Erster Besuch des Jahres 2011 am Oldtimer Cafe

Am Nachmittag ist es derart schön und warm, dass ich es nicht länger aushalte und zu einer weiteren Fahrt starte. Mit der Solo Silverstar will ich in den tiefen Vogelsberg, denn den ganzen Winter war ich nicht einmal im OTC. Aber vorher gehts auf einen langen Spaziergang mit dem Rumänen Yellow. Seit über sechs Wochen mache ich jetzt jeden, wirklich jeden Tag einen Spaziergang zwischen 60 und 90 Minuten – und das tut mir spürbar gut. Aber dann gehts aufs Motorrad, das muss einfach sein. Und es ist jetzt höchste Zeit für den ersten Besuch des Jahres 2011 am Oldtimer Cafe.

Seit der letzten Fahrt mit der Silverstar im Februar hatte ich das ungute Gefühl eines beginnenden Motorschadens am Rotax. Heute hingegen lief der gute alte Motor mit mitlerweile fast 60.000 km ohne Probleme und ohne besorgniserregende Geräusche. Allerdings spüre ich eine gewisse Schwäche, der 500er ist ein wenig lahm. So ganz richtig kann ich das noch nicht einschätzen, aber es bestätigt die Diagnose des österreichischen Motoren-Gurus Ferdl, der bereits im letzten Jahr ein Kolbenkippen bemerkt hat. Es scheint sich zu verdichten, dass mein Rotax seine besten Zeiten hinter sich  hat. Und dennoch macht er auch in diesem Stadium immer noch Spass.

Über Altenhain und Schotten gehts bei unglaublichem Kaiserwetter in Richtung Herrchenhainer Höhe.

Bei Sichenhausen bollert der Rotax die steile und lange Anhöhe hinauf. Von hier aus sind es nur noch Minuten bis zum Oldtimer Cafe.

Seltsam: Trotz des tollen Wetters ist am Oldtimer Cafe wenig los, Bekannte treffe ich auch keine und die anwesenden Motorräder sind für meinen Geschmack total laaangweilig. Deshalb bin ich nach wenigen Minuten schon wieder auf dem Rückweg.

Jetzt am Nachmittag wirds auch ruckzuck wieder kalt und immerhin liegt am Hoherodskopf noch immer ein wenig Schnee. Auf der Rückfahrt über Höckersdorf und Bobenhausen stelle ich mir diese Strecke auf einer 500er Gilera Saturno Bialbero vor .....

.... weil ich soeben so ein herrliches Motorrad aus Kiel angeboten bekommen habe. Da steht sie in ihrer vollen Schönheit, und wenngleich ich eigentlich kein Freund sportlicher Maschinen bin: Diese Gilera hat mich in ihren Bann gezogen. Mal sehen, was aus dieser Sache noch wird.

 

Eine kleine Gespannreise

Für das gesamte Wochenende ist ja wunderbares Frühlingswetter vorhergesagt und tatsächlich sieht es bereits um 8:00 ausgesprochen freundlich aus. Dennoch beginne ich den Tag mit ein paar Basteleien in der Werkstatt, um dann um 10:00 einen Auftrag der Gattin entgegenzunehmen: Ich soll ein Haus anschauen, und das versuche ich. Leider scheitere ich aber und so wird aus der Aktion eine kleine Gespannreise.

An der Ausführung meines Auftrages, nämlich der Begutachtung eines Häuschens, scheitere ich dummerweise. Die Beschreibung ist so unklar, dass ich das Haus in dem Gewusel von Gassen und Nebenstrassen einfach nicht finde. Da eine konkrete Adresse fehlt, gebe ich irgendwann auf und fahre einfach mal eben 80 km mit dem guten alten ES-Gespann durch die nähere Heimat. Auch schön!

Der Morgen beginnt jedoch damit, dass ich in meiner Werkstatt ein kleines Regal für spezielle Teile über der Werkbank montiere. Obwohl jede Menge Teile auf dem Regal Platz finden, wird das Chaos in der Werkstatt nicht wesentlich geringer.

Dann montiere ich ein Brett für Sonderwerkzeuge, wovon sich mittlerweile einiges angesammelt hat: Spezialwerkzeuge für MZ, IZH und Enfield finden hier ihren Platz.

Nach der erfolglosen Haussuche gehts ab in die Countryside. Dabei besuche ich Wasserwerke wie hier in Rüddingshausen .....

.... und alte Schlösser in Schweinsberg .....

.... oder auch schlampige Hochsitze im Homberger Umland .....

..... und auch frisch gepflügte Äcker, die mir sagen, dass der Winter wirklich vorbei ist.

Das Planeta-Gespann der Familie Schuchard aus Alsfeld

Reimund, Regina und Sohn Sven kenne ich schon lange, sehr lange. Mit Reimund habe ich schon Anfang der 80er Jahre eine Motorradreise nach Skandinavien gemacht. Auch wenn wir uns zwischendurch immer wieder mal für einige Jahre aus den Augen verloren haben, brach der Kontakt nie völlig zusammen.
Was letztendlich Reimund dazu gebracht hat, sich für eine Planeta zu interessieren, ist mir auch nicht völlig klar. Immerhin gibt es nicht viele Menschen, die dem besonderen Charme russischer Motorräder etwas abgewinnen können. Nun denn, sei es, wie es sei, im Jahre 2010 nimmt Reimund Kontakt zu Waldemar auf und bestellt ein Planeta-Gespann. Damit nimmt auch im Altkreis Alsfeld ein udmurtisches Drama seinen verhängnisvollen Lauf …….

Von Waldemar bekomme ich Bilder von der Planeta und dem Sputnik-Seitenwagen, die er aus Litauen für Reimund organisiert hat. Hier ein Foto, dass die leicht maroden Teile noch in Gifhorn zeigt. Aber schon bald wird die rote Pracht nach Alsfeld überführt werden.

Wochen später, der Winter ist endlich vorbei und ich besuche die Schuchards. Jetzt möchte ich das Planeta-Gespann live sehen. Reimund lüftet zuerst eine Plane im Hinterhof .....

.... und zeigt den Sputnik-Seitenwagen. Offensichtlich wurde hier noch kein Handschlag gemacht.

Anders bei der Zugmaschine! Die Planeta ist teilzerlegt, befindet sich aber noch in der destruktiven Phase der Restauration.

Beim nächsten Besuch platze ich in die Urlaubsvorbereitungen der Schuchards. Trotzdem bekomme ich meine Planeta noch schnell repariert und Reimund zeigt mir die überarbeitete Gabel seiner Planeta mit den neuen russischen Dichtungsringen. Nach dem Urlaub jedoch die schockierende Nachricht: Irgendwie ging die Lust an der Planeta verloren und es ist sogar von einem Verkauf die Rede.

Zum Glück gibt es drei Wochen später eine Entwarnung: Die moralische Talsohle ist durchschritten und der Aufbau Ost geht weiter. Als Beweis bekomme ich dieses Foto mit frisch geschliffenen und grundierten Planetateilen. Puh, Glück gehabt, bleibe ich also doch nicht der einzige IZH-Fahrer im Vogelsberg.

Ende September 2010 gibt es weitere (kleine) Fortschritte aus Berfa zu vermelden: Der Wiederaufbau geht weiter und der Fortschritt ist unverkennbar. Eindeutig: Die destruktive Phase ist beendet, jetzt ist der Blick nach vorn gerichtet. Ich könnte mir vorstellen, dass die Alsfelder Planeta noch in diesem Jahr wieder Töne von sich gibt.

 

 

 

 

Möglicherweise hat eine Infektion mit der udmurtischen Fingerschwellkrankheit grössere Fortschritte verhindert. Aber jeder Russenschrauber und auch der Hausarzt von Reimund weiss: Gegen diese Krankheit hilft nur exzessives Schrauben.

 

Kleine Schlösserrunde

Im  Januar und Februar wollte ich das Silverstar-Gespann nicht den völlig versalzten Strassen aussetzen, aber jetzt im März und nach ausgiebiger Schneepause sollte es gefahrlos gehen. Bereits gestern war das Wetter nicht schlecht, wenngleich noch verdammt kalt. Aber am heutigen Sonntag ist schon um 7:00 kein Raureif mehr auf den Wiesen zu sehen. Zuerst muss ich noch eine letzte Disziplin bei der Kreismeisterschaft schiessen, aber um 10:00 bin ich zurück und startklar. Habe keine speziellen Routenpläne, aber unterwegs entwickelt sich die Fahrt zur kleinen Schlösserrunde.

Trotz der langen Winterpause und nicht nachgeladener Batterie springt der Rotax ganz gut an – ich bekomme ihn sogar angekickt, und das ist bei kaltem Motor nicht immer einfach. Gestern gab es frische Luft auf alle Reifen und ein wenig Öl auf die Kette, der Lack wurde mit einem öligen Läppchen abgewischt und die Züge bekamen ein wenig Schmierung. Oh Mann, was tut das so gut, den Rotax nach drei Monaten mal wieder aus dem Lafranconi-Auspuff bollern zu hören. Nur schnell raus aus dem Ort, in dem schon überall die unseligen Faschingswagen durch die Strassen tuckern. Das ist nix für mich und ich rette mich vor dem Fasching erstmal in Richtung Westen.

Bei Weitershain schnalle ich die lausige Helmkamera um den Scheinwerfer, da ich erneut einige Filmversuche machen möchte. Diese billige Kamera liefert zwar keine tollen Ergebnisse, aber ich betrachte das nur als Übung für spätere Zeiten mit einer besseren Ausrüstung.

Strahlend blauer Himmel über der Autobahn - aber man lasse sich nicht täuschen: Es ist noch ganz schön frisch. Aufhalten kann mich das aber nicht und ich geniesse den Rotax sehr.

Der Tank ist ziemlich leer und ich laufe die einzige Tankstelle im Ebsdorfergrund an. Es ist diese kleine Tanke mit Schlosserei in Heskem - für mich die schönste Tankstelle weit und breit. Und die beschiss..... E10-Gemüsebrühe gibt es hier zum Glück auch noch nicht. Nur völlig verblödete oder eiskalt berechnende Lobbyisten können diesen Schwachsinn verzapft haben. Manchmal hab ich es so satt .....

Mal wieder ein Blick auf das hübsche Restaurant unterhalb der Burgruine Frauenberg. Den Aufstieg zur Ruine selbst erspare ich mir heute - ich will fahren. Dennoch rechne ich diesen Stop in meine Schlösserrunde mit ein.

Kleine Pinkelpause nahe Marburg in den Lahnbergen. Von hier wende ich mich weitläufig in Richtung Lollar.

Denn ich möchte auf jeden Fall einen Blick auf das herrlich neo-klassizistische Schloss Friedelhausen werfen. Hier ist es. Zu meinem Entsetzen dringt aus dem ehrwürdigen Gemäuer aber überlaute Faschingsmusik - eine menschliche Enttäuschung.

Wenn ich schon mal so nahe an Salzböden bin, werde ich auch einen Blick auf die beiden Mühlen dort werfen. Hier an der Schöne Mühle ist richtig was los und auf dem Innenhof sitzen etliche Besucher bei Kaffee und Kuchen in der Sonne. An diesem Ort werden Jürgen und ich in Kürze ebenfalls sitzen und unsere diesjährige Österreich-Tour planen. Freue mich schon darauf!

An der wesentlich grösseren Schmelzmühle hingegen ist fast gar nichts los. Das ist ungewöhnlich, aber womöglich hat diese Lokalität für dieses Jahr noch nicht offiziell eröffnet.

Dann folgt die immer wieder schöne Fahrt durch das Salzbödener Tal - 15 km ohne Ortschaft und ohne dass mir ein Fahrzeug entgegen kommt. Die Strasse allerdings ist nach jetzt 2 harten Wintern noch schlechter als sonst - Deutschland ist wahrhaftig eine Rumpelrepublik geworden. So hat's der ADAC beschrieben und es stimmt.

Von hier aus sehe ich die Burgen Gleiberg, Staufenberg und Vetzberg. Ich packe sie zu meiner heutigen virtuellen Schlössersammlung, fahre sie aber nicht an. Denn jetzt verschwindet die Sonne ein wenig und es wird empfindlich kalt.

Aber den Kawasaki-Händler Schadek in Ruttershausen fahre ich noch an, schliesslich möchte ich jetzt mal die neue W800 live sehen. Aber welch Enttäuschung: Es steht keine im Laden, lediglich ein Werbeposter prangt im Schaufenster.

Es scheint also zu stimmen, dass der Händler seine Vorführ-W800 direkt verkauft hat. Aber selbst auf dem Foto ist es ein herrliches Motorrad und ich kann mir auf dieser Basis ein tolles Gespann vorstellen. Am besten mit einem Watsonian-Boot. Naja, ich denke aber, ich bleibe doch bei meinem MZ-Ostböcken. Nach beinahe 150 km beende ich diese erste Rotax-Gespannfahrt des Jahres 2011 und drehe ab nach Mücke.

 

Die Welle der Vernunft

Nachdem gestern bereits die Junak abgeholt wurde, gab es heute noch mehr Luft in meinen Motorradhallen: Die beiden IZH Jupiter nebst vielen Teilen wurden abtransportiert in Richtung Westen. Das ist der Beweis: Ich reite weiterhin auf der der Welle der Vernunft.

Vereinbart war der Deal mit Jens ja schon länger, aber an diesem Samstag wurde das Jupiter-Kontingent auch abgeholt. Diese Gelegenheit wurde genutzt, auch gleich Sammies BMW wieder in Richtung Heimat zu transportieren – die hatte 2 Jahre lang Asyl im Vogelsberg erhalten. Nach dieser Aktion ist die Scheune – naja, leer ist sie noch nicht, aber etwas leerer. Die grosse Menge an Jawas und Jawateilen belegt noch einigen Raum. Das könnte meine nächste Verkaufsaktion auf der Welle der Vernunft werden.

Die Drei von der Transportgesellschaft - erstaunlich, wie gut die drei Motorräder auf den breiten Trailer passen. Das letzte Maschinchen flutschte gleitend wie ein gut eingeölter Kolbenbolzen auf den Hänger.

Nach erstaunlich kurzer Zeit ist so ziemlich alles verstaut und es geht zurück nach Westen. Aber zu einem späteren Zeitpunkt wird eine weitere Fuhre notwendig sein, denn der Seitenwagen und ein paar Motorradrahmen konnten heute nicht mitgenommen werden.