Hinterherfahren

….. ist eigentlich nicht so unbedingt meine Sache, aber heute fahre ich dreimal hinter ungewöhnlichen Fahrzeugen her, und das ist durchaus amüsant.

Nachdem ich den gestrigen traumhaften Herbsttag in der Werkstatt verbracht habe, heisst es heute: Ab auf die Strasse. Gegen 13:00 ist es dermaßen unverschämt schön, dass ich die Sportster heraushole und mich in Richtung Wetterau in Bewegung setze. Klar bin ich ordentlich warm angezogen und das muss auch sein. Kälte beim Fahren kann ich nämlich überhaupt nicht gebrauchen.

HD Sportster

Die Sonne knallt so gnadenlos vom Himmel, dass es geradezu blendet. Beim Fahren ist das nicht ganz ungefährlich, also Obacht. Hier bin ich nahe Nidda und in wenigen Kilometern werde ich vor Ortenberg im Stau stehen: Hab vergessen, dass dort heute Kalter Markt ist. Und natürlich fahre ich locker am Stau vorbei und nehme eine Umleitung in Richtung Büdingen.

HD Sportster

In Büdingen fahre ich mitten durch die Altstadt und nehme einen schnelle Espresso zu mir. Während ich mit Blick auf die alte Stadtmauer mein Heißgetränk schlürfe …..

HD Sportster

….. fahren diese beiden Dreiräder vorbei. Die Dinger gefallen mir recht gut, besser jedenfalls als die typischen Trikes. Etwas später werde ich die beiden Maschinen bei Kefenrod eingeholt haben und bleibe etliche Kilometer hinter den beiden. Unschwer ist zu erkennen, dass die beiden Fahrer richtig Spaß haben und lahm sind die Dinger auch nicht gerade. In Kurven scheint damit sogar etwas Schräglage möglich zu sein, so wie bei einem Schwenker. Das war also meine erste Hinterherfahr-Aktion heute.

HD Sportster

Sogar dem Indian Summer begegne ich heute noch einmal, vermutlich aber zum letzten mal in diesem Jahr.

HD Sportster

Adieu für 2016, mein schöner, wenngleich kurzer Indian Summer. Nur wenig später stoße ich hier im Seemental auf eine Gruppe von vier Trikes, denen ich mich für ein paar Kilometer anschließe.

Falltorhaus

Über Grebenhain und Schotten fahre ich dann das Falltorhaus an. Bei diesem tollen Wetter und dann fast am letzten Tag des Oktobers muss hier der Teufel los sein. Und hier treffe ich auch auf die vier Trikes, denen ich im Seemental ein paar Meilen gefolgt bin. Das vordere Trike ist ein gewaltig ausladender Koreaner. Mit Trikes kann ich aber wenig anfangen, ganz im Gegensatz zu den Dreirädern vorher.

Falltorhaus

Tatsächlich haben sich wohl viele Saisonfahrer noch einmal auf den Weg gemacht..

Falltorhaus

Und diesen beiden alten 50 ccm Kreidlern bin ich ein Stückk auf der alten Rennstrecke hinterher gefahren. War wie früher: Der Geruch von Zweitaktöl und hochdrehende Motörchen. Und jetzt ist mir auch klar, warum die graue Kreidler kaum die 70 km/h erreicht hat: Es ist die 4,2 PS Viergang-Version.

Falltorhaus

Etliche der neuen 1200er Thruxtons sind heute hier. Kein Wunder, dass sich ein so schönes Motorrad schnell durchsetzt.

Falltorhaus

Und dann kommt sogar noch eine blaue Royal Enfield, hier am Falltorhaus wirklich nicht oft zu sehen. Und die Maschine hat schon 35.000 km auf dem Tacho. Den Fahrer treffe ich leider nicht.

Nach fast 100 Meilen bin ich dann wieder zu Hause. Zu keiner Zeit habe ich heute gefroren, und das hätte ich an diesem Morgen nicht für möglich gehalten. Es gibt sie also noch, die schönen Herbsttage.

Bremse I

Die Vorderradbremse der Enfield hat mich schon bei meiner ersten Inderin gestört. Die kriegt man zwar so eingestellt, dass die Wirkung einigermaßen ist, aber das Ding braucht immer Pflege, der Zug nimmt zu viel Bremswirkung weg, Du musst mit verschiedenen Belägen experimentieren – also es spricht nicht allzuviel für diese Bremse – bis auf die Optik natürlich.

Jetzt haben aber die letzte Ausführung der Bullet, die Electra und natürlich die EFIs alle Scheibenbremsen und ich beginne über einen Umbau nachzudenken. Dann erfahre ich von einem Umbausatz, denn die meisten namhaften Enfield-Schrauber verkauft und verbaut haben. Und so einen Umbausatz bekomme ich von Mr. Wooli geliefert, komplett mit passendem Vorderrad.

Mit diesem Bremsenkit beschäftige ich mich heute, weil ich seltsamerweise keine Lust zum Fahren habe.

Bullet Bremsenkit

Das Vorderrad hat ja (leider) keine Steckachse. Die Achse sitzt also fest mit den Lagern in der Nabe.Die Muttern auf beiden Achsstummeln haben identische Gewinde, aber unterschiedliche Schlüsselweiten: Auf der Bremsenseite 24 mm, auf der Seite mit dem Tachoantrieb 1 Zoll – seltsam.

Bullet Bremsenkit

Wenn ich beide Muttern normal anziehe, lässt sich das Rad schwer drehen. Das kann nicht sein und da muss ich nachschauen. Dabei stelle ich fest, dass unter dem Tachoantrieb das Distanzstück fehlt. Es dauert einen Augenblick, bis ich darauf komme, dieses Teil aus meinem alten Vorderrad auszubauen.

Bullet Bremsenkit

Die lange Seite der Achse mit 80 mm gehört auf die Seite mit dem Tachoantrieb.

Bullet Bremsenkit

Der kürzere Achsstummel mit 70 mm dann natürlich auf die Bremsseite. Weil die Achse raus musste, werde ich auch die Lager made in India gegen SKF-Lager tauschen. Für deren Einbau benötige ich aber Einziehwerkzeuge: Rohrstücke mit 39 mm Aussen- und 17,5 mm Innendurchmesser. Und davon zwei Stück, eines 70, das andere 80 mm lang. Hab ich natürlich nicht.

Also ist für heute Feierabend. Und ich sollte mir schon mal Gedanken über die mittlere linke Strebe für den Kotflügel machen. Die muss nämlich auch geändert werden. Und die indischen Passungen und Bohrungen benötigen fast alle ein wenig Nacharbeit.

Ja zum Schaltroller?

Diese Frage stellt sich mir gerade: Behalte ich meinen letzten Schaltroller, die grüne Cosa, oder soll ich sie billig verramschen – viel gibt es für die ungeliebte Cosa ja ohnehin nicht.

Natürlich habe ich die Cosa während der Schraubereien der letzten Monate richtig hassen gelernt. Keine Ahnung, wie oft mir Begriffe wie „italienische Mistbiene“, „Drecksroller“, „Höchststrafe“ und ähnliches heraus gerutscht sind – und dabei war immer die grüne Cosa gemeint. Andererseits hat uns das aber auch zusammen geschweisst und wer weiß, ob ich so eine Hassliebe nicht vielleicht sogar brauche.

Jedenfalls werde ich heute die Entscheidung pro oder contra Schaltroller treffen – aber später am Tage nach einer vielleicht letzten Probefahrt.

Zuerst schleppe ich mich nämlich mit meinem Kumpel Yello durch einen ausgesprochen unfreundlichen Morgen.

Leihhund Yello

Grauer Himmel, Kälte, eintönig braune Erde – hier kann ich zunächst nichts freundliches oder gar einen tollen Herbsttag erkennen.

Leihhund Yello

Dabei hätte ich schon am Verhalten von Yello erkennen müssen, dass aus diesem Tag noch etwas wird: Der Bursche ist gut gelaunt und bei genauem Hinsehen ist doch etwas vom bunten Herbst zu sehen.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Herbstmarkt in Ruppertenrod zerre ich dann die grüne Cosa aus der Werkstatt und gehe auf eine kleine Vogelsbergrunde.

Die grüne Cosa

Zuerst erleben wir einen kleinen Indian Summer in der Gemarkung Mücke.

Die grüne Cosa

Dann rollern wir auf Wirtschaftswegen in Richtung des Feldatals.

Die grüne Cosa

Auch im Raum Groß-Felda und Zeilbach bleiben wir den Nebenstrecken treu.

Die grüne Cosa

Eindeutig läuft die grüne Cosa mit dem kleinen 125 ccm Motor von mal zu mal besser. Heute fahren wir die gesamte Strecke von Ober-Ohmen bis Ulrichstein konstant über 80 km/h – und da geht es ordentlich bergauf. Sogar nach den Ortsdurchfahrten von Unter- und Oberseibertenrod erreichen wir die 80 wieder. Und bei der Abfahrt in Richtung Bobenhausen II erreicht der Tacho die 95 – dann nehme ich das Gas zurück. Nicht weil die Cosa fahrwerksseitig am Ende ist, nein, nein, das Cosa-Fahrwerk macht das locker mit. Aber ich will den kleinen Motor nach der langen Standzeit nicht überfordern.

Nach diesen 50 Kilometern steht mein Entschluß fest: Die grüne Cosa bleibt im Hause – erst einmal. Ein Zweitakter gehört einfach in jeden Haushalt und womit sonst soll ich meine Kurzstrecken- oder Einkaufsfahrten machen? Das wäre also geklärt. Zu Hause bekommt die Cosa dann auch ihre Ration Bactofin, damit die folgenden Standzeiten dem Tank und Vergaser nichts anhaben.

Endlich erwischt …..

…. habe ich den Indian Summer, und zwar am heutigen Sonntag. Zum Glück bleibt das Wetter heut trocken und sonnig, allerdings mit einstelligen Temperaturen auch recht frisch. Direkt nach dem Mittagessen kicke ich also die Enfield mit einem Tritt into live und schon geht’s los.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer zwischen Laubach und Lauter.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer unweit von Queckborn.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer in Richtung Ettingshausen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer nahe Lich.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Zwischenbemerkung: Ich bin für das kalte Wetter nicht schlecht gekleidet und es kommt zu keiner Zeit Gefröstel auf. Gewöhnen muss ich mich aber wie jedes Jahr an die Unbeweglichkeit in Winterklamotten. Ist aber nach 50 Kilometern vorbei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer bei Einartshausen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer nicht weit vom Nidda Stausee.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer auf der Anhöhe vor Wohnfeld. Hier wird mir klar, dass diese wunderbare Herbstepoche sehr, sehr bald beendet sein wird.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer im Laubacher Wald.

Ich fahre noch etliche Punkte an, an denen ich einen farbenprächtigen Indian Summer erwarte, werde jedoch mehrfach enttäuscht. Oft ist davon wenig bis nichts zu sehen und manchmal sieht ein Landstrich von weitem herrlich bunt aus, wird aber beim Näherkommen immer farbloser. So muss ich letztendlich froh sein, überhaupt noch ein paar schöne Plätze gefunden zu haben. Möglicherweise werde ich in der nächsten Zeit Bilder von Gerhard aus der Steiermark bekommen, auf denen ein richtiger Indian Summer zu sehen ist – schön wie in Kanada. Dagegen werden dann diese Bilder wie Schwarz-Weiß-Fotos wirken.

Nach knapp 150 Kilometern kriecht die Kälte dann doch langsam durch die Thermokleidung und ich beende diese kühle, aber dennoch wunderbare Herbstfahrt. Hoffentlich gibt es in diesem Jahr noch ein paar Tage wie diesen!

Ein grauer Morgen

Vom sonnigen Sonntag ist am frühen Montag nichts mehr zu sehen – alles grau in grau, dabei aber zum Glück nicht zu kalt. Und ich mache mich an so einem Tag auf an den Rand des Taunus, um einen guten Bekannten auf seiner letzten Reise auf den ewigen Pass zu begleiten.

Eichy war der erste Foristi, dem ich bei meinem allerersten Forums-Treffen begegnet bin. Später hat er mir den Enfield-Virus übertragen und über die Jahre haben wir uns viele male getroffen. Natürlich denke ich während der Reise an den Taunus an Eichy und ein fahrerisches Erlebnis findet so nicht statt. Aber was muss, das muss.

Nach der Beerdigung circle ich die Sportster durch das Rhein-Main-Gebiet zurück, was erstaunlich gut gelingt. Dabei komme ich durch Ortschaften an der Frankfurter Peripherie, deren Namen ich noch nie gehört habe.

Um auf andere Gedanken zu kommen besuche ich auf der Rückreise die Triumph-Filiale in Rosbach und schaue mir die neuen 1200er Bonnies und Thruxtons an.

Harley Davidson Sportster XLH

Als einziges Besucher-Motorrad parkt meine Sportster vor dem Glaspalast mit den Triumph Maschinen.

Triumph Thruxton

Die neuen 1200er Thruxton sind gegenüber den Vorgängern nochmal schöner geworden – und vermutlich auch besser. Die rote gefällt mir besonders gut, ähnelt sie doch stark meinem Wunschmotorrad, der Royal Enfield Continental GT.

Triumph Bonneville

Auch die Bonnies haben gewonnen, sowohl an Hubraum als auch an der Optik.

Triumph Thruxton

Ein Traum in British Racing Green.

Triumph Thruxton

Rot oder grün – wofür soll ich die geforderten 15 Riesen hinblättern?

Triumph Scrambler

Gegenüber den Bonnies und Thruxton fällt sogar der Scrambler etwas ab.

Harley Davidson Sportster XLH

Jetzt noch eben an Friedberg vorbei und dann habe ich den Moloch Rhein-Main und seinen Speckgürtel verlassen. An der ersten Gelegenheit gibt es ein Erinnerungsfoto von der Sportster in ihrer natürlichen Umgebung. Puh, also diese Großräume sind wirklich nix mehr für mich.