mit dem Automatik-Roller durch den Kreis Gießen. Eindeutig hätte ich mit der Enfield mehr Spaß gehabt, aber vielleicht wird das ja morgen was.

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Die grüne Cosa: Zurück auf die Strasse

Endlich ein Herbsttag, wie ich ihn mir wünsche! Eigentlich möchte ich ja gern einen Ausritt mit der Enfield unternehmen, aber die Pflicht sagt, dass eine ausgiebige Testfahrt mit der grünen Cosa gemacht werden muss. OK, so schlimm ist ein Schaltroller ja auch nicht und deshalb bin ich gegen 13:00 mit der Vespa unterwegs auf den Strassen des Vogelsberges.

Die grüne Cosa

One Kick only: So springt die Cosa an, dabei wollte ich nur den Motor einmal mit dem Kickstarter durchdrehen. Toll, und dann geht es hoch in Richtung Ulrichstein und Hoher Vogelsberg. Die ersten 15 km läuft alles bestens, geradezu perfekt, und so gönne ich uns eine kleine Pause mit Blick auf Ulrichstein.

Kaum fahre ich weiter, kommt mir tatsächlich eine wunderschöne Enfield EFI in lindgrün entgegen gebollert. Doch, ja, es gibt hier in der Gegend ein paar versteckte Inderinnen.

Die grüne Cosa

Nach etwa 25 Kilometern zeigen sich zwei Kleinigkeiten: Die Schaltung wird etwas hakeliger, wenn es in den ersten Gang geht und beim Gasaufziehen im mittleren Bereich gibt es manchmal einen klitzekleinen Verschlucker. Aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau, denn insgesamt lässt sich die Vespa prima fahren. Sie fährt, bremst, blinkt, hupt – alles gut. Und die Bordspannung ist auch mit vollem Licht immer bei 13,8 V.

Die grüne Cosa

So kurve ich Kilometer um Kilometer bei Traumwetter durch den Vogelsberg und muss wirklich zugeben, dass der Schaltroller Spaß macht. Ich fahre ja temporär mit dem 125 ccm Motor und anfangs scheint es mir, als wäre da fast kein Unterschied zum 200er Motor. Aber je höher es geht, um so mehr fehlen dann doch Hubraum und Leistung. Auf 90 km/h komme ich auf den Geraden dennoch. Hier, in der Nähe von Meiches, habe ich einen wunderbaren Blick in den Vogelsberg hinein.

Die grüne Cosa

Meine heutige Herbstkollektion ist für das Wetter genau richtig.

Die grüne Cosa

Natürlich besuche ich auch den Totenköppel bei Meiches, einfach nur, um einen kurzen Blick ins weite Land zu werfen.

Die grüne Cosa

Im Wald bei Köddingen fahre ich nach langer Zeit mal wieder zur Schwalmquelle. Donnerwetter, jetzt steht hier eine Informationstafel und es gibt Sitzgelegenheiten. Sehr schön.

Schwalmquelle

Und hier herunter geht es direkt zur Quelle.

Die grüne Cosa

Auf dieser Anhöhe in Richtung Stumpertenrod habe ich schon so manchen Blick auf das herbstliche Feldatal werfen können und Mitte Oktober sind wir normalerweise mitten im Indian Summer. Aber der alte Indianer lässt sich in diesem Jahr bitten und ich befürchte beinahe, dass die grünen Blätter fallen, bevor sie sich herbstlich verfärben. Das wäre schon schade.

Die grüne Cosa

Nach einer kurzen Kaffeepause in Ilsdorf nehme ich noch mal Anlauf und lege eine weitere Runde ein. Mittlerweile ist es 18:00, der Tag neigt sich und ein sanftes rosa legt sich über den Vogelsberg. Nach ca. 90 Kilometern beende ich die Testfahrt und bin recht zufrieden mit dem Schaltroller. Den Schaltzug werde ich noch ein wenig nachstellen und der Vergaser wird eine kleinere Leerlaufdüse bekommen. Aber nicht mehr an diesem Wochenende, das hat Zeit bis zu einem verregneten Herbsttag. Und der wird ganz sicher kommen.

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Die grüne Cosa: DelOrto SI 20/20

Das ist der Vergaser für die 125er Cosa, deren Motor ich ja in meine grüne Cosa temporär verbaut habe. Das habe ich jedenfalls bis heute geglaubt. Aber der Reihe nach:

Durch den Umbau der Cosa von Getrennt- auf Gemischschmierung ist eine um ca. 2% größere Hauptdüse notwendig – einfach wegen der 2% Öl, die jetzt dem Sprit beigemischt werden. Weil ich aber vergessen hab, ob ich diese Änderung schon gemacht habe, gehe ich an diesem regnerisch-kalten Herbsttag daran, dass zu überprüfen.

Ein bisschen heize ich die kleine Nebenwerkstatt auf und dann wird geschraubt.

Die grüne Cosa

Obwohl einiges entfernt werden muss, ist die Arbeit am Vergaser der Cosa nicht sooo schlimm – da bin ich größeren Kummer gewohnt. Dabei stelle ich fest, dass die Cosa einen DelOrto 24/24 eingebaut hat. Dieser Vergaser gehörte zwar zu dem kleinen 125 ccm Motor, ist aber falsch, denn da gehört ein 20/20H rein. Das kann jetzt natürlich mit der Bedüsung und Abstimmung lustig werden. Einen passenden Vergaser habe ich nämlich nicht und möchte eigentlich auch keinen kaufen.

Die grüne Cosa

Das ist zwar ein ordentliches Sortiment an Vergasern, aber es sind alles 24 mm Vergaser für den 200er Motor.

Die grüne Cosa

Gut, schraube ich erst mal alle Düsen raus, um, den Istzustand festzustellen. Was ich vorfinde ist eine 140er Hauptluftdüse, eine 48er Leerlaufdüse und eine 94er Hauptdüse.

Und das ist das Ergebnis meines Vergaserchecks:

Düse Größe SOLL Größe IST
Hauptluftdüse 140 140
Hauptdüse 83 94
Leerlaufdüse 42 48
Starterdüse 62 70

Bis auf die Hauptluftdüse stimmt also nichts mit der Standardbedüsung eines SI 20/20 überein. Aber durch den „falschen“ Vergasertyp werde ich wohl nicht so einfach mit der Faustregel 2% größere HD hinkommen.

Ich mache jetzt den ersten Schritt und ersetze die Hauptdüse durch eine 90er. Und dann werde ich wohl Testfahrten machen müssen.

Die grüne Cosa

Und schon wieder vertue ich mich bei der Identifizierung der Hauptdüse: Die sitzt nämlich nur gesteckt in der Hauptluftdüse und ist in meinem Fall sogar herausgefallen und liegt nur in ihrem Schacht. Zum Glück kann ich sie mit einer spitzen Nadel heraus bekommen, ohne den Vergaser komplett abzubauen. Hier sehen wir das kleine Düschen.

Das miese Wetter heute verhindert eine Testfahrt, aber natürlich schaue ich, ob und wie der Motor anspringt. Und das macht er sehr gut.

Und hier noch einmal der Istzustand der Bedüsung:

Hauptluftdüse: 140
Hauptdüse: 90
Leerlaufdüse: 48
Starterdüse: 70

Und ganz wichtig: Jetzt Schritt für Schritt vorgehen und jede Veränderung dokumentieren. Muss also auf besseres Wetter warten um zu sehen, wie meine Änderung sich auswirkt. Ab Freitag solls ja wärmer und schöner werden.

Schon besser

Heute gegen 14:00 fällt mir plötzlich auf, dass dies ein ganz netter Tag geworden ist: Ein bisschen sonnig, wenig Wind, zwar immer noch kalt, aber es fühlt sich nicht mehr so schrecklich an. Erneut verspricht wetter.de einen 100% regenfreien Tag und weil ich das glauben will, schnapp ich mir wieder die frisch geputzte Sportster und nehme Kurs auf die Wetterau.

Ab Nidda fahre ich gezielt bis dato unbekannte Nebensträsschen und das zahlt sich aus. So entdecke ich sehr schöne Ecken der Wetterau und bin mehr als einmal überrascht, wo ich dann irgendwann ankomme. Auf diese Art und Weise schlängele ich mich quasi hinten herum bis nach Friedberg.

1988er Sportster

Weil alles so schön läuft, lege ich keine Pausen ein und erst in Friedberg, wo ich aufs Burggelände fahre, zücke ich die Kamera. Bin lange nicht hier gewesen und es wird mal wieder Zeit für ein bisschen Geschichte.

1988er Sportster

Ausserhalb des Burgtores strömt der Verkehr vorbei, während es auf dem Burghof herrlich ruhig ist. Der einzige, der etwas Lärm verursacht, bin ich selber. Aber eigentlich ist die Sportster ja flüsterleise.

1988er Sportster

Heute schaue ich mir das gesamte Gelände etwas genauer an.

Burg Friedberg

Und ein wenig was für die Bildung tue ich auch.

1988er Sportster

Auf ähnlichen unbekannten Nebenstrecken ziehe ich weiter bis Rockenberg und Münzenberg. Die Sporty läuft heute aber auch besonders gut, was womöglich an dem Zusatz von Bactofin liegt, den ich dem Motor erstmalig gegönnt habe.

1988er Sportster

Dann ein Blick nach oben und wie bereits vorgestern sehe ich dunkle Wolken kommen. Sofort heißt es jetzt wieder Aufsitzen und ich versuche, eine andere Richtung zu nehmen als die Regenwolken. Puh, zum Glück klappt das heute.

1988er Sportster

Überraschenderweise führt die Flucht vor den schwarzen Wolken mich über Hungen und das Horlofftal zurück in den Vogelsberg – und da sind die Wolken dann endgültig abgehängt. Deshalb kann ich mir noch einen kleinen Abstecher zum Falltorhaus im Laubacher Wald leisten. Richtig viel los ist da natürlich auch nicht mehr.

Fat Bob & Victory

Die einzigen wirklich netten Kräder neben meiner alten Sportster sind diese Fat Bob und die Victory. Mit beiden Fahrern kann ich gute Gespräche führen und interessante Dinge erfahren.

Victory

Klar, speziell das Design der Victory muss man mögen, und wenngleich das nicht unbedingt mein Fall ist, finde ich die dicke und massive Maschine dennoch spannend. Zu meiner großen Überraschung ist alles, was nach Plastik aussieht, tatsächlich massives Metall.

Victory

Mit einem etwas flacheren Lenker und einer „normalen“ Lampe wäre das auch für mich ein prima Reisemotorrad. Auch der Sound, wenngleich nicht laut, ist sehr angenehm. Die Fat Bob dagegen hat einen Klappenauspuff und kann alles zwischen flüsterleise und gnadenlos laut.

Heute hat mir das Wetter sehr schöne 110 Meilen gegönnt, die auch richtig Spaß gemacht haben. Und ich glaube, ich werde noch ein richtiger Fan der Wetterau. Muss halt nur die vielen Bundesstraßen geschickt meiden.