Ein Enduro-Event der besonderen Art

Keine Frage: In unserem Dunstkreis ist Reinhard für den sprunghaften Anstieg von Enduro-Motorrädern verantwortlich. Ich selbst bin zwar von jeher ein Freund dieser Motorrad-Gattung, aber eigentlich war in meinem zweiten Motorradleben nichts in dieser Richtung vorgesehen – bis ich eine Probefahrt auf Reinhards XL 350 gemacht habe. Naja, und jetzt schraube ich an meiner Suzuki DR 400 – aber das ist heute nicht das Thema. Das Thema ist vielmehr eine weitere Aktion, die die Verbreitung von Enduros und dabei speziell von Honda-Enduros betrifft.

Jedenfalls bin ich heute zu einem Ereignis geladen, bei der eine Honda XL 250 an Suse übergeben werden soll. Diese Honda wurde von Reinhard und Thomas beschafft, repariert und über die TÜV-Prüfung gebracht – und das einzig und allein zu dem Zweck, die Maschine als Geburtstags,- Weihnachts- und allgemeines Geschenk an Suse zu überreichen. Mein eigener Beitrag an der Aktion ist zwar eher gering, aber entgehen lassen kann ich mir das natürlich nicht. Also gehts gegen 14:30 ab nach Ilsdorf.

Seltsame Dinge tun sich in Ilsdorf – alles Vorbereitungen auf die große XL-Übergabe. Ich sehe gleißende Scheinwerfer, Kameraspektive, Zelte und mysteriöse Maschinen, deren Sinn sich mir nicht sogleich erschließt.

Aber ich sehe auch die XL 500 von Thomas, die heute frisch getüvt wurde – zusammen mit der XL für Suse. Ordentlich gekärchert steht die 500er ausgesprochen proper da.

Zusätzliche Zuschauer wurden geladen – aber Bernd, der Tierarzt, weiß nicht ganz genau, worum es hier und heute geht. Egal, er ist dabei.

Eine spezielle Präsentationskabine wurde zusammen mit einem großen Technikaufgebot auf die Beine gestellt. Fast könnte man meinen, dass hier die neue Ducati Pannigale dem staunenden Ilsdorfer Publikum vorgestellt werden soll.

Staunend erlebe ich als Vogelsberger Landpomeranze diese Vorbereitungen – aber klar, das ist dem heutigen Ereignis angemessen. Kleiner geht nicht!

Nur unwesentlich verspätet erscheint der Star des Tages: Suse ist eingetroffen. Ahnt sie zu diesem Zeitpunkt, was da auf sie zu kommt?

Die mühsam ausgearbeitete und vorbereitete Rede fällt dann doch sehr kurz aus. Grund: Suse weiß bereits Bescheid – ein nicht genannter redseliger Herr hat die Pläne zur Unzeit ausgeplaudert. Er konnte nicht anders 🙂

Nun wird das Allerheiligste betreten: Untermalt von Blitzen, Bühnennebel (biologisch abbaubar), getragenen Klängen des Ilsdorfer Mandolinenvereins und tosendem Applaus der geladen Gäste betritt Suse die Präsentationskabine.

Nachdem sich der Nebel ein wenig verzogen hat, ist die Honda XL 250 zu erkennen und Suse ist eine gewisse Freude über die schicke Enduro durchaus anzumerken. Beeindruckender kann die Pannigale-Vorstellung in Milano auch nicht gewesen sein.

Die Instruktoren Reinhard und Thomas erläutern die Startzeremonie eines Einzylinder-Viertakt-Motors: And now, Lady: Kick your big single into life.

OK, den ersten Start des kalten Motors erledigt Thomas, aber ab dann übernimmt Suse und bekommt den Einzylinder ohne Probleme zum Laufen.

Runde um Runde wird um den Hof gedreht und die Rundenzeiten werden immer besser. Während die übrigen Teilnehmer des Ereignisses vor der Kälte in die warme Wohnung und zu heißem Kaffee flüchten, verbringt Suse noch einen Augenblick bei ihrer Honda – allein und ungestört.

Kleinere Pannen sind trotz umfangreicher Vorbereitung manchmal unvermeidlich. In diesem Fall waren die Filmaufnahmen betroffen: Die installierten Kameras fielen aufgrund der Kälte und schwächlicher Batterien reihenweise aus. Und statt eines kompletten Dokumentarfilms sind lediglich die beiden folgenden kurzen Filmsequenzen heraus gekommen.


Das war’s dann für heute in Ilsdorf. Jetzt sind also bereits vier Enduros mit 250, 350, 400 und 500 ccm vorhanden, und damit kann die für dieses Jahr geplante Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze statt finden. Die ersten Details dieser Fahrt werden noch an diesem Nachmittag diskutiert. Wir sehen und hören uns bereits auf dem alten Kolonnenweg und rund um die ehemaligen Grenzanlagen mit den vier Eintöpfen das grüne Band befahren – blubb-blubb-blubb.

 

Jubiläum: Ein Jahr Yellow

Unglaublich, wie die Zeit vergeht: Heute jährt sich der Tag, an dem ich das erste mal mit Leihhund Yellow spazieren ging. Da war eine neue Nachbarin mit zwei Hunden eingezogen und im Gespräch hatte ich angeboten, ab und zu mit dem Hundchen auszugehen. Und das habe ich tatsächlich konsequent getan: Ein Jahr, 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage lang. Es waren sicher keine zwei Hände voll an Tagen, an denen der Spaziergang ausgefallen ist – und auch nur aufgrund von Dienstreisen oder familiärer Abwesenheit. Krankheit, schlechtes Wetter, keine Lust – all das waren keine Gründe, den gemeinsamen Gang abzusagen. Und ganz ehrlich: Jeden Tag mindestens eine Stunde unterwegs an frischer Luft ist gerade für einen Schreibtischtäter wie mich nicht die schlechteste Beschäftigung.

So erlebte ich Yellow auf unserem ersten Gang vor einem Jahr: Mit Maulkorb, Schleppleine, ängstlich und agressiv. Bei der Abholung fiel mich der Bursche erst einmal an und wollte zubeissen - was natürlich wegen des Maulkorbes schief ging. Aber bereits nach einer Stunde habe ich Yellow den Maulkorb abgenommen und seitdem sind wir grundsätzlich ohne unterwegs. Auf dem Bild sieht man dem Hund deutlich an, dass er sich nicht wohl fühlt, niemanden traut und dass er sehr unsicher ist.

Nun muß man wissen, dass Yellow kein „normaler“ Hund ist. Die Besitzerin hat ihn von einer Frankfurter Organisation bekommen, die Hunde aus Rumänien rettet und nach Deutschland holt. Was der kleine Kerl dort erlebt hat, weiß niemand – und ich glaube, dass will auch niemand wissen. Aber vor diesem Hintergrund ist sein Verhalten manchmal besser zu verstehen.

Natürlich haben wir in diesem gemeinsamen Jahr auch jede Menge Ärger miteinander gehabt. Zweimal hat Yellow nach Kindern gebissen und auch tatsächlich zugeschnappt – aber die Schuld dafür gebe ich mir selber. Ich hätte Yellow damals nicht solchen Stresssituationen aussetzen dürfen. Dann ist er mir einmal durchgebrannt – weniger schön, aber die Sache ging gut aus. Und in den ersten Monaten hat er jeden anderen Hund angefallen – oder zumindest an der Leine ein furchtbares Theater veranstaltet. Ein einziges mal musste ich ihm tatsächlich ordentlich eins verpassen, als er an der Leine ein unvorstellbares Spektakel begann. Und so richtig hören tut er auch nicht. OK, in 98% der Fälle kommt er mittlerweile auf Zuruf, was ich nicht so schlecht finde.

Inzwischen verträgt sich Yellow mit den meisten anderen Hunden und hat sogar einige richtige Spielkameraden gewonnen. Nach Katzen rennt er auch nicht mehr (immer) und überhaupt hat er in diesem Jahr einen Status erreicht, mit dem ich sehr zufrieden bin. Komm, Nein, Aus, Sitz, Platz – das soll reichen und weitere Kunststücke wollen wir gar nicht lernen.

Und das ist ein Bild von heute - man vergleiche es bitte mit dem Bild von vor einem Jahr. Yellow hat sich extrem verändert und wenn er will, kann er der perfekte Begleithund sein. Heute will er!

Seit geraumer Zeit wird Yellow auf jedem Spaziergang von der Leine gelassen, was ihn anfangs verunsichert hat. Mittlerweile geniesst er das aber und benimmt sich fast immer perfekt.

Wir feiern unser kleines Jubiläum mit einem großen Markknochen, den Yellow ruck zuck an einem unserer Lieblingsplätze, einem magischen Ort, verputzt. Hier haben wir vor einigen Monaten einmal die schöne Lupinda getroffen. Lupinda kommt aus Spanien und ist eine leicht übergewichtige Schönheit mit Spitz- und Schlittenhundanteilen. Leider ist es bisher bei diesem einzigen Zusammentreffen geblieben.

Heute dauert unser Gang nur 70 Minuten - das Wetter ist nicht so richtig einladend und ganz fit bin ich auch noch nicht. Aber schon morgen gibt es den nächsten gemeinsamen Spaziergang. Auf ein weiteres Jahr mit Yellow, dem rumänischen Leihhund.

Das aufsehenerregende Ereignis des Markknochen-Verzehrs wird für die Nachwelt dokumentiert.

 

 

Schon fast eine Enduro …

Weiter geht es heute mit kleineren Arbeiten an der DR 400. Im Moment arbeite ich ein wenig unstrukturiert – hier ein Handgriff, da eine kleine Schrauberei – keine Ahnung, warum das so ist. Aber irgendwann wird selbst aus einem solchen zerfaserten Geschraubsel ein fertiges Motorrad entstehen. So weit bin ich zwar noch nicht, aber immerhin ähnelt die Baustelle mehr und mehr einer 80er Jahre Enduro.

Zuerst jedoch werfe ich einen Blick in den Heizungsraum, wo etliche Motorradbatterien gehegt und gepflegt werden. Die schon recht alte Silverstar-Batterie (ein Bleiakku) ist zu meiner Überraschung wieder zu 100% voll geladen worden. Mal abwarten, wie gut sie bei den ersten Starts die Kapazität hält. Sollte das Ergebnis nicht zufrieden stellend sein, steht bereits ein passender Gelakku bereit. Den habe ich einmal geladen und der hält die Spannung bis jetzt ganz vorzüglich. Ist natürlich ohne Last auch keine Kunst. Die dritte, etwas kleinere Batterie, ist aus der Matchless. Die scheint noch sehr gut zu sein, hat aber auch durch den fehlenden Anlasser wenig zu leisten.

Der Vor- und Erstbesitzer hat die DR400 vorbildlich gepflegt. Selbst die Bremsnocken sind perfekt mit Kupferpaste bestrichen. Man bedenke: Die DR400 ist 30 Jahre alt. Immer wieder entdecke ich solche liebevollen Details an der Maschine.

Ich entferne jetzt die zerstörten Bauteile der Frontpartie und baue zunächst einen neuen Lenker und neue Blinker vorn an. Der Stopplichtschalter am Handbremshebel ist zerquetscht und so baue ich aus zwei Schaltern einen funktionsfähigen zusammen. Dabei springt mir dummerweise ein winziges Kupferplättchen aus der Hand und ward nicht mehr gefunden. Der Gasdrehgriff ist defekt und ein Gebrauchtteil aus einer älteren Suzi passt nicht. Muss also den kompletten alten Griff umbauen, aber der sieht ohnehin schöner aus: Er ist komplett aus Alu und noch kein Kunststoffteil. Und dann kommt schon mal das Vorderrad mit dem neuen Heidenau K60 front rein.

Jetzt wirkt die Frontpartie schon beinahe fertig. Ich weiß aber, dass es nicht so ist wie es scheint: Da ist noch jede Menge Arbeit. Aber man beachte den wunderbaren Gasdrehgriff mit Killschalter aus massivem Aluminium. Wenn ich den noch mit Elsterglanz behandelt habe .....

Nur für mein Ego werden mal kurz Tank und Sitzbank aufgelegt - und jetzt sieht meine Suzi plötzlich wie ein richtiges Motorrad aus. Leider entdecke ich dabei, dass der sonst gut erhaltene Tank an der Befestigung leicht undicht ist. Mist, hatte so gehofft, den Tank mit der originalen Lackierung nehmen zu können. Hilft nix, aber zum Glück habe ich ja weitere Tanks. Und einer ist gerade beim Polieren. So ein hochglänzender Alutank wird meiner DR sicher prima zu Gesicht stehen. Neben den LED-Blinkern ist jetzt auch das LED-Rücklicht angeschraubt - alles Maßnahmen, um die Verbraucherleistung drastisch nach unten zu bringen. Aber mit der Elektrik werde ich mich ohnehin noch intensiv beschäftigen müssen - jedoch heute nicht mehr.

Der gordische DR-Knoten

Dank meines ausgeprägten Jäger- und Sammler-Gens habe ich jetzt drei DR400 in der Werkstatt. Nach genauer Diagnose und nach Abwägen aller Kriterien ist mir jetzt klar: Die zuletzt geholte DR wird aufgebaut und die beiden anderen werden zerlegt und sollen als Ersatzteilträger dienen. Damit sollte es möglich sein, eine DR400 für den Rest meines Motorradlebens am Laufen zu halten.

Vielleicht schaffe ich es ja diesmal, die hübsche Suzi so lange zu behalten und nicht wieder zu verkaufen. Ja, ich glaube, das schaffe ich diesmal.

In diesem Nebenschuppen, der jetzt zum DR-Schuppen geworden ist, werde ich die beiden Teileträger zerlegen, die Ersatzteile aufarbeiten, katalogisieren und ordentlich und übersichtlich lagern. Im Moment stehen hier aber noch die beiden Maschinen in teilzerlegtem Zustand.

Nicht einmal zwei Stunden später ist zumindest eine DR quasi komplett zerlegt. Der Ausbau der Schwinge war recht mühsam und der Zustand der Schwingenlager katastrophal - obwohl es schon Nadellager waren. Die Ersatzteilregale beginnen,. sich zu füllen. Ein gutes Gefühl.

Leider weiß ich nichts über den Zustand dieses Motors - außer, dass er dreht und schaltet. Dicht scheint er auch zu sein. Werde mir den Ventiltrieb, Zylinder und die Lichtmaschine mal anschauen - irgendwann einmal.

Die Gabel macht einen sehr guten Eindruck, der Rahmen benötigt eine kleine Schweißung an der Fußrastenaufnahme und die Schwingenlagerung muß neu. Für mich wirklich erstaunlich, dass Suzuki bereits Ende der 70er Jahre Kegelrollenlager für den Steuerkopf und Nadellager für die Schwinge genommen hat.

Die zweite DR war ursprünglich für den Aufbau vorgesehen, aber zwei Enduros machen natürlich keinen Sinn. Verkaufen kommt aber auch nicht in Frage. Daher werde ich auch diese Suzi zerlegen - aber erst, wenn die dritte DR aufgebaut und zugelassen ist. Man weiß ja nie ..... Was ich aber weiß, ist, dass dieser Motor auf jeden Fall läuft. Sprang gut an und klang nicht übel.

Und diese dritte DR soll wieder auferstehen. Bis auf die Unfallschäden scheint alles in unglaublich gutem Zustand zu sein - und der Motor hat erst garantierte 15.000 km gelaufen. Der Vor- und gleichzeitig Erstbesitzer hat viele Dinge verbessert und sich unglaublich Mühe damit gegeben. Beispielsweise sind viele Schrauben durch leichte und hochfeste Aluschrauben ersetzt, etliche Anbauteile sind liebevoll mit Bohrungen zur Gewichtserleichterung versehen, die Auspuffanlage ist optimiert - und mal sehen, was ich noch so finden werde.

15.330 km - garantiert vom Vorbesitzer und absolut glaubhaft. Tacho, Drehzahlmesser, Lampenmaske, Blinker und Gasgriff sind beim Unfall zerstört worden, aber diese Teile habe ich alle in meinem Fundus.

Selbst die schwarze Lackierung des Motors ist noch in bestem Zustand. Der Kabelbaum ist original und da ist nichts verbastelt. Dennoch: Da werde ich dran gehen und versuchen, die DR auf 12 V Bordspannung umzubauen. Das hatte ich sofort vor und von diesem Gedanken bin ich nicht abzubringen. Vernünftiges Licht ist einfach ein Muss. Und dank des geballten Einsatzes von LED-Technik hoffe ich, das trotz der schwächlichen Lichtmaschine hinzu bekommen.

Doppelpack

Die Grippe will und will nicht weichen – und ich beginne, mich zu langweilen. Zum Schrauben zu schlapp, die Werkstatt zu kalt – was für ein lausiges Leben. Um mir ein wenig Stress zu machen, gibts heute nach dem Praxisbesuch keinen Spaziergang mit Yellow. Statt dessen schnapp ich mir Yellow und seinen Kumpel Laurent und verschwinde mit einem weissen Doppelpack hoch auf den Kratzberg.  Bisher waren die beiden Gangster zusammen noch immer für ein bisschen Trouble gut.

Auf dem Kratzberg weht ein starker Wind, es regnet ununterbrochen, die Wege und Wiesen sind matschig und verschlammt. Nachdem wir erst einmal den Kratzberg bezwungen und damit den Asphalt verlassen haben, sehen die beiden gepflegten Haushunde aus wie Schweine. Noch ist davon nichts zu sehen, aber in wenigen Minuten wird aus dem schicken Weiß ein schmuddeliges Grau.

Wue erwartet bieten mir die beiden einen unterhaltsamen Spaziergang, in den kurzzeitig auch zwei fremde Hunde eingebunden sind. Aber die beiden zierlichen Pinscher sind dem robusten Spiel meiner Gangster nicht lange gewachsen. Auf jeden Fall ist meine Stimmung nach dem Spaziergang deutlich besser.