Eine kleine Betrachtung der russischen Ersatzteilphilosophie

Am Samstag Morgen erhalte ich eine Ersatzteillieferung für die Planeta. Als Westeuropäer bin ich anfangs ein ganz klein wenig schockiert über eine paar Dinge, aber nach etwas Überlegen wächst mein Verständnis für eine andere Sichtweise der Dinge. Und so folgt hier eine kleine Betrachtung der russischen Ersatzteilphilosophie.

Auch wenn ich es seit meiner Kindheit gewohnt bin, passende Ersatzteile in perfekter Qualität für alle Dinge des täglichen Lebens zu bekommen, verstehe ich plötzlich die andere Art. Ich gewöhne mich an den Gedanken, Teile zu bekommen, die eine gute Basis darstellen, jedoch nicht ohne individuelle Behandlung einsetzbar sind. Das bedingt natürlich, sich mit der Materie zu befassen und das zu reparierende Teil kennen zu lernen. Und dann bekommst Du ein völlig neues Gefühl für das Produkt. Du verstehst es und deine eigene Arbeit in Verbindung mit den Basisteilen ergibt – ein Qualitätsprodukt. Das passt natürlich nicht zu unserer westlichen Wegwerfmentalität, aber wer wie ich aus den 50er Jahren stammt oder wer den Mangel der ehemaligen DDR kennen gelernt hat, wird verstehen.

Ein Komplettsatz: Zylinder, Kolben, Ringe und Kolbenbolzen - und dennoch nicht direkt zu verwenden. Der Zylinder muss nachgeschliffen werden, das Stossspiel der Ringe stimmt nicht und der Kobenbolzen hat zu engen Sitz. Das bedeutet, dass ich mit allen Komponenten zu einem Motoreninstandsetzer gehen werde. Danach allerdings werden die Passungen perfekt sein - hoffe ich.

Innerer und äusserer Kupplungskorb: Auch hier geht ohne Nachbearbeitungs nichts. Wer das so einbaut, wird nicht lange Freude an der Kupplung haben. Das Lager im äusseren Kupplungskorb hakt und wird ausgetauscht. Und die Zähne werden ganz vorsichtigen Kontakt zu einer Rundfeile bekommen.

 

 

Eine verdammt kalte Probefahrt

Nach dem obligatorischen 1,5-stündigem Hundespaziergang am Morgen könnte ich doch eigentlich die gestrigen Wartungsarbeiten einmal testen. Und gleichzeitig mal prüfen, inwieweit ein Puschel am Mikrofon einer Kamera in der Lage ist, die Windgeräusche im Film zu eliminieren. Gesagt, getan: Schnell angezogen und dann rüber in die Motorradhalle. Es ist trockenes, ruhiges Winterwetter, aber auf dem Motorrad wird das trotzdem eine verdammt kalte Probefahrt.

Mit der billigen Helmkamera werde ich wieder mal ein Testfilmchen drehen – bin gespannt, ob der Mikrofonpuschel wirklich etwas bringt. Aber erst einmal starten: Das gute Eisenschwein springt wunderbar an, noch besser als sonst. Das schreibe ich dem neuen Benzinhahn mit vernünftigem Durchfluss und dem gereinigten Vergaser zu – vielleicht auch ein wenig dem grösseren Auspuff und dem jetzt endlich dichten Ansauggummi.
Bereits nach wenigen Metern spüre ich die Kälte, das Wetter ist lange nicht so angenehm, wie es aussieht. Die schneidende, trockene Kälte dringt in kürzester Zeit auch durch die dicksten Handschuhe. Die Lenkerstulpen sind natürlich auch wieder zu Hause geblieben, sie erschweren einfach zu stark die Bedienung der Hebel und Schalter. Meine Lösung gegen die kalten Hände ist, die Handschuhe ca. alle 20 Minuten gegen ein Ersatzpaar aus dem Seitenwagen zu wechseln. Damit bleibts so halbwegs erträglich.

Am Vortag hatte ich diese billige Helmkamera mit einem Mikrofonpuschel modifiziert. Für ein paar Euro habe ich ein Stück schalldurchlässiges Kunstfell und ein bisschen Klettband gekauft und an der Kamera befestigt. Und ich muss sagen: Es hat gewirkt! Eine einfache Massnahme mit hörbarem Ergebnis.

Diesmal wird die Helmkamera waagerecht am Scheinwerfer des EIsenschweins befestigt. Wenn das Puschel-Experiment glückt, werde ich die (etwas) bessere Kamera ebenfalls damit versehen und dann eine staible Kamerahalterung bauen. Hier, am Ortsausgang von Elpenrod, mache ich die Kamera scharf und fahre weiter. Später bemerke ich, dass ich nur einen kurzen Film aufgezeichnet habe, weil nach wenigen Minuten die Batterien leer waren. Die mögen auch keine Kälte.

Allein optisch ist es Gewinn, keinen verrosteten Auspuff mehr durch die Gegend zu fahren. Und es klingt auch etwas besser - nicht ganz so scheppernd.

Mein Lieblingsgebäude im Homberger Raum ist dieser alte Stall bei Wäldershausen. Könnte man sich auch als Wohnraum gut vorstellen .....

Das Gespann läuft prima, das Fahren macht Spass - aber die Kälte ist wirklich arg an diesem Tag. Dazu fällt mir ein, dass ich auch in diesem Winter wieder nicht die Thermobekleidung von Art-4-Function gekauft habe.

Alteisen aus Ost und West friedlich vereint an der alten Brücke zwischen Niedergemüden und Wäldershausen.

Das Resumee der Probefahrt: Die Maschine läuft mit dem neuen Auspuff besser. Im unteren Drehzahlbereich ist jetzt mehr Kraft vorhanden. Wir kommen an diversen Steigungen spürbar besser und einen Gang höher als sonst hoch. Ein guter Erfolg!

 

Auflösung des Wartungs-Staus

Heute solls zur Technorama nach Kassel gehen – aber in letzter Minute verliere ich die Lust daran und verbringe den Tag statt dessen in der Motorradhalle. Dort beschäftige ich mich endlich mal wieder mit dem ES 250/1 Gespann, denn das ist wirklich nötig. Bin jetzt vier Jahre nur gefahren und hab nur das allernötigste an Service und Wartung gemacht – ganz schlecht und auch eigentlich nicht meine Art. Auf jeden Fall komm ich heute aus dem Dilemma heraus und mir gelingt die Auflösung des Wartungs-Staus.

Der heutige Arbeitseinsatz soll die folgenden Probleme lösen: 1) Neuer Benzinhahn, nachdem ich bei der letzten Fahrt mit Benzinmangel liegen geblieben bin; 2) Reinigung von Luftfilter und Vergaser, dabei ein neues Gummi zum Ansauggeräuschdämpfer montieren und 3) den völlig maroden Auspuff gegen einen neuen Nachbau austauschen.
Scheint alles nicht so schlimm zu sein, aber bekanntlich liegt der Teufel im Detail und das zeigt sich auch heute wieder.

Benzinhahn austauschen ist eine Kleinigkeit - wenn alles passt. Aber von diesem italienischen Hahn passt das innere Sieb nicht durch die Tankbohrung, es ist schlicht zu dick. Nacharbeit ist also notwendig. Jetzt läuft wieder ein richtig satter Benzinstrahl in den Bing-Vergaser.

Der Auspuff hat jetzt bei mir 3 Winter überstanden, ist aber auch endgültig fertig. Offensichtlich auch schon ein Nachbau, hat er dennoch recht ordentlich gehalten. Der neue ist von GüSi und muss sich erst noch bewähren.

Mir war zwar klar, dass ich eine kurze Auspufftüte hatte, aber dieser Längenunterschied hat dennoch überrascht. Immerhin werden die Gase jetzt weit hinter dem Seitenwagen in Freie geblasen. Und Überraschung: Der neue Auspuff passt perfekt! Eine angenehme Überraschung. Übrigens haben auch die Ansauggummis von Güsi prima gepasst.

Ich finde ja, dass zu einer MZ so eine lange Tröte passt. Der Sound ist nicht wesentlich anders, trotz des grössen Resonanzkörpers. Auffälliger ist das nun geringere Ansauggeräusch: Das neue Gummi scheint wesentlich besser abzudichten und Nebenluft zu verhindern.

So, alles geschafft für Heute, einschliesslich einer kleinen Probefahrt. Jetzt wird noch die Junak aus dem Hintergrund der Halle nach vorn geholt. Grund: Am Dienstag kommt ein Besucher aus dem MZ-Forum, der sich für die Junak interessiert. Aber will ich den polnischen Eintopf wirklich verkaufen? Schon kommen die Zweifel wieder ....

 

Ein sonniger Februartag mit der Silverstar

So ein Tag wie heute gibt es selten im Februar – und weil ich sowieso etwas zu erledigen habe, nehme ich dazu meine Silverstar. Nach dem gestrigen Ölwechsel sollte der gute Rotax wieder bereit für weitere Kilometer sein und die leite ich ein an diesem sonnigen Februartag mit der Silverstar.
Aber Achtung: Der Bauernkalender droht mit Frost im März und April, wenn der Februar zu warm wird. Der Spruch lautet: „Wenn’s der Februar gnädig macht, bringt der Frühling Frost bei Nacht“.

So einen Tag habe ich im Februar lange nicht erlebt: Temperaturen um die 10 Grad, strahlend blauer Himmel und Sonne. Keine Frage, dass ich bei so einem Wetter das Auto stehen lasse und die notwendige Fahrt mit dem Motorrad durchführe. Und heute steht mir der Sinn auch ganz besonders nach einer Solofahrt mit einem Viertakter. Die Enfield ist nicht 100%ig einsatzbereit, die Junak ist sowieso noch nicht fertig – da bleibt eigentlich nur die Silverstar. Und nach dem gestrigen Ölwechsel ist sowieso eine kleine Testfahrt notwendig.

Bereits kurz vor Weitershain ist eine kurzer Halt notwendig, weil ich erneut einen Versuch mit der Helmkamera machen werde.

Am Helm kann ich das kleine Ding zwar nicht befestigen, aber mit einem dicken Gummi bapsche ich die Kamera an die Lampe. Später stelle ich allerdings fest, dass ich das Teil ein wenig schräg montiert habe und deshalb werden alle Aufnahmen schief - Mist!

Wenn ich durch Deckenbach komme, halte ich fast immer an diesem hübschen Gebäude ausserhalb des Ortes.

Später komme ich zum kleinen Flughafen bei Homberg - Motorradfahren und Fliegen passt einfach perfekt zusammen.

Der Antrifttal-Stausee präsentiert sich im schönsten Blau.

Aus dem Amöneburger Becken gehts dann hoch auf den Pickel - in die Altstadt von Amöneburg.

Ein wenig Hintergrundwissen zum Basaltmassiv der Amöneburg liefert diese lehrreiche Tafel.

Beim Abstieg vom "Pickel" zeigt sich das Amöneburger Becken sonnenbestrahlt von seiner schönsten Seite.

 

Kameramann auf dem ES-Gespann

Wie vorhergesagt wird das Wetter an diesem Februarsonntag sehr gut: Deutliche Plus-Temperaturen und dazu sogar Sonnenschein. Klar, dass es mich dabei nicht auf dem Sofa, vorm Computer oder in der Werkstatt hält. Dabei kann ich gleich die Aiptek-Videokamera ausprobieren und ein kleines Fahr-Video erstellen. Leider lief dabei so ziemlich alles schief, aber das weiss ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht: Daher freue ich mich auf mein Debut als  Kameramann auf dem ES-Gespann.

Trotz der Pannen beim Erstellen des Filmchens habe ich dieses ES-Gespann-Erstlingswerk bei YouTube eingestellt. Hier ist es!

Seit ich den Grossteil meiner Ostböcke in der Motorradhalle bei Egon stehen habe, ist die übliche Wegfahrprozedur in etwa so: Zuerst in meiner kleinen Werkstatt die Motorradklamotten anziehen und dann gestiefelt und gespornt rüber in die Halle. So ist es auch Heute. Dann versuche ich erst einmal, die Aiptek-Kamera mittels der speziellen Befestigungsschelle am Gespann zu befestigen. Der Haltebügel des Superelastik-Seitenwagen bietet sich dazu an. Aber schnell erkenne ich, dass die Schelle nicht mal ansatzweise fest wird: Sie verdreht sich ständig und so nimmt die Kamera natürlich eher den Himmel als die Strasse auf. Auch die Befestigung am Lenker direkt über der Riffelung bringt mich nicht weiter: Die Schelle ist leider der letzte Dreck und vermutlich nicht mal für ein Fahrrad ausreichend. So bin ich also beim Filmen unterwegs ständig damit beschäftigt, die Kamera wieder in eine geeignete Position zu bringen – sehr lästig und unfallträchtig.
Später, zu Hause, stelle ich dann fest, dass nur das erste Video überhaupt vernünftig aufgezeichnet wurde – alle anderen Videos wurden mit Dateigrösse 0 gespeichert – also nix drauf. Überhaupt nervt die Aiptek-Kamera mit etlichen Macken: Schlechte Verarbeitung, hoher Stromverbrauch des Akkus, bescheuertes Datenformat (ASF-Datei), erkennt keine Speicherkarten grösser 2 GB, schlechtes Mikro – dieses Teil kann ich keinesfalls empfehlen. Gut, dass ich mir dieses Billigteil nur mal eben geliehen habe. Kaufen werde ich die bestimmt nicht.

Die lausige Befestigungsschelle der Kamera erfordert permanentes Nachjustieren, was durchaus gefährlich und mindestens extrem lästig ist.

An der Schutzhütte drehe ich ein Mini-Video mit meiner Pentax-Digitalkamera - und das Ergebnis ist deutlich besser als mit der Aiptek.

Auf der Deckenbacher Anhöhe friemele ich erneut ein wenig mit der Kamera herum. Es passt zu diesem Tag, dass danach das Gespann nicht mehr anspringen will und ich mich um Funke und Spritversorgung kümmern muss. Ist aber erst das zweite mal, dass die gute ES mich hängen lässt, dass muss zu ihrer Ehrenrettung gesagt werden. Ich werds aber zum Anlass nehmen, mal einen kleinen Service mit Vergaserreinigung vorzunehmen.