Enfield: Mal eben den Ölabstreifer wechseln

Durch überzeugende Argumente im Enfield-Forum habe ich den Entschluss gefasst, meine Bullet ein klein wenig zu verbessern. Einige Massnahmen hat ja bereits der Vorbesitzer durchgeführt: Verstärkte Ölpumpen, Kopfüberholung und Vergaseroptimierung. Dann habe ich eine Trockenkupplung mit Zahnriemen eingebaut, die Boyer-Zündung und den OKO-Vergaser. Und am letzten Wochenende habe ich mich entschlossen, mal eben den Ölabstreifring wechseln.

Die Argumentation für den verbesserten Ölabstreifring (auch Tip-Top-Ring genannt) ist die, dass durch die bessere Abdichtung der Zylinderwand und in Kombination mit den verstärkten Ölpumpen das Wet-Sumping und auch die Nivea-Bildung wesentlich reduziert werden kann. Das hat mich überzeugt und deshalb habe ich mir den Tip-Top-Ring bei Flo Nytz besorgt. Der liegt jetzt schon längere Zeit bei mir herum und soll jetzt endlich montiert werden. Also ans Werk.

Der Zylinderkopf geht ganz gut herunter, der Zylinder zunächst nicht. Erst als ich die beiden Gehäuseschrauben am Zylinderhals löse, bekomme ich ihn herunter. Voila, meine Bullet ist gestript.

Dann die Kolbenringe und den originalen Ölabstreifer entfernt. Der Kolben sieht eigentlich recht ordentlich aus.

Aber was sehe ich da im Zylinder? Etliche lange Riefen über die halbe Laufbahn. Die Riefen sind nicht sonderlich tief, aber mit dem Fingernagel spürbar. Ich befürchte, das kann ich so nicht wieder zusammenbauen. Auch vom Kreuzschliff des Honens ist im Zylinder nichts zu erkennen. Mhhmmmm.....

Was bedeutet dieses Zeichen? Heisst es A0 und sagt aus, dass es sich um das Standard-Zylindermass handelt?

Auch hier eine 0. Also wahrscheinlich hat noch kein Schliff statt gefunden.

Gut sieht dagegen der Kopf aus: Federn, Schaft und Keile machen einen ordentlichen Eindruck.

Auch die Ventilteller gefallen mir gut. Aber klar, der Kopf ist ja auch erst im letzten Jahr bei Pig7 überholt worden. Hat noch der Vorbesitzer machen lassen.

Nochmal die Lauffläche des Zylinders, die mir so gar nicht gefällt: Kein sichtbarer Kreuzschliff und dann diese Riefen. Dazu brauche ich fachmännischen Rat.

Noch schnell rüber zu den Nachbarn und ein Schwätzchen gehalten. Die beiden überholen gerade ihre ohnehin schon fast perfekte Werkstatt. Da könnte ich schon neidisch werden.

Abschiedsfahrt mit der TS 250 ?

Die schöne TS habe ich dieses Jahr überhaupt noch nicht bewegt und auch die Fahrten im letzten Jahr waren nicht sehr häufig. Da ich gerade auf einer Welle der Vernunft reite und mich von einigen Motorrädern trenne (oder trennen will), findet sich in meinen Gedanken auch die TS auf dieser Liste. Aber fahren möchte ich sie vorher noch und deshalb schnappe ich mir an diesem Sonntag die Maschine zu einer mittäglichen Ausfahrt. Das Wetter ist OK, aber es soll laut Wetterbericht nicht lange halten und spätestens am Nachmittag wird der grosse Regen erwartet. Aber egal, wir fahren, denn womöglich ist das meine Abschiedsfahrt mit der TS.

Aber gemach, denn schon nach wenigen Kilometern ist mir klar: Das ist keine Abschiedsfahrt und diese TS 250/1 wird keineswegs verkauft. Die Maschine springt nach langer Pause auf den 2. Kick an und läuft so schön und ist derart handlich, dass ich jeden Gedanken an einen Verkauf aus meinem Gehirn streiche. Hatte wirklich vergessen, wie schön sich eine TS fährt. Also Schluss mit den Verkaufsgedanken! Da werde ich lieber meine Jawas und die kleine RT125 abgeben – und vielleicht sogar die DKW RT 75 S. Obwohl …..
Heute möchte ich über den Ebsdorfergrund ins Gladenbacher Bergland fahren und von dort aus über Wetter und den Burgwald weiträumig zurück. So ungefähr kann ich diese Planung auch umsetzen, aber eben nur ungefähr. Ein bisschen Treibenlassen gehört heute dazu. Und so ganz weit will ich ja auch nicht weg vom Vogelsberg: Der grosse Regen soll ganz sicher kommen.

Um eine besonders langweilige Route zu umgehen, fahre ich von Odenhausen durch den Wald, um dann in der Nähe von Fronhausen bereits im Marburger Umland zu landen. Dabei komme ich zwangsläufig an meinem Lieblingsschloss vorbei .......

..... und halte selbstverständlich kurz an. Auch meine schöne TS macht sich nämlich vor dieser Kulisse sehr gut. Und eindeutig ist die Landschaft um Schloss Friedelhausen wieder einen Tick grüner geworden.

Bei Sichertshausen verlasse ich den Wald um Schloss Friedelhausen wieder und schaue mir kurz die B3 an, die hier wie eine fette Autobahn ausgebaut ist und das gesamte Marburg-Giessener Gebiet zerschneidet.

 

Weiter gehts über Lohra ins Gladenbacher Bergland. Zwischen Kehna und Allna zirkele ich quasi im Blindflug durch die Gegend und habe keine Ahnung, wo exakt ich mich befinde. Das weiss ich erst wieder an der Wolfskapelle in Rüchenbach.

Zwei nette Kinder schauen interessiert, was ich an der Wolfskapelle mit meinem Fotoapperat so treibe. Die beiden sind so nett, dass ich sie ebenfalls ablichte. Die Kinder in meinem Wohnort Nieder-Ohmen sind zum grössten Teil von ganz anderem Kaliber: Kackfrech und rotzig. Das gibt mir dann doch den Glauben an das Gute in der Jugend zurück.

Hier in den Dörfern um Marburg und Gladenbach blüht etliches mehr als im kalten Vogelsberg. Stellenweise sind die Strassen jetzt nass - der angekündigte Regen kommt langsam hierher und seine ersten Ausläufer öffnen die Schleusen. Aber das macht mir überhaupt nichts aus - seltsamerweise fahre ich gerade mit der TS ganz gerne im Regen.

In Niederwalgern besuche ich das Gelände eines ehemaligen Saab-Händlers - mittlerweile geschlossen. Aber es stehen noch reichlich alte 9000er und 900er herum. Hier wollte ich mal Anfang der 80er Jahre einen Saab kaufen.

Ein Riesenkieswerk inmitten einer gigantischen Baustelle der B3. Diese Bundesstrasse hat sicher den Verkehr hier gut entlastet, aber die schöne Gegend teilweise arg verhunzt.

Bei TEC-Motors in Niederweimar will ich eigentlich vorbei fahren, aber da ist heute Tag der offenen Tür. Eine gute Gelegenheit für eine Bratwurst, und einen Blick auf die (für mich) hässlichen Yamaha- und Suzukimotorräder werfe ich dann doch. Mit meiner alten Emme bin ich hier ganz sicher ein Aussenseiter und Exot. Allerdings ...

... hängt bei TEC-Motors auch ein MZ-Schild im Schaufenster und der Laden bietet sogar eine gut gebrauchte 1000er mit diversen Umbauten an. Gefallen tut mir diese MZ aber nicht - leider.

Gut besucht ist die Veranstaltung auf jeden Fall, die Thüringer Bratwurst ist vorzüglich, nur entdecke ich so gut wie keine Maschinen, die mir gefallen.

Vielleicht diese MT03 - zwar nicht schön in meinen Augen, aber dennoch fasziniert mich dieser Single und SR-Nachfolger. Vermutlich eine tolle Fahrmaschine.

Früher mochte ich die Chopper und Cruiser von Yamaha und Suzuki recht gern, aber die heutigen schwülstigen Gebilde finde ich nur noch furchtbar. Wie schön war so eine gute alte 1400er Intruder dagegen.

Und seltsam: Halbwegs erträglich finde ich die neue Gladius, den Nachfolger der legendären SV650.

Selbst Ducati schafft es derzeit nicht mehr, wirklich schöne Motorräder zu bauen. Oder liegt es daran, dass ich alt werde und der Zahn der Zeit über meinen nostalgischen Geschmack hinweg gefegt ist?

Der Regen nimmt zu und ich mache mich auf den Rückweg. Die TS schnurrt, die Heidenau-Reifen packen auf den nassen Strassen griffig zu - eine rundum schöne Fahrt mit mehr als 150 km neigt sich dem Ende entgegen.

Ein letztes Foto heute zeigt Fahrer und Maschine in der Pose von Motorradwanderern. Dabei verleitet mich die handliche TS eigentlich weniger zum Wandern als vielmehr zu flotter Fahrt. Aber eines ist mir heute wirklich klar geworden: Die TS bleibt!!!

Im Angesicht der W800

Das Wetter heute soll nicht nur gut, sondern geradezu grandios werden. Während morgens noch die Nebel wabern, schraube ich ein wenig, dann gehts auf den obligatorischen 1-stündigen Hundespaziergang und dann, so gegen Mittag, starte ich das Gespann. Eigentlich möchte ich in die Wetterau, aber irgend etwas zwingt mich heute auf die Höhenlagen des Vogelsberges. Später erweisst sich das als eine gute Entscheidung, denn sie bringt mich ins Angesicht der W800.

Das bisschen Schrauberei am Morgen dreht sich hauptsächlich um eine Werkbank, mit der es aber eine besondere Bewandnis hat – doch dazu später. Auf dem folgenden Spaziergang mit Leihhund Yellow überfällt uns eine 8-köpfige Terroristengruppe – lauter Chiuahuas. Die kleinen Kläffer schaffen es aber tatsächlich, meinen rumänischen Helden ordentlich durcheinander zu bringen. Tja, und dann erst gehts aufs Gespann und wir schrauben uns Meter um Meter hoch in den Hohen Vogelsberg.

Die Werkbank ist unglaublich schwer und es braucht 3 Männer, sie in die Werkstatt zu bringen. Die letzten Nächte stand das alte Teil draussen im Regen und deshalb werfe ich den Heizstrahler an, um das Holz schneller trocken werden zu lassen. Das Besondere an dieser Werkbank ist .......

.... dass ich die im Jahre 1981 selber gebaut habe. Die Arbeitsplatte besteht aus einem unglaublich harten tropischen Holz und ist unverwüstlich. Ursprünglich war die Werkbank doppelt so lang, aber als wir 1987 umgezogen sind, habe ich sie aus Platzgründen halbiert. 2 Jahre später habe ich sie wegen eines erneuten Umzuges an einen Freund verschenkt. Der hat sie im letzten Jahr wiederum an Nachbar Egon weitergegeben und der hat sie mir heute zurück gegeben. Und so schliesst sich nach 30 Jahren mein Werkbankkreis.

Nachdem die Werkbank steht, schaue ich mir den Reservemotor meines ES-Gespannes etwas genauer an und entdecke einige böse Macken: Die Schaltwelle ist vergriesknaddelt, der Kickstarter vom Deckel abgebaut, die Kurbelwelle hat Luft - und das sind nur die ersten Schnelldiagnosen. Ich denke, ich werde diesen Motor wieder von Dirk Singer überholen lassen.

Aber jetzt aufs Gespann und über Altenhain und Götzen in Richtung Schotten. Bis zum Schottener Flughafen fahre ich ohne Pause und erst dort halte ich fotografisch die Schönheit des heutigen Tages fest. Rechts im Hintergrund ist bereits der Funkturm des Hoherodskopfes zu sehen.

Beim Kawasakihändler "Am Schottenring" ist Tag der offenen Tür und da halte ich natürlich kurz an. Der einzige Grund dafür ist .......

..... diese wunderbare W800. Zum ersten mal stehe ich direkt vor diesem meinem Traummotorrad - ohne durch eine Schaufensterscheibe von der Schönheit getrennt zu sein. Hätte ich doch nur die lausigen 8190 Euro übrig .....

Dann schraube ich mich weiter hoch in Richtung Herchenhainer Höhe. Dabei umrunde ich quasi den Hoherodskopf und sehe ihn jetzt von der anderen Seite.

Gut was los im Oldtimer Cafe an der Herchenhainer Höhe, was bei diesem Wetter nicht weiter erstaunlich ist.

Das in meinen Augen spektakulärste Motorrad heute ist diese Kawasaki (schon wieder!!) H2 750, die im Stil der 70er Jahre aufgepeppt ist. Der chromüberladene Renner gefällt mir extrem gut.

Dann halte ich mich ein wenig Richtung Main-Kinzig-Kreis, um anschliessend weiträumig wieder in den Vogelsberg zurück zu fahren. Eine letzte Rast gibts an der Karl-August Vieregge Anlage, wo ich bei schönem Ausblick völlige Ruhe geniesse.

Noch schnell den deutlich zu warm angezogenen Gespanntreiber aufs Bild gebracht und dann ab in Richtung Heimat. Am Ende werde ich knapp 150 km bei unglaublichem Frühlingswetter absolviert haben. Gut so, denn morgen soll es hier schon wieder regnen.

 

Ein Häuschen am Larbach

Kein Aprilscherz ist das ANgebot einer Arbeitskollegin, sich einmal ihr Häuschen anzuschauen – es soll nämlich verkauft werden. Es liegt in einem Grünberger Ortsteil, in dem wir schon einmal gewohnt haben, es liegt weiter ganz am Rande deas Vogelsberges und nicht wirklich weit von Mücke entfernt. Irgendwie ist das alles durchaus reizvoll und deshalb starte ich an diesem Freitag Nachmittag zu einer Besichtigungsfahrt für ein Häuschen am Larbach.

Das charmante an diesem Objekt ist, dass das Häuschen geografisch noch im Vogelsberg liegt, kommunalpolitisch jedoch zum Kreis Giessen gehört – eine für mich ideale Mischung. Damit würde ich quasi an den Rand der Zivilisation ziehen. Die Frage ist, ob das reicht oder ob es nicht besser wäre, sich direkt etwas in einem richtigen Städtchen zu suchen. Zur ersten Meinungsbildung starte ich zu einer kleinen Gespannfahrt in und durch den Ort Klein-Eichen.

Erste Überraschung: Ich weiss nicht mehr, welches dieser beiden kleinen Häuser zu verkaufen ist. Sicher ist, dass es sich um eines der Häuser handelt, die beide am Ortsrand stehen. Und nett sind sie beide.

Zunächst eine Runde durch den bekannten Ort - ein paar Jahre haben wir hier bereits verbracht und kennen natürlich noch einige Leute hier.

Nicht klären kann ich heute die Frage, ob es sich um dieses Häuschen handelt, zu dem nur ein kleiner Carport gehört .....

..... oder um dieses hier, zu dem immerhin ein recht grosser Holzschuppen gehört. Da werde ich nächste Woche noch einmal Rücksprache halten müssen. So rächt sich meine schlechte Vorbereitung.

Auf der Rückfahrt entdecke in Flensungen eine amerikanische Snackbar - ist mir vorher noch nie aufgefallen. Bin zwar nicht der erklärte Freund von amerikanischem Fastfood, aber trotzdem bekomme ich Lust, hier mal bei einem Kaffee draussen zu sitzen und die Szene zu beobachten.