Im Angesicht der W800

Das Wetter heute soll nicht nur gut, sondern geradezu grandios werden. Während morgens noch die Nebel wabern, schraube ich ein wenig, dann gehts auf den obligatorischen 1-stündigen Hundespaziergang und dann, so gegen Mittag, starte ich das Gespann. Eigentlich möchte ich in die Wetterau, aber irgend etwas zwingt mich heute auf die Höhenlagen des Vogelsberges. Später erweisst sich das als eine gute Entscheidung, denn sie bringt mich ins Angesicht der W800.

Das bisschen Schrauberei am Morgen dreht sich hauptsächlich um eine Werkbank, mit der es aber eine besondere Bewandnis hat – doch dazu später. Auf dem folgenden Spaziergang mit Leihhund Yellow überfällt uns eine 8-köpfige Terroristengruppe – lauter Chiuahuas. Die kleinen Kläffer schaffen es aber tatsächlich, meinen rumänischen Helden ordentlich durcheinander zu bringen. Tja, und dann erst gehts aufs Gespann und wir schrauben uns Meter um Meter hoch in den Hohen Vogelsberg.

Die Werkbank ist unglaublich schwer und es braucht 3 Männer, sie in die Werkstatt zu bringen. Die letzten Nächte stand das alte Teil draussen im Regen und deshalb werfe ich den Heizstrahler an, um das Holz schneller trocken werden zu lassen. Das Besondere an dieser Werkbank ist .......

.... dass ich die im Jahre 1981 selber gebaut habe. Die Arbeitsplatte besteht aus einem unglaublich harten tropischen Holz und ist unverwüstlich. Ursprünglich war die Werkbank doppelt so lang, aber als wir 1987 umgezogen sind, habe ich sie aus Platzgründen halbiert. 2 Jahre später habe ich sie wegen eines erneuten Umzuges an einen Freund verschenkt. Der hat sie im letzten Jahr wiederum an Nachbar Egon weitergegeben und der hat sie mir heute zurück gegeben. Und so schliesst sich nach 30 Jahren mein Werkbankkreis.

Nachdem die Werkbank steht, schaue ich mir den Reservemotor meines ES-Gespannes etwas genauer an und entdecke einige böse Macken: Die Schaltwelle ist vergriesknaddelt, der Kickstarter vom Deckel abgebaut, die Kurbelwelle hat Luft - und das sind nur die ersten Schnelldiagnosen. Ich denke, ich werde diesen Motor wieder von Dirk Singer überholen lassen.

Aber jetzt aufs Gespann und über Altenhain und Götzen in Richtung Schotten. Bis zum Schottener Flughafen fahre ich ohne Pause und erst dort halte ich fotografisch die Schönheit des heutigen Tages fest. Rechts im Hintergrund ist bereits der Funkturm des Hoherodskopfes zu sehen.

Beim Kawasakihändler "Am Schottenring" ist Tag der offenen Tür und da halte ich natürlich kurz an. Der einzige Grund dafür ist .......

..... diese wunderbare W800. Zum ersten mal stehe ich direkt vor diesem meinem Traummotorrad - ohne durch eine Schaufensterscheibe von der Schönheit getrennt zu sein. Hätte ich doch nur die lausigen 8190 Euro übrig .....

Dann schraube ich mich weiter hoch in Richtung Herchenhainer Höhe. Dabei umrunde ich quasi den Hoherodskopf und sehe ihn jetzt von der anderen Seite.

Gut was los im Oldtimer Cafe an der Herchenhainer Höhe, was bei diesem Wetter nicht weiter erstaunlich ist.

Das in meinen Augen spektakulärste Motorrad heute ist diese Kawasaki (schon wieder!!) H2 750, die im Stil der 70er Jahre aufgepeppt ist. Der chromüberladene Renner gefällt mir extrem gut.

Dann halte ich mich ein wenig Richtung Main-Kinzig-Kreis, um anschliessend weiträumig wieder in den Vogelsberg zurück zu fahren. Eine letzte Rast gibts an der Karl-August Vieregge Anlage, wo ich bei schönem Ausblick völlige Ruhe geniesse.

Noch schnell den deutlich zu warm angezogenen Gespanntreiber aufs Bild gebracht und dann ab in Richtung Heimat. Am Ende werde ich knapp 150 km bei unglaublichem Frühlingswetter absolviert haben. Gut so, denn morgen soll es hier schon wieder regnen.